Der Kinderpapst: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Kinderpapst: Roman' von Peter Prange
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2 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Kinderpapst: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:608
Verlag: Pendo
EAN:9783866122765

Rezensionen zu "Der Kinderpapst: Roman"

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    14. Nov 2015 

    Eine Liebesgeschichte in historischem Gewand...

    Dies ist die Geschichte des wohl rätselhaftesten Papstes in zweitausend Jahren Kirchengeschichte. Sein Name: Benedikt IX. Sein Drama: Im Jahr 1032 als zwölfjähriges Kind auf den Stuhl Petri erhoben, blieb ihm die Liebe versagt, der sein ganzes Leben galt. Unter der Bürde, Stellvertreter Christi zu sein, wurde er zum Teufel in Menschengestalt. Dreimal vom Papstthron verjagt, ging er über Leichen, um die Herrschaft wieder an sich zu reißen. Doch so entsetzlich seine Taten scheinen, war sein Leben in Wahrheit ein einziger Schrei nach Gott, Ausdruck seiner verzweifelten Hoffnung, dass der Schöpfer aus dem Dunkel seines Schweigens trete. Dabei stand Gott dem Verzweifelten zeit seines Lebens vor Augen, in Gestalt der Liebe – in Gestalt jener Frau, nach der sein Herz sich von allem Anfang an verzehrte …

    Diesem Buch liegen die wenigen bekannten Fakten um den geheimnisumwitterten Teofilo di Tuscolo alias Benedikt dem IX. zugrunde. Vor fast 1000 Jahren war er der jüngst Papst, der je den Thron bestiegen hat. Das Drama dieser aufgezwungenen Bürde zog sich wohl durch sein ganzes Leben.
    Eingefasst ist die Erzählung in die Rahmenhandlung eines heftig umstrittenen Seligsprechungsverfahrens der Glaubenskongregation von 1981. Zur Prüfung dieses Antrags soll sich ein Angestellter der Kurie der Mühe unterziehen, ein Exzerpt über das Leben und Wirken des als grausam bekannten Kinderpapstes zu erstellen. Der Roman stellt quasi das Ergebnis der Erforschung des Lebens Benedikt des IX. dar. Wir befinden uns in der Mitte des 11. Jahrhunderts und somit am Vorabend des Investiturstreits, der die Kirchengeschichte gewaltig bewegen wird. In diesen Jahren war wie in den Jahrhunderten zuvor die Papstwahl fast nur ein Geschachere zwischen den führenden Familien Roms. Dieses Buch ist die Lebensgeschichte eines Papstes in den Wirren der römischen Machtkämpfe, in die sich als weltliche Protagonisten auch die Kaiser Konrad II und Heinrich III einmischen.

    So viel zu dem historischen Hintergrund - und damit schon dem für mich Interessantesten an der ganzen Geschichte. Wo fange ich nur an, um meiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen?

    Teofilo di Tuscolo, der im zarten Alter von 12 Jahren gegen seinen Willen zum Papst Benedikt IX. ernannt wird, muss dafür dem Mädchen Chiara di Sasso, dem er bereits als Kind die ewige Treue geschworen hat, abschwören. Diese Entscheidung stürzt beide ins Unglück, und beide führen fortan ein Leben, das sie sich so nicht wünschen. Während im Namen Benedikts schreckliche Verbrechen begangen werden und er auch selber Gott mit Füßen tritt, wird Chiara früh verheiratet und wendet sich nach dem Tod des ihr zugewiesenen Gatten gänzlich der Wohlfahrt zu. Dabei kreuzen sich die Wege der Liebenden aber immer wieder und trotz zahlreicher Enttäuschungen lieben sie sich über all die Zeit hinweg. Der komplette Roman rankt rund um diese Liebesgeschichte - und, so leid es mir tut, in vielen dieser Passagen fühlte ich mich an das Niveau von Groschenheften erinnert. Eindimensional ausgearbeitete Figuren, die klischeemäßig schon zu Beginn erkennen lassen, welche Rolle sie fortan in der Geschichte spielen werden, wirken blass und leblos. Keiner der Charaktere entwickelt sich weiter oder gewinnt an Profil und Tiefe, sondern spielt konsequent die ihm vorgezeichnete Rolle.

    Hinzu kommen die doch recht einfach gehaltenen Dialoge der Figuren, die keine allzu große Tiefe bieten und trotz des historischen Kerns die Geschichte immer recht oberflächlich erscheinen lassen. Manche Sprachwendungen erscheinen außerdem überaus flapsig-modern, so dass bezweifelt werden darf, ob hier immer auf sprachliche Authentizität geachtet wurde.
    Außerdem mangelt es der Erzählung in meinen Augen eindeutig an Spannung. Gerade auch, was die durchaus begangenen monströsen Taten des Papstes angeht. Diese werden zwar am Rand erwähnt, jedoch stets von der vordergründigen Geschichte um Teofilo und Chiara verdrängt. Auch die Atmosphäre konnte mich nicht überzeugen. Wie haben wohl die Menschen im Mittelalter gelebt, geliebt, gedacht oder gefühlt? Wie gestaltete sich das Leben auf einer Burg, in den Städten oder auf dem Land? Peter Prange schafft auch hierzu allenfalls ein diffuses und nebulöses Bild. Stellenweise fand ich das Buch richtiggehend langweilig, und einige Mal hatte ich das Gefühl, ich hätte aus Versehen eine bereits bekannte Stelle noch einmal gelesen, bis ich merkte, dass es Wiederholungen sind, die dem Handlungsverlauf zusätzlich ein Gefühl von unnötigen Längen verleihen.

    Eine historische Liebesgeschichte mit blassen, klischeehaften Charakteren, wenig Spannung und wenig Gefühl für die Zeit, in der sie spielt. So lässt sich wohl ein ernüchterndes Fazit ziehen...

    © Parden

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