Der größte Kapitän aller Zeiten

Buchseite und Rezensionen zu 'Der größte Kapitän aller Zeiten' von Eggers, Dave
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Inhaltsangabe zu "Der größte Kapitän aller Zeiten"

Eine wilde Satire über die Vereinigten Staaten in den Geburtswehen des Wahnsinns. Im Zentrum ein lauter, clownesker Kapitän, der die Passagiere an Bord seines großen Schiffes, der Glory, an den Rand der Katastrophe führt – absurd, urkomisch und uns allen allzu bekannt. Als der dekorierte Kapitän zum letzten Mal die Landungsbrücke hinabsteigt, übernimmt ein Mann mit einer gelben Feder im Haar das Ruder. Ohne jegliche Kenntnisse der nautischen Navigation oder des Seerechts, schwört er feierlich, alles anders und besser zu machen als sein Vorgänger. Zusammen mit einer Gruppe von Vertrauenspersonen, die als die Upskirt Boys bekannt sind, mischt der Kapitän die Passagiere ordentlich auf, schreibt seine Träume und Visionen täglich auf das Weiße Brett in der Cafeteria, prahlt mit seiner vorbildlichen Anatomie, verschlingt wie wild Cheeseburger und wirft jeden über Bord, der ihm missfällt. Doch als eines Tages ein berühmter Pirat an Bord geht, der von den Passagieren der Glory lange gefürchtet, aber vom Kapitän verehrt wurde, weil er oben ohne auf Pferden gut aussieht, soll alles ins Wanken kommen.

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:128
Verlag:
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Rezensionen zu "Der größte Kapitän aller Zeiten"

  1. Wenn Satire zur Wutrede wird.

    Wenn ein Mann, mit einer gelben Feder im Haar, der noch nie die Ruder eines Bootes in der Hand gehalten, geschweige denn ein Schiff mit tausenden von Menschen an Bord gesteuert hat, erklärt, er würde alles anders und, vor allen Dingen, alles besser machen, dann wählen ihn die Leute zum neuen Kapitän, einfach um zu sehen, wie das Großmaul sich anstellt.
    Schnell ist klar, der Rückentext verrät es, dass das große Schiff die USA sind und der neue Kapitän nur Trump sein kann. Auch der verfeindete Seeräuber, der mit seinem freien Oberkörper auf dem Rücken eines Pferdes an Bord reitet und freudig vom Mann mit der Feder im Haar empfangen wird, ist schnell entlarvt.
    Der Kapitän zeigt alle vertrauten Weisen, wie wir sie von unserem "Lieblings-Clown-Politiker" aus dem TV kennen. Er ändert jeden Tag seine Meinung, twittert, bzw. schreibt sie täglich auf die Tafel vor dem Restaurant auf, bemisst seine Fähigkeiten an seinem Geld, nein, an seinem P´nis und vor allen Dingen wirft er alle und alles über Bord, was auch nur den Anflug von Widerrede und Vernunft beinhalten könnte.
    Auf 125 Seiten zählt Eggers all die Dinge auf, die diese Amtszeit des Präsidenten so sehr charakterisieren, wiederholt Offensichtliches und verschleiert dabei wenig. Dabei gerät der Humor leider ins Hintertreffen und beugt sich dem Übel.

    Es kommt, wie es kommen muss, das Schiff wird geplündert und treibt navigationsunfähig auf hoher See. Die Rettung ist ein Mädchen namens Ava (Experten streiten, ob es sich um Greta handeln könnte) und Bootsflüchtlinge, die an Bord kommen und gleich ein paar wertvolle Schiffshandbücher mitbringen, die irgendein Dummkopf ins Meer geworfen hat.

    Die angepriesene "urkomische Satire" mauserte sich für mich zur kaum kaschierten Wutrede auf Eggers Regierung. Entlarvend, laut und schrill.

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  1. Angepisst, wa eh?!

    Kurzmeinung: Derb, direkt - fast plump - und doch leider auch SO NÖTIG.

    Um es gleich vorweg zu sagen, "Der größte Kapitän aller Zeiten" ist nicht Dave Eggers bestes Buch. Aber man kann ihn verstehen! Man kann verstehen, warum er dieses kleine Büchlein schrieb. Die lustigen Zeichnungen darin haben besonders gefallen.

    Wie der größte Kapitän aller Zeiten sein Schiff sozusagen ohne weitere Umstände schnurstracks an die Wand fährt, ist so offensichtlich, dass man sich wundert, warum die Mitfahrer und Mitgefährten dies nicht sehen und den Kapitän nicht an seinem Treiben hindern. Dieser Umstand ist sogar das größte Ärgernis.

    Man kann Dave Eggers darin verstehen, dass er eine bitterböse Satire, Parabel (whatsoever) auf die Regierungsschlingerfahrt seines Landes geschrieben hat. Er ist so angepisst und wütend auf seinen Kapitän, dass er nicht viel verschleiert. Mühelos erkannt man, was und wer gemeint ist, der „gemeine US-Bürger“ noch mehr als wir Bürger im Ausland, denen vielleicht einmal eine Feinheit entgehen mag.

    Fazit: Die Parabel ist böse, direkt und leider auch ein bisschen plump. Dave Eggers benutzt die Holzhammermethode. Ja, sie strotzt nicht gerade vor geistreichem Input – aber die Botschaft kommt an. Hofft man. Denkt man. Muss doch!!! Oder doch nicht? Wie viel Direktheit und Plumpheit ist noch nötig, bevor der Kapitän daran gehindert wird, die ganze Welt in den Untergang zu reißen? Das fragt man sich allen Ernstes.

    Kategorie: Satire
    Verlag, Kiepenheuer & Witsch, 2020

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