Der Nebel von gestern

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Nebel von gestern' von Padura, Leonardo
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Nebel von gestern"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:384
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "Der Nebel von gestern"

  1. 5
    27. Mai 2020 

    Wie verschwand Violeta del Rio?

    Mario Conte ist ehemaliger Kommissar in Havanna, der vor Jahren den Polizeidienst quittierte aus Unzufriedenheit über die Entwicklungen, die das Land und damit auch sein Job nahmen. Heute lebt er als Bücherantiquar mehr schlecht als recht in Havanna, immer auf der Suche nach interessanten Büchern, die in den so zahlreichen verfallenden Stadtvillen Havannas vor sich hinstehen und den Besitzern bisher noch nicht zur Aufbesserung der mageren Einkommensverhältnisse verholfen haben. Durch Zufall macht er dabei einen großen Fang und entdeckt eine sagenhaft umfangreiche und reiche Bibliothek, die so viele Jahre lang unverkäuflich schien. Jetzt aber sind ihre Besitzer zum Verkauf bereit und Mario nimmt mit Sensibilität und Rücksicht auf nationale Schätze einen Teil der Bücher ab. Die Bewahrung des Kulturerbes Kubas ist ihm dabei immer sehr wichtig, denn er weiß sehr wohl: Diese Bücher sind so wertvoll, dass ihre Käufer nicht aus Kuba stammen werden sondern aus dem Kreis der vielen Ausgewanderten, die in der Ferne ihr Glück und eben den Reichtum machen konnten, den die Zurückgebliebenen nie in der Lage waren zu erarbeiten.
    In einem der Bücher entdeckt Mario einen alten Zeitschriftenartikel über eine Barsängerin im Havanna der so pulsierenden vorrevolutionären 50er Jahre. Es handelt sich dabei um Violeta del Rio, die einen sagenhaften Aufstieg in der Musikwelt Havannas zu dieser Zeit hinlegte, um dann aber gleich wieder wie vom Erdboden verschluckt zu verschwinden und nie wieder zu singen. Mario ist von diesem Schicksal und dieser Figur fasziniert und auf eine Weise angezogen, die er sich selbst nicht erklären kann. Steckt dahinter vielleicht die Faszination, die auch sein Vater wohl für diese Frau zeigte? Mario findet sich wieder in seiner früheren Rolle als Polizist und beginnt zu ermitteln, was mit Violeta damals geschah. Dabei pflastert nicht nur eine Leiche seinen Weg, sondern auch viele intensive Ausflüge in die Historie und die historischen Viertel Kubas, auf die ihn der Leser mit neugierigem Blick begleiten kann. Und so wird das Buch nicht nur zu einem Krimi, sondern auch zu einem Roman, aus dem der Leser ungemein viel über das moderne Kuba genauso wie über das Kuba der 50er Jahre erfahren kann.
    Mein Fazit:
    Diese Mischung aus Krimi-Story und gesellschaftlichem Roman mit historischem Hintergrund hat mich begeistert. Leonardo Padura schafft mit treffender Sprache und lebendigem Romanpersonal ein atmosphärisches Bild von Kuba, das bunt, lebendig und gleichzeitig arm und zerfallen ist.
    Mario Conte ist der Held noch weiterer Bücher von Padura. Sie werden irgendwann und irgendwie wohl mal auf meinem SUB landen.
    Ich gebe dem Roman 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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