Der Glanz der neuen Zeit

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Glanz der neuen Zeit' von Fenja Lüders
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Glanz der neuen Zeit"

Format:Broschiert
Seiten:384
Verlag: Lbbe
EAN:9783785726853

Rezensionen zu "Der Glanz der neuen Zeit"

  1. Klischeehaft und langweilig

    Hamburg 1920
    Mina Deharde hat knapp vor dem Tod ihres Vaters auf dessen Wunsch Leutnant Frederik Lohmeyer geheiratet. Er ist der Sohn eines Jugendfreundes von Karl Deharde, der auf Guatemala eine Kaffeeplantage besitzt. Minas Ehemann vertritt die Firma lediglich nach außen, während sie die ganze Last der Verantwortung für die Leitung alleine trägt. Die Geschäfte gehen so kurz nach Kriegsende denkbar schlecht und sind mittlerweile fast vollständig zum Erliegen gekommen. In ihrer Verzweiflung wendet sich Mina an ihren Schwiegervater Paul Lohmeyer. Frederik denkt jedoch nicht daran, seine Frau zu unterstützen, sondern verfolgt stattdessen seine eigenen, undurchsichtigen Pläne.
    Sorgen macht sich Mina aber nicht nur ums Überleben der Firma, sondern auch um ihren Jugendfreund Edo, dessen Spuren sich in Amerika verloren haben.

    Mir hat bereits der erste Teil der Speicherstadt-Saga nicht gefallen, doch lag der zweite Band schon bereit. Vielleicht ist diese Geschichte ja besser gelungen, so meine Hoffnung, doch leider wurde ich auch diesmal enttäuscht.
    Die Protagonisten haben keine charakterliche Weiterentwicklung erfahren, auch jetzt gibt es keine Abstufungen in ihren Verhaltensweisen, nur schwarz oder weiß, gut oder böse. Besonders unangenehm ist mir Frederik aufgefallen. Er wird, so hat es den Anschein, nur von den allerniedrigsten Instinkten geleitet, und verhält sich Mina gegenüber grundlos brutal und niederträchtig.
    Meiner Meinung nach ist der Aufbau des Handlungsstranges um Frederik völlig unlogisch. Mit seinem Verhalten würde er sich von vornherein den Ast absägen, auf dem er sitzt. Da Mina über die Firmeneinnahmen auch für seinen Unterhalt aufkommt, müsste er ja höchst interessiert daran sein, dass der Kaffeehandel bald wieder in Schwung kommt. Sicher ist es möglich, dass er meint, durch windige Geschäfte schneller ans große Geld zu kommen. Dennoch hätte ein subtileres Verhalten und Vorgehen für mehr Spannung sorgen können.
    Auch Edos Schicksal ist mir allzu konstruiert vorgekommen. Hier wurde der Zufall wohl etwas überstrapaziert, und die rasche Beseitigung aller Hindernisse scheint mir ebenfalls an den Haaren herbeigezogen zu sein.
    Sehr gestört hat mich auch, dass alle Schwierigkeiten, die sich bei der Leitung eines großen Handelshauses in politisch instabilen und unruhigen Zeiten aufgetan haben, wie Kleinmädchen-Probleme abgehandelt werden. Es fehlt rundum an Tiefgang, an Fantasie und auch an einem Mindestmaß an historischer Recherche.
    Stilistisch hat sich die Autorin ebenfalls wenig Mühe gegeben. Die Dialoge fand ich beinahe noch schlechter als im ersten Band. Teilweise waren sie einfach nur dümmlich und die steten Wiederholungen, die wohl witzig sein sollten, zerrten an den Nerven des gelangweilten Lesers. Eine Szene, in der die Köchin den schurkischen Hausherrn mit einer Bratpfanne in Schach hält, erinnert eher an ein drittklassiges Theaterstück und hat in einem authentischen Roman nichts zu suchen.
    Der gesamte Handlungsverlauf ist völlig vorhersehbar, und kann nicht mit dem kleinsten Überraschungsmoment aufwarten. Die Figuren taumeln plump und fantasielos durch die Seiten, sodass ich froh war, endlich ans Ende gelangt zu sein.
    Nach dem nächsten Band gelüstet es mich absolut nicht mehr, und auch nicht nach weiteren Werken aus der Feder der Autorin.

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  1. Schwierige Zeiten für das Kaffeekontor

    Mina hat Frederik Lohmeyer geheiratet, damit die Kaffeeimportfirma Kopmann und Deharde auch nach dem Tod von Karl Deharde weiter existieren kann. Doch die Folgen nach dem ersten Weltkrieg sind noch nicht überstanden. Während Frederik noch immer in Berlin ist, führt Mina ihr Kontor in der Speicherstadt fort, auch wenn es noch nichts zu handeln gibt. Aber sie will bereit sein, sobald es wieder losgeht. Sie wendet sich an ihren Schwiegervater Paul Lohmeyer, der eine Kaffeeplantage besitzt. Das gefällt Frederik gar nicht, denn er hat Streit mit seinem Vater. Frederik weiß seine Kontakte zu nutzen, um Mina das Leben schwer zu machen, doch Mina lässt sich nicht einschüchtern, zumal sie feststellen muss, dass ihr Mann als Spieler Schulden macht. Auf ihn kann sie sich nicht verlassen und so muss sie sehen, dass sie die Zügel in die Hand bekommt.
    Schon der erste Band aus diese Speicherstadt-Reihe hat mich gut unterhalten und daher habe ich mich auf die Fortsetzung gefreut. Ich wurde nicht enttäuscht, es geht spannend weiter. Ich finde, dass die Speicherstadt auch heute noch eine besondere Atmosphäre hat, obwohl sie damals bestimmt noch viel lebendiger und bunter war.
    Die Charaktere sind authentisch und lebendig beschrieben. Mina ist eine sympathische junge Frau, die auch ein mitfühlendes Herz hat. Sie weiß aber auch genau, was sie will. Sie ist schon als Kind ständig im Kaffeekontor gewesen und kann sich gar nichts anderes vorstellen, als den Betrieb weiterzuführen. Allerdings hat sie bei der Wahl ihres Ehemanns die falsche Entscheidung getroffen. Sie hat sich für die Firma und gegen die Liebe entschieden. Frederik ist so ein unsympathischer Mensch, ganz anders als sein Vater Paul. Er verachtet Mina und tut alles, um ihr zu schaden. Zum Glück hat Mina Freunde, die sie unterstützen. Heiko und Irma unterstützen sie, wo sie können. Auch Minas Schwester Agnes hat sich weiterentwickelt. Aber ganz besonders überrascht hat mich Großmutter Hiltrud, die zwar immer ihre eigenen Vorstellungen hat, aber im entscheidenden Moment für Mina da ist. Auch Edo taucht wieder in Deutschland auf, doch der Krieg hat ihn zu einem Wrack gemacht.
    Es ist eine interessante und spannende Geschichte, die mich wieder gefesselt hat. Daher warte ich nun gespannt auf den dritten Band der Reihe, da ich wissen will, wie es weitergeht mit der Familie Degarde und dem Kaffeekontor.

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  1. Klasse Buch!

    Der Krieg ist vorbei und langsam kehrt das Leben wieder zur Normalität zurück. Mina hat allerdings das Problem, dass es fast unmöglich ist, an Rohkaffee zu kommen. Als letzten Ausweg schreibt sie an ihren Schwiegervater, der eine Kaffeeplantage in Guatemala betreibt. Obwohl sie sich nicht kennen, greift er ihr unter die Arme und reist zu einem Besuch an.

    Damit könnte es wieder losgehen mit dem Kaffeehandel, allerdings versucht Frederik ihr Steine in den Weg zu legen, um mehr Zugriff auf die Firma zu bekommen. Aber durch die Hilfe ihrer Familie und Freunde schafft Mina es, ihren Weg auch ohne den gehassten Ehemann weitergehen zu können.

    Ich muss sagen, ich konnte das Buch tatsächlich kaum aus der Hand legen. Man ist sofort in der Geschichte und fiebert mit Mina und ihrer Schwester Agnes mit. Großmutter Hiltrud achtet sehr auf die Konventionen, überrascht im Laufe des Buches aber mehrfach sehr. Die Familie rückt enger zusammen und als Leser will man einfach wissen, wie es Mina schaffen wird ihren Weg zu gehen und dabei vielleicht auch ein wenig Glück zu finden.

    Ich bin jetzt etwas traurig, die Familie wieder verlassen zu müssen und freue mich auf jeden Fall auf den letzten Band der Reihe. Auch wenn es noch ein Weilchen hin ist.

    Von mir eine volle Leseempfehlung!

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