Dein finsteres Herz

Buchseite und Rezensionen zu 'Dein finsteres Herz' von Tony Parsons
2.5
2.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Dein finsteres Herz"

Vor zwanzig Jahren trafen sieben privilegierte Jungen in der elitären Privatschule Potter's Field aufeinander und wurden Freunde. Nun sterben sie, einer nach dem anderen, auf unvorstellbar grausame Art. Das ruft Detective Constable Max Wolfe auf den Plan: Koffeinjunkie, Hundeliebhaber, alleinerziehender Vater. Und der Albtraum jedes Mörders.
Max folgt der blutigen Fährte des Killers von Londons Hinterhöfen und hell erleuchteten Straßen bis in die dunkelsten Winkel des Internets. Mit jeder neuen Leiche kommt er dem Täter ein Stück näher - doch damit bringt er nicht nur sich selbst, sondern auch alle, die er liebt, in tödliche Gefahr ...

Diskussionen zu "Dein finsteres Herz"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:464
EAN:9783404174003

Rezensionen zu "Dein finsteres Herz"

  1. Dort, wo sie nie hatte sterben wollen.

    Das Buch startet im Prolog fulminant, mit einer düsteren, atmosphärisch dichten Szene: Ein junges Mädchen wird von einer Gruppe Jugendlicher auf grausamste Art vergewaltigt, versucht mit letzter Kraft zu fliehen, schafft es sogar noch, einen ihrer Peiniger schwer zu verletzen... Und das grausame Ende, es ereilt sie trotzdem. Ein Auftakt wie ein Paukenschlag!

    Danach springt die Geschichte 20 Jahre in die Gegenwart.

    Die Täter von damals werden grausam abgeschlachtet, einer nach dem anderen. (Ich muss zugeben, mein Mitleid hielt sich schwer in Grenzen.) An dieser Stelle hat man als Leser natürlich einen enormen Wissensvorsprung vor dem Ermittlerteam - man kennt zwar noch nicht das WER und WIE, aber zumindest schon das WARUM, während Max Wolfe und Co. erst einmal herausfinden müssen, was ein Politiker, ein Alkoholiker, ein Lehrer, ein Soldat, ein Künstler und ein Lebemann überhaupt gemeinsam haben.

    Dieser Grundaufbau hat an sich durchaus seinen Reiz und enormes Spannungspotential! Denn die Spannung ergibt sich quasi aus der Hilflosigkeit, die man als Leser empfindet: man muss ohnmächtig mit ansehen, wie die Mordkommission im Dunkeln tappt, während der Mörder ihr immer einen Schritt voraus ist... Und jede falsche Entscheidung, jede Sackgasse und jede falsche Fährte zieht die Daumenschrauben enger.

    Paradoxerweise hatte ich zwar nur Verachtung übrig für die Vergewaltiger, wollte aber dennoch, dass der Mörder geschnappt wird, bevor er ein weiteres Mal zuschlagen kann - ich konnte den Verlauf der Ermittlung jedoch oft nicht nachvollziehen, und manche in meinen Augen naheliegenden Ermittlungsansätze wurden komplett ignoriert oder zumindest nicht näher untersucht. Mir fehlte daher das Gefühl, als Leser sozusagen Teil der Ermittlung zu sein, und das dämpfte die Spannung für mich erheblich. Dazu kommt noch, dass es eine falsche Fährte gibt, die zwar viel Raum einnimmt, aber weder Max noch den halbwegs aufmerksamen Leser lange täuschen kann.

    Mit dem nagenden Argwohn, das irgendetwas nicht ganz stimmte, schlug ich das Buch zu. Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis ich darauf kam: mich plagte die Frage, was der Protagonist der Geschichte, Max Wolfe, eigentlich zur Aufklärung des Falls beigetragen hatte - und zwar durch tatsächliche Ermittlungsarbeit, nicht durch Bauchgefühl, Zufall oder die Arbeit bzw das Wissen anderer Leute. Mir fielen nur zwei oder drei Dinge ein, die im Grunde allerdings gar nicht so wichtig für die Auflösung waren!

    Der Schluss konnte mich auch nicht vollends überzeugen. Das WIE war zu diesem Zeitpunkt schon lange geklärt, das WARUM trug der Leser schon seit dem Prolog mit sich rum, und das WER hatte für mich einen schalen Beigeschmack, denn es erschien mir wie eine seltsame Mischung aus vorhersehbar und unglaubwürdig. Die Hintergrundgeschichte der jugendlichen Vergewaltiger, über die man am Ende noch mehr erfährt, bedient außerdem das ein oder andere Klischee.

    Auch Max, die Hauptfigur der Geschichte, entspricht einem gewissen Archetyp: er ist der Querschläger, der gegen den Strom schwimmt und sich auch über direkte Anweisungen seiner Vorgesetzten hinwegsetzt, wenn es sein muss - denn er sieht mehr als andere, verkauft seine Ideale für nichts und niemanden, kann auch mal hart zuschlagen und hat einfach im Gespür, wenn jemand schuldig ist (oder auch nicht). Außerdem ist eine Ehe (natürlich) gescheitert.

    Schön fand ich, dass Tony Parsons aus diesem Schema ausbricht, indem er Max zum liebevollen Vater einer kleinen Tochter und ebenso liebevollem Herrchen eines kleinen Hundes macht. Die Szenen mit den beiden gehören für mich zu den authentischsten, lebendigst geschriebenen des Buches.

    Die Liebesgeschichte erschien mir dagegen sehr aufgesetzt. Sie kam für mich aus heiterem Himmel, da habe ich mich allen Ernstes gefragt, ob ich zwischendrin ein Kapitel überblättert habe! Ich fand sie vollkommen unnötig, denn sie hat keinen wirklichen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte.

    Der Schreibstil gefiel mir ausgesprochen gut. In ein paar Rezensionen habe ich Meinungen gelesen, er sei hölzern, gestelzt, übertrieben literarisch oder auch langweilig, aber das habe ich überhaupt nicht so empfunden. Gerade in einem Krimi oder Thriller finde ich den Widerspruch sehr reizvoll - den Kontrast zwischen dem grausamen Inhalt und einem Schreibstil, der verschiedene Nuancen von rasant-brachial bis leise-poetisch beherrscht.

    Fazit:
    "Dein finsteres Herz" ist in meinen Augen ein Debütroman mit viel Potential, der dieses Potential aber noch nicht vollständig ausschöpft. Die Grundidee ist interessant und verspricht atemlose Spannung, diese Spannung wird aber immer wieder ausgebremst von einem Ermittler, der genau genommen wenig ermittelt. Max Wolfe war mir zwar sehr sympathisch, er konnte mir in diesem ersten Band aber noch nicht wirklich zeigen, was in ihm steckt - allzu oft kommt er nicht weiter durch brillante Ermittlung, sondern durch Zufall, Intuition und die harte Arbeit anderer Leute.

    Der größte Pluspunkt war für mich der interessante Schreibstil, das größte Manko eine halbherzige, unnötige Liebesgeschichte. Im Ganzen aber fand ich das Buch trotz einiger Kritikpunkte durchaus unterhaltsam.

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  1. Da kam keine Spannung auf

    Vor zwanzig Jahren trafen sieben privilegierte Jungen in der elitären Privatschule Potter Field aufeinander und wurden Freunde. Nun sterben sie, einer nach dem anderen, auf unvorstellbar grausame Art. Das ruft Detective Constable Max Wolfe auf den Plan: Koffeinjunkie, Hundeliebhaber, alleinerziehender Vater. Und der Albtraum jedes Mörders. Max folgt der blutigen Fährte des Killers von Londons Hinterhöfen und hell erleuchteten Straßen bis in die dunkelsten Winkel des Internets. Mit jeder neuen Leiche kommt er dem Täter ein Stück näher - doch damit bringt er nicht nur sich selbst, sondern auch alle, die er liebt, in tödliche Gefahr. (Klappentext)

    Von der britischen Presse wird dieses Buch hoch gelobt und ich denke mal, dass ich auch deshalb mit höheren Erwartungen an die Geschichte heran ging. Der Prolog hatte es auch echt in sich und ich war gefesselt und richtig begeistert. Das änderte sich aber leider sehr schnell.

    Max Wolfe ist ein liebevoller alleinerziehender Vater für seine 5-jährige Tochter Scout und auch mit dem jungen Hund, den er ihr schenkt, kommt er toll klar. Als Ermittler lässt er sich viel lieber von seinem Bauchgefühl leiten als von den Fakten, was mich echt total genervt hat. Gut, er bleibt dran und will die Morde aufklären, als alle anderen schon abgeschlossen hatten und das zeichnet ihn auch echt aus, aber die Art und Weise wie er das tut hat mich immer wieder den Kopf schütteln lassen.

    Auch mit der Spannung war es nicht weit her. Der Klappentext versprach reichlich davon, aber der Autor hat es geschafft, jedes noch so kleine bisschen Spannung komplett zu zerreden oder in langweiligen Details zu ersticken. Alles wurde zu Tode erklärt, auch wenn es für die Geschichte gar nicht relevant war. Außerdem weiß der Leser schon von Anfang an warum die Männer sterben müssen und ich fragte mich das ganze Buch über, ob das wirklich so geschickt von dem Autor war.

    Der Schreibstil wirkt sehr geschwollen und hölzern. Ich kann aber nicht sagen ob das einfach der Stil des Autors ist, oder ob der Übersetzer es nicht besser hin bekommen hat. Alles in allem kann ich für diesen Krimi leider nur 2 von 5 Punkten vergeben und die gibt es auch nur wegen Scout und Stan, die ich beide total ins Herz geschlossen habe. Kann man lesen, muss man aber nicht.

    © Beate Senft

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