Der Geiger: Roman

Rezensionen zu "Der Geiger: Roman"

  1. Betroffenheitsmasche

    München 2008: Der Computerspezialist und Hacker erhält unerwartet einen Anruf von seiner Schwester Victoria, die er nach dem Unfalltod ihrer Eltern viele Jahre lang nicht gesehen hat. Sie steckt in Schwierigkeiten, sagt sie. Doch als Sascha am vereinbarten Treffpunkt erscheint, wird er Augenzeuge, wie Victoria erschossen wird. Hektisch macht sich Sascha davon, denn seine Vergangenheit trägt keine weiße Weste. In einem Bankschließfach findet er aber ein Dokument, das auf ein lang gehütetes brisantes Familiengeheimnis deutet: Hinweise auf den Verbleib der wertvollen Stradivari seines Großvaters, der 1948 in ein Straflager in Sibirien verschleppt wurde. Sascha macht sich auf die Suche nach den Mördern seine Schwester und begibt sich dabei in größte Gefahr.
    Die deutsche Schriftstellerin Mechthild Borrman hat schon etliche Romane geschrieben, die allesamt Bestseller wurden Für ihren Roman „Der Geiger“ erhielt sie französischen Publikumspreis Grand Prix des Lectrices der Zeitschrift Elle. Dieses Buch war das erste Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe.
    „Der Geiger“ ist ein Buch, das mich sehr zwiespältig zurückgelassen hat. Mechtild Borrmann erzählt auf zwei Zeitebenen: Da sind die Ereignisse in der Gegenwart, in der Sascha Grenko den Mördern und der Wahrheit über seinen Großvater nachjagt. Die andere Handlungsschiene führt in die stalinistische Sowjetunion, erzählt vom Schicksal des Geigenvirtuosen Ilja Grenko, der unter fadenscheinigen Gründen verhaftet und zu zwanzig Jahren Straflager verurteilt wurde. Dieses Schicksal geht nahe. Es wird der Irrsinn der Stalindiktatur, die Angst und Ohnmacht, die Kälte der Hunger, der Überlebenskampf sehr eindringlich transportiert. Ilja muss lernen zu überleben. Mit seinen Händen, die der Geige so wunderbare Töne entlocken konnte, schaufelt er nun im Akkord Kohle. Er rettet einem Mitinsassen das Leben und verliert dabei alles.
    „Mir sind zwei Finger erfroren und mit ihnen auch alle Musik in mir.“
    Im Gegensatz dazu steht eine actiongeladene Kriminalhandlung der Gegenwart. Da wird geballert und gekämpft. Der Protagonist Sascha erweckt keine besonderen Sympathien. Seine Gegner aus der russischen Mafia noch viel weniger.
    Ich empfand das Zusammenspiel beider Handlungsstränge nicht stimmig. Das tragische Schicksal des Ilja Grenko hätte für ein Buch alleine gereicht und sollte nicht als Vehikel für eine konstruierte Krimihandlung herhalten müssen. Betroffenheit als Masche mag funktionieren, spricht mich aber nicht wirklich an.

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