Das Verschwinden der Stephanie Mailer

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Verschwinden der Stephanie Mailer' von Joël Dicker
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3 von 5 (16 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Verschwinden der Stephanie Mailer"

Joël Dicker ist zurück – so intensiv, stimmungsvoll und packend wie »Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert«.--- Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord sterben der Bürgermeister und seine Familie sowie eine zufällige Passantin. Zwei jungen Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott, werden die Ermittlungen übertragen, und sie gehen ihrer Arbeit mit größter Sorgfalt nach, bis ein Schuldiger gefunden ist. Doch zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass Rosenberg und Scott sich geirrt haben. Kurz darauf verschwindet die junge Frau ...

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:640
Verlag: Piper
EAN:9783492059398

Rezensionen zu "Das Verschwinden der Stephanie Mailer"

  1. Trügerische Kleinstadtidylle in den Hamptons

    Mit "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" hat sich Joel Dicker erneut einen Romanort geschaffen, der weit weg von seiner eigenen Schweizer Wirklichkeit entfernt ist. Das Städtchen Orphea steht nicht nur für die angebliche Idylle des amerikanischen Kleinstadtlebens, sondern liegt zudem in den Hamptons, der klassischen Sommeridylle gutbetuchter New Yorker, die den heißen Sommern in Manhattan entkommen wollen.

    Hierhin verschlägt es den Polizisten Jesse Rosenberg gerade mal eine Woche vor seiner Pensionierung. Orphea war vor 20 Jahren der Schauplatz eines brutalen vierfachen Mordes - der erste Fall für den damals blutjungen und noch unerfahrenen Polizisten und seinen Partner Derrek Brown. Doch ausgerechnet in diesem Fall, für den er beruflich Lorbeeren einheimste und der der Beginn einer Erfolgsgeschichte war, habe er den falschen Täter ermittelt, versichert ihm die junge Journalistin Stephanie Mailer kurz vor ihrem titelgebenden Verschwinden, Das lässt Rosenberg keine Ruhe - er kehrt nach Orphea zurück, auch nachdem ihn die Nachricht erreicht, dass Mailers Eltern ihre Tochter als vermißt gemeldet haeb.

    Immer wieder wechselt Dicker die Erzähl- und die Zeitperspektiven, springt von der Zeit des Vierfachmordes in die Gegenwart und in Zwischenperioden. Immer neue Personen werden eingeführt, in New York, Los Angeles und Orphea und lange Zeit bleibt wie bei einem klassischen Whodunit offen, wie sich die Fäden verknüpfen zu einer Lösung des kriminalistischen Rätsels.

    Leichen, sowohl aus der Vergangenheit, wie auch neue Todesfälle, lenken auch die Aufmerksamkeit der Medien auf die kleine Stadt und ihr jährliches Theaterfestival. Was bedeuten die Hinweise auf die "Schwarze Nacht", die sich auch in Stephanie Mailers Notizen befanden? Haben Rosenberg und Brown 1994 wirklich einen Unschuldigen gejagt, mit traumatichen Folgen? Wer treibt ein doppeltes Spiel, wer hält Informationen zurück, wer hat verborgene Motive? Und vor allem: wie passen die zahlreichen Puzzlestücke am Ende zusammen?

    Spannung und zahlreiche Überraschungsmomente gönnt Dicker seinen Lesern allemal. Allerdings wirken einige Charaktere ein bißchen sehr dick aufgetragen, geradezu operettenhaft. Der Kritiker Meta Ostrowski zum Beispiel, der frühere Polizeichef und selbsternannte Starregisseur Kirk oder der Gangster Costico - subtil sieht anders aus. Doch das sind letztlich kleinere Ärgernisse, sowie auch angesichts der Vielzahl der handelnden Personen die Tiefenentwicklung manchmal auf der Strecke bleibt.

    Spannend ist "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" allemal, Die Passagen zu der sich aufschaukelnden Medienhysterie vor der Premiere des Theaterfestivals, auf dem angeblich der Name des Vierfachmörders enthüllt werden soll - das ist irrwitzig, temporeich und komisch.Wie sich Menschen durch Aussicht auf Ruhm und Anerkennung manipulieren lassen, in den Fängen einer unbewältigten Vergangenheit stecken, an toxischen Beziehungen kaputtgehen - letztendlich geht es um sehr viel mehr als "nur" die Lösung der diversen Mordfälle dieses Romans.

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  1. 3
    26. Mai 2019 

    Nicht Dickers bester Roman...

    Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord sterben der Bürgermeister und seine Familie sowie eine zufällige Passantin. Zwei jungen Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott, werden die Ermittlungen übertragen, und sie gehen ihrer Arbeit mit größter Sorgfalt nach, bis ein Schuldiger gefunden ist. Doch zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass Rosenberg und Scott sich geirrt haben. Kurz darauf verschwindet die junge Frau ...

    Erzählt wird dieser Roman auf zwei Zeitebenen: einmal rund um die Premiere des ersten Theaterfestivals in Orphea im Jahr 1994, als der Vierfachmord geschah, und dann kurz vor der Premiere des 20. Theaterfestivals 2014, als die Ermittlungen zum damaligen Vierfachmord plötzlich in Frage gestellt werden. Ursache für die aufkommenden Zweifel ist die Journalistin Stephanie Mailer, die ein Buch über die damaligen Geschehnisse zu schreiben gedenkt und sich in der kleinen Stadt an der amerikanischen Ostküste niederlässt. Ihre Recherchen sorgen für zunehmende Unruhe, doch wirklich greifbar sind ihre Andeutungen nicht:

    "Sie ist Journalistin und behauptet, wir hätten uns 1994 geirrt. Angeblich haben wir damals bei der Ermittlung etwas übersehen und uns den Falschen geschnappt." --- "Aber das ist doch Unsinn! Was hat sie genau gesagt?" --- "Wir hätten die Lösung direkt vor Augen gehabt und sie nicht gesehen." (S. 18)

    Jesse Rosenberg will bereits in wenigen Tagen in Pension gehen, als Stephanie Mailer ihn aufsucht und von ihren Zweifeln an den damaligen Ermittlungen informiert. Sein Kollege Derek Scott hat sich nach den Ereignissen 1994 in die Verwaltung versetzen lassen und ist schon lange nicht mehr im aktiven Polizeidienst. Doch als Stephanie Mailer verschwindet, übernehmen die beiden Ermittler der State Police den Fall - und rollen auch die Geschehnisse aus dem Jahr 1994 wieder neu auf. Womöglich hat die Journalistin Recht und der Falsche wurde damals beschuldigt?

    Erzählt wird hier meist aus der wechselnden Perspektive von Jesse und Derek, wobei Rosenberg die Ereignisse aus der Gegenwart schildert und Scott von den vergangenen Geschehnissen aus dem Jahr 1994 berichtet. Anna Kanner kommt als Ermittlerin der örtlichen Polizei als Verstärkung hinzu und stellt sich als starke Figur heraus.

    Zwar geht es in diesem Roman um die Ermitlungen in Vergangenheit und Gegenwart, doch ist dies kein wirklicher Krimi. Joël Dicker führt hier etwa 30 Charaktere ein, die für ihn alle von Bedeutung sind und von denen er lt. eigener Aussage in einem Interview möchte, dass sie dem Leser alle im Gedächtnis haften bleiben. Ihm ging es darum, von den Menschen in der kleinen Stadt zu erzählen, und tatsächlich hat nicht jede Figur etwas mit den Fällen zu tun.

    Schwerpunktmäßig geht es dem Autor (lt. Interview) um den Blick in die Vergangenheit der einzelnen Charaktere - jeder scheint da etwas erlebt zu haben, was ihn brach. Vereitelte Lebensentwürfe, Enttäuschungen, Schuldgefühle - die Vergangenheit hinterließ bittere Spuren. Leider geriet die Figurenzeichnung diesmal oft sehr klischeehaft und überzeichnet, so dass einzelne Charaktere sehr unglaubwürdig wirkten. Hierauf angsprochen, antwortete Dicker in dem Interview:

    "Auch der Joël, der da sitzt und schreibt, hat eben gelegentlich das Bedürfnis zu lachen. Deshalb entwarf ich diesen Ostrowski – zugegeben, sehr überzeichnet. Es gab Momente, in denen der erfolgreiche Autor in mir zur Vorsicht warnte, weil er schon die negative Kritik der Rezensenten vorausahnte."

    Durch die Vielzahl der Charaktere und den ständigen Wechsel von Personen, Handlungssträngen, Zeit und Ort gerät der Roman zudem noch sehr zerfasert. Was anfangs wie ein geschickter Kunstgriff wirkt, erweist sich letztlich als reichlich langatmig und für den eigentlichen Fall nicht zielführend. Wenn man dem Autor (lt. Interview) glauben darf, wusste er zu Beginn des Schreibens selbst nicht, wer denn eigentlich der Mörder war. Dies ist dem Roman für mein Empfinden auch anzumerken.

    Dass Joël Dicker schreiben kann, hat er für mich schon mit 'Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert' bewiesen. Auch in diesem aktuellen Roman sagte mir der Schreibstil wieder sehr zu, ebenso wie die Art des Aufbaus der Erzählung. Allerdings hat sich Dicker m.E. weder mit der Überzeichnung der Figuren noch mit der Mischung aus Krimi und Roman einen Gefallen getan. Nicht Fisch noch Fleisch, könnte man flapsig sagen - und dadurch von allem zu viel, einiges zudem zu konstruiert, unnötig und/oder unvorstellbar. Nur gut, dass das Lektorat immerhin dafür sorgte, dass die ursprünglich doppelte Seitenzahl und weitere 10 Figuren nicht realisiert wurden.

    Immerhin nervten mich die genannten Schwächen nicht so arg, dass ich den Roman gar nicht mochte. Ich habe ihn durchaus gerne gelesen und wurde am Ende auch mit einem erhöhten Spannungsbogen belohnt. Doch kann das Fazit für mich leider nur lauten: dies ist definitiv nicht Dickers bester Roman.

    © Parden

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  1. Platt, mit Überlänge

    Mit „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ und „Die Geschichte der Baltimores“ hat der Schweizer Schriftsteller Joel Dicker zwei fantastische Romane vorgelegt. Nun musste scheinbar schnell ein Nachfolgewerk her, und das ist eine ziemliche Enttäuschung.

    Die Handlung geht so: in der Kleinstadt Orphea in der Nähe von New York ist vor knapp 20 Jahren ein schreckliches Verbrechen verübt worden. Der Bürgermeister, seine Frau und der kleine Sohn wurden ermordet. Eine unfreiwillige Zeugin des Verbrechens wurde das vierte Opfer. Das Ermittlerduo Jesse und Derek löst den Fall routiniert.

    Die beiden Polizisten verkörpern das, was man gemeinhin als „All American Boys“ bezeichnet, rechtschaffene, ehrenhafte Männer ohne größere Makel, die sich unermüdlich für das Gute einsetzen. Im Film verkörpert Tom Cruise oft dieses Ideal. Es ermitteln also Tom Cruise und sein Zwillingsbruder. Das ist legitim, besonders prickelnd ist es nicht.

    Aber den Untadeligen ist ein Fehler unterlaufen. Das behauptet jedenfalls die Journalistin Stephanie Mailer. Ein Unschuldiger soll damals verhaftet worden sein. Mailer hat gerade noch Zeit einem der Polizisten ihren Verdacht zu stecken, bevor sie verschwindet und das Buch seinen Namen hat. Klar, dass die beiden jetzt den Fall nochmal neu aufrollen.

    Auf fast 700 Seiten begegnen wir unzähligen Personen, die teils völlig überzeichnet sind. Die Figur des Literaturkritikers Ostrowski etwa ist so klischeehaft und platt, dass sie fast ein Leseärgernis ist. Und natürlich gibt es auch Sexismus im Polizeipräsidium, was sonst, und eine Polizistin, die gemobbt wird und jetzt auf einsamer Wolf macht. Dazu kommen korrupte Politiker, verzogene Teenager aus gutem Hause, selbstverständlich mit Drogenproblemen und Freunden mit schlechtem Einfluss.

    In Summe ist das alles sehr lau und vorhersehbar, zwar routiniert, aber irgendwie auch lustlos erzählt. Lesefreude sieht anders aus. Schade.

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  1. 2
    17. Mai 2019 

    Das war wohl nichts!

    Frei nach der Devise: "Was nicht passt, wird passend gemacht" hat Joël Dicker mit "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" einen Roman geschrieben, der weit unter dem Niveau liegt, das er mit seinen beiden Erfolgen „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ und „Die Geschichte der Baltimores“ erreicht hat. Was für ein Flop. Ich bin enttäuscht.

    Zum Inhalt:
    Besagte Stephanie Mailer ist eine Journalistin und angehende Buchautorin, die bei den Nachforschungen um einen Vierfach-Mord im idyllischen Orphea einem Geheimnis auf die Spur kommt. Orphea ist ein fiktiver Touristenort in den Hamptons, einem Landstrich in der Nähe New Yorks, der ein Urlaubsmekka für wohlhabende Amerikaner ist. Der Vierfach-Mord hat vor 20 Jahren stattgefunden - 1994. Die Mordopfer waren der damalige Bürgermeister Gordon sowie seine Frau und der gemeinsame Sohn. Die Vierte im Bunde war eine Joggerin, die zur falschen Zeit am falschen Ort war und augenscheinlich unerwünschte Zeugin des Verbrechens wurde.

    Der Vierfach-Mord wurde seinerzeit vom FBI Ermittlerduo Jesse und Derek erfolgreich aufgeklärt. So dachte man zumindest. Doch nun, 20 Jahre später, stellt sich heraus, dass scheinbar der Falsche für die Verbrechen zur Verantwortung gezogen wurde. Der mittlerweile pensionierte Derek und sein Kollege Jesse rollen das Verbrechen noch einmal auf. Auch Jesse befindet sich so gut wie im Ruhestand - eine Woche hat er noch bis zu seiner Pensionierung. Natürlich bleibt es nicht bei dem 20 Jahre alten Verbrechen. Denn, wie der Titel dieses Romans schon sagt, verschwindet Stephanie Mailer auf mysteriöse Weise. Auch bei diesem Mysterium wird es nicht bleiben. Stattdessen kommen zu den vier Toten aus dem Jahre 1994 nun, 20 Jahre später, weitere Opfer hinzu.
    Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte ist das Städtchen Orphea, das vom Tourismus lebt. Damals wie heute ist ein Theaterfestival, das jährlich in der Stadt stattfindet, ein wichtiger Meilenstein bei der Aufklärung der Verbrechen.
    Die Stunde der Wahrheit scheint das Premierenstück des Theaterfestivals zu sein, zumindest soll es hier einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung der Verbrechen geben. Und tatsächlich hat Joël Dicker einen Countdown eingebaut, der auf einen High Noon hinausläuft. Denn vom Beginn des Romans werden die verbleibenden Tage bis zu diesem wichtigen Ereignis herunter gezählt. Aber bei Dicker schlägt es leider Dreizehn. Denn das Premierenstück ist zwar spektakulär, verwirrt jedoch mehr, als dass es Klarheit in die Mordfälle bringt. Die kommt dann aber zum Schluss des Romans.

    "'Wenn man das Maß an Respekt betrachtet, das bestimmten Genres gezollt wird, steht in der Reihe ganz zuoberst der unverständliche Roman, dann der intellektuelle Roman, dann der historische Roman, dann der Roman überhaupt und erst danach, an vorletzter Stelle, kurz vor der Liebesromanze, steht der Krimi.'"

    Wie in seinen bisherigen Romanen bleibt Joël Dicker seinen Konstruktionsplänen treu: Viele unterschiedliche Erzählperspektiven, mehrere Handlungsebenen, ein munteres Hin- und Her in den Zeitebenen und natürlich verblüffende Entwicklungen in der Geschichte. Alles zusammen ergibt dies ein fröhliches Rätselraten, das eigentlich großartige Unterhaltung und einen quirligen Lesespaß garantieren sollte. Eigentlich! Denn tatsächlich tritt in diesem Roman ein Effekt ein, den ich bisher bei der Lektüre von Joël Dickers Büchern nicht erlebt habe: Der Effekt der Müdigkeit.

    Anfangs habe ich die Geschichte sehr genossen. Joël Dickers eigene Art, einen Roman aufzubauen, hat mich zunächst mitgerissen. Doch nach der Hälfte des Buches stellte ich fest, dass ich die Geschichte nur noch gezwungenermaßen gelesen habe. Die Luft war raus. Stellt sich die Frage, wie es dazu gekommen ist. Ich habe dem Roman Folgendes anzukreiden: Zunächst sind es die Charaktere. Einige unter ihnen sind dermaßen überzeichnet und als Lachnummern dargestellt, dass es fast schon weh tut. Dank meiner hohen Schmerztoleranz käme ich damit noch klar. Doch darüber hinaus nimmt die Handlung Entwicklungen an, die eigentlich gar nicht gehen. Im Sinne von "Was nicht passt, wird passend gemacht" wird hier konstruiert, dass man sich als Leser schon auf den Arm genommen fühlt. Bestenfalls und mit viel Wohlwollen kann man Joël Dicker den Versuch, sich in an einer Satire zu versuchen oder einen humoristischen Roman unterstellen. Aber so weit geht mein Wohlwollen nicht. Für mich ist dieser Roman daher ein Flop.

    © Renie

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  1. Sehr dicht und fesselnd

    Sommer 1995: Ein schreckliches Verbrechen erschüttert den Badeort Orphea, denn vier Menschen werden ermordet. Die damaligen Polizisten gehen sehr sorgfältig vor und finden auch einen Schuldigen. Zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass damals jemand Falsches für den Vierfachmord beschuldigt wurde. Kurz darauf ist sie verschwunden.

    Dies war mein erstes Buch dieses Autors, dementsprechend gespannt war ich. So spannend, wie bereits der Klappentext klang, so war dann auch das gesamte Buch. Ich war absolut begeistert von dieser Story.
    Eigentlich sind so dicke Bücher nicht unbedingt mein Fall, da ich immer befürchte, dass dann auch Längen vorhanden sind. Das war hier aber glücklicherweise überhaupt nicht der Fall. Das Buch ließ sich so flüssig und spannend lesen, dass ich die 670 Seiten ratzfatz fertig gelesen hatte. Das lag auch daran, dass die Spannung super aufgebaut und stetig oben gehalten wurde.
    Die Personen wurden sehr anschaulich und greifbar beschrieben, so dass ich sie mir sehr gut vorstellen und sie bestens auseinanderhalten konnte. 
    Die Geschichte wurde auf zwei Zeitebenen und aus mehreren Perspektiven erzählt. Die Handlungen und Geschehnisse wurden detailreich beschrieben, waren bestens inszeniert und dabei enorm dicht und fesselnd. Es gab komplexe Verwicklungen und viele unterschiedliche Verdächtige und Motive. Und kaum wurden einige meiner Fragen geklärt, tauchten wieder neue Spuren und somit Fragen auf. Ich war total gespannt, wie sich am Ende alles aufklären wird und was hinter allem steckt. Ich konnte somit hervorragend miträtseln und mitfiebern, so wie ich es mir erhofft habe.

    Dieses Buch hat mich von Anfang bis Ende absolut gefesselt und ich werde von diesem Autor definitiv noch mehr lesen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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  1. Ein spannendes Werk, kommt aber nicht an das Erste heran

    Ein spannendes Werk, kommt aber nicht an das Erste heran

    Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joël Diecker

    Da ich bereits den ersten Roman des Autors kenne, wusste ich, dass mich eine wortreiche Erzählweise erwartet. Meine Erwartungen diesbezüglich wurden voll und ganz erfüllt. Der Roman bietet eine immense Fülle an Wörtern, die die Handlung sehr detailliert in Szene setzt. Aber auch die Handlung selbst hatte es in sich. Als Leser muss man am Ball bleiben, um zwei Ecken denken können, obwohl der Autor gefühlt drei voraus ist.

    Die Handlung spielt 2014 in der Stadt Orphea. Sie dreht sich in erster Linie um Detective Jesse Rosenberg und einen alten Fall. Rosenberg soll in den verdienten Ruhestand gehen, mit 100 prozentiger Aufklärungsquote ein großer Verlust für die State Police.
    Als die Journalistin Stephanie Mailer enthüllt, dass vor gut 20 Jahren der Falsche für einen Mord verurteilt sein soll, gerät die Statistik ins Wanken. Jesse und Derek, der damals auch mit von der Partie war, müssen ermitteln, denn plötzlich ist die junge Journalisten verschwunden. Die zwei bekommen derweil Unterstützung von der sehr fähigen Polizistin Anna.

    Interessant gemacht hat diesen Roman eindeutig die Erzählweise, die sich aus der damaligen und der heutigen Zeit zusammensetzt. Viele vielversprechende Ansätze verlaufen im Sande, man muss sich ständig fragen, wie sich nun alles aufklären wird.
    Die Personen sind zahlreich, doch ich hatte keine Probleme den Überblick zu behalten. Der Autor führt den Leser durch die Geschichte, nimmt ihn an die Hand, und lässt ihn erst wieder los, wenn die Geschichte zu Ende erzählt ist.
    Ich lese gerne Thriller und Krimis, aber hier muss ich sagen: Bitte mit Bedacht, die ausschweifende Art muss nicht für jeden das richtige sein

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  1. Eine herbe Enttäuschung

    1994 wurden in der verschlafenen Kleinstadt Orphea vier Menschen erschossen. Nun, 20 Jahre später, will die ambitionierte junge Journalistin Stephanie Mailer den Fall neu aufrollen. Kurz nachdem sie den damaligen Ermittler Jesse Rosenberg mit ihrem Vorhaben konfrontiert, verschwindet Stephanie spurlos.
    So könnte ein fulminanter (Kriminal)roman beginnen. Bei den Vorschusslorbeeren, die Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joel Dicker, eingeheimst hat, habe ich mir auch spannende und unterhaltsame Lektüre erwartet. Das Buch beginnt auch durchwegs eingängig. Die Protagonisten werden in mehreren Erzählsträngen vorgestellt, die Ermittlungen damals und die Vorgänge wechseln in zwei Zeitscheinen ab. Doch offensichtlich hat den Autor ein wenig der Übermut gepackt, denn die Nebenstränge werden immer mehr, die Bezüge der handelnden Personen zu Orphea und den Morden 1994 immer konstruierter und abstruser. Manche Szenen wirken so haarsträubend albern, wie eine schlechte Karikatur von Screwball Comedy. Die Personen handeln großteils unlogisch und nicht nachvollziehbar. Die Dialoge muten oft sehr skurril an, es gibt kaum eine Stereotype, die einem Joel Dicker nicht zumutet. Bei der Namensgebung der Personen zeigt Dicker eine besondere Vorliebe: so gibt es einen Buchhändler namens Illinois, eine Mädchen namens Dakota und einen Kellner namens Massachusetts. Ich wartete (vergeblich) auf einen Landstreicher namens Kansas.
    Manche Nebenstränge trugen überhaupt nicht zum Handlungsverlauf bei, waren ausschließlich nur nervig, wie die Beschreibung von Jesse Rosenbergs Großeltern. (Zeitweise bin ich sogar auf das Hörbuch umgestiegen, damit ich das Buch durchhalten konnte. Vorgelesen war es inhaltlich einigermaßen erträglich. Ein großes Lob an den Sprecher Torben Kessler)
    „Die ganze Welt ist Bühne
    Und alle Frauen und Männer bloße Spieler.
    Sie treten auf und gehen wieder ab…“ können wir bei Willaim Shakespeare erfahren.
    In Orphea dreht sich damals wie heute alles um ein Theaterfestival. Und was da alles in und um Orphea passiert, lässt einen wirklich vermuten, dass Orphea die ganze Welt sei. Korruption, Waffenschieberei, Affären, Prostitution, Mobbing …. Bei all dem Auswurf an Ideen verliert Dicker eines aus dem Fokus: Das Verschwinden der Stephanie Mailer.
    Männer und Frauen treten im Übermaß auf und treten wieder ab. Auf über 600 Seiten folgen wir exaltierten Regisseuren, arroganten Literaturkritikern, depressiven Teenagern, nervigen Geliebten, korrupten Politikern etc. bis wir endlich am Ziel anlangen. Die Handlung quillt über, wie der süße Brei. Am Ende wird alles gut. Denn wenn nicht alles gut wäre, dann wäre es nicht das Ende. Und das wäre nahezu nicht aushaltbar.

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  1. 5
    26. Apr 2019 

    Ein verschlafener Ort und sein Theaterfestival

    Handlungsort ist vor allem Orphea, ein kleines Städtchen an der Atlantikküste der USA und das dort stattfindende Theaterfestival.

    1994 als fast alle Bewohner und Gäste des Festivals zum Aufführungsort strömen, erschüttert und lähmt ein Vierfachmord den Ort. Meghan Padalin, die jeden Tag ihre Joggingrunden dreht, wurde vor dem Haus des damaligen Bürgermeisters erschossen. Im Haus selbst wurde der Bürgermeister, seine Frau und der Sohn niedergestreckt. Die Ermittlungen wurden durch zwei junge Polizeibeamte geführt, die sehr schnell den Täter ermittelten. 2014 hat Stephanie Mailer, eine junge Journalistin, neue Nachforschungen angestellt. War Ted Tennenbaum tatsächlich als Täter? Da er sich mittlerweile erhängt hat, kann er keine Antworten geben. Aber jetzt ist Stephanie Mailer verschwunden. Was hat sie bei ihren Nachforschungen erfahren, ist das der Grund für ihr Verschwinden?

    Der Autor hat mich bereits mit seinen zwei Romanen „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ und „Die Geschichte der Baltimores“ begeistert und das kann ich auch von diesem behaupten.

    Er dröselt den alten Fall und auch die Gegenwart akribisch auf und tatsächlich möchte ich von den 660 Seiten keine einzige entbehren. Als Leser ist man gefordert, aufmerksam bei der Sache zu bleiben, denn Dicker führt sehr viele Figuren ein, beschreibt sie samt ihrer Geheimnisse und Charaktereigenschaften ausführlich und bildhaft. Ein Personenregister ist am Ende des Buches zu finden. Dicker läßt vor allem die beiden Beamten Derek Scott die Sicht von 1994 erzählen und Jesse Rosenberg die von 2014. Nebenbei erfährt man auch ihr privates Drama, das mit den damaligen Ermittlungen im Zusammenhang steht. Außerdem kommt der damalige Polizeichef Kirk Harvey und die neu zugezogene Beamtin Anna Kanner zu Wort und sie unterstützen Derek und Jesse tatkräftig.

    Dieser komplexe Kriminalfall wurde spannend und natürlich sehr ausführlich beschrieben. Als Leser wurde man mitgenommen auf falsche Fährten, man konnte die neu gewonnenen Erkenntnisse gut nachvollziehen, einordnen und vor allem eigene Überlegungen anstellen. Ich möchte keine einzige Seite des Buches missen. Es ließ sich flüssig lesen und man kann richtig abtauchen in die Geschichte. Meine Lieblingsfigur war unbestritten Anna Kanner, die zweite stellvertretende Leiterin der Polizei von Orphea. Sie ist nach ihrem Eheende in New York mit dieser neu geschaffenen Position in den „verschlafenen“ Ort gelockt worden. Anfangs muß sie sich als einzige weibliche Beamtin gegen alle Widerstände der männlichen Kollegen durchsetzen und sie schafft das erfolgreich. Privat muß sie sich gegenüber ihren Eltern behaupten, die sie gerne wieder an der Seite des Ex-Ehemanns sehen würden und auch in einem hübschen Häuschen in ihrer Nachbarschaft. Aber sie schafft es, ihren eigenen Kopf durchzusetzen, akzeptiert zu werden und ist dabei äußerst clever.

    Von mir eine eindeutige Leseempfehlung für diesen opulenten Roman!

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  1. Eine Posse

    Die außergewöhnlich guten Rezensionen zu den frühreren Romanen von Dicker „Die Geschichte der Baltimores“ und „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ haben mich zu diesem Buch greifen lassen. Doch statt eines intelligenten, ansprechend geschriebenen Kriminalromans traf ich hier auf eine durchschnittliche Krimistory mit unglaubwürdigen Wendungen und grotesk überzogenen Charakteren.

    Zum Inhalt: Der Ermittler Jesse Rosenberg will eigentlich seinen wohlverdienten Ruhestand antreten. Auf einer Feier anlässlich seines Ausscheidens aus dem Polizeidienst wird er von einer jungen Frau (Stephanie Mailer) angesprochen. Diese behauptet, dass er den allerersten Fall seiner Karriere falsch gelöst habe, weil er etwas Offensichtliches übersehen habe. Jesse ist verunsichert und geht zurück an den Ort des Verbrechens, nach Orphea, wo 1994 während eines Theaterfestivals der Bürgermeister und seine Familie sowie eine Passantin ermordet worden sind. Als kurze Zeit später die Leiche von Stephanie Mailer aus einem See in der Nähe von Orphea gezogen wird, steigt Jesse gemeinsam mit seinen damaligen Partner Derek Scott und der jungen Ermittlerin Anna Kanner in die Ermittlungen ein und sie rollen dabei auch den alten Fall wieder auf.

    Was folgt ist eine wilde Aneinanderreihung von Drehungen und Wendungen, die mich teils nur den Kopf schütteln ließen: Der Mord an Stephanie Mailer fällt ebenfalls in die Zeit des jährlichen Theaterfestivals in Orphea. Weil die freiwilligen Teilnehmer verunsichert sind, treten alle in den Streik. Um das Festival doch noch zu retten, engagiert der Bürgermeister den ehemaligen Polizisten Kirk Harvey, der 1994 Chef der Polizei in Orphea war, dann verschwand und seit dem ein klägliches Dasein als vermeintlicher Regisseur in Kalifornien fristet. Harvey verspricht, ein grandioses Stück aufzuführen, währenddessen der Täter des Vierfachmordes im Jahr 1994 aufgedeckt werden soll. Als Schauspieler wird ein Sammelsurium an Personen engagiert, die alle mehr oder weniger zufällig in Orphea sind und ihre ganz eigenen, skurilen Gründe haben, bei dieser Posse mitzumachen. Da gibt es einen selbstverliebten Kritiker, der gerade in NY gefeuert worden ist, ein drogensüchtiges, desillusioniertes junges Mädchen und ihren überarbeiteten Vater, die Frau des Bürgermeisters, einen Zeitungsredakteur und seine Geliebte.

    Dicker fährt eine Vielzahl von Personen auf, die er alle eingehend porträtiert. Leider fehlte es ihm hierbei an Fantasie. Denn die meisten Personen sind so einfallslos und klischeehaft gezeichnet, dass sie einfach nicht glaubhaft sind. Der Kritiker ist selbstverliebt und wird von allen gefürchtet. Der Zeitungsredakteur lässt sich von seiner Geliebten erpressen und ruiniert sich finanziell fast völlig. Das drogenabhängige Mädchen stammt aus wohlhabenden Verhältnissen und versaut sich selbst das Leben, wobei den Vater - ein Workaholic - natürlich auch ein Teil der Schuld trifft. Am schlimmsten von allen ist Kirk Harvey, der Ex-Polizist, der allen vormacht, ein begnadeter Regisseur zu sein.

    Mir haben diese Überzeichnungen die Lust an dem Buch verdorben. Bei jeder neuen Wendung war ich nur noch genervt und dachte mir: na klar, dass jetzt auch noch... Auch die vielen Zufälle, ohne die die Ermittlungen nicht vorangekommen wären, waren mir einfach zu viel. Zwei Sterne gibt es daher von mir nur deshalb, weil der Plot am Ende überhaupt aufgeht.

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  1. Geschwätzige Zeugen und eine Vielzahl an Zufällen

    Diese Rezension, ich muss es mit großem Bedauern gestehen, wäre fast der Bericht eines Abbruchs geworden – dabei breche ich nur äußerst selten Bücher ab. Begann ich das Buch noch mit durchaus positiven Eindrücken und freudiger Erwartung, schlug dies zunehmend in Enttäuschung und verwirrten Unglauben um.

    Da ich bisher noch keines der vielgelobten Bücher des Autors gelesen hatte – obwohl “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” schon lange auf meiner Leseliste steht – fragte ich mich etwas ratlos, ob ich möglicherweise einfach keinen Draht zu Dickers Stil und Humor fand.

    Eine persönliche Inkompatibilität meinerseits?

    Es kommt schließlich vor, dass man mit einem Autor ‘einfach nicht kann’. Tatsächlich finden sich im Feuilleton und auf diversen Buchblogs zahlreiche begeisterte Rezensionen. Allerdings nahmen an der Leserunde, in deren Rahmen ich “Das Verschwinden der Stephanie Mailer” las, auch mehrere ausgesprochene Fans des Autors teil, die ähnlich fassungslos und enttäuscht reagierten wie ich.

    Es scheint also ein Buch zu sein, das polarisiert. Um jedoch erstmal mit etwas Positivem anzufangen:

    Der Kriminalfall an sich ist beeindruckend einfallsreich und komplex.

    Anfänglich machte es mir viel Spaß, mir die verschiedensten Fragen zu stellen und bei jedem Schritt der Handlung gespannt mitzurätseln. Und tatsächlich gibt es das ganze Buch hindurch immer wieder überraschende Wendungen und kunterbunte Einfälle – Langeweile kommt also nicht auf.

    Immer mehr gewann ich jedoch den Eindruck, dass diese Medaille auch eine Kehrseite hat: die Grenzen zwischen ‘überraschend’ und ‘unglaubwürdig’ verlaufen fließend. Manche Wendung ist in meinen Augen allzu weit hergeholt, da wird die Geschichte auf Biegen und Brechen vorangetrieben.

    Der Rahmen der Glaubwürdigkeit wird für mich einige Male deutlich überstrapaziert.

    So teilt ein Möchtegern-Regisseur der Polizei mit, er verfüge über wichtige Informationen zu einem unaufgeklärten Vierfachmord, er werde diese jedoch nur dann verraten, wenn sein Stück auf dem Theaterfestival der Stadt aufgeführt werde. Und statt ihn wegen Strafvereitelung dran zu kriegen, spielen Polizei und Bürgermeister der Stadt das Spiel mit – zum Teil wortwörtlich. Um einen anderen Charakter ebenfalls zu diesem Festival zu bringen, ruft der Autor einen Richter auf den Plan, der einen Besuch des Festivals zur Auflage für eine Strafminderung für diesen Charakter macht.

    Und das sind noch nicht einmal die unglaubwürdigsten Situationen – andere kann ich nicht verraten, um nicht zu spoilern. Auch viele der Charaktere lesen sich so überzogen und klischeebehaftet, dass sie wirken wie Parodien ihrer selbst.

    Eigentlich mag ich Krimis, die gleichzeitig im Grunde Psychogramme einer kleinen Stadt oder einer Gemeinschaft sind – und das ist ansatzweise hier der Fall, da man so nach und nach mitkriegt, wie viel Korruption es in dieser Stadt gibt und dass jeder der Charaktere seine Leichen im Keller hat –, aber ich finde es leider nicht gut umgesetzt.

    Dazu kommt, dass die Arbeit der Ermittler mich immer weniger überzeugen konnte.

    Vieles kommt nur durch eine Vielzahl glücklicher Zufälle heraus – und durch allzu viele Zeugen, die eigentlich kein Interesse daran haben sollten, bei der Polizei zuviel auszuplaudern, und dennoch von sich aus mehr verraten, als überhaupt gefragt war.

    Ein erfahrener Krimineller plaudert munter aus dem Nähkästchen, wie er und sein Boss früher Menschen zusammengeschlagen und gefoltert haben, und dass der ein oder andere danach nie wieder gesehen wurde. Eine ‘Puffmutter’ gesteht freimütig, dass sie tatenlos zugesehen hat, wie minderjährige Prostituierte als Köder benutzt und dann “entsorgt” wurden, wenn sie nicht mehr attraktiv genug waren. Und nichts davon hat Konsequenzen.

    Auch der Schreibstil gefiel mir leider immer weniger.

    Vieles liest sich meines Erachtens hölzern und platt, besonders die Dialoge haben für mich keinerlei natürlichen Fluss. Im Buch wird 53 Mal gebrüllt, 38 Mal geschrien, 19 Mal gejammert, 8 Mal geschnauzt, ansonsten gebellt, geheult, gekreischt… Normal redet hier kaum jemand, was den Eindruck der Plakativität verstärkt.

    FAZIT

    Ein Vierfachmord wird 1994 aufgeklärt, doch 2014 wendet sich die Journalistin Stephanie Mailer mit der Behauptung an die Polizei, man habe damals den Falschen verhaftet. Doch sie verschwindet, bevor sie mehr darüber preisgeben kann.

    Ich wollte dieses Buch lieben, tatsächlich wuchs meine Enttäuschung jedoch mit jeder Seite. Viele der Wendungen wirkten auf mich vollkommen unglaubwürdig, auch die Charaktere sind in meinen Augen bis ins Lächerliche übersteigert, so dass mir in einer eigentlich vielversprechenden Handlung jede Spannung verloren ging.

    Ich habe das Buch fertig gelesen, aber ich muss zugeben: ich war froh, als ich endlich die letzte Seite erreichte.

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  1. 4
    22. Apr 2019 

    Überraschend anders

    Der Vierfach-Mordfall, der 1994 beim 1. Theaterfestival in Orphea geschieht, erschüttert die gesamte amerikanische Ostküste. Die beiden jungen Cops der State Police, Jesse Rosenberg und Derek Scott, bekommen diesen Fall zur Ermittlung. Für beide ist es die Chance sich bei der State Police einen Namen zu machen. Beiden gelingt es, nach intensiver Ermittlungsarbeit den Täter zu ermitteln.

    Zwanzig Jahre später, beim mittlerweile 20. Theaterfestival in Orphea, behauptet die junge Schriftstellerin Stephanie Mailer, dass beide Cops damals etwas übersehen haben und der wahre Täter nie gefasst wurde. Rosenberg, der eigentlich plant, in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen, lässt der Vorwurf keine Ruhe. Als dann auch noch kurze Zeit später Stephanie Mailer verschwindet, beginnt er an den Ermittlungsergebnissen von damals zu zweifeln.

    Joel Dicker wechselt in seinem Roman immer wieder die Perspektive. Wir springen in das Jahr 1994 und erfahren, was die Protagonisten von damals berichten. Dann der Wechsel nach 2014. Zusätzlich werden wir mit Personen vertraut gemacht, die scheinbar so gar nichts mit den Ereignissen von damals zu tun hatten. Dabei lässt er den Protagnisten genauso viel Raum, wie nötig ist, um sie einzeln kennenzulernen und mehr von ihnen zu erfahren, ohne das es langweilig wird und er den Faden verliert. Dabei hat er die merkwürdigsten Individuen mit den ihren Macken aufgetrieben. Mitunter hat man beim Lesen auch das Gefühl, dass er bei seinen Figuren übertreibt. Aber das verbuche ich gerne unter schriftstellerischer Freiheit. Dabei ist es dann mitunter schwierig am Ball zu bleiben und den Überblick zu behalten.

    Aber das Buch ist auch geheimnisvoll. So nach und nach kommen einzelne Bruchstücke ans Licht. Man könnte fast meinen, jeder der Beteiligten hat eine Leiche im Keller. Durch den Perspektiv- und Personenwechsel in den mitunter kurzen Abschnitten erfährt man immer nur einzelne kleine Bruchstücke. Das treibt die Spannung zusätzlich in die Höhe und man möchte ja auch unbedingt wissen wie es weitergeht.

    Das Ende war für mich eine große Überraschung. Alles ergab einen Sinn, alle offenen Punkte wurden geschickt verknüpft. Ich war begeistert und mir hat es gefallen.

    Weil dieses Buch so anders ist, kann ich es nur empfehlen und vergebe zu gerne vier Lesesterne.

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  1. Platt und mit Klischees überfrachtet

    Die Geschichte wird grundsätzlich auf zwei Zeitebenen erzählt. Die eine spielt vor rund 20 Jahren und steht mit einem furchtbaren Vierfachmord in Zusammenhang, der bereits auf den ersten Seiten geschildert wird: Am 30.07.1994 wurden im kleinen Badeort Orphea der Bürgermeister samt Ehefrau und Sohn sowie eine Joggerin brutal erschossen. Da zur gleichen Zeit ein großes Theaterfestival stattfand, waren die Straßen ausgestorben und es gab keine Zeugen. Mit dem Fall betraut wurden damals zwei junge Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott. Bereits nach relativ kurzer Ermittlungsdauer konnten einen Mörder präsentieren. Der Fall galt als gelöst.

    Auf der zweiten Zeitebene im Sommer 2014 recherchiert die Journalistin Stephanie Mailer erneut an dem Vierfachmord von einst und konfrontiert Rosenberg kurz vor dessen Ausscheiden aus dem Polizeidienst mit dem Vorwurf, damals den falschen Täter überführt zu haben, weil etwas Offensichtliches übersehen worden wäre. Dieser Vorwurf lässt den Ermittler nicht kalt und er beginnt erneut, sich mit dem Fall zu beschäftigen. Dabei wird er sowohl von seinem langjährigen Kollegen Derek Scott als auch von einer relativ neuen Kollegin namens Anna Kanner unterstützt. Tatsächlich tun sich Ungereimtheiten auf. Als sich Rosenbaum erneut mit der Journalistin verabredet, kommt diese nicht zum Treffpunkt und scheint unter mysteriösen Umständen verschwunden zu sein… Ein Kriminalroman kann kaum spannender beginnen!

    Nun werden laufend die Perspektiven gewechselt, nicht nur die besagten zwei Zeitebenen, sondern auch die erzählenden Personen verändern sich. Anfangs sind es im Wesentlichen die drei Ermittler, später treten auch andere Personen hinzu. Zunächst hat mir das sehr gut gefallen, zumal mir diese Art des Erzählens aus Dickers Roman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ bekannt war. Ich hatte die Erwartung, dass all die begonnenen Fäden weitergeführt würden, um am Ende ein großes Ganzes zu ergeben, indem der Vierfachmord auch nach 20 Jahren noch aufgeklärt würde.

    Natürlich gibt es am Ende des Kriminalromans auch eine Lösung des Falles. Der Weg dorthin gestaltete sich für mich aber extrem steinig. Abgesehen von den drei Ermittlern sind fast alle Figuren überwiegend unglaubwürdig in ihren Handlungen und nehmen Entwicklungen, die nicht zum ursprünglich gezeichneten Charakter passen. Die Überzeichnung nahm zum Teil ein solches Maß an, dass ich mich vor lauter Unmut über die klischeebehafteten Dialoge, das fortlaufende Gebrüll und die stereotypen, eindimensionalen Figuren nicht mehr auf die eigentliche Handlung konzentrieren konnte.

    Die einzelnen Abschnitte sind zwar immer mit der genauen Zeitangabe überschrieben, die Verbindungen der einzelnen Handlungsstränge, die schlussendlich auch eine Lösung des Falles suggerieren, wirken aber überkonstruiert und lassen über weite Strecken die Glaubwürdigkeit vermissen. Auch werden Nebenhandlungen eingeflochten, die nicht in den gesamten Kontext passen wollen.

    Während ich die beiden bisherigen Roman Joel Dickers mit großer Freude und Faszination gelesen habe, bin ich von diesem hier sehr enttäuscht. Es ist für mich schwer vorstellbar, dass derselbe Autor, der bislang seine Leser mit schriftstellerischem Talent und intelligent konstruierten Plots beeindruckt hat, hier so ein plattes, mit Klischees überfrachtetes Werk vorlegt. Ob es wohl dafür einen Ghostwriter gab…?

    Alles Spekulation. Vielleicht werden Leser, die weniger empfindlich in Bezug auf Schreibstil und Stereotype sind, mehr Freude an dem Roman haben. Vielleicht kann der ein oder andere auch über die völlig überzeichneten Charaktere lachen. Vielleicht muss man das Buch als reine Entspannungslektüre lesen. Keine Ahnung.
    Ich kann den Roman definitiv nicht empfehlen und komme in meiner Bewertung über zwei Sterne nicht hinaus.

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  1. 3
    21. Apr 2019 

    Mailer um Mailer

    Die junge Journalistin beginnt für ein Buch zu recherchieren nachdem sie ihre Stelle in New York verloren hat. Sie sieht das Offensichtliche, das alle übersehen haben. Und bald darauf ist sie selbst verschwunden. Der kurz vor der Pensionierung stehende mittvierziger Jesse Rosenberg, der bereits vor zwanzig Jahren in dem vierfach Mord von Orphea ermittelte, rollt den alten Fall wieder auf. Gemeinsam mit seinem damaligen Partner Derek Scott beginnt er nach der Journalistin zu suchen und gleichzeitig startet der Versuch, herauszufinden, wieso sie vor so langer Zeit möglicherweise etwas übersehen konnten.

    Orphea war ein beschauliches Städtchen in den Hamptons. Seine relative Bekanntheit erreichte es durch das alljährliche Theaterfestival, seine größere Bekanntheit durch den spektakulären Vierfachmord an dem damaligen Bürgermeister, seiner Familie und einer Joggerin. Und wieder naht das Festival heran als Stephanie Mailer mit ihren Nachforschungen beginnt. Sie ahnt nicht, dass sie nach so langer Zeit in Gefahr geraten könnte. Ihr Wunsch ist es, eine mitreißende True Crime Reportage zu schreiben, durch die sie vielleicht wieder eine Festanstellung erlangen kann. Zunächst erlangt sie nur ihr Verschwinden und eine Reaktivierung von Detectives Rosenberg und Scott, deren Dasein vor zwanzig Jahren auf den Kopf gestellt wurde und deren Leben nie wieder sein konnte wie zuvor.

    Kennt man die vorherigen Bücher des Autors, geht man mit einigen Erwartungen an die Lektüre seines mit Spannung ersehnten neuesten Werks. Nach einigen Kapiteln kommt man nicht umhin, eine kleine Enttäuschung zu erleben. Im Gegensatz zu den virtuos komponierten Vorgängerromanen wirkt dieser Roman etwas grob geschnitzt. Die Charaktere sind teilweise so überzeichnet, dass sie hölzern und nicht sehr glaubhaft rüberkommen. Erst wenn man sich von seiner Erwartungshaltung befreit, kann man einigen Gefallen an dieser Kriminalfarce finden. Die Story scheint zwar an den Haaren herbeigezogen, ist aber doch schlüssig. Und auch wenn manchmal das Gefühlt entsteht, einige Ideen seien aus Roman, Film, etc. vertraut, so sind sie doch neu gewandet und in eine durchaus fesselnde Geschichte gekleidet. Es ist als habe der Autor ohne große Planung frisch von der Leber weg geschrieben und dabei zwar kein hochklassiges aber möglicherweise gerade deswegen mitreißendes irrwitziges Buch geschaffen.

    Man weiß nicht, ob das Buch als Trash gemeint war. Wenn dies aber der Fall ist, so ist dem Autor ein wahrer Schelmenstreich gelungen.

    3,5 Sterne

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  1. Enttäuschend

    Nach "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" und "Die Geschichte der Baltimores" folgt nun Joel Dickers neuer Roman "Das Verschwinden der Stephanie Mailer".

    Vor zwanzig Jahren wurde in der kleinen Ostküstenstadt Orphea ein vierfacher Mord begangen. Der Täter wird gefunden und einer der damals noch unerfahrenen Ermittler beginnt eine ansehnliche Laufbahn mit 100 prozentiger Aufklärungsquote.
    Kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst wendet sich eine junge Journalistin an ihn, die behauptet, dass damals in die falsche Richtung ermittelt wurde und der Täter unschuldig war.

    Da dies den Ermittler Jesse nicht loslässt, beginnt er, den Fall gemeinsam mit seinem damaligen Partner und einer jungen Kollegin neu aufzurollen. Je tiefer sie einsteigen, desto mehr Personen tauchen auf, die auf die eine oder andere Art in den Mordfall eingebunden zu sein scheinen. Die damaligen und aktuellen Ereignisse werden jeweils aus ihrer Sicht geschildert. Es entspinnen sich zahlreiche Handlungsstränge, die erst zum Ende hin entwirrt werden.

    Die Geschichte um den Kriminalfall, die hier auf zwei Zeitebenen - 1994 und 2014 -erzählt wird, ist durchaus sehr spannend. Der Leser wird lange im Unklaren gelassen, wie sich die Ereignisse um den Mordfall tatsächlich zugetragen haben. Die immer wieder neu hinzukommenden Charaktere geben der Handlung ständig neue, überraschende Wendungen. Die Auflösung ist durchaus überraschend und wenig vorhersehbar.

    Also ein gelungener und lesenswerter Kriminalroman?

    Leider greift Joel Dicker bei der Gestaltung der Charaktere tief in die Klischee-Kiste:
    Die Figuren sind teilweise derart überzeichnet und albern, dass man glauben könnte, es handele sich um Satire. Sie agieren unglaubwürdig und wenig nachvollziehbar, die Dialoge sind teilweise seicht und simpel. Ihre Beweggründe und Motivationen sind absolut realitätsfern. Selbst wenn der Autor diese Überzeichnung gewollt haben sollte, um ein humoristisches Element in den Roman hineinzubringen, ist ihm dies aus meiner Sicht nicht gelungen, da es sich eben nicht um einen satirischen sondern doch klassischen Kriminalroman handelt.

    Mir hat die misslungene Darstellung der Figuren den Lesegenuss leider nahezu gänzlich verleidet, was angesichts des durchaus gelungenen Plots sehr schade ist.

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  1. Eine große Enttäuschung

    Dickers Romane "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" und "Die Geschichte der Baltimores" habe ich jeweils als Hörbuch genossen: Geschichte, Schreibstil und Figuren haben mich gleichermaßen begeistert - Spannung auf hohem Niveau.
    Umso enttäuschter bin ich, dass der neue Roman diese Erwartungen in keinster Weise erfüllen kann - und das sehen viele aus der Leserunde ebenso.
    Der Geschichte ist viel zu konstruiert - es gibt zahlreiche Nebenhandlungen, die sich erst allmählich mit der Haupthandlung verknüpfen, aber nicht nahtlos einfügen. Während in den anderen Romanen die Nebenfiguren jeweils glaubwürdig und authentisch gezeichnet sind, wartet "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" mit stereotyp überzeichneten Personen auf, die so unglaubwürdig wirken, dass es beim Lesen "weh" tut. Klischees werden bedient, wenn die Geliebte eines verheirateten Mannes diesen nur ausnutzt, sich teure Geschenke machen lässt und droht, seiner Frau alles zu erzählen.
    Die Hauptfiguren, die drei Ermittler Jesse Rosenberg, Derek Scott und Anna Kanner wirken realitätsnaher, aber auch sie weisen in ihrem Verhalten Brüche auf, die man als Leser*in nicht immer nachvollziehen kann. Obwohl ich mich bei der Lektüre über Schreibstil - zu berichtend, teilweise gruselige Dialoge - und Figurenkonzeption geärgert habe, habe ich den Roman doch zu Ende gelesen, weil ich wissen wollte, wer denn jetzt den Vierfach-Mord im Jahr 1994 begangen hat - der im Mittelpunkt des Geschehens steht.

    Handlung
    Am 30.Juli 1994 wird das beschauliche Orphea in den Hamptons zum Schauplatz eines schrecklichen Mordes und das just am Abend des ersten Theaterfestivals. Der Bürgermeister wird samt Frau und Sohn erschossen, genau wie eine Joggerin, die sich vor dem Haus befunden hat. Da sich fast die gesamte Bevölkerung währenddessen im Theater befindet, wird es für die beiden jungen Ermittler Jesse Rosenberg und Derek Scott schwierig, Zeugen ausfindig zu machen. Dennoch gelingt es ihnen den Fall zu lösen.
    Doch 20 Jahre später taucht die Journalistin Stephanie Mailer bei Rosenberg auf, der mit Mitte 40 den Dienst quittieren will, um etwas Neues zu beginnen, und erklärt ihm, sie hätten damals den Falschen überführt und sie habe neue Informationen zu dem Vierfach-Mord. Kurz darauf verschwindet sie.

    Obwohl Rosenberg eigentlich verabschiedet werden soll, lässt ihm das Gespräch mit Mailer keine Ruhe, so dass er gemeinsam mit seinem alten Freund Derek, der inzwischen nur noch Innendienst verrichtet, und der jungen Polizistin Anna Kanner, die in Orphea einen Neuanfang starten will, den alten Fall wieder aufrollt. Was befindet sich direkt vor ihrer Nase, dass sie nicht gesehen haben? Genau das hat Stephanie vor ihrem Verschwinden Jesse "vorgehalten".
    Die Handlung springt zwischen den Ereignissen im Jahr 1994 und der Gegenwart, die vorwiegend aus der Sicht Jesses erzählt wird, wobei es einen Countdown zum 20.Theaterfestival gibt:

    "Jesse Rosenberg
    Mittwoch, 9. Juli 2014, Los Angeles
    17 Tage vor der Premiere",

    so dass diesem Datum eine besondere Relevanz zuzukommen scheint.

    Mehrere Figuren erzählen aus ihrer Sicht, während Jesse die Ereignisse der Gegenwart "berichtet", erfahren wir von Derek etwas über die Ermittlungen im Jahre 1994. Auch Anna Kanner kommt zu Wort sowie eine Fülle weitere Figuren, die alle irgendetwas mit dem Mord vor 20 Jahren zu tun haben oder in der Gegenwart eine Verbindung zu Stephanie Mailer aufweisen.

    Eine besondere Rolle scheint der derzeitige Bürgermeister Alan Brown zu spielen, der damalige Vize-Bürgermeister, der Orphea in den letzten Jahren wirtschaftlich vorangebracht hat. Die Überschriften und Zeitangaben sorgen dafür, dass man nicht den Überblick verliert, allerdings die Lust am Lesen angesichts der überzeichneten, stereotypen, klischeehaften Figuren, ihrer furchtbaren Dialoge und ihrer willkürlichen Verhaltensweisen. Am Ende gibt es tatsächlich eine Lösung, die diesen Roman aber auch nicht mehr retten kann.

    Wer die beiden ersten Roman von Dicker gern gelesen hat, sollte diesen erst gar nicht in die Hand nehmen - schade um die Lesezeit.

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  1. So viel mehr als nur ein Roman...

    Dies war mein erster Dicker und wird ganz sicher nicht mein letzter gewesen sein, denn was ich hier zu lesen bekam, war so viel mehr als ich erwartet hatte.

    In der Geschichte geht es um die beiden Polizisten Derek Scott und Jesse Rosenberg, die vor 20 Jahren als junge Beamte einen Vierfachmord aufgeklärt und gelöst hatten. Doch dann taucht plötzlich die Journalistin Stephanie Mailer auf und behauptet, dass die beiden Ermittler den falschen Kerl erwischt hätten und der Fall gar nicht gelöst sei. Hat die Reporterin wohlmöglich Recht? Als die junge Frau plötzlich spurlos verschwindet, zweifeln die beiden am damaligen Ergebnis und setzen mit den neuen Ermittlungen einen Strudel in Gang, der sie bald selbst in den Abgrund reißen wird...

    Zunächst einmal muss ich erwähnen, dass sich die fast 700 Seiten ungalublich flüssig lesen ließen. Die komplette Handlung fühlte sich wie eine immens gute Krimiserie an, bei der man keine Folge verpassen darf, wenn man alles mitbekommen will und so muss man hier sehr sorgfältig und aufmerksam lesen, wenn man die Zusammenhänge begreifen möchte. Dicker wechselt zwischen den Zeiten und mehreren Personen, das heißt mal bewegen wir uns in der Gegenwart und mal in der Vergangenheit und als Erzähler fungieren mal die Polizisten und auch andere im Fall verwickelte Protagonisten.

    Mir hat am besten Polizistin Anna Kanner gefallen, weil sie sich in der harten Männerdomäne Polizei nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und in den Ermittlungen immer sehr pfiffig agiert und eine regelrechte Spürnase hat.

    Ansonsten sind alle im Buch agierenden Protagonisten sehr detailliert beschrieben, so dass wohl jeder Leser jemanden im Buch findet, mit dem er sich identifizieren kann.

    In der Handlung beleuchtet der Autor nicht nur allein den damaligen Mordfall, sondern auch zahlreiche Nebenhandlungsstränge und -schauplätze, was den Roman unglaublich vielseitig und spannend macht, denn gefühlt ganz nebenbei werden Themen wie Ehebruch, Mobbing, Drogenmissbrauch und ähnliches thematisiert.

    Das Besondere an dem Buch ist wohl, dass man bis zuletzt meint den Täter zu kennen, nur um dann eines besseren belehrt zu werden und von dem Ende gänzlich überrascht wird. Für mich war der Schluss komplett nachvollziehbar und keine Frage blieb mehr offen.

    Für mich war der Roman perfekt bis auf eine Sache: Mein vorliegendes Buch ist die zweite Auflage und ich musste beim Lesen vermehrt feststellen, dass es diverse Schreibfehler im Text gibt, die den Lesefluss ein ums andere Mal gestört haben. Mal wird aus einem mit ein mir, mal fehlt ein Buchstabe oder Worte wurden im Text vertauscht und selbst bei den Namen hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen, wird aus Tracy plötzlich Stacy. Das sollte bei so einem Spitzentitel, der zudem ja nicht ganz billig ist, einfach nicht passieren. Daher würde ich mir wünschen, dass in zukünftigen Auflagen dies vielleicht nochmal überarbeitet wird.

    Fazit: Wer statt Krimiserie mal ein unglaublich gutes Buch lesen will, der kommt an diesem Dicker nicht vorbei. Ich kann nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Absolute Spitzenklasse!

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