An den Ufern von Stellata

Rezensionen zu "An den Ufern von Stellata"

  1. Vererbte besondere Familien-Gene

    Welche Eigenschaften und Fähigkeiten werden in einer Familie weitergegeben? Diese Frage ist im realen Leben für mich schon äußerst interessant zu beobachten, in einem Roman wirkt das jedoch komprimierter und ist auch meist unterhaltsamer!

    Die Autorin Daniela Raimondi erzählt uns davon anhand der Familie Casadio in der Ortschaft Stallata am Po, in der Provinz Ferrara.

    Ciacomo Casadio wird im beginnenden 19. Jahrhundert von Viollca, aus ‚dem fahrenden Volk‘, nicht nur aus der Hand gelesen, sondern sie schafft es auch, den 45-Jährigen schwermütigen und überzeugten Junggesellen an sich zu binden und eine Familie zu gründen. Von diesem Zeitpunkt an hatten die Nachkömmlinge dieser Familie entweder leuchtend blaue Augen und einen blassen Teint oder rabenschwarze Haare und den wilden Blick ihrer Vorfahrin Viollca. (Erst Donata, geboren 1947, vereint beide typischen Eigenschaften der beiden Zweige.) Und einige haben auch die hellseherischen Fähigkeiten ihrer Stammmutter geerbt.

    Wir lesen von politischen Ereignissen, die Auswirkungen auf diese Familie haben, wie z.B. die zwei Weltkriege, der Überfall Italiens auf Abessinien, von dem blutigen Kampf der ‚roten Brigaden‘ gegen das System, aber auch vom Dammbruch des Pos mit Überschwemmung, von großem Kinderreichtum und erfolgreichen Kaffeeplantagen in Brasilien, dazu noch von zerbrochenen Träumen, enttäuschten Liebesbeziehungen und tragischen Todesfällen.

    Sobald ich mit diesem Roman angefangen hatte, konnte ich mich dessen Sog nicht mehr entziehen! Völlig kitschfrei erzählt die Autorin von interessanten Charakteren und von bodenständiger Naturverbundenheit, so dass ich am Ende wie aus einem Rausch erwachte. Fünf Sterne vergebe ich diesem faszinierenden und beeindruckenden Buch, das mich nicht nur bestens unterhielt, sondern auch sehr berührte und empfehle es wärmstens allen, die eine gut geschriebene Familiengeschichte über mehrere Generationen zu schätzen wissen!

    Teilen
  1. Unbedingt lesen!

    !ein Lesehighlight 2022!

    Klappentext:

    „Ein Dorf in der Lombardei zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts: Als ein Wagenzug des fahrenden Volkes nach sintflutartigen Regenfällen gezwungen ist, in Stellata zu überwintern, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Der schwermütige Giacomo Casadio verliert sein Herz an Viollca, eine Frau mit rabenschwarzer Mähne und Federn im Haar. Die beiden bekommen einen Sohn, der sich am Grab seines Vaters weiter lebhaft mit ihm – und mit anderen Toten – unterhält. Doch damit nicht genug. Für ihren Enkel Achill, der das Gewicht eines Atemzugs messen will, und Neve, die mitten im Sommer in einem Schneesturm zur Welt kommt, und auch für die kühne Donata, die über ihren Idealen sich selbst vergisst, hält das Leben die Herausforderung bereit, weder den Kopf in den Wolken zu verlieren noch in den Fluten unterzugehen.“

    Autorin Daniela Raimondi hat „An den Ufern von Stellata“ verfasst. Wir reisen hier in der Zeit ein ganzes Stück zurück und erleben eine hohe Zahl an Protagonisten bzw. ihren Erzählungen und dennoch ist der rote Faden immer perfekt erkennbar. Viollca lernen wir ganz automatisch kennen - diese begegnet uns gleich zu Beginn auf dem Cover in den schillerndsten Farben. Die Geschichte rund um sie und Giacomo ist keine rührselige Lovestory sondern mehr als gekonnt eine zelebrierte Liebe die in den wunderschönsten und treffendsten Worten und Farben eingefangen wird. Die Autorin weiß ganz genau wie sie den Leser hält und immer wieder neue Impulse vermittelt. Man bleibt ganz automatisch am Lesefluss hängen und gibt sich als Leser der Geschichte hin. Achill ist das Endprodukt der Liebe von Giacomo und Viollca. Seine Art und sein Handeln sind ganz besonders und er tut das, was man eigentlich niemals machen würde aber es sich insgeheim immer erhofft und wünscht. Er traut sich ins Leben!

    Wenn Sie glauben, dass die Geschichte an den Ufern Stellatas etwas verrückt ist anhand ihrer besonderen Protagonisten, haben sie nicht ganz unrecht aber dennoch steckt in uns allen ein wenig Verrücktheit. Alle Geschichten hier strahlen nur so vor Menschlichkeit. Sie wirken authentisch und irgendwie auch nicht. Donata beispielsweise hat mich auf besondere Art und Weise berührt. Und Achills Gespräche am Grab seines Vaters sowieso. Raimondi packt so viele Menschen in diesen Roman, die schlussendlich ein gewisses Spiegelbild unserer Gesellschaft sein könnten auch wenn die Zeit eine andere war als heute. Ihre Sprache und die Auswahl ihrer Worte ist so gekonnt und einfühlsam geglückt, dass das Buch ein echtes Highlight wurde, welches ich nicht vermutet hätte. Dieses Buch ist farbenprächtig, gefühlvoll und ohne Kitsch, eine kleine-große Zeitreise für alle die, die an fremden Ufern das Positive sehen wollen und werden. Manchmal muss man neue Ufer ansteuern um das zu finden, was man immer schon gesucht hat. Fazit: eine wunderschöne und tiefgründige Geschichte! 5 von 5 Sterne!

    Teilen