Das Weinen der Vögel: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Weinen der Vögel: Roman' von Chigozie Obioma
2.5
2.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Weinen der Vögel: Roman"

Der Schutzgeist des jungen Chinonso ruft die Götter an. Hat sein Schützling nicht alles für seine große Liebe Ndali getan? Hat er ihr auf der Brücke nicht das Leben gerettet? War es nicht ihre Familie, die Chinonso, den ungebildeten Farmer, mit Verachtung reizte? Erst diese Verachtung trieb ihn doch nach Zypern, fort von der Heimat, in der Hoffnung auf Bildung, Aufstieg und eine Zukunft mit Ndali. Und wurde nicht erst während dieser Reise Hoffnung zu Wut und Liebe zu Schuld? Fest in der nigerianischen Tradition verwurzelt, erzählt Chigozie Obioma eine universelle Geschichte, von einem, der sich gegen sein Schicksal stemmt – und gegen die gesellschaftlichen Barrieren, die seiner Liebe im Weg stehen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:512
Verlag: Piper
EAN:9783492059381

Rezensionen zu "Das Weinen der Vögel: Roman"

  1. Die afrikanische Seele hat Zeit

    „Das Weinen der Vögel“ ist exakt das Lied, das die Vögel singen, hier: Hühner, wenn sie ihre ausweglose Lage erkennen, von der aus sie nur noch Leid und Tod erwartet. Dieses Weinen korreliert mit der Lage des Afrikaners Nonso, der sich, bedingt durch äußere Umstände und bedingt durch seine fatalistische Mentalität, ebenfalls in eine ausweglose Lage gebracht hat.

    Nonso ist traditionell erzogen. Er hat keinen Funken Eigeninitiative. Er hört auf jeden, der ihm begegnet und der ihm Flausen in den Kopf setzt. Mal geht das gut, mal eher nicht.

    In dem Roman „Das Weinen der Vögel“ geht es um viel. Es geht um Unterdrückung, Beeinflussung, Manipulation, Tradition und das Verhältnis von Tradition zur Moderne, wobei der einfach gestrickte Afrikaner oft unter die Räder kommt. Es geht auch um männlichen Stolz, der sich von einer Frau nicht beraten lassen will, auch durchaus um männlichen Chauvinismus. Denn obwohl Ndali, die Frau, die er lieben lernt, bildungsmäßig weit über ihm steht, fände es Nonso eigentlich angebracht, dass sie ihre angestrebte Ausbildung sausen läßt und auf seiner Hühnerfarm arbeitet, ihn also unterstützt. Das ist sein Frauenbild. Die Frau hilft dem Mann bei seiner Arbeit. Als Nonso Ndalis Familie kennenlernt, wird ihm jedoch bewusst, dass er ihr mehr bieten muss. Damit nimmt das Unglück seinen Lauf.

    Nonso ist auch ein bisschen wie Hans im Glück. Er verliert viel, gewinnt aber auch immer wieder etwas. Nur, dass es mit seiner Impulskontrolle hapert, was ihm letztlich doch alles wieder versaut. Dieses Auf und Ab, das Nonso lebt und wie er nicht in der Lage zu sein scheint, aus seinen Fehlern und Niederlagen zu lernen, ist für den Leser äußerst nervend. Doch die afrikanische Seele hat Zeit und der Autor läßt sich Zeit für seine Botschaft.

    „Das Weinen der Vögel“ hat zwar einen Superplot und tiefe Bedeutung. Doch der Zugang zu dem Roman wird lediglich durch einen Chi, einen Geist, gewährt, der ebenso umständlich wie weitschweifig erzählt und vom Höxken aufs Stöxken kommt. Das Chi ruft die afrikanischen Götter an und bittet um Gnade für die Seele Nonsos. Das muss man (hinein) interpretieren. Warum das Chi vor seinen Göttern steht und für seinen Schützling spricht, wird nämlich nicht weiter erläutert. Aber was sollte es sonst dort wollen?

    Diese „Anrufungen“ sind für den europäischen Leser äußerst befremdlich und da man nicht sicher weiß, was sie bewirken sollen, sorgen sie für merkliche Distanz.

    Ich meine, es kommt bei dem Roman darauf an, was man will. Will man die afrikanische, insbesondere die nigerianische Seele verstehen ist „Das Weinen der Vögel“ ein guter, aber auch nervender Roman. Das Chi nervt einen ohne Ende!

    Will man einen flüssigen, interessant erzählten Roman mit Zug auf das Ende hin, der dem Leser hin und wieder etwas erklärt, ist die Leküre ein mühsames Leseunterfangen. Von Spaß am Buch ist man dabei weit entfernt.

    Fazit: Das Weinen der Vögel ist ein bisschen wie „Don Quichotte“, das Anrennen gegen Windmühlenschlegel, ein bisschen „Hans im Glück“ und das alles mit Geistern durchsetzt. Insbesondere auf das erzählende, redselige Geistwesen könnte der europäische Leser gut und gerne verzichten. But, may be this is Nigeria.

    Kategorie. Belletristik
    Verlag: Piper, 2019

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  1. Zeitverschwendung

    Die Idee dieses Buches klingt großartig. Eigentlich war ich mir sicher, ein Highlight zu erwischen.

    Ein Chi, ein Schutzgeist, steht vor dem Göttertribunal und berichtet vom Leben seines Schützlings Chinonso, der ein Unrecht begangen hat, der aber auch viel Pech im Leben hatte.

    Um darzulegen, wie es so weit kommen konnte, rollt es Chinonsos ganzes Leben auf.

    Das ist sinnvoll und könnte interessant sein, wäre dieses Chi nicht so unfassbar geschwätzig, obwohl es ständig behauptet, sich kurz zu fassen. Seine Rede ist gespickt mit afrikanischen Lebensweisheiten oder Anekdoten aus den Leben seiner früheren Schützlinge, was unterhaltsam sein soll, den Leser aber auf eine harte Geduldsprobe stellt.

    "die altehrwürdigen Väter sagen, der kommende Tag ist schwanger, und niemand weiß, was er gebären wird. So wie die alten Väter (mit Ausnahme der Eingeweihten, deren Augen mehr sehen als die der Menschen) nicht wissen konnten, was sich im Mutterleib einer Frau befand, so verhält es sich auch mit dem kommenden Tag. Niemand ahnte, was er bringen würde. Ein Mann mag den Kopf voller Pläne und Ideen haben, und doch kann es sein, dass nichts davon in Erfüllung geht. Die großen Väter haben verstanden, was den Kindern der Väter fremd ist: dass der Chi eines Menschen sich jeden Tag erneuert. Deshalb verstanden die Väter jeden neuen Tag als Geburt, die Entstehung von etwas aus etwas anderem"

    Chinonsos Geschichte wirkt wie die afrikanische Version von Hans im Glück. Er ist ein junger Mann, der damit zufrieden ist, die Hühnerfarm seiner Familie weiterzuführen, bis man ihm einredet, er brauche eine Frau, die ihm klar macht, er wäre zu ungebildet, müsse seine Farm verkaufen und im Ausland studieren, wo es dann auch nicht läuft wie erwartet, bis er irgendwann gar nichts mehr hat, damit dann allerdings ganz und gar nicht glücklich ist.

    Selbst wenn man das Ganze als Parabel sieht, in der das traditionelle Nigeria der modernen Welt gegenübergestellt wird muss man feststellen, Chinonso ist ausgesucht naiv und vertrottelt und bestätigt jedes Vorurteil, das man über Afrikaner haben kann: naiv, triebgesteuert, leichtgläubig, abergläubisch, seine Welt ist desorganisiert, korrupt und brutal.

    Dieses Buch hat mich gelangweilt und verärgert. Es kratzt an interessanten Themen, macht aber Gemeinplätze daraus, die dann auch noch in nervtötender Weitschweifigkeit präsentiert werden. Je länger ich darüber nachdenke, desto ärgerlicher werde ich.

    Eigentlich ist es auf ganzer Linie Zeitverschwendung.

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