Der Ausflug: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Ausflug: Roman' von Dirk Kurbjuweit
2.35
2.4 von 5 (12 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Ausflug: Roman"

Amalia, Josef, Gero und Bodo, Freunde seit Kindheitstagen, haben sich zu einer sommerlichen Kanutour verabredet. Kaum sind sie an ihrem Ausflugsziel angekommen, verdichten sich die Anzeichen, dass sie hier nicht willkommen sind. Vor allem Josef, der Schwarz ist, bekommt die Ablehnung von Menschen zu spüren, die aus Prinzip gegen alles Fremd-Aussehende sind. Doch soll man sich von ein paar ewiggestrigen Provinzlern einschüchtern lassen? Einfach klein beigeben? – Amalia, Josef, Gero und Bodo entscheiden sich dafür, zu bleiben, und ab da gibt es kein Zurück mehr. Jeder Schritt weiter ist einer auf den Abgrund zu. Alle ahnen, dass dieser Ausflug kein gutes Ende nehmen wird. Doch keiner will es wahrhaben. Schon bald geht es nicht mehr um ein sommerliches Abenteuer, sondern nur noch darum, mit heiler Haut davonzukommen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:192
EAN:9783328601715

Rezensionen zu "Der Ausflug: Roman"

  1. 1,5 Sterne

    Klappentext:
    „Eine aufrüttelnde Reise ins Herz der deutschen Finsternis

    Amalia, Josef, Gero und Bodo, Freunde seit Kindheitstagen, haben sich zu einer sommerlichen Kanutour verabredet. Kaum sind sie an ihrem Ausflugsziel angekommen, verdichten sich die Anzeichen, dass sie hier nicht willkommen sind. Vor allem Josef, der Schwarz ist, bekommt die Ablehnung von Menschen zu spüren, die aus Prinzip gegen alles Fremd-Aussehende sind. Doch soll man sich von ein paar ewiggestrigen Provinzlern einschüchtern lassen? Einfach klein beigeben? – Amalia, Josef, Gero und Bodo entscheiden sich dafür, zu bleiben, und ab da gibt es kein Zurück mehr. Jeder Schritt weiter ist einer auf den Abgrund zu. Alle ahnen, dass dieser Ausflug kein gutes Ende nehmen wird. Doch keiner will es wahrhaben. Schon bald geht es nicht mehr um ein sommerliches Abenteuer, sondern nur noch darum, mit heiler Haut davonzukommen.“

    Autor Dirk Kurbjuweit hat den Roman „Der Ausflug“ verfasst. Er wird als „Eine aufrüttelnde Reise ins Herz der deutschen Finsternis“ beschrieben, doch ich musste feststellen, dass ich weder das eine noch das andere fand. Das Thema welches Kurbjuweit anspricht, ist hochaktuell, ist brisant und wird es wohl auch leider immer bleiben - verschiedene Hautfarben der Menschen, ganz besonders die der Schwarzen (welches nicht nur ein deutsches Problem ist, wie hier angeprangert!). Der Klappentext wirkt äußerst ansprechend und man erwartet genau zu diesem Thema ein gewisses Niveau und eine stete Story. Erhält man aber nicht. Punkt. Enttäuscht ist man als Leser. Punkt. Vieles erscheint hier völlig abstrus, unrealistisch und hanebüchen. Wie anderen Lesern ebenfalls aufgefallen ist, sind die Dialoge recht langatmig und anspruchslos. Man wartet als Leser auf das Aha-Erlebnis dieses Romans aber man erhält es nicht. Es verschwindet irgendwo im Nirwana. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich dieses Buch auch nicht in irgendein Genre packen kann, so konfus ist es. Vielleicht soll es das auch sein?! Zudem sind eben viele Parts (auch zwischen den vermeintlichen Freunden) selbst zu zugespitzt. Vielleicht soll auch das so sein. Vielleicht entwickeln sich Konflikte immer so im Verborgenen bis sie herausbrechen, auch bei den Menschen, bei denen man es nie vermutet. Ich habe lange über dieses Buch nachgedacht und diese Rezension hat seine Zeit gebraucht, denn egal ob vom Autor explizit so gewollt oder nicht, es war einfach nicht das was ich erwartet, erhofft hatte. Das Thema bietet so viel Potential und es wurde keinesfalls gekonnt angepackt. 1,5 Sterne für diese Darbietung.

    Teilen
  1. Seltsamer Ausflug

    Vier junge Erwachsene haben einen unterhaltsamen Wochenendausflug geplant. Amalia, ihr Bruder Bodo, Gero und Josef kennen einander schon seit Schulzeiten. Nun treffen sie einander zu einer Kanufahrt in einem abgelegenen Flussdelta. Schon bei ihrer Ankunft in dem Gasthof, den sie für ihre erste Übernachtung Zimmer reserviert haben, merken sie, dass sie von den Anwohnern nicht willkommen geheißen werden. Josef, der schwarz ist, wird gehindert die Toilette aufzusuchen und rassistisch beschimpft.

    Unterschwellig ist von Anfang an eine gewisse Bedrohung spürbar. Doch der Ausflug eskaliert und nicht nur die Freundschaft, sondern Leib und Leben stehen auf dem Spiel.

    Dirk Kurbjuweit hätte mit seinem Roman “Der Ausflug“ ein spannendes Experiment starten können. Die vier Freunde werden in eine Situation geworfen, in der sie entscheiden müssen, wie weit sie zu gehen bereit sind, wenn nicht nur einer der ihren, sondern sie selbst massiv bedroht werden.

    Doch die Personen auf allen Seiten von „Gut und Böse“ handeln seltsam und inadäquat. Obwohl die Gruppe der Freund völlig orientierungslos durch das Flussdelta treiben, haben die rassistischen Einheimischen genau das richtige „Bedrohungsequipment“ zur Hand und am richtigen Ort platziert.
    Das ganze Szenario wirkt auf mich eigenartig aufgesetzt, fast belehrend.

    N…pissen draußen. Das ist alles.
    Achten Sie auf Ihre Sprache, sagte Gero.
    Meine Sprache, sagte der Mann, was hat das mit meiner Sprache zu tun?
    Sie wissen genau, dass das N-Wort ein rassistischer Begriff ist.

    Danke, wissen wir. Doch ist das im Zeitpunkt einer rassistischen Auseinandersetzung ein realistischer Dialog, frage ich mich.
    Damit sich die Leserin zwischendurch von den billigen Thriller Elementen der Handlung erholen kann, gibt es langweilige Einblicke in Amalias Leben, ihre Beziehungen und ihre Abschlussarbeit zum amerikanischen Bürgerkrieg.

    Was für ein seltsamer Trip in die Welt von Rassismus und Gewalt. Die auf intellektuell verkleidete Menschenhatz hat mich recht unbefriedigt mit einem großen Fragezeichen zurückgelassen.

    Teilen
  1. Ein Ausflug mit Schwierigkeiten

    "Jede einem Menschen zugefügte Beleidigung, gleichgültig, welcher Rasse er angehört, ist eine Herabwürdigung der ganzen Menschheit." (Albert Camus)
    Vier Freunde brechen zu ihrem jährlichen Ausflug aus. Josef, Gero und die Geschwister Amalia und Bodo kennen sich schon seit ihrer Kindheit. Jedes Jahr treffen sich die Freunde, um bei einem Ausflug ihre Freundschaft zu erhalten. Diesmal brechen sie zu einer sommerlichen Kanutour auf in die Einöde des Ostens. Doch schon bald merken sie, dass sie hier nicht erwünscht sind. Besonders Josef muss aufgrund seiner dunklen Hautfarbe mit Anfechtung kämpfen. Die vier lassen sich allerdings nicht von den Bewohnern einschüchtern und beginnen ihre Tour. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird die Kanutour immer bedrohlicher, bis sie um ihr Leben kämpfen müssen.

    Meine Meinung:
    Anhand des Klappentextes habe ich eine abenteuerliche, spannende Kanufahrt erwartet, doch leider wurde ich enttäuscht. Themen wie Rassismus, Fremdenhass, Samenspende und Freundschaft tauchen inhaltlich auf. Statt Abenteuer wurde ich meist mit langweiligen Vergangenheiten der Charaktere abgespeist, mit denen ich wenig anfangen konnte. Vor allem weil sie meist langweilig und oberflächlich waren. Besonders Fremdenhass und Rassismus wird mir hier viel zu nachlässig angeschnitten. Was sicher an der Kürze des Buches liegt und daran das sie zu viele Themen beinhaltet. Ebenso konnte ich mich nicht mit den Charakteren anfreunden, die bis auf Amalia zu inhaltslos und blass blieben. Bedauerlicherweise werden die fremdenfeindlichen Bewohner ebenfalls vernachlässigt sowie das Setting, bei dem ich nur erahne, dass es aufgrund der Fließe im Osten des Spreewalds spielt. Dabei schneiden diese Menschen nicht gerade gut ab in dieser Geschichte, den sie sind Eigenbrötler, intolerant, fremdenfeindlich, rassistisch und abweisend. Was besonders Josef zu schaffen macht, der allerdings dann noch zusätzlich provoziert. Erwartet dagegen habe ich ein interessantes Abenteuer, bei dem ich mehr über die Gegend erfahre, anstatt von einer kauzigen Religionsgruppe à la Bhagwan. Die Freundschaft der Clique kommt im Laufe der Tour immer mehr ins Wanken und wirkt zusehends angespannt. Das Ende war dann fast vorhersehbar, doch für mich viel zu unglaubwürdig dargestellt und mit dem offenen Ende hat mich der Autor noch mehr enttäuscht. Die Charaktere blieben bis auf Amalia alle recht blass. Familienvater Gero denkt darüber nach, ob er seinen Samen spenden soll. Josef, Amalias ehemaliger Freund, wurde schon als Kind gemobbt und muss nun erneut Anfeindungen erleben. Bodo Amalias Bruder ist ein Globetrotter, ansonsten blieb er für mich weitestgehend unbedeutend. Studentin Amalia, aufgeschlossen, kämpft mit ihrer Vergangenheit und führt die Gruppe an. Sei es ihre damalige Beziehung zu Josef oder Fabian, der bei einem Unfall, bei dem sie schwer verletzt wird, ums Leben kommt. Was der Autor mir mit dieser Geschichte wirklich sagen wollte, bleibt mir am Ende ein Rätsel und so habe ich die letzten Seiten bis auf wenige Ausnahmen nur noch überflogen. Diese Geschichte wird das Ost-Westverhältnis nicht gerade besser machen. Von mir gibt es leider keine Leseempfehlung und nur 2 von 5 Sterne dafür.

    Teilen
  1. 4
    21. Mär 2022 

    Mitgehangen, mitgefangen

    Amalia, Josef, Bodo und Gero – vier Freunde, die sich seit der Schulzeit alle paar Monate treffen, um ein paar Tage Zeit miteinander zu verbringen, über alte Zeiten zu quatschen, in Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit schwelgen und sich auf aktuellen Stand bringen, wie die Lebenswege der einzelnen verlaufen. Diesmal geht es auf Kanutour. Auch wenn das Ziel an die brandenburgischen Flusslandschaften erinnern, könnte der Schauplatz des Romans „Der Ausflug“ von Dirk Kurbjuweit sonst wo in Deutschland sein. Eigentlich spielt es auch keine Rolle.
    Die vier Freunde geraten mit diesem Ausflugsziel an einen Ort voller Feindseligkeit. Die wenigen Einheimischen, die ihnen anfangs begegnen, sind ablehnend gegenüber allem Fremden, womit sie auch nicht hinter dem Berg halten. Diese Ablehnung gipfelt in offenkundigen Rassismus, der sich gegen Josef richtet. Denn Josef ist ein Schwarzer. Als Mensch unserer Zeit kann man nur mit Empörung und Widerstand auf derartige Anfeindungen reagieren, was auch die erste Reaktion der vier Freunde ist. Trotz der Bedrohung, die durch den Rassismus entsteht, entschließen sich die Freunde, die geplante zweitägigen Kanutour durchzuziehen, was sich jedoch als fatale Entscheidung herausstellen wird.

    „Der Ausflug“ des Bestsellerautors Dirk Kurbjuweit hätte das Zeug zu einem Krimi gehabt. Dass Kurbjuweit Krimis und Thriller schreiben kann, hat er mit Romanen wie „Angst“ und „Haarmann“ bereits bewiesen. Der Anfang des Romans deutet auch auf dieses Genre hin. Mit jeder Seite, die man liest, baut sich ein bedrohliches und unheimliches Szenario auf, das durchgängig für ein mulmiges Gefühl beim Lesen sorgt. Doch je weiter man in der Geschichte voranschreitet, umso unwirklicher wird die Szenerie. Eine nahezu ausgestorbene Gegend, und die wenigen Menschen, die dem Quartett begegnen, sind merkwürdig und wirken deplatziert. Diese unwirkliche Szenerie bildet den Rahmen für das Zusammenspiel der vier Freunde unter dem Einfluss der Bedrohung durch die rassistischen Einheimischen.
    Anfangs steht der Zusammenhalt der Freunde im Vordergrund. Doch das „Einer für alle, alle für einen“ entwickelt sich mit der Zeit zu einem „Mitgehangen, mitgefangen“. Der Gedanke, dass sie genauso bedroht werden, wie Josef, solange dieser unter dem Schutz der Gruppe steht, wirft Zweifel am Zusammenhalt auf.

    Trotz Thriller-Elementen ist „Der Ausflug“ aber weder Krimi noch Thriller.
    Es lässt sich auch keine passende Genre-Schublade für diesen Roman finden. Nur soviel: dieser Roman weist Eigenschaften auf, die ihn manches Mal in die Nähe einer Parabel rücken lassen.
    Die große Gemeinsamkeit ist sicherlich die Fragestellung nach moralischen und ethischen Grundsätzen. Zum Einen ist in diesem Buch Diskriminierung - und hier insbesondere Rassismus - ein zentrales Thema: zum Anderen geht es um die Frage nach der moralischen Vertretbarkeit der Opferung eines Menschenleben, um das eigene Leben zu retten.
    Schauplatz, Charaktere und Handlungen sind dabei nebensächlich und bilden lediglich den Rahmen für den ethischen Aspekt. Daher nehme ich dem Autor auch nicht die oberflächliche Gestaltung seiner Charaktere übel. Denn für mich dienen sie lediglich dazu, die moralischen Fragen zu transportieren. Durch die durchgängige Erzählperspektive Amalias, bekommt nur der weibliche Charakter Tiefe, bedingt durch Amalias Vorgeschichte, die sie in ihren Erinnerungen erzählt. Von den anderen Figuren, inklusive der feindlichen Einheimischen, erfahren wir nicht viel bzw. gar nichts.
    Kurbjuweit manövriert seine Protagonisten in Situationen, die sie in die Enge treiben und Entscheidungen erzwingen, um aus diesen Situationen herauszukommen. Die Protagonisten vertreten dabei die unterschiedlichsten Argumentationen.
    Die Frage, die sich dem Leser dabei immer wieder stellt, lautet: Wie hätte ich an Stelle der Protagonisten entschieden?

    Mein Fazit:
    Da ich Bücher mag, die mich gedanklich beschäftigen und fordern, kann ich "Der Ausflug" von Dirk Kurbjuweit nur positiv bewerten.

    © Renie

    Teilen
  1. (K)eine Parabel

    Der Roman erzählt die Geschichte von vier Freunden, Amalia, Bodo, Josef und Gero, wobei Amalia die ältere Schwester Bodos ist. Die Vier haben schon in der Schule eine verschworene Gemeinschaft gebildet. Inzwischen sind sie Anfang 30 und unternehmen regelmäßig gemeinsam Ausflüge, dieses Mal geht es an ein entlegenes Flussdelta.
    Bevor sie zum Kanuverleih fahren, übernachten sie in einem Gasthof, in dem es zu einem rassistischen Angriff kommt. Josef, der schwarz ist, wird daran gehindert auf die Toilette zu gehen und mit dem N-Wort beschimpft.
    Die Szenerie wirkt zwar einerseits bedrohlich, andererseits aber auch unglaubwürdig, was auch daran liegt, dass die Figuren nicht authentisch wirken. Weder die vier Freunde noch die Rassisten im Dorf. Die Schikanen setzen sich fort, beim Kanuverleih, sogar bei den Schleusen, und die bedrohliche Stimmung legt sich auch auf die Vierer-Gruppe.
    Im Rückblick wird Amalias Leben aufgefächert, wir erfahren von ihrer Beziehung zu einem Ralleyfahrer, mit dem sie nach der Trennung von Josef zusammengekommen ist. Auch die schwierige Beziehung zu ihren Eltern wird herausgestellt. Sie ist die einzige Figur, deren Vergangenheit und Hintergründe beleuchtet werden, während alle anderen Figuren kaum Tiefe haben.
    Da es bereits auf dem Klappentext steht, kann ich verraten, dass die Vier per Drohne eine Pistole erhalten. Sie sollen damit Josef erschießen, andernfalls werde Amalia von allen vergewaltigt und alle getötet.
    Kurbjuweit unterwirft seine Protagonisten einem sozialen Experiment. Wie weit geht ihre Freundschaft? Sind sie selbst unterschwellig rassistisch? Halten sie zu Josef, sind sie bereit, sich selbst zu opfern?

    Trotz dieser interessanten Konstellation und der damit verbundenen Fragen, hat mich die Handlung kalt gelassen, da sie völlig unglaubwürdig daherkommt. Die Vier haben durchgehend keinen Handyempfang, die Bedrohen wissen immer genau, wo sie sich aufhalten, machen regelrecht Jagd auf sie, während die Vier orientierungslos herumpaddeln. Das Ganze wirkt wie ein Kammerspiel, das trotz seiner Brutalität zumindest bei mir keine echte Betroffenheit auslösen kann.

    In der Leserunde wurde diskutiert, ob man diesen kurzen Roman als Parabel lesen könnte. Meines Erachtens passt die Textsorte nicht, weil hier alles offen liegt und man letztlich überhaupt nicht nachdenken muss. Die Frage, wie hätte man selbst in der Situation gehandelt, ist natürlich berechtigt und auch wichtig. Dadurch, dass alles jedoch so unglaubwürdig geschildert wird, fällt es schwer, sich darauf einzulassen. Es wäre schön, wenn die Story subtiler erzählt worden wäre.
    Doch leider ist die Handlung plakativ, holzschnittartig, die Figuren bleiben bis auf Amalia blass und wäre es keine Leserunde gewesen, hätte ich nach der Hälfte aufgehört zu lesen. Es hat mich nicht gepackt weder emotional noch intellektuell. Schade um die verlorene Lesezeit.

    Teilen
  1. Ein Fluss-Movie mit deutlichen Schwächen

    Eine ausgesprochen unsympathische Viererbande in den Dreißigern steht im Mittelpunkt von Dirk Kurbjuweits Roman "Der Ausflug". Während der Schulzeit drangsalierten sie uncoole Mitschülerinnen und Mitschüler, nun treffen sich die Historikerin Amalia, die noch immer an ihrer Doktorarbeit herumlaboriert, der Apotheker und in Deutschland geborene Sohn politischer Flüchtlinge aus Gambia, Josef, Amalias jüngerer Bruder Bodo, ein Weltenbummler, und der Familienvater Gero jedes Jahr zu einer gemeinsamen Unternehmung. Amalia und Josef waren einst ein Paar, jetzt ist Josef anderweitig verheiratet und hat einen kleinen Sohn, während Amalia sich auf Tinder tummelt und sicherheitshalber Eizellen eingefroren hat.

    Der aktuelle Ausflug führt in eine Gegend, die der Spreewald sein könnte, wo auf den „Fließen“ des Flussdeltas eine Kanutour mit Camping geplant ist. Doch schon bevor sie die gemieteten Kanus übernehmen, verdichten sich die schlechten Vorzeichen. Im Gasthof wird Josef plump rassistisch beleidigt und kurz wird ein Abbruch erwogen, doch wieder verworfen, weil man vor den „Rassistenarschlöchern“ nicht zurückweichen will. Ein Albtraum beginnt, der sich zum Spiel um Leben und Tod auswächst und gruppendynamische Prozesse übelster Sorte in Gang setzt.

    Von düsteren Andeutungen zum Holzhammer-Horror
    Während ich im ersten Drittel des Romans durchaus gespannt auf den Verlauf der Tour war, hat mich der Autor in der Folge leider zunehmend verloren. Zu den Neugier weckenden düsteren Andeutungen zu Beginn, wie beispielsweise der Gedenkstätte für ein Unfallopfer am Straßenrand oder die stumm starrenden Flussanrainer, die tatsächlich ein Gänsehautgefühl bei mir auslösten, kamen mehr und mehr hanebüchene Begegnungen und eine Abfolge abstruser Einschüchterungsspielchen der Gasthaus-Rassisten. Diese schienen immer haargenau vorauszuahnen, wo die zunehmend orientierungslos auf dem Wasser umherirrenden Protagonisten anzutreffen wären, um ihnen unter anderem eine Drohne mit einem Revolver und einem 24-Stunden-Ultimatum, einen geköpften Vogel Strauß oder eine kopflose schwarzen Puppe zu präsentieren. Vor diesem völlig überzogenen Hintergrund ausgeklügelter Hinterhalte, der mich mit seiner Unglaubwürdigkeit zunehmend ratloser machte und verärgerte, konnten mich weder die Auseinandersetzungen der Protagonisten mit ihren deplatzierten Dialogen noch die Rückblicke in ihre nicht besonders originelle Vergangenheit oder die überflüssigen Einlassungen zu Amalias Dissertationsthema packen.

    Kein Beitrag zur Ost-West-Verständigung
    Leider hat sich mir nicht erschlossen, was der Roman eigentlich sein möchte: Für einen Thriller hat mir die Spannung gefehlt, denn für die als Freundesgruppe seltsam empathielosen Protagonisten konnte auch ich keine Empathie entwickeln und der Ausgang des Abenteuers berührte mich dementsprechend nicht. Als Horrorroman taugte allenfalls der Beginn mit den subtilen Vorzeichen der Katastrophe, nicht jedoch die plumpen Bedrohungen durch die Rassistenbande und das durch überzogene Gewalt geprägte Ende. Für einen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte über Rassismus, Moral und Solidarität waren mir die Figuren zu plump und eindimensional gezeichnet. Mag sein, dass das Buch als Parabel oder Satire gedacht ist, aber im Laufe der ermüdenden Lektüre wurde ich es leid, darüber nachzusinnen. Eines steht jedoch zweifellos fest: Zur Ost-West-Verständigung trägt der Roman garantiert nicht bei.

    Teilen
  1. 2
    09. Mär 2022 

    Zielfrei

    "Der Ausflug" ein Roman von Dirk Kurbjuweit.
    Dirk Kurbjuweit wurde 1962 in Wiesbaden geboren. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre war er an der Kölner Journalistenschule. Daraufhin wurde er zuerst Redakteur bei der Zeit und danach beim Spiegel. Seit 1995 hat er mehrere Romane & Novellen veröffentlicht. Für einige seiner Werke erhielt er öffentliche Anerkennung und Preise.
    Das gebundene Buch hat einen bedruckten Umschlag. Dieser ist in Schwarz/weiß gehalten und zeigt dem Betrachter: weiße, bandagenartige Stoffe, die den Umschlag in 3 Horizontale teilen. Der rotgeschriebene Autorenname ist hier der Eyecatcher. Insgesamt kann ich einiges in das Cover hineininterpretieren, bin mir jedoch, über die Zielsetzung nicht im Klaren.
    Die handwerkliche Ausführung des Buches, macht auf mich einen sorgfältig gearbeiteten Eindruck.
    Zum Inhalt:
    Eine Gruppe, bestehend aus vier Erwachsenen. Sie verbringen jährlich ein paar Tage Zeit miteinander. Bei dem diesjährigen Unterfangen werden sie als Gruppe und jeder für sich, durch Begegnungen mit ihnen unbekannten Menschen, zu Taten animiert, die sie unter anderen Umständen, nie in Erwägung gezogen hätten.

    Mein persönlicherLeseeindruck:

    Erzählstil, Thematik, Sprachgebrauch:
    DIe Geschichte wird uns mittels "unverschnörkelter" Satzbauten berichtet.
    Die Protagonisten werden langsam, ohne Eile, in einer Art Verlaufsbericht, weiterhin vorgestellt.
    Diese Erzählweise wirft mehr Fragen auf, als sie auflöst.
    Bis auf den letzten Seiten fügt der Autor immer weitere Persönlichkeits-Spezifika hinzu.
    Dabei bleiben jedoch die Auflösung & Zusammenführung aller ausgelegten Erzählstränge,deutlich hinter meinen Erwartungen.

    Zusammenfassung:
    Ein Buch, dass äußerlich einen sehr guten Eindruck bei mir hinterlassen hat.
    Der erzählte Ausflug konnte mich jedoch nicht begeistern oder für sich einnehmen.
    Ich habe den Eindruck, dass der Autor einen psycho-sozialkritischen Aufsatz schreiben wollte.
    Diese Annahme kann ich mit der vorgestellten Lektüre weder abgleichen noch bestätigen.
    Insgesamt bleibt es für mich ein "zielloser" Ausflug von 4 Personen.
    Leider ein unbefriedigendes Leseerlebnis für mich.
    Fazit:
    Eine Erzählung die Fragen aufbringen kann. Eine Erzählung, die weder die Kriterien eines Romans noch denen einer Parabel, entspricht.
    Eine Erzählung die durchaus großes thematisches Potential hatte, dieses aber leider nicht ausgeschöpfte.

    Ich vergebe eine 2 Sterne Bewertung, die sich wie folgt zusammensetzt:
    Cover & Buchgestaltung: 4,0 Sterne
    Erzählung: 1,5 Sterne
    Personen: 1,5 Sterne
    Thematik, Logik, Aufbau: 2,0 Sterne

    Teilen
  1. Misslungener Ausflug

    Tja. Sprach- und Fassungslos sitzt der Rezensent vor seiner Tastatur und dem Bildschirm und kann schwer glauben, was er in den letzten drei Tagen gelesen hat. Hatte Dirk Kurbjuweit 2020 mit „Haarmann“ dem Rezensenten ein echtes Highlight beschert, bei dem die dunkle und bedrohliche Atmosphäre über die gesamte Romandistanz erhalten blieb, ist diese in „Der Ausflug“ nach den ersten gut 60 Seiten sang- und klanglos verpufft.

    Die vier Freunde Amalia, ihr Bruder Bodo, Gero und Josef wollen wie jedes Jahr ein paar unbeschwerte Tage genießen und haben sich Paddelboote gemietet, um durch die nicht näher benannte, aber laut der Beschreibungen durchaus als Handlungsort erkennbare, ostdeutsche Provinz zu paddeln. Von vornherein steht der titelgebende Ausflug unter keinem guten Stern.

    Bereits am Vorabend der Kanutour wird Josef, der Schwarz ist, der Zutritt zu einer Toilette im Gasthaus verweigert. Offensichtlich sind sie dort von Rassisten umgeben; warum in diesem Zusammenhang das N-Wort nicht ausgeschrieben wurde, hat sich mir als Leser nicht ganz erschlossen. Authentischer wäre es gewesen und die geneigte Leserschaft von Herrn Kurbjuweit hätte es ihm bestimmt auch nicht übelgenommen.

    Schon hier legt sich beim Lesen ein leichter Schatten über den Roman, der sich im weiteren Verlauf (leider) zu einer undurchsichtigen Nebelwand aufbaut. Soll heißen: die Fragezeichen ob des Gelesenen werden immer größer und ich will nicht glauben, dass ein und derselbe Autor zwei so unterschiedlich in der Qualität schwankende Bücher schreiben kann.

    Was dann folgt, ist eine Aneinanderreihung

    - abstruser, hanebüchener Handlungen
    - ob der Situation, in die die vier immer tiefer sinken, sinnfreier Dialoge
    - von elend langen und die Handlung nicht voranbringenden Gedanken über (hauptsächlich) Amalia´s
    Vergangenheit
    - von Thriller-Elementen, die unlogisch und aufgesetzt wirken.

    Durch die letzten 50 Seiten bin ich nur noch „geglitten“ ohne großartig Interesse an Handlung und der Auflösung zu haben; das offene Ende hat mich nicht überrascht, hat mich aber auch kalt gelassen.

    Insgesamt war ich froh, dass das Buch nur 190 Seiten hat und ich es schnell wieder zur Seite legen konnte.

    Tja, die (meine) Enttäuschung über „Der Ausflug“ sollte deutlich genug geworden sein. Ich kann dieses Mal leider nur magere 2* vergeben. Leser:innen, die gerne unrealistische Thriller lesen, packen noch Sterne drauf; ich bin sicher, dass das Buch seine Fans finden wird.

    Aber die literarisch und inhaltlich anspruchsvolle(re) Leserschaft sollte hier die Finger von lassen.

    Was für eine Enttäuschung…

    ©kingofmusic

    Teilen
  1. 2
    08. Mär 2022 

    Unrealistischer Reißer

    Von Dirk Kurbjuweit kenne ich bisher zwei Romane, einen historischen über das Leben von Emma Herwegh, der Frau des Freiheitsdichters Georg Herwegh ( „ Die Freiheit der Emma Herwegh“) und einen, in dem der Ich- Erzähler und seine Familie von einem Stalker tyrannisiert werden ( „ Angst“). Beide Bücher habe ich in guter Erinnerung, deshalb ging ich auch mit hohen Erwartungen an seinen neuen Roman „ Der Ausflug“ heran. Um es vorweg zu sagen: Das Buch war eine Enttäuschung!
    Worum geht es ?
    Vier Freunde, drei Männer und eine Frau, mittlerweile um die Dreißig, treffen sich zu ihrer jährlichen Ausflugstour. Josef, Gero, Amalia und ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Bodo sind seit ihrer Schulzeit befreundet. Dieses Mal steht eine gemeinsame Kanufahrt auf dem Programm. Die Gegend mit ihrer unberührten Natur und dem Netz aus Fließen eignet sich dafür sehr gut. ( Der Autor vermeidet eine genaue Lokalisierung, die Landschaft erinnert aber stark an den Spreewald.)
    Doch die Einheimischen bereiten ihnen keinen freundlichen Empfang. Schon im Gasthof, in dem sie übernachten, wird Josef aufgrund seiner Hautfarbe der Zugang zur Toilette verwehrt. „ N… pissen draußen.“ heißt es als Begründung.
    Die Vier sind entsetzt, überlegen kurz die Reise abzubrechen, entscheiden sich dann aber dagegen.
    Eine folgenreiche Entscheidung. Denn was als vergnüglicher Ausflug geplant war, entwickelt sich zu einem Albtraum. Hindernisse, Schikanen, Begegnungen mit sonderbaren Figuren begleiten die Freunde auf ihrer Tour. Ihnen wird schnell deutlich gemacht, dass sie hier unerwünscht sind. Von unbekannten Verfolgern werden sie schließlich bedroht und vor ein gefährliches Ultimatum gestellt.
    Dirk Kurbjuweit baut hier das Szenarium einer gnadenlosen Menschenjagd auf. Fremdenfeindliche Einheimische haben es auf den schwarzhäutigen Josef abgesehen und stellen die Freundschaft der Vier auf eine harte Probe.
    Allerdings wirkt die ganze Geschichte völlig unrealistisch. Unbestritten gibt es noch Rassismus in Deutschland, in manchen Ecken und bei manchen Menschen noch tiefer verwurzelt, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass er so offen und plump daherkommt. Sämtliche Figuren im Roman entsprechen Stereotypen, keiner wirkt authentisch. Auch die vier Hauptpersonen sind völlig unglaubwürdig. Ihr Verhalten wirkt unreif und unangebracht, die Dialoge sind oberflächlich und belanglos. Zwar versucht der Autor durch Rückblenden in die Vergangenheit den Figuren Tiefe zu geben, versucht das Beziehungsgeflecht zwischen ihnen nach und nach herauszuarbeiten, trotzdem bleiben sie blass und kommen einem nicht wirklich nahe. Ihr Auftreten und ihr ganzer Umgang miteinander lässt den Leser ratlos zurück.
    Will der Autor mit diesem Roman zeigen, wie stark rassistisches Gedankengut immer noch in Deutschland verbreitet ist und dass auch sog. liberale Menschen dagegen nicht gefeit sind? Will er aufzeigen, wie schnell Freundschaften angesichts extremer Bedrohung zerbrechen? Soll der Leser sich fragen, wie viel Rassismus in ihm selber steckt und welche Entscheidung man selbst getroffen hätte?
    Doch die Geschichte ist so überzeichnet, dass diese großen Themen und Fragen ins Leere laufen.
    Einzig die Naturbeschreibungen sind gelungen. Hier schafft es der Autor, eine Atmosphäre zu schaffen, die einerseits idyllisch wirkt, aber zugleich etwas zutiefst Bedrohliches hat.
    Ansonsten ist „ Der Ausflug“ ein unrealistischer Reißer, der sich höchstens als Vorlage für einen zweitklassigen Fernsehfilm eignet.
    Schade! Dirk Kurbjuweit kann es besser.

    Teilen
  1. Plakativer Spannungsroman mit sozialkritischem Anstrich

    Amalia, ihr Bruder Bodo, Gero und der farbige Josef brechen zu ihrem alljährlichen Sommerausflug auf. Die Vier sind seit Schulzeiten befreundet, mittlerweile befinden sie sich in ihren Dreißigern, zwei der Männer haben bereits Familie. In diesem Jahr ist eine Kanu-Tour in Deutschlands Osten geplant. Bereits die Autofahrt dorthin verheißt nichts Gutes: Häuser wirken verlassen, Straßen löchrig, Passanten sind unfreundlich und ablehnend. Bereits auf Seite 8 wird man auf das Grundthema des Buches gestoßen:
    "„Der Storch ist ein Scheißnazivogel.“
    „Warum ein Nazivogel?“
    „Rote Beine, roter Schnabel, schwarze und weiße Federn, die Farben der Hakenkreuzfahne.“"

    Okay. Sind jetzt alle Gegenden, in denen Störche brüten, von Neonazis besiedelt?
    Auf alle Fälle schlägt der Gruppe, als sie im Gasthaus ankommt, offener Hass entgegen, der sich insbesondere gegen Josef richtet. Man will ihm nicht einmal den Gang zur Toilette gestatten, was total übertrieben in der heutigen Zeit erscheint. Auch die Reaktion seiner Freunde wirkt bemüht und unrealistisch, ihre Erwiderungen klingen hölzern und auswendig gelernt („Achten Sie auf Ihre Sprache. (…) Sie wissen genau, dass das N-Wort ein rassistischer Begriff ist.“ S. 17). Diese Unglaubwürdigkeiten ziehen sich leider durch den kompletten Roman.

    Am nächsten Tag treffen die Vier am Bootsverleih erneut auf fremdenfeindliche Menschen, die ihnen ihre ältesten Kanus überlassen. Als die Freunde aufbrechen und die rassistische Bevölkerung hinter sich lassen, könnte es doch endlich ein schöner Ausflug werden? Aber nein, selbst die Kinder an der Schleuse piesacken das Quartett... Im Verlauf der Kanu-Fahrt häufen sich skurrile Begegnungen, was die Bedrohungslage immer mehr steigert - der Roman mutiert zum Thriller.

    Was dem Autor an sich gut gelingt, sind die Beschreibungen dieser gottverlassenen, weit verästelten Fließlandschaft, in der Bäume Alleen oder dunkle Räume bilden und in der man leicht die Orientierung verlieren kann. Er versteht es, Angst und Gefahren der Gruppe auch im Schauplatz zu spiegeln und zu konkretisieren. Die Szenerie wirkt dabei sehr bildlich, fast filmisch. Das trifft leider auch auf den Rest der Handlung zu. Die Figuren sind extrem eindimensional gezeichnet, zu schnell verlieren sich langjährige Loyalitäten, sie agieren sprunghaft und widersprüchlich. Die Dialoge sind schlicht, fast plump ausgestaltet. In den Gesprächen der Gruppe werden zwar hier und da tiefgründige Themen angerissen (Rassismus, Samenspende, Feminismus, Gender, Moral etc.), diese werden aber im Verlauf so oberflächlich behandelt, dass sie fast in Belanglosigkeit verblassen. Nichts steckt zwischen den Zeilen.

    Große Teile des Romans werden aus Amalias Perspektive geschildert. Sie liefert uns Hintergründe zur Beziehungskonstellation der Freunde, zu ihrer eigenen Vergangenheit, zu der ihres Bruders. Daneben referiert sie gerne über ihre geschichtswissenschaftliche Dissertation, mit der sie sich seit Jahren beschäftigt. Manche dieser Informationen lesen sich recht interessant, das meiste hat allerdings wenig Relevanz für den eigentlichen Plot.

    Die Handlung spitzt sich Thriller gemäß immer mehr zu und entwickelt sich überaus heftig. Weder das Verhalten der Einheimischen noch das der Protagonisten wirken dabei in irgendeiner Form glaubwürdig. Die Entwicklung des Plots erscheint vollkommen überkonstruiert. Worin liegt die Intention des Autors? Der Verlag spricht von „einem aufrüttelnden Gesellschaftsroman“. Tatsächlich werden (s.o.) große Themen der Zeit angesprochen, jedoch niemals ausgearbeitet. Mir kommt das Ganze wie eine Farce vor, wie ein Rundumschlag auf die ostdeutsche Provinz oder eine überspitzte Groteske, über die man allerdings keinesfalls lachen kann.
    Auch das Ende wirft Fragen nach Verantwortung und Schuld auf, die unzureichend beantwortet werden. Vielleicht kommen reine Spannungsleser auf ihre Kosten. Man darf hier nicht alles logisch hinterfragen wollen. Für mich bleiben Figuren und Sprache blass, während die Handlung skurril bis unglaubwürdig wirkt und Anleihen im Archaischen sucht. Mit Stereotypen wird nicht gespart. Der Roman könnte für die Filmindustrie geschrieben worden sein. Ich sehe ihn schon mit deutschem Staraufgebot über die Mattscheibe flimmern. Das könnte für 90 Minuten funktionieren.

    Die Lektüre ist für Leser, die sich mit zeitgenössischer Literatur auseinandersetzen wollen, eher kein Vergnügen. Mich hat der Roman mit zunehmender Lektüre nur noch genervt.

    Teilen
  1. 3
    07. Mär 2022 

    Die Vier

    Jedes Jahr fahren sie ins Grüne. Vier Freunde, die sich seit der Schulzeit kennen. Nur Josef lebt noch in ihrem Heimatort und von ihm erfahren sie die Neuigkeiten. Nun sind Amalia, ihr Bruder Bodo, Gero und Josef auf dem Weg zu einem Paddelausflug. Die Gegend ist ansprechend, aber einsam. Die Menschen, die dort leben, scheinen nicht sehr froh über die Urlauber zu sein. Schon zu Beginn im Gasthof haben die Freunde eine bedenkliche Begegnung. Sie überlegen, ob sie den Ausflug lieber abbrechen sollten. Doch der Wunsch nach dem unbeschwerten Zusammensein und die Freude an der Gemeinschaft siegt.

    Eine Clique von Freunden will einen unbeschwerten Ausflug erleben und sie gerät unversehens in ein traumatisierendes Ereignis. Was mit einer freudigen und erwartungsvollen Autofahrt beginnt, wird zu einer wahren Zerreißprobe für die vier jungen Menschen, die sich schon bald nach der Ankunft fragen, wo sie da gelandet sind. Was für Menschen sind es, die auf der einen Seite Touristen empfangen wollen, auf der anderen Seite aber unfähig sind, Gäste auch wie Gäste zu behandeln. Ungünstig ist es, wenn dann auch noch ein Funkloch nach dem nächsten kommt.

    Mit lockeren und leichten Worten führt der Autor seine Leser auf eine Tour de Force, die in der heutigen Zeit wirklich schwer zu ertragen ist. Ebenso wenig wie man einverstanden ist, mit den Handlungen gewisser Despoten, ist man einverstanden mit den miesen Verhalten Einheimischer, mit denen man gewiss nicht in einem Heim sein möchte. Unglaublich, dass ein Funkloch so riesig sein soll, dass man über Stunden und Tage keinen Empfang hat, um die Polizei zu rufen. In was für eine Gegend sind die Freunde da geraten? Man mag es sich nicht vorstellen. Hätte alles auch ganz anders kommen können? Verständlich ist es schon, wenn keiner glaubt, es könne tatsächlich so schlimm sein. Doch gerade heute sieht man, es ist so schlimm oder schlimmer. Über diesen Roman möchte man wahrscheinlich in friedlicheren Zeiten mehr nachdenken.

    3,5 Sterne

    Teilen
  1. Nächstes Mal doch wieder Nordsee

    Für die Historikerin Amalia, ihren Bruder Bodo und die Kindheitsfreunde Josef und Gero steht mal wieder der jährliche gemeinsame Ausflug an. Dieses Mal soll es eine sommerliche Kanutour sein, in einem nicht näher bezeichneten ostdeutschen Gebiet, fernab der Zivilisation, das mit seinen Fließen stark an den Spreewald erinnert. Doch gleich zu Beginn ihrer Reise treffen die Vier auf Hindernisse: Im Gasthof kommt es zum Eklat, als der dunkelhäutige Josef nicht die Toilette benutzen darf. Dennoch beschließen die Freund:innen ihren Ausflug wie geplant fortzusetzen. Eine Entscheidung mit schwerwiegenden Konsequenzen...

    "Der Ausflug" ist der neue Roman von Dirk Kurbjuweit, der zuletzt mit "Haarmann" ein erstklassiges düster-melancholisches Krimidrama präsentierte. Um es vorwegzunehmen: Leider erreicht das neue Buch nicht einmal im Ansatz diese Qualität.

    Gleich zu Beginn wähnte ich mich in einem eher unterdurchschnittlichen Horrorfilm mit platten Dialogen und stereotypen Figuren, die nahezu alles falsch machen, so dass ich mir sofort die Frage stellte, wen der Vier es wohl zuerst erwischen würde: Anführerin Amalia, Nervensäge Bodo, den smarten Amalia-Ex Josef, der als einziger Dunkelhäutiger in der ostdeutschen Provinz das Hassobjekt darstellt oder Schweiger Gero, der kaum etwas zur Handlung beiträgt? Und? Ganz so vorhersehbar entpuppt sich der gemeinsame Ausflug dann glücklicherweise jedoch nicht, aber warum sich das Quartett genau diesen Ort und diesen Gasthof aussuchen musste, klärt sich leider bis zum Finale nicht. Ganz zu schweigen davon, dass sie trotz ihrer Zelte tatsächlich eine Nacht dort verbringen. Gar unfreiwillig komisch wird es, wenn Gero in Bezug auf den Toiletten-Eklat den Gasthof-Rassisten inbrünstig entgegenschmettert: "Sie wissen genau, dass das N-Wort ein rassistischer Begriff ist." Ja, Gero, natürlich wissen sie das, möchte man ihm förmlich ins Gesicht schreien. Denn sie sind ja Rassisten!

    Findet man sich als Leser:in also mit dieser unglaubwürdigen Prämisse ab und gewöhnt sich ein wenig an die nervigen und ständig umheralbernden Figuren, wird man in der Folge dann erstmals belohnt. Denn auch wenn die Fremdenfeindlichkeit der Einheimischen völlig überspitzt und ausnahmslos erscheint, gelingt es Dirk Kurbjuweit in dieser Phase eine wirklich unheimliche und bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen. Die flirrende Hitze über dem Wasser, die Flora und Fauna tragen ihren Teil dazu bei, doch auch der Einsatz der Mittel ist gut gewählt. Ein Pick-up stört die nächtliche Ruhe durch seine Anwesenheit, merkwürdige Kinder lassen die Vier in der Schleuse stecken, die Kanus verschwinden und ein surrealer Straußenzüchter hat einen ebenso denkwürdigen Auftritt wie ein Guru mit seinem Harem. Klingt schräg, ist es auch - aber ziemlich unterhaltsam. Ich fragte mich ständig, ob die zahlreichen Pannen einfach eine Verkettung unglücklicher Umstände sind oder ob dem Quartett eine wirkliche Gefahr droht.

    Doch je weniger subtil diese Bedrohungen werden, desto schwächer wird der Roman. Während keine der Figuren an Tiefe gewinnt, wird die Handlung immer gewalttätiger. Dazu kommen die weiterhin unpassenden Dialoge. Während erstmals eine Waffe auftaucht, streiten sich Amalia und Josef ernsthaft darüber, ob das Wahlrecht in den USA eher die schwarze Bevölkerung oder die Frauen benachteiligte. Das wäre in einer solchen Situation natürlich auch mein Hauptproblem. Zudem wird die jahrzehntelange Freundschaft erstaunlich schnell brüchig, obwohl die Protagonist:innen eigentlich gerade jetzt besonders zusammenhalten müssten.

    Ohne etwas über das Finale verraten zu wollen, stellt man sich spätestens jetzt die Frage, ob Dirk Kurbjuweit diesen Roman ernst meint oder ob er nicht doch eine Art Parabel für den Alltagsrassismus geschrieben hat, die selbstverständlich weit über das Alltägliche hinausgeht. Oder gar eine Groteske, der es dann aber an Schärfe fehlen würde. Antworten darauf gibt "Der Ausflug" bis zum Schluss nicht, dafür möchte er mit einem Paukenschlag die ganz große Frage nach Schuld und Moral stellen. Da ich allerdings das Gefühl hatte, er möchte darauf gar keine Antwort haben, sondern einfach provozieren und zu einer Kontroversen anregen, blieb für mich in Verbindung mit der Härte und dem Zynismus doch ein sehr schaler Beigeschmack.

    Als Fan von Horror-Romanen oder Psychothrillern bekommt man mit "Der Ausflug" einen knapp 200-seitigen durchaus unterhaltsamen neuen Beitrag zur deutschen Genreliteratur, der sich zudem schnell und spannend liest. Stören darf man sich dann jedoch nicht an den misslungenen Figuren und Dialogen. Wer sich allerdings an "Haarmann" erinnert oder eine etwas anspruchsvollere Lektüre erwartet, dürfte von diesem "Ausflug" enttäuscht sein.

    Teilen