Der Mongole - Das Grab in der Steppe

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Mongole - Das Grab in der Steppe' von Ian Manook
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Mongole - Das Grab in der Steppe"

Kommissar Yeruldelgger hat selten gute Tage, aber heute ist ein besonders schlechter: Erst wird in der mongolischen Steppe die Leiche eines kleinen Mädchens gefunden, tief in der Erde vergraben auf seinem Dreirad. Kurz danach entdeckt man in der Hauptstadt die entstellten Leichen chinesischer Geschäftsleute. Zwei Fälle, die Kommissar Yeruldelgger vor ein Rätsel stellen. Er ahnt noch nicht, dass die Verbrechen zusammenhängen. Und dass sie Teil eines perfiden Plans sind, der Jahre zuvor sein Leben fast zerstört hat – und ihm jetzt das wenige zu nehmen droht, das ihm noch geblieben ist ...

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:640
EAN:9783764506056

Rezensionen zu "Der Mongole - Das Grab in der Steppe"

  1. Mongolische Rache

    Ein kleines Mädchen liegt verscharrt in der einsamen mongolischen Steppe. Gleichzeitig werden in der Hauptstadt Ulaanbaatar drei Chinesen tot aufgefunden. Die Geschäftsleute wurden äußerst brutal gefoltert massakriert und hingerichtet. Kommissar Yeruldelgger, seine Ermittlerin Oyun und weitere Kollegen werden mit den beiden Fällen betraut. Nach und nach stellt sich ein Zusammenhang heraus. Sämtliche Spuren führen in Yeruldeggers unglückliche Vergangenheit.
    Der französische Autor, der unter dem Pseudonym Ian Manook auftritt, legt hier den ersten Band einer Kriminalromanreihe an einem ungewöhnlichen Schauplatz vor, der Mongolei. Sein Protagonist Yeruldelgger ist „der Mongole“.
    Yerudlelgger ist ein unglücklicher Mann, vor vielen Jahren hat er seine kleine Tochter und seine Ehefrau verloren. Seit dem Fund des kleinen toten Mädchens stürzen diese Ereignisse wieder auf ihn ein. Der Fall zehrt an seiner Substanz, droht ihm jeden zu nehmen, der für ihn noch Bedeutung hat. Sein Jähzorn und Kontrollverlust führt dazu, dass er suspendiert wird.
    „Man hat dir deinen Dienstausweis abgenommen, man hat dir deine Dienstwaffe abgenommen, du hast Zeugen misshandelt, die chinesische Botschaft verlangt, dass du abgezogen wirst, du hast auf einen Zivilisten geschossen: Willst du ernsthaft behaupten, dass alles glattläuft?“
    So stürzt sich Yeruldelgger in einen ganz persönlichen Rachefeldzug und übersieht dabei, dass er auch ihm wohlgesonnene Personen mitzieht in einen Strudel von Gewalt, Aggression, Korruption und Machtgier. Der Autor ist wahrlich nicht sehr freundlich zu seinem Personal, gleich auf welcher Seite des Gesetzes die Personen stehen. Gut und Böse, richtig und falsch ist in Yeruldelggers Universum sowieso nicht mehr klar umgrenzt.
    So karg und pittoresk die mongolischen Landschaften, so kalt und schmutzig, wie die Straßen von Ulaanbaatar beschrieben werden, so gehen die Menschen dort miteinander um. Die Sprache ist harsch, kaltschnäuzig und aufgesetzt lässig. Man hat den Eindruck, dass die Mongolen feststecken zwischen einem alten archaischen Weltbild und einer urbanen Coolness amerikanischer Serienhelden. Uralte spirituelle Tradition steht neben moderner weltlicher (westlicher) Schnelllebigkeit. Sprücheklopfen wie Horatio Caine und die Beschwörung schamanischer Geister. Alles möglich.
    So kann ich auch nicht beurteilen, ob uns der Autor mit authentischen Informationen versorgt, oder nur auf den Effekt aus ist. Bei der Beschreibung der Gewalttaten jedenfalls war es mir oft zu viel der Details. Ein andauerndes Schwanken zwischen Faszination über die fremdartige Atmosphäre und Abscheu gegenüber der expliziten Brutalität.

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  1. 4
    24. Dez 2019 

    Ulaanbaatar PD

    Kommissar Yeruldelgger Khaltar Guichyguinnkhens Name bedeutet „Geschenk der Fülle der Familie der Hündin mit dreckiger Visage“ Er soll künftig Yeruldelgger genannt werden. Eben jener Yeruldelgger, Kommissar in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar, wird in die zwei Autostunden entfernte Steppe gerufen. Die dort kampierenden Nomaden haben ein Kinderdreirad gefunden. Schon will sich der Kommissar verärgert wegen der Kleinigkeit aufregen, da taucht die zusammengekrümmte Kinderhand unter dem kleinen Gefährt auf. Nachdem der Älteste dem Kommissar die Seele des toten Kindes anvertraut hat, übernimmt Yeruldelgger die Aufgabe, den Tod des kleinen Mädchens aufzuklären. Unterdessen untersucht seine Partnerin Oyun einen Tatort, an dem drei Chinesen brutal ermordet wurden.

    Eigentlich ist Yeruldelgger ein gebrochener Mann. Vor fünf Jahren wurde eine eigene kleine Tochter, nachdem sie entführt wurde, getötet. Seine ältere Tochter hat sich von ihm abgewandt und seine Ehe ist in die Brüche gegangen. Etwas anderes als Polizist kann Yeruldelgger nicht mehr, doch darin ist er gut. Nicht immer hat er sich bei den Ermittlungen im Griff, doch mit seiner instinktiven Verbindung zwischen dem modernen Stadtleben und seiner Herkunft von den Nomaden der Steppe, durchschaut er manche Verbrecher eher als seine Kollegen. Diese beiden neuen Fälle stellen ihn jedoch vor ungeahnte Probleme, denn so langsam muss er sich seiner Vergangenheit stellen.

    Allein schon wegen des aus hiesiger Sicht abgelegenen Ortes macht dieser Kriminalroman auf sich aufmerksam. Das allein würde vielleicht nicht ausreichen, um die immer in über 600 Seiten zu verschlingen. Doch die Mischung aus Information, Lokalkolorit, spannendem Fall und faszinierenden Charakteren ist ausgesprochen gelungen. Man bekommt schon einen Spiegel vorgehalten, wenn man feststellt, dass die Menschen in der Steppe auch nicht hinter dem Mond leben. Und auch die Auswüchse ihrer Interpretation der europäischen Vergangenheit werden verständlich. Für die Fülle, die dieser packende Krimi bietet, reichen die 600 Seiten so gerade aus. Und wer sich dafür interessiert, in diese unbekannte Welt einzutauchen, die doch nicht so total anders erscheint, wird diesen Roman einmal begonnen kaum aus der Hand legen können.

    4,5 Sterne

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