Der Ort, an dem die Reise endet: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Ort, an dem die Reise endet: Roman' von Yvonne Adhiambo Owuor
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Inhaltsangabe zu "Der Ort, an dem die Reise endet: Roman"

Diskussionen zu "Der Ort, an dem die Reise endet: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:512
EAN:9783832198206

Rezensionen zu "Der Ort, an dem die Reise endet: Roman"

  1. Hitze und Staub

    Yvonne Adhiambo Owuor ist eine junge kenianische Schriftstellerin, die hier ihren ersten Roman vorlegt. Das ist bemerkenswert, da die einheimische afrikanische Stimme auf dem europäischen Buchmarkt noch selten ist. Doch wer könnte die Geschichte eines Landes und ihrer Menschen besser erzählen, als ein Kind der Nation.
    Odidi Oganda, ein hoffnungsvoller, begabter Student wird auf den Straßen Nairobis erschossen. Zur Beerdigung reist auch seine Schwester Ajani, die als Künstlerin in Brasilien lebt und Heimat und Familie den Rücken kehrte, zurück. Zusammen mit ihrem Vater will sie den Leichnam zur Bestattung auf die alte Familienfarm im Norden Kenias überführen. Dort brechen in der spannungsgeladenen, von Trauer und Hoffnungslosigkeit überschatteten Atmosphäre viele verdrängte Konflikte auf. Die Zerrissenheit der Familie ist ein Spiegel der Zerrissenheit des Landes, das nach dem Befreiungskampf gegen die Kolonialmacht nur kurze Zeit einen hoffnungsvollen Aufbruch erlebte, aber sich bald in Korruption, Machtkämpfen und Gewalt verlor.
    Als ein Engländer auftaucht, der nach der Geschichte seines Vaters sucht, wirkt er wie ein Katalysator.
    Owuors Erzählstil erinnert an die orale Tradition des afrikanischen Kontinents, sie schreibt genau, wie gesprochen wird. Die Geschichte wird immer wieder durch Abschweifungen und Rückblenden unterbrochen. Es ist keine stringente Erzählweise, es gibt keinen Handlungsstrang, der wie ein roter Faden durch die Geschichte führt. Es bleibt dem Leser überlassen, die Abschnitte einzuordnen, sich den Figuren zu nähern. Es ist nichts, wie es anfangs scheint. Die Sprache ist farbig, sie ist schnell. Sie erinnerte mich an die Kakaphonie auf einem afrikanischen Markt, man muss sich konzentrieren, die wichtige Erzählstimme zu finden. Wer sich darauf einlässt, wird durch einen außergewöhnlichen, kraftvollen Roman belohnt, der einen Eindruck des künstlerischen Potential eines Kontinents hinterlässt.
    Es ist mutig und innovativ, dass der Dumont Verlag die Autorin in Deutschland vorstellt und die kenianische Literatur einem breiteren Publikom vorstellt.

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