Deine Mutter war ein Fisch

Buchseite und Rezensionen zu 'Deine Mutter war ein Fisch' von Homes, A.M.
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Inhaltsangabe zu "Deine Mutter war ein Fisch"

»Diese Geschichten liest man nicht einfach. Man lebt in ihnen. Hebt man den Blick aus den Seiten, wundert man sich, wo man sich befindet.« Sonja Heiss. Zwölf Geschichten über das heutige Amerika von der preisgekrönten Meisterin der Kurzgeschichte, millimetergenau seziert – jede einzelne überraschend, böse, komisch und garantiert mit Wow-Effekt. Mit ihrem charakteristischen Humor und viel Empathie enthüllt A.M. Homes in ihren Kurzgeschichten das Herz eines unruhigen Amerikas. Ein vollkommen normaler Mann wird von den Kunden eines Kaufhauses für das Amt des Präsidenten nominiert, während er und seine Familie ihre wöchentlichen Einkäufe erledigen. Oder: Auf einer Konferenz zum Thema Völkermorde, die von einem Smoothiehersteller gesponsert wird, treffen sich zwei alte Freunde wieder und finden körperlichen Trost in alten Traditionen. Oder: In einem Wellensittichforum treffen allerlei einsame Menschen virtuell aufeinander. Es geht um die ganz großen Fragen des Lebens, aber immer wieder auch um Kleinigkeiten, die groteskerweise unser Dasein prägen: »Mein Wellensittich versteckt Futter und er denkt, ich könnte das nicht sehen! Was soll ich tun?« A.M. Homes erforscht menschliche Beziehungen anhand von Charakteren, die nicht ganz die sind, die sie sich erhofft haben zu sein, obwohl es sonst niemanden gibt, der sie sein könnten.

Diskussionen zu "Deine Mutter war ein Fisch"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:344
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "Deine Mutter war ein Fisch"

  1. Alltagsgeschichten neu verknüpft

    Kurzmeinung: Ungewöhnliche Blickwinkel. Dialog-lastig. Muss man mögen.

    In die Stories von A.M. Homes fällt man hinein: es ist wie ein Sturz aus einem Fenster, drei Meter überm Grund. Kein Vorlauf. Plötzlich. Man weiß nicht, wer wer ist und wo man ist und um was es sich dreht.

    Die Themen sind vielfältig, aus dem modernen Leben gegriffen, dabei neu, beziehungsweise ungewöhnlich kombiniert. Da geht es einmal um Geschwisterneid, danach um einen Kriegsberichterstatter und eine Autorin, die beide auf ihre Weise das Leid zum Thema ihres Lebens gemacht haben. Diese Geschichte zum Beispiel geht unter die Haut. Sind es doch die Fragen nach der ethischen Vertretbarkeit derartiger Berufe, die sich jeder einmal stellt.

    In einen Chatroom der Wellensittichezüchter hat sich jemand mit Lebensfragen verirrt. Ein Dialog beginnt, den alle interessanter finden als die „doofen Wellensittiche“. Dann geht es um das unrühmliche Ende einer langjährigen Ehe oder um den Besuch beim Psychiater, der gleichzeitig der Liebhaber der Mutter ist.

    In der Kurzgeschichte „Deine Mutter war ein Fisch“ wird es surreal - diese Story hab ich nicht verstanden -, der Besuch eines erwachsenen Scheidungskinds in Disneyland verstört, ein Einkauf im Supermarkt mündet unerwartet in einen Wahlkampf um die Präsidentschaft, man begegnet einem sich entfremdeten Paar, das sich aber nicht trennt, eine verleugnete Einwanderergeschichte ist sicher typisch und befremdlich, aber auch unendlich langweilig und zum Schluss werden wir mit der Apparatemedizin und dem Tod durch Bulemie konfrontiert.

    Fazit: Allen Geschichten ist eigen, dass sie die Absurdität des everydaylife als Thema haben, der jeweilige ungewöhnliche Blickwinkel gefällt, doch stoßen die einzelnen Stories in ihrer Virtuosität an Grenzen. Es gibt kaum Schilderungen, es entsteht keine Atmosphäre, alles lebt vom Dialog und ist unterm Strich zu wenig für die geniale Kurzgeschichte.

    Kategorie: Kurzgeschichte(n)
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch, 2020

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