Inhaltsangabe zu "Der Gewinner: Roman"
Ein junger angehender Anwalt ergattert einen Sommerjob in einem Tennisclub am Meer – wo er in ein Netz aus kompromittiertem Ehrgeiz, Begehren und Sex gerät, aus dem es am Ende nur noch einen Ausweg gibt.
Conor O'Toole muss den Sommer über für die Anwaltsprüfung lernen. Er ist knapp bei Kasse, hat einen Kredit abzuzahlen und unterstützt seine kranke, arbeitslose Mutter.
Ein Glück also, dass er einen Job als Tennislehrer in Cutters Neck, Massachusetts, ergattert hat, seine Klientel sind wohlbetuchte Anwälte, Manager mit vollen Terminkalendern. Mit Catherine, einer beeindruckenden, aber schwer fassbaren Frau mittleren Alters, beginnt Conor eine geheime Beziehung – und damit eine verhängnisvolle Abhängigkeit.
Und dann lernt er Emily kennen. Sie ist jung und enigmatisch und bewohnt ein Cottage nahe von Catherines Villa. Keine der beiden Frauen darf von der anderen wissen, aber wie lange kann er diese gefährliche Partie spielen?
Der Reichtum der anderen
Kurzmeinung: Die Mischung machts.
Pandemie. Die Superreichen haben sich auf Cape Cod zurückgezogen. Dort sind sie unter sich und tragen keine Masken, Lieferpersonal, Housekeeping, alles, was vom Festland kommt und zu Diensten ist, Party-Caterer, etc. natürlich schon. Schon daran zeigt sich, was Sache ist.
Connor O’Toole, aus kleinen Verhältnissen, bisher stolz auf seine Leistungen, mit eiserner Disziplin ein Stipendium an der New York Law School bekommen, wird ein Sommerjob als Tennistrainer auf der Halbinsel angeboten. Ein Glücksfall. Dort kann er für seine Anwaltszulassung büffeln in einer wunderschönen Umgebung, Meerblick, eigene kleine Hütte und kann sich noch Kreuzerchen mit Tennisstunden verdienen, sein zweites Standbein, Kreuzerchen, die sehr nötig sind, um sein Studiendarlehen zurückzuzahlen und da ist auch noch seine kranke Mutter und ihre Unterversorgung durch die Krankenkasse. Connor hat schon früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen.
Natürlich hat Connor schon vor seinem Besuch auf Cap Code gewusst, dass reiche Leute reich sind. Aber erst auf Cap Code wird ihm bewusst, was das wirklich bedeutet, zum Beispiel, dass, wenn zwei dasselbe tun, es nicht dasselbe ist, er erlebt, wie ein Einbruch in eins dieser Superreichenhäuser und der Diebstahl von Diamantohrringen als Dummerjungenstreich abgetan wird, der mit einer lauen Entschuldigung und ein paar Krokodilstränen erledigt ist, wenn ihn eines deren Söhnchen“ begeht. Connor ist empört, weil ein und dieselbe Tat – von ihm begangen oder von seinesgleichen - ihn seine Zulassung und seinen Ruf kosten und seinen wirtschaftlichen Ruin bedeuten würde. Und das für immer. „Ja, klar“, sagt Emily, seine neureiche Freundin, „ist doch klar, dass die Polizei das unterschiedlich beurteilt, die kennen Bobby (den Täter) seit er 10 Jahre alt ist. Und ist einer von uns, einer von Cap Code.“ Connor dreht sich der Magen um, er schäumt vor Wut. Sozialneid und Gier und berechtigte Wut über ererbten Reichtum erfasst ihn und bringt ihn dazu, sich Schritt für Schritt von dem netten, strebsamen Jungen zu entfernen, der er einmal gewesen ist. War er das wirklich?
Der Kommentar und das Leseerlebnis:
Als mir nach der ersten deftigen Sexszene klar wird, wo ich gelandet bin und dass ich mich lesetechnisch gesehen auf mir sehr fremdem Terrain befinde, mein Daddy hätte das Genre „als Sexheftle“ bezeichnet, ist es zu spät, das Geschehen zieht mich in seinen Bann. Die wenig zurückhaltenden Sexszenen verdeutlichen zudem, dass Connor im Grunde seines Herzens ein Heuchler ist. Zeitlebens hat er mitgenommen, was er konnte und auch jetzt, setzt er sein Körperkapital nicht weniger rücksichtslos und ausbeuterisch ein wie die „reiche Bagage“ ihr sonstiges Kapital.
Teddy Wayne, der bereits mit einigen kleineren Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, bietet mit seinem neuesten Roman „Der Gewinner“ einen frechen ! Genre Mix von erotischem Roman, Kriminalroman und gesellschaftskritischem Roman an. Opfer und Täter fallen zusammen, das ist ein reizvolles Zusammenspiel. Tatsächlich ist „Der Gewinner“ ein Roman gewesen, den ich kaum aus der Hand legen wollte, naturgemäß las er sich süffig, aber auch die Wut Connors hat mich bei der Stange gehalten. Keinesfalls kann man auch nur eine seiner Grenzüberschreitungen billigen, dennoch will man unbedingt wissen, ob er damit durchkommt.
Fazit: Dieser erotische Roman mit Krimielementen und Gesellschaftskritik versehen, ist als leichte Unterhaltung ein Sommerroman, der mir Spaß machte.
Kategorie: Erotische Literatur. Sommerunterhaltung.
Verlag: Hoffmann & Campe, 2024