Der Jahrestag: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Jahrestag: Roman' von Stephanie Bishop
2.5
2.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Jahrestag: Roman"

Die Schriftstellerin J.B. Blackwood ist angekommen im literarischen Olymp – ihr neuester Roman wird noch vor Veröffentlichung mit einem großen internationalen Preis ausgezeichnet. Aber ausgerechnet mit ihrem Mann Patrick kann sie ihr Glück über den Erfolg nicht teilen. Patrick nämlich, Kultregisseur und Professor, sieht seinen Stern am kulturellen Himmel sinken, ist desillusioniert und ausgebrannt. Deshalb überredet J.B. ihn, anlässlich des gemeinsamen Hochzeitstags eine Kreuzfahrt nach Japan anzutreten. Und tatsächlich, der Ausbruch aus dem Alltag scheint genau das richtige Rezept zu sein: Auf hoher See lebt die Beziehung wieder auf, ist intensiv und leidenschaftlich wie damals, als J.B. noch Patricks naive junge Studentin war, die jeweiligen Rollen so klar verteilt. Doch dann kommt eines Abends ein Sturm auf und Patrick geht über Bord, verschwindet in den Wellen. Was danach beginnt, ist eine schmerzliche Suche nach Wahrheit oder dem, was wir Wahrheit nennen. Wie verlässlich sind Erinnerungen? Wie berechtigt ist die Verwandlung von Autobiografie in Literatur? Und wie sehr durchdringt patriarchale Macht nach wie vor jeden Lebensbereich? Mit psychologischem Feingefühl und sprachlicher Finesse erzählt Stephanie Bishop in ihrem genre-übergreifenden Roman ›Der Jahrestag‹ die Geschichte einer Frau, die sich schwierigen Fragen stellen muss – und ihre Worte mit größtem Bedacht wählt.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:400
EAN:9783423283465

Rezensionen zu "Der Jahrestag: Roman"

  1. Nichts, was man gelesen haben muss…

    JB, die Hauptfigur dieses Romans, ist auf dem Weg zur erfolgreichen Schriftstellerin - doch ihre Ehe ist zerrüttet. Eine Kreuzfahrt soll dem Paar zur Versöhnung verhelfen - doch stattdessen kommt ein Orkan auf, ein Mann geht über Bord. Wurde JBs Ehemann ermordet oder war es ein Unfall? 
In zahlreichen Rückblicken erfahren wir alles über den Werdegang einer Beziehung, in der der Ehemann dominierte. Dabei lässt diese Geschichte fast nichts aus, sie streift viele Themen - leidet jedoch meiner Meinung nach unter einer schwach wirkenden, undurchsichtigen Hauptfigur, die immer wieder zum Opfer der Umstände wird. JB schildert die Geschehnisse aus ihrer Sicht, doch trauen kann man ihren Schilderungen nicht. Da der Leser die Standpunkte der anderen Figuren nicht kennenlernt, versinkt er irgendwann im Morast der nicht immer schlüssigen Aussagen einer Ich- Erzählerin, die sich zum Opfer stilisiert. Ungereimtheiten und etliche Fragen bleiben. Stilistisch gut, doch sonst: Nichts, was man gelesen haben muss. Leider.

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  1. Der Kulturbetrieb - wieder einmal.

    Kurzmeinung: Hab mich durchgequält.

    Die Studentin Lucie Blackwood hat einen Traum, sie möchte Schriftstellerin werden, wenn möglich, eine bedeutende. Schon in den ersten Semestern verliebt sie sich unsterblich in ihren Professor. Sollte man nicht tun. Nach einigem Hin und Her wird tatsächlich geheiratet. Von nun an untersützt Lucie ihren wesentlich älteren Mann bei dessen Arbeiten in jeder erdenklichen Hinsicht und stellt ihre eigenen Ambitionen zumindest zeitlich hintenan. Ihr Mann wird als Filmregisseur immer bedeutender und auch Lucie gelingt es, trotz der vielen Zeit, die sie unterstützend für ihren Mann Patrick tätig ist, Romane zu schreiben und erfolgreich zu werden. Die Ehe allerdings ist nach einigen zig Jahren nicht mehr das,was sie einmal gewesen ist und leidet darunter, dass Lucie aus dem Schatten ihres Mannes allmählich hervortritt. Lucie beschliesst, dass sie beide eine Auszeit bräuchten, Patrick und sie, und bucht eine Schiffsreise. Von der Reise kehrt sie alleine zurück. Was ist geschehen?

    Der Kommentar:
    Der Roman wird als genreübergreifend beworben, also eine Mischung aus Kriminalroman, Justizdrama und Liebesgeschichte. Der Roman ist weder das eine noch das andere. Und auch kein drittes. Was ist er? Ein Monologroman.
    Die Alleinerzählstimme von Lucie ist eine diffuse. Sie mäandert zwischen Vergangenheitsbildern der Ehe, der Kindheit und nervtötenden kleinteiligen Erzählungen der Gegenwart, Besuche einer Einkaufsmall, einer Lesung, einer Party, die durchzogen sind mit Lucies Überlegungen zur Schriftstellerei, zum Verlagswesen, zum Buch, zur Liebe, zum Kulturbetrieb, ihrer Ehe, zu Gott und der Welt.
    Zwar gelingt es der Autorin herauszuarbeiten, wie Frauen im Kulturbetrieb und vor allem in der Öffentlichkeit immer noch als diejenigen Personen hingestellt werden, die Ruhm und Ehre in erster Linie einem männlichen Mäzen zu verdanken haben oder ihren anerkannten Ehemännern. Der Anteil der künstlerischen Arbeit der Frauen an den Karrieren ihrer männlichen Partner jedoch wird heruntergespielt. Und Stephanie Bishop arbeitet auch heraus, wie selbstverständlich es von Ehemännern hingenommen und sogar erwartet wird, dass ihre Partnerinnen sich in den Dienst ihrer Sache stellen und ihr Leben dem seinigen unterorden. Aber das war es auch schon, was ich von dem Roman mitnehme. Wie würde Lucie JB. Blackwood ihre teilweise Selbstaufgabe rechtfertigen?`“Ich war jung und dumm und leicht zu beeindrucken“. Werden Frauen in ungleichgewichtigen Beziehungen immer nur ausgenutzt? Kann sein. Aber dazu gehören halt immer zwei, einer, der es macht und einer, der es mit sich machen lässt. Obwohl die Thematik immer neu aufgelegt werden muss und immer neu ins Gespräch gehört, scheint mir doch, dass Bishop in ihrem Roman ziemlich einseitig argumentiert und beschreibt. Diese Eintönigkeit ist ihrer gewählten Erzählweise geschuldet, innere Monologe ohne viel Handlung. Es ist diese Art der Präsentation, die mich nicht mitnimmt in das Geschehen.
    Aber das ist es nicht allein, warum mich dieser Roman nicht fesseln kann. Das Kleinteilige finde ich nervend und oft unnötig aufgebläht, die inneren Monologe sind mir auf die Dauer zu fad, obwohl sie die Funktion haben, Lucie als einen Menschen zu zeigen, der schwer Grenzen ziehen kann. Es gibt keine Abwechslung in diesem Roman, die Protagonistin selbst ist schwammig, verhält sich irrational, dumm und widersprüchlich, man bekommt sie kaum zu fassen. Sicher, das ist so gewollt, um zu zeigen, dass Lucie eine Person ist, der es schwerfällt, sich durchzusetzen, die mit sich machen lässt bis ihr der Geduldsfaden reißt. Dennoch. Es ist nervig.
    Wenn wenigstens die Gerichtsverhandlung spannend gewesen wäre, aber auch dieser Part ist durch die üppigen inneren monologisierenden Anteile weitgehend emotionsfrei und fad. Teilweise sogar unlogisch. Denn es fehlt der Anwalt, der die Sache raushaut und durchboxt, wie es in einem Justizthriller der Fall gewesn wäre. Also genreübergreifend? Überhaupt nicht.
    Der einzige Eindruck, den ich von dem Roman wirklich mitnehme ist, „nervend“. Dsa ist zu wenig, um mir Sterne zu entlocken.

    Fazit: Der Roman hat ein Anliegen, das unter die Leute muss, leider hat er auch einige Ungereimtheiten und nervende Längen. Der Roman will einfach zu viel auf einmal, tiefschürfende Überlegungen präsentieren, spannend unterhalten und überraschen und ein feministisches Thema durchbuchstabieren. Am Ende funktioniert nichts davon richtig. Schade. Der Stil ist eingermassen ansprechend.

    Kategorie: Unterhaltung
    Verlag, Dtv, 2023

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