Der Klang der Wälder: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Klang der Wälder: Roman' von Natsu Miyashita
3.4
3.4 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Klang der Wälder: Roman"

Als der junge Tomura einem Klavierstimmer bei der Arbeit lauscht, fühlt er sich durch den Klang in die hohen, rauschenden Wälder seiner Kindheit zurückversetzt, und fortan prägt die Leidenschaft für die Musik sein Leben. Er lernt das Handwerk des Klavierstimmens, doch bei aller Hingabe ist da doch stets die Angst vor dem Scheitern auf der Suche nach dem perfekten Klang. Als er das Klavier der beiden Schwestern Kazune und Yuni stimmen soll, muss er erkennen, dass es dabei um mehr geht als um technische Versiertheit – und es »den einen« perfekten Klang nicht gibt. Und als er Kazune, die angehende Konzertpianistin, dann spielen hört, spürt er die Bestimmung seines Lebens: ihr Spiel zum Strahlen zu bringen.

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:238
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "Der Klang der Wälder: Roman"

  1. Typisch japanisch

    Durch Zufall trifft Tomura in der Turnhalle seiner Schule eines Tages auf einen Klavierstimmer, der dort das schuleigene Instrument in Ordnung bringt. Für Tomura eröffnet sich eine neue Welt, er ist sogleich fasziniert von der Klangvielfalt des Klaviers und der präzisen Arbeit des Mannes. So sehr, dass er eine Ausbildung zum Klavierstimmer beginnt und hinterher im selben Laden wie der Mann zu arbeiten beginnt. Vor Tomura liegen Jahre harter Arbeit und Selbstzweifel, denn die Kunst des Klavierstimmens ist eine ganz besondere, die viel Übung erfordert.

    Das Buch besitzt diesen ganz bestimmten, japanischen Büchern eigenen Zauber. Die Erzählung ist schlicht, die Handlung wenig spektakulär und sehr ruhig. Und dennoch wird man als Leser sogleich von der poetischen Sprache und der Macht des Gesagten und des Ungesagten in den Bann gezogen, die dem Buch eine märchenhafte Atmosphäre verleihen. Schlägt man das Buch auf, fühlt es sich an, als tauche man tief hinab in den Ozean. Die Außenwelt wird abgedämpft, während alles andere gleichzeitig viel klarer wird, und man die Melodie des Buches vernimmt, die sich für Tomura im Klang der Wälder manifestiert.

    Neben dem wunderbaren Märchencharakter erfährt man beim Lesen tatsächlich auch Einiges über Klaviere und die ihnen eigene Klangwelt. Das ist jedoch keinesfalls so trocken wie man im ersten Moment vielleicht glauben mag, sondern im Gegenteil sehr faszinierend. Dass viele Klaviere sich verschieden anhören, war mir vorher klar, aber welche riesigen Unterschiede zwischen ihnen bestehen und wie bedeutsam beispielsweise schon eine geringfügige Änderung der Höhe des Hockers und die minimale Justierung der Pedale bewirkt, nicht. Man kann als Nicht-Klavierspieler also auch eine Menge lernen mit diesem Buch.

    Fazit: Ich habe es sehr gerne gelesen; es ist sehr ruhig, dabei jedoch auch sehr poetisch und atmosphärisch.

    Teilen
  1. 4
    01. Apr 2021 

    Leiser Roman über die Kraft der Musik

    Der Tag, an dem der junge Tomura durch Zufall der Arbeit eines Klavierstimmers lauscht, soll sein Leben für immer verändern. Der Klang der Töne löst etwas in ihm aus und so schlägt er ebenfalls den Pfad des Klavierstimmers ein, obwohl er selbst kein Instrument spielt und sich mit Musik auch nicht besonders gut auskennt. Rückschläge und Erlebnisse mit unzufriedenen Kunden lassen ihn dabei immer wieder an sich zweifeln, die Angst vor dem Scheitern ist groß. Doch dann lernt er die beiden Schwestern Kazune und Yuni kennen und beginnt zu begreifen, dass technische Perfektion nicht alles ist, was einen guten Stimmer ausmacht.

    Natsu Miyashita ist mit „Der Klang der Wälder“ ein leiser, zarter Roman über die Kraft der Musik gelungen. Dass die Autorin selbst das Klavier liebt, ist aus jeder Zeile zu lesen. Von Beginn an verbindet Tomura mit den Tönen die Geräusche des Waldes seiner Heimat. Immer wieder wird er auf diese Emotionen zurückkommen, die ihm letztendlich helfen, sein Handwerk noch besser auszufüllen. Und auch Tomuras Kollegen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, fördern jeder auf seine Weise, seine Begabung – sei es durch liebevolle Ermutigung oder harsche Kritik.

    Eine Wende nimmt das Leben unseres Protagonisten jedoch vor allem durch seine Begegnung mit den beiden Schwestern, wobei es vor allem Kazunes Klavierspiel ist, das sein Innerstes anrührt. Von nun an möchte Tomura daher sein Können nutzen, um ihren musikalischen Weg zu unterstützen, doch es warten auch einige Hindernisse auf ihn.

    Ich bin froh, dass die Autorin aus der Geschichte keinen Liebesroman gemacht hat – vor allem, da Kazune und Yuni noch Schülerinnen sind. Tomuras Interesse gilt rein dem künstlerischen Potenzial der beiden, was jedoch auch dazu führt, dass die Handlung stellenweise vor sich hinplätschert. Die metaphorisch-bildreiche Sprache, die niedergeschriebene Liebe zur Musik und der sympathische Protagonist tragen den Roman zwar, das „gewisse Etwas“ fehlt bis zum Ende leider. Hier hätte ich mir einfach mehr Tiefe gewünscht.

    Teilen
  1. Leise Töne ganz groß

    Klappentext:
    „Als der junge Tomura einem Klavierstimmer bei der Arbeit lauscht, fühlt er sich durch den Klang in die hohen, rauschenden Wälder seiner Kindheit zurückversetzt, und fortan prägt die Leidenschaft für die Musik sein Leben. Er lernt das Handwerk des Klavierstimmens, doch bei aller Hingabe ist da doch stets die Angst vor dem Scheitern auf der Suche nach dem perfekten Klang. Als er das Klavier der beiden Schwestern Kazune und Yuni stimmen soll, muss er erkennen, dass es dabei um mehr geht als um technische Versiertheit – und es »den einen« perfekten Klang nicht gibt. Und als er Kazune, die angehende Konzertpianistin, dann spielen hört, spürt er die Bestimmung seines Lebens: ihr Spiel zum Strahlen zu bringen.“

    Für mich war dieser Roman von Natsu Myashita einfach nur ruhig, sinnlich und emotional. Wir lernen Tomura auf eine besondere Weise kennen und der Einstieg in die Welt der Klaviere war schon für meine Begriffe sehr gefühlvoll, was aber auch daran liegt, das wir selbst ein Klavier haben und spielen. Allein die Wortwahl und die Sprache waren hier ein Garant dafür, das diese Geschichte unter die Haut geht. Es war äußerst erstaunlich Tomuras Weg zu begleiten und zu sehen wie er mehr und mehr „aufblüht“. Die Welt der Töne und insbesondere die Welt der Klaviere hat ihn eingenommen und verzaubert, dort fühlt er sich sicher und wohl, es ist seine ganz eigene Welt. Nicht nur aber Tomuras Geschichte war besonders sondern auch die „Einlagen“ der Autorin bezüglich der Arbeit des Klavier-Stimmens. Sie geht dabei sehr ins Detail, was für meine Begriffe sehr gut zur Geschichte passt, aber es zeigt auch, wie sehr sie selbst dem Klavier verfallen ist. Tomuras Streben nach Perfektion und die Angst vor dem Scheitern spürt der Leser klar und deutlich. Tut das ihm gut? Warum immer nur das Beste? Viele Fragen tauchen auf und suchen nach Antworten...Was man aber selbst in den Gedanken dann damit macht, bleibt jedem Leser selbst überlassen ;-) Ein Klavier ist immer nur so gut wie es gestimmt wurde und der Besitzer darauf weiß zu spielen....
    Für mich hat diese Geschichte eine ganz bezaubernde Melodie hinterlassen, die mir lange im Gedächtnis bleiben wird. 4 von 5 Sterne!

    Teilen
  1. Auf der Suche nach dem perfekten Klang

    Der junge Tomura ist in einem kleinen Bergdorf aufgewachsen. Seine Schulzeit ist beinahe zu Ende, doch er hat noch keine Ahnung, welchen Weg er anschließend einschlagen soll. Durch einen Zufall ist er dabei, als der Schulflügel in der Turnhalle von Fachmann Itadori gestimmt wird. Dieses Erlebnis hat Initiationswirkung auf Tomura. Der Klang der Töne, die Musik, die daraus resultiert, trifft ihn tief ins Mark: „Wenn ein Klavier solch ein Wunderwerk ist, das unsichtbar Schönes aufgreifen und ihm eine hörbare Form verleihen kann, dann möchte ich mit Freuden sein Diener sein.“ (S. 24)

    Obwohl Tomura selbst kein Instrument spielt, beschließt er, Klavierstimmer zu werden und besucht die 2-jährige Fachschule. Anschließend hat er Glück, dass er in derselben renommierten Firma eine Anstellung findet, in der auch Itadori, sein Vorbild, tätig ist. Für Tomura beginnt eine Zeit der beruflichen Entwicklung. Er arbeitet eng mit seinen Kollegen zusammen, stellt Fragen und beobachtet sorgfältig, um seine Kenntnisse und Fertigkeiten zu erweitern. Zunächst darf er nur die eigenen Ausstellungsklaviere stimmen, dann die Kollegen begleiten, schließlich hat er erste eigene Kunden. Tomura ist ein höchst gewissenhafter, bescheidener junger Mann, der dazu neigt, seine eigenen Fähigkeiten geringzuschätzen. Doch ist es auch diese Eigenschaft gepaart mit unermüdlichem Ehrgeiz, die ihn nicht ruhen lässt und seiner Berufung immer näher bringt.

    Besonderen Eindruck hinterlassen die Zwillingsschwestern Yuni und Kazune auf ihn, deren Klavier regelmäßig gestimmt werden muss.  Ihre Familie ist sein erster Kundenbesuch und die Mädchen begeistern ihn mit ihrer völlig unterschiedlichen Art zu musizieren. Besonders Kazunes Virtuosität fasziniert den jungen Mann: „Ihr Spiel offenbarte sich mir als etwas Besonderes. Eine Abfolge von Klängen, die vielleicht sogar mehr waren als nur Musik. Sie berührten mein Herz. Versetzten mein Trommelfell in Schwingung und verursachten mir eine Gänsehaut.“ (S. 33)

    Tomura wird an den Geschicken der Zwillingsschwestern großen Anteil nehmen. Sein Ziel wird es sein, den optimalen Klang für jedes Klavier und auch jeden Pianisten herauszufinden. Die Liebe zur Musik und zum Instrument ist seine Passion, der er beflissen folgt. Der Leser nimmt Anteil an ersten Misserfolgen wie auch an Erfolgserlebnissen. Tomuras gefällige, sympathische Art wächst einem ans Herz. Mit Detailreichtum wird die Kunst des Klavierstimmens facettenreich dargestellt. Man bekommt ein geschärftes Bewusstsein dafür, wie vielseitig das Berufsbild ist, auf wie viele Kleinigkeiten es bei dem filigranen Handwerk ankommt. Es gehört viel mehr dazu, als nur 88 Tasten korrekt aufeinander abzustimmen.

    Aus dem gesamten Roman spricht die Leidenschaft für Klang und Musik, die flankiert werden von wunderbar einfühlsamen Reflexionen und Dialogen des Protagonisten mit seinem Umfeld. „Der Klang der Wälder“ ist ein sehr ruhiges, poetisches Buch über einen jungen Mann, der konsequent seiner Berufung folgt und liebevolle Kollegen/Lehrer an seiner Seite weiß. Es ist ein sehr japanisch geschriebenes Buch, es erzählt leise, sensibel und sehr rücksichtsvoll. Wer eine Liebe zur Klaviermusik hegt oder selbst spielen kann, wird den Roman zu schätzen wissen. Es ist kein Fehler, sich mit der Mechanik eines Klaviers auszukennen, weil die theoretischen Ausführungen dann besser verständlich sein dürften.

    Vielleicht kommt es darauf aber auch gar nicht an. Man muss sich auf den relativ spannungsarmen Roman einlassen. Er ist ein Buch zum Entschleunigen, zum Wohlfühlen. Man begleitet Tomura gern, er ist ein Sympathieträger. Ebenfalls verfolgt man den Werdegang der beiden Schwestern mit großem Interesse und ist auch neugierig, was sich daraus ergeben mag.

    Ich hätte dem Protagonisten manchmal ein bisschen mehr Selbstvertrauen gewünscht. Seine omnipräsente Bescheidenheit lässt ihn und die Handlung zuweilen auf der Stelle treten. Ein nettes Buch für Musikfreunde: Am besten liest man es mit romantischen Klavierwerken Chopins im Hintergrund.

    Teilen
  1. Erst Kunst, dann Kitsch

    Ich hatte von diesem Buch Originelles erwartet und eigentlich bekommt man das auch. Es gibt bestimmt nicht so viele Bücher über Klavierstimmer.
    Bis zur Hälfte des Buches war ich auch recht angetan. Es ist sanft, poetisch und sehr japanisch und die Idee ist hübsch.

    Tomura möchte unbedingt Klavierstimmer werden, seitdem er einmal einem wirklichen Könner dieses Berufs in seiner Schulturnhalle begegnet ist. Als Itadori-san den Schulflügel erklingen ließ, meinte Tomura plötzlich die Wälder seiner Heimat vor sich zu sehen. Und nun brennt er dafür, auch diese Fertigkeit zu erlangen, steht aber noch ganz am Anfang seiner Ausbildung.

    Er lernt von unterschiedlichen Meistern unterschiedliche Ansätze kennen und macht sich viele Gedanken über das Wesen der Kunst und der Musik. Ist ein Pianist erst ein Künstler, wenn er Konzertsäle füllt oder sollte man auch den bewundern, der sich selbst vergessen kann, wenn er alleine zu Hause für sich spielt? Ist ein Klavierstimmer auch ein Künstler oder ein Dienstleister? Und kann und sollte jedes Klavier den Klang der Wälder seiner Heimat hervorrufen können?

    „Hell, ruhig und klar, an wehmütige Erinnerungen rührend, zugleich aber mit einer milden Strenge in die Tiefe gehend. Schön wie ein Traum und greifbar wie die Wirklichkeit.“ So sollte Literatur sein, hat der Schriftsteller Takimi Hara gesagt, aber gleichzeitig könnte man so doch den idealen Klang beschreiben.

    Über all das macht man sich hier Gedanken, höchst japanisch, elegant geblümt, zurückhaltend kunstvoll und ein klein wenig lieblich. Es ist klug und erbaulich, wird dann auf Dauer aber doch etwas lang, wenn sich die Betrachtungen zusammen mit der sparsamen Handlung dann irgendwann nur noch im Kreis drehen.

    Die recht blumige Erzählweise ist ungewohnt, aber natürlich auch japanisch-poetisch. Ich konnte sie die meiste Zeit sozusagen touristisch konsumieren, bis es zum Ende hin dann leider doch in wirklich üblen Kitsch abgleitet.

    Mit diesem Buch macht man einen netten Ausflug nach Japan, schnuppert an Kunst und der Liebe zur Musik, allerdings habe ich den Eindruck, es war dann doch nicht ganz seinem Anspruch gewachsen. Die schöne Idee verpufft irgendwo unterwegs.

    Teilen