Der Alligator

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Alligator' von Francis Mohr
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Inhaltsangabe zu "Der Alligator"

Diskussionen zu "Der Alligator"

Fiktion... - KaratekaDD vor 1 Jahr
Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:142
EAN:9783943451474

Rezensionen zu "Der Alligator"

  1. Fiktion & Wahrheit

    Ein viel beachtetes Kro... äh, ein Alligator
    Als am 22. Mai 2020 im Moskauer Zoo der vermutlich 84 Jahre alte Mississippi-Alligator Saturn starb, überschlugen sich die Meldungen. Am meisten taucht, so man nach dem Alligator googelt, in diesem Zusammenhang A. Hitler auf, dessen Alligator er gewesen sein soll.

    Doch spielt es eigentlich gar keine Rolle, ob der Diktator einen persönlichen Alligator besaß, vielmehr ist an dieser Geschichte interessant, dass sich das Tier nach einem Bombenangriff 1943 auf Berlin retten konnte. Im Jahre 1946 sollen ihn britische Soldaten eingefangen haben, er hatte in den Berliner Gewässern überlebt. Die Briten übergaben ihn an die Rote Armee. So kam er in den Moskauer Zoo. Aber nicht einmal das ist gesichert, die Pressemeldungen (Stern, Tagesspiegel, Welt)

    Aus dieser Geschichte hat Francis Mohr ein Buch gemacht, welches von Peter Busch illustriert wurde und wenn Mohr diese Geschichte „bewirbt“ liest er daraus vor, zum Beispiel hier, oder er verbindet das mit Musik...

    Mit den obigen Zeilen ist zur Geschichte eigentlich alles gesagt, aber warum soll das Büchlein nun lesenswert sein? Zum einen, weil Joe Louis und Max Schmeling darin vorkommen. Und zwei Diktatoren, die die selbe Frage beantworten müssen. Und selbstredend der Alligator persönlich, der sich besonders geschmeichelt fühlt, wenn die Leute wissen, dass er einer ist und eben kein gewöhnliches Krokodil.

    Gelegentlich kommentiert Saturn das Geschehen:
    „Ständig diese Gleichmacherei! Ich bin kein ordinäres Krokodil! Ich bin ein Alligator! Keiner weiß das besser als ich. Ich lebe seit Jahren mit diesen Großmäulern zusammen. Bei Krokodilen ragen die beiden vierten unteren Zähne aus dem geschlossenen Maul heraus. Grässlich! Meine Zähne bekommt man nur zu sehen, wenn ich das Maul aufsperre. Maul und Gesicht sind bei mir auch viel edler und breiter geformt. Wie ein U. Krokodile haben eine V-förmige Schnauze, was ausgesprochen hässlich aussieht. Und unser Oberkiefer ist breiter, daher verschwindet der Unterkiefer darin. Das sieht von der Seite aus, als ob wir grinsen würden, dabei langweilen wir uns nur...
    Was uns allerdings eint, ist, dass wir mehrere Meter lang werden und stundenlang bewegungslos herumliegen können. Ohne zu zucken. Das bekommt kein Mensch hin. Die müssen immer irgendwie herumzappeln, selbst beim Schlafen.“ (Seite 12/13)

    Noch eine Meinung zum „Krokodilkind“ Saturn? „Ursel,... wenn das Krokodil nach uns schnappen könnte, wäre es um uns geschehen. Hinterhältig schnellt es aus dem Wasser hervor und reißt alles in Stücke, was es erwischen kann. Nur der Jude ist noch verlogener und durchtriebener.“ (Seite 11)

    Ähm, ja das bekommt das Alligatorkind zu hören, da befindet es sich schon im Berliner Zoo. Der letzte Satz weißt auf die Zeit hin, als dies geschieht: richtig, um 1940 herum. Dabei können Alligatoren gar nicht lügen, genauso wie sie keine Rassisten sind (?). Ebenso wenig wie Krokodile.

    Ebenso dürfte Saturn den Sieg nicht mit den sowjetischen Menschen gefeiert haben.

    Сатурн для нас – это целая эпоха. В этом нет ни малейшего преувеличения. Он пришел после Победы – и встретил с нами ее 75-летие.

    "Saturn ist für uns eine ganze Epoche.Darin liegt nicht die geringste Übertreibung. Er kam nach dem Sieg – und feierte mit uns seinen 75. Jahrestag." (Instagram)

    Diese Behauptung findet sich auf dem Instagram – Kanal eines Benutzers namens moskow_zoo-official auf dem Video lebt der Alte noch, wie man den bewegten Bildern entnehmen kann. Den Alligator kann man noch im Moskauer Darwin-Museum bewundern.

    * * *

    Zum Autor: Jedenfalls ist die Geschichte echt berührend und lustig ist sie ebenfalls. Was wirklich wahr ist, war aus Francis Mohr nicht ganz herauszubekommen, aber er erzählte mir, dass es eine ganze Menge Kommunikation mit dem Moskauer Zoo gab. Das eine Veröffentlichung der Geschichte in Moskau zur Zeit nicht in Frage kommt ist verständlich und gleichzeitig ärgerlich.

    Das literarisch-musische Programm heißt DIKTATOR ALLIGATOR und darin kommen (vermutlich) die Songs vor, die zum Beispiel von den schwarzen GI´s gespielt und gesungen werden und bei denen sich Saturn wohlig hin und her rekelt. Der Dresdner FriedrichsstaTTplalast hat gelegentlich Platz für diese musische Lesung.

    © Bücherjunge

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