Das verbotene Notizbuch

Rezensionen zu "Das verbotene Notizbuch"

  1. Tagebuch als Hilfe zur Selbsterkenntnis?

    Eine italienische Frau in den 50ern, die durch Überlegungen im Tagebuch vor schwierige Entscheidungen gestellt wird

    Ich bin mir bewusst, dass dieses Buch nicht allen gefallen wird, dass viele es langweilig finden werden, weil es wenig Handlung und ein ziemliches Hin und Her in den Gedanken, den Tagebucheinträgen der Hauptperson Valeria gibt. Auch legt sie einige Verhaltensweisen an den Tag, die sie nicht gerade sympathisch machen. Aber darum geht es in Romanen nicht, mir jedenfalls nicht. Mir fällt zu diesem Buch Kafkas Zitat ein:

    'Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.'

    Und das ist dieses Buch in gewissem Sinne: Es setzt vergleichende Gedanken, Fragen und Überlegungen in Gang, die im Grunde alle Menschen betreffen: Lebensentscheidungen zu den ewig gültigen wichtigen Fragen der Menschen, hier mit dem besonderen Fokus auf der Rolle der Frau. Und das macht es zum Klassiker. Es geht um die Rolle der Frau vor allem in Familie und Öffentlichkeit, um selbstbestimmtes Leben, um das Recht auf einen Beruf, um Liebe und Ehe, ob man 'das richtige Leben' führt, um die Kommunikation in der Familie u.v.m.

    Diese Fragestellungen erleben wir zusammen mit Valeria, einer italienischen Frau mit Ehemann und zwei fast erwachsenen Kindern, der zufällig ein Notizbuch ins Auge fällt und die dadurch den Drang verspürt, heimlich Tagebuch zu führen. Dass sie dabei viele Probleme aufrührt und ans Tageslicht bringt, die irgendwann eine Entscheidung erfordern, liegt auf der Hand bzw. auf dem Papier. Vor allem erkennt sie ihre teilweise selbst gewählte Opferrolle und die wenige Spannung im Buch ergibt sich für den Leser aus der Frage, ob sie sich davon lösen und ein mehr selbstbestimmtes Leben führen kann.

    Für mich war das ein Buch, das mich wieder mal einiges über das Leben gelehrt hat, wo ich Rückschau gehalten, aber auch Vergleiche bei den mich umgebenden Familien angestellt habe, alles in allem sehr bereichernd.

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