Der Leopard: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Leopard: Roman' von Giuseppe Tomasi di Lampedusa
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Inhaltsangabe zu "Der Leopard: Roman"

In seinem Welterfolg schildert Giuseppe Tomasi di Lampedusa mit schöpferischer Sprachgewalt den Untergang eines sizilianischen Adelsgeschlechts zur Zeit Giuseppe Garibaldis und beschwört in dunkel glühenden Farben Schicksale und Zeiten herauf, die für das Ende des alten Europas stehen.

Format:Taschenbuch
Seiten:352
EAN:9783492203203

Rezensionen zu "Der Leopard: Roman"

  1. Opulentes Meisterwerk, Klassiker der Weltliteratur

    Weltklassiker. Nicht nur die fremde Welt Siziliens und des siz. Adels, auch eine bildhaft poetische Sprache und kluge, zeitlose Gedanken.

    Ich muss keine Rezension schreiben und eigentlich wollte ich das genießen. Aber ich tu's nun doch, 'zu Ehren' von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Das mag jetzt theatralisch klingen, aber er hat es verdient, auch wenn er es nie lesen wird. Tragischerweise hat er auch den großen Erfolg seines einzigen Romans nicht erlebt, sondern ist vorher gestorben. Zweimal wurde sein Manuskript von renommierten italienischen Verlagen abgelehnt, aber dann wurde es auf Anhieb ein Klassiker der Weltliteratur.

    Was ist denn nun so Besonderes an diesem Buch, das kaum Handlung hat und wo es um eine längst vergangene Zeit geht, die des Niedergangs einer ganzen Gesellschaftsklasse, des Feudaladels auf Sizilien? Es beginnt in unruhigen Zeiten um 1860, als der Revolutionär Garibaldi auf der Insel landete und es um ein einiges Italien geht.

    Hauptperson ist der löwenhafte Fürst Fabrizio, der den Leoparden im Wappen hat. Daneben lernen wir seine Familie und seinen Neffen Tancredi kennen, der die schöne Angelica heiraten wird. Diese ist die nicht standesgemäße Tochter eines Bürgermeister in Donna Fugata, wo sich der Sommersitz der Fürstenfamilie befindet. Als eine Art Gegenspieler repräsentiert er eine aufsteigende Klasse von neureichen Profiteuren, wo Geld gleichbedeutend mit politischem Einfluss ist. Der Name zählt weniger, man brauchte Geld, 'Geld, um Stimmen zu kaufen...' (88).

    Dies zeigt sehr deutlich, warum es sich um einen Klassiker handelt, denn die Mechanismen der Macht, der Politik, der Gesellschaft sind immer die gleichen.

    Natürlich werden entsprechende Gedanken geäußert und Gespräche geführt – wobei sich der Fürst des Niedergangs seiner Gesellschaftsschicht und seiner Familie deutlich bewusst ist, aber es sind keine langweiligen gesellschaftspolitischen Gespräche, sondern Tomasi erzeugt eine ganz besondere Stimmung, eine überbordende Symphonie der Sinneseindrücke: die Natur, die sizilianische Landschaft, das Essen, das Wetter. Über allem hängt eine leicht morbide Melancholie. Und man kann sicher sein, dass alles eine symbolische Bedeutung hat, dass die vielen Metaphern nicht zufällig gewählt wurden. Das sagt Tomasi selber; dennoch muss man nicht alles verstehen wollen, sondern kann es einfach intuitiv auf sich wirken lassen.

    Es gibt auch humorvolle und sarkastische Untertöne und drastische Beschreibungen. Viele Gedanken sind in bildhafte Worte verpackt:

    'Ärgernisse, die wie Ameisen hervorgekrochen waren' (117), in einem Brief 'Tinten- und Gefühlsschnörkel' (122), Tänzer 'wie schwarze Krähen'. Es gibt eine Sterbeszene, die den hochgelobten Klassikern der Welt in nichts nachsteht.

    Damit will ich es gut sein lassen; ich könnte noch lange von diesem Roman schwärmen, dessen Zauber mich nach ein paar Seiten des Einlesens wieder eingefangen hat und der mir bei diesem zweiten Lesen noch mehr Genuss als beim erstenmal bereitet hat.

    Wer Freude an Klassikern hat, an schöner Sprache, an Nachdenkenswertem, wer keine 'Action' braucht, dem kann man dieses Buch wärmstens empfehlen.

    P.S. Bemerkenswertes Cover: der Leopard verschwindet aus dem Bild...

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