Der Himmel ist ein kleiner Kreis: Roman

Die Ich-Erzählerin (eine junge Bootsbauerin) wurde in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Sie soll dort ihre Wutanfälle in den Griff bekommen, mag aber nicht reden. Sie verweigert sich dem therapeutischen Angebot und hat dadurch kaum Chancen in absehbarer Zeit die Klinik zu verlassen.
Ina befindet sich im Nirgendwo in Sibirien. In einer verlassenen Anlage fern jeder Zivilisation wartet sie auf Boris und den Wintereinbruch. Ihr Traum: auf der Winterstraße eine Raststätte für Fernfahrer zu eröffnen. Boris hat versprochen, sie dort hinzubringen sobald der Boden gefroren und wieder befahrbar ist.
Schuttis Roman und ihre Sprache haben mich umgehauen. Die Schilderungen der sibirischen Landschaft und der Natur, die Situationen, die die Ich-Erzählerin und Ina erleben und die Gegenstände, die sie benutzen sind sprachlich so präzise, so gestochen scharf formuliert, dass ich das Gefühl hatte vor Ort und ganz nah dabei zu sein. Es gibt kaum Handlung im Roman. Die Frauen reden wenig, ihr Bewegungsradius ist eingeschränkt - sie sitzen fest und sind mit Warten beschäftigt. Wir erfahren nur Bruchstücke aus ihrem Leben und können ihre Beweggründe nur vage erahnen. Vieles bleibt unergründlich und irgendwie im Nebel versteckt - dort, wo sich die Frauen befinden, sind die Möglichkeiten begrenzt - der Himmel ein kleiner Kreis.
Die beiden Geschichten, die Schutti erzählt, sind eng miteinander verwoben und im Laufe des Romans erschließen sich Stück für Stück Zusammenhänge. Die Geschichte folgt keiner chronologischen Reihenfolge. Nachdem ich das Buch fertig gelesen habe, habe ich etwas getan, das ich noch nie mit einem Buch gemacht habe: Ich habe sofort begonnen, alles noch einmal zu lesen und zu genießen. Ich habe mich auf Spurensuche gemacht, um meine Ideen zum Buch zu überprüfen und klarer sehen zu können - das hat wunderbar funktioniert. Dieses Buch ist intensiv, bild- und wortgewaltig und für mich eine ganz besondere Entdeckung.