Deichfürst

Buchseite und Rezensionen zu 'Deichfürst' von Heike van Hoorn
3.2
3.2 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Deichfürst"

Ein glücklich verheirateter Kommissar und eine bullige Lokalreporterin, die sich an seine Fersen heftet, sind das neue Dreamteam des Küstenkrimis!

Der reiche Bauer Tadeus de Vries wird ermordet aufgefunden. Und fast jeder könnte der Täter sein, denn der alte de Vries hat sein Leben lang die Menschen um sich herum gedemütigt und misshandelt. Kein einfacher Fall für Stephan Möllenkamp, den neuen Hauptkommissar der Kripo Leer. Doch er hat nicht nur seine patente Frau Maike an seiner Seite, sondern auch die resolute Lokalreporterin Gertrud Boekhoff ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung

Format:Taschenbuch
Seiten:400
Verlag: Lübbe
EAN:9783404185306

Rezensionen zu "Deichfürst"

  1. 3
    08. Mär 2022 

    Interessanter Ansatz

    Regionalkrimi mit historischem Bezug

    Die Autorin: Heike van Hoorn, 1971 in Leer/ Emsland geboren, hat nach dem erfolgreichem Studium von Germanistik & Geschichte mit Erreichen des Dr.phil., erfolgreich promoviert.

    Das Cover präsentiert uns, den typischen Blick auf einen zum Meer führenden, Dünenweg,
    Nur der Schatten einer Person lässt mich leicht "frösteln".

    Zum Inhalt:
    Kommissar Möllenkamp ist ins Emsland gezogen. Seine Ehefrau Maike und er selber haben so einige, Anlaufschwierigkeiten in ihrer neuen Wahlheimat. Leider lässt ihm ein brutaler Mord, an einem bekannten Bewohner der Ortschaft, keine Zeit sich zu akklimatisieren.
    Schnellstmöglich, muss er sein Team übernehmen und auf gemeinsame Ermittlungen einschwören.
    Schon nach kurzer Zeit werden weitere, grausame Einzelheiten zu Opfer & Mord bekannt.
    Die Ermittlertruppe kämpft mit den Resultaten ihrer Ermittlungen und deren möglichen, politischen Konsequenzen.
    Überraschender Weise beginnt auch eine Regionalreporterin, mit höchst eigenen Ermittlungsversuchen.
    Diese Einmischung & die internen Teamproblem der Polizei, haben unerwartete Konsequenzen für die Bewohner und Justizbehörden,

    Mein persönliches Leseerlebnis:

    Erzählstil, Sprachgebrauch, Thematik, Spannung
    Die Erzählung beginnt sofort, mit der eigentlichen Geschichte.
    Die lokalen Besonderheiten zum Emsausbau, der Schiffwerft und den Auswirkungen auf die Menschen im Emsland, schildert die Autorin absolut lebensnah. Auch Leser, die sich nicht im politischen Umfeld dieser deutschen Region auskennen, werden mühelos Zugang zu der Erzählung bekommen.
    Die Story hat zwei zeitliche Erzählstränge.
    Einer spielt in den Jahren nach Kriegsende (1945+) sowie einer in der Gegenwart, die sich aber auf die 90iger Jahre bezieht.
    Die gesamte Geschichte im "heutigen" Zeitrahmen, wird immer wieder durch Einflechtungen, von friesischem Plattdeutschen Phrasen, regional verankert.
    Eine Legende der genutzten Plattdeutschen Phrasen, werden dem Leser im Anhang, zur Verfügung gestellt.
    Leider hemmt dieser regionale "Touch", den Lesefluss.
    Beide Zeitstränge verfügen wiederholt über Spannungsbögen.
    Diese werden leider nicht stringend fortgeführt.
    Dadurch verliert die Geschichte an Momentum.
    Die geschichtlichen Ereignisse können klar mit tatsächlich, erfolgten geschichtlichen Ereignissen, abgeglichen werden.
    Wobei die Erzählung aber insgesamt ein fiktives Geschehen wiedergibt.
    Das Ermittlungsende sowie der Plot der Geschichte, werden schlüssig zusammengeführt.

    Zusammenfassung:

    Eine kurzweilig erzählte Geschichte, die den Leser auffordert, über die stattgefundenen, geschichtlichen Geschehen im Nachkriegs-Deutschland, nachzudenken.
    Auch durchaus zeitgemäße, politische Aktionen rund um unseren Einsatz für den Naturschutz und Energiewende, haben hier ihren Platz gefunden.

    Fazit:
    Eine Erzählung mit sehr großem Potential.
    Leider wurde bei der Konstruktion der Erzählung, durch eigenwillige Aktionen der Protagonisten, der Verlauf verwässert sowie viel an Momentum verschenkt.

    Ich vergebe eine gute 3* Sterne Lesebewertung.
    Sicher ein Roman für Leser, die sich gern mit den geschichtlichen Besonderheiten unseres Landes auseinandersetzen und eine große Portion Regionalität in ihrem Kriminalroman zu schätzen wissen.

    Ich danke dem Luebbe Verlag und der Lesejury für mein Leseexemplar.
    Meine Bewertung basiert ausschließlich auf meinem persönlichem Leseerlebnis.

    Formate: Hörbuch, Elektr. Formate, Taschenbuch
    Seitenzahl: 400
    Verlag: Luebbe

    "Ein Fall für Kommissar Möllenkamp" Krimi-Reihe:
    "Deichfürst" ISBN: 978-3-404-18530-6 (2018 )
    Neuauflage: 25.02.2022

    "Sturmfluch" ISBN: 978-3-7325-5518-5 (2019 )

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  1. 3
    01. Apr 2018 

    Krimi aus Ostfriesland

    Wir befinden uns vor dem Jahrtausendwechsel, konkret im November 1999. Es gibt noch keinen Euro, das Emser Land ist in Aufruhr. Der Grund dafür sind Proteste gegen das Sperrwerk an der Ems. Beführworter und Naturschützer bekämpfen sich heftig. Der einjährige Baustopp ging auf das Konto der Naturschützer. Als nach Beendigung des Baustopps die Arbeiten am Sperrwerk endlich wieder losgehen, wird auf der Baustelle ein frischer Sarg mit einem Toten gefunden. Dieser, so wird schnell klar, ist lebendig begraben worden und jämmerlich erstickt.

    Bei dem Toten handelt es sich um einen Beführworter des Sperrwerks, dem reichen Großbauern Tadeus de Vries. Scheinbar könnte jeder in der Gegend ein Motiv für den Mord haben, den de Vries hatte sein Leben lang die Menschen ausgenutzt, gedemütigt und misshandelt. Im Krieg war er in der SS und an der Ermordung von vielen Menschen beteiligt. Aber daran dachte heute im Ort niemand mehr, es wurde auch nicht über seine Vergangenheit gesprochen. Auf der Suche nach einem Motiv gibt es für den ermittelnden Staatsanwalt nur eines. Auf keinen Fall ist das Motiv in der Vergangenheit des Opfers zu suchen. Es muss sich um militante Gegner des Sperrwerks handeln. Er treibt die Ermittler an genau in diese Richtung zu ermitteln.

    Stephan Möllenkamp, neuer Hauptkommissar der Mordkommission der Kripo Leer ermittelt mit seinem Team trotzdem in alle Richtungen. Unterstützung erhält er dabei auch von Gertrud Boekhoff, einer resoluten Regionalberichterstatterin, die sich immer wieder in die Ermittlungen einmischt.

    An sich gibt diese Konstellation jede Menge her. Aber so richtig ist bei mir der Funke nicht übergesprungen. Das Buch las sich nicht schlecht, aber phasenweise fehlte es mir einfach an Spannung. Schwierig fand ich die originalsprachlichen Dialekte, selbst mit Fußnote gerade beim Ebook wird der Lesefluss doch erheblich gestoppt. Authentischer wurde der Krimi dadurch nicht.

    Von mir gibt es für diesen Krimi aus diesem Grund nur drei Lesesterne.

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  1. Fast eingemauert im Emssperrwerk

    "So lange man sich nicht gerächt, bleibt immer eine Bitterkeit im Herzen zurück." (Heinrich Heine)
    Im Fundament des Emssperrwerks, das man noch tiefer ausgraben musste, finden Arbeiter eine Kiste. In der Kiste die Leiche des 80-jährigen Polderbauer und Unternehmer Tadeus de Vries, dieser hat durch die Beteiligung an Windparks und den Verkauf von Land an die Niedersächsische Landgesellschaft für den Sperrwerksbau immer mehr Geld gescheffelt. Gründe in umzubringen hätten einige Menschen in seiner Umgebung, den Tadeus de Vries hat viele Jahre lang Mitmenschen gedemütigt und misshandelt. So könnte fast jeder der Täter sein, ob in seiner Vergangenheit oder in der Gegenwart. Selbst das Emssperrwerk ist bei einigen Umweltverbänden sehr umstritten, allen voran Gottfried Schäfer bei dem De Vries eine Rufmordkampagne begangen hat. Keine einfache Aufgabe für Kriminalhauptkommissar Stephan Möllenkamp von der Kripo Leer. Doch er hat ja noch seine neugierige, aber durchaus clevere Frau Meike, die Studienrätin und die Lokaljournalistin Getrud Boekhoff die ihn tatkräftig unterstützen.

    Meine Meinung:
    Das schöne Cover mit dem Strandmotiv und die Information des Klappentextes haben mich dazu bewogen das Buch zu lesen. Der Schreibstil von Heike van Hoorns ersten Möllenkamp Krimi war sehr gut, doch leider fehlte es fast dem kompletten Buch an Spannung. So wurde dann auch das Lesen für mich wirklich sehr zäh und ermüdend. Der Fall hangelte sich an zwei Handlungssträngen entlang, einem in der Vergangenheit und der Gegenwart. Die Story hatte durchaus sehr gute Ansätze und auch die Hauptcharaktere waren nicht uninteressant, so das ich definitiv dem nächsten Fall noch eine weitere Chance geben würde. Das Duo Kommissar und Reporter als Ermittler war für mich jetzt allerdings nichts Neues. Auch wenn ich Regionalkrimis liebe, war mir das Plattdeutsch in dem Buch manchmal dann doch zu viel. Den vor allem bei E-Books habe ich keine Lust immer ans Buchende zu scrollen um zu sehen wie der Satz übersetzt wurde. Da wäre eine Lösung an der Buchunterseite oder als Klammer hinter dem Satz sicher von Vorteil gewesen. Auch eine Personenangabe am Anfang würde ich sehr gut finden, den mit den vielen nordischen Namen hatte ich etwas Probleme. Deshalb bekommt dieses Buch von mir 3 von 5 Sterne und ich hoffe auf mehr Spannung beim nächsten Mal.

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  1. Hinterm Deich

    Tadeus de Vries wurde ermordet. Tränen weint ihm allerdings niemand nach. Er war ein herrschsüchtiger Mensch, der sich alles nahm, was er wollte. Das war immer schon immer so und wer sich auflehnte, hatte die Folgen zu spüren. Denn de Vries war nicht nur reich, er war auch bestens vernetzt.

    Stefan Möllenkamp ist ziemlich neu in Ostfriesland und tut sich schwer mit dem schweigsamen Menschenschlag. Keiner der Dorfbewohner will sich äußern und Möllenkamp weiß nicht recht, wie er mit ihnen umgehen soll. Am besten gelingt es ihm noch mit der Lokaljournalistin Gertrud Boeckhoff, Typ trinkfester Kumpel, aber deren Alleingänge bringen ihm nur Ärger. Vor allem sein Chef Holtkötter und der Landrat drängen auf schnelle Lösung, sie hätten gern den Mörder im Kreis der Umweltschützer und Gegner des Emssperrwerks gesehen, dessen großer Befürworter de Vries und natürlich auch die Politikerriege um Landrat Saathoff sind.
    Allerdings gibt es noch eine Spur, die tief in die Vergangenheit führt. Es ist nicht verwunderlich, dass de Vries ein alter Nazi war, der auch in den Nachkriegsjahren nicht zimperlich mit Flüchtlingen umging, zumal wenn sie jung und weiblich waren. Dies wird durch eingeschobene Rückblenden erzählt, die dem Leser den Wissensvorsprung vor den Ermittlern gibt.

    Anfangs musste ich mich daran gewöhnen, dass der Krimis 1999 spielt, was die Verstrickung des alten de Vries in Kriegsverbrechen rein altersmäßig noch möglich machte.
    Die Ermittlungsarbeit ist detailreich und ein wenig ausufernd erzählt, Obwohl ich die Thematik sehr interessant fand, kam eigentlich nie richtig Spannung auf. Dabei stimmt das ganze Drumherum, Möllenkamp als führender Ermittler gefiel mir in seiner Charakterisierung ganz gut, die Kabbeleien in seinem Familienleben fand ich amüsant. Genau wie die friesischen Dialektsätze. Leider wurden im E-Book die Übersetzungen erst ans Ende gestellt, was ich etwas unpraktisch fand.

    Mit der Journalistin Getrud wurde auch eine patente und trotz ihrer Eigenwilligkeit nicht unsympathische Figur geschaffen. Überhaupt ist die Atmosphäre recht gut getroffen und bis in die kleinste Nebenhandlung und Randfigur stimmig erzählt.

    Wenn der Krimi noch mehr Spannung aufgebaut hätte und etwas temporeicher wäre, wären für mich keine Wünsche offengeblieben.

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  1. Leichen hinterm Deich

    Als der alte Tadeus de Vries ermordet aufgefunden wird, in einer kleinen Holzkiste erstickt, ist niemand sonderlich traurig. Der reiche Bauer hat sich zeitlebens durch seine herrische und egoistische Art nur Feinde gemacht. Seine eigene Frau hat er ständig betrogen, die Jüngeren hat er sich mit Gewalt genommen, den eigenen Bruder hat er übers Ohr gehauen.... Seine autoritäre und geschäftstüchtige Art hat ihm bei manchen Respekt verschafft, aber keine Freundschaften. Feinde hatte er also genügend, doch wer bringt einen über Achtzigjährigen um?
    Stephan Möllenkamp, neuer Hauptkommissar bei der Kripo Leer und seine Kollegen ermitteln. Doch mit jeder neuen Information tun sich neue Tatverdächtige und neue Motive auf. Sind radikale Naturschützer, die gegen das Sperrwerk der Ems protestieren, gegen de Vries vorgegangen, der natürlich für das Bauvorhaben war und gut daran verdienen wollte? Oder gibt es jemanden, der die SS-Vergangenheit von de Vries endlich rächen wollte?
    Auch die etwas herbe Lokalreporterin Gertrud Boekhoff recherchiert und kommt dabei der Polizei und Stephan Möllenkamp ziemlich in die Quere.
    Entgegen der Vorankündigung werden die beiden keine Dreamteam, sondern haben eher reichlich Konflikte miteinander. Zu hoffen ist, dass sich die beiden im nächsten Fall etwas besser zuarbeiten und ergänzen!
    Immer wieder sind Kapitel um ein Geschwisterpaar eingeschoben, die am Ende des 2. Weltkrieges aus Ostpreußen nach Ostfriesland fliehen und sich ohne Eltern durchschlagen müssen. Diese Kapitel gehen einem sehr zu Herzen! Allerdings ist dadurch auch die Auflösung recht bald vorhersehbar. Dennoch zieht sich das Ende etwas in die Länge, was der Spannung abträglich ist. Andererseits gewinnt der Krimi durch Lokalkolorit und Humor wiederum viel an Unterhaltungswert.
    Auf eine Fortsetzung darf man gespannt sein.

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