Das siebte Kind: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Das siebte Kind: Roman' von Erik Valeur
3.35
3.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das siebte Kind: Roman"

Da waren's nur noch sechs ...


Sieben Waisenkinder aus Kongslund und ein Geheimnis, das Dänemark erschüttern wird. Als würde ein Fluch auf ihnen liegen, haben sie alle schwere Schuld auf sich geladen. Jahrzehnte nach ihrer Adoption erhalten sechs der sieben Waisen einen anonymen Brief, der sie noch einmal in das Kinderheim Kongslund führt. Doch wer von ihnen ist das siebte Kind – und was hat es vor?


Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:800
EAN:9783764505042

Rezensionen zu "Das siebte Kind: Roman"

  1. 3
    01. Mär 2015 

    Die sieben Raben

    Fünf Jungen und zwei Mädchen waren sie in der Elefantenstube im Kinderheim Kongslund, dem schönsten Kinderheim in ganz Dänemark, aber eben doch ein Kinderheim. Seit 1948 bis zu ihrer Pensionierung hat es sich Magnolia genannt Magna zur ihrer ureigensten Aufgabe gemacht, dieses Heim zu leiten und den Kindern für die Dauer ihres Aufenthaltes so etwas wie eine Heimat zu bieten und natürlich dafür zu sorgen, dass die Kinder zu guten Adoptiveltern gegeben wurden. Doch diese Sieben waren etwas Besonderes, ihnen wurde spezielle Aufmerksamkeit zuteil. Erst vierzig Jahres später fängt eines der sieben Kinder nun natürlich erwachsen nach seiner Vergangenheit zu forschen. Es ist Maria, die im Kinderheim geblieben ist.

    Aus Sicht eines Berichterstatters, der Marias Aufzeichnungen und Sammlungen für seine eigene Nachforschungen nutzen kann, werden die Ereignisse geschildert, die letztlich zu dem sogenannten Kongslund-Skandal führen. Dieser ruft ganz eigenartige Reaktionen bei verschiedenen Personen hervor, die unter anderem auch zu Regierungskreisen gehören. Es wird über die Lebensgeschichten der sieben Kinder berichtet. Jedes einzelne Schicksal ist nicht so einfach und von Ereignissen überschattet, wie sie ein Kind eigentlich nicht erleben müssen sollte. Und die Vergangenheit überschattet auch die Gegenwart. So werden die Berichterstattungen behindert, es kommt zu ungeklärten Todesfällen und Intrigen werden gesponnen.

    Eine verschlungene Geschichte, die berichtet wird. Durch diese Form der Rückschau könnte der Handlung Tempo genommen worden sein. Nichtsdestotrotz baut sich Spannung auf, weil sich der Leser fragt, was letztlich in der Vergangenheit geschehen ist und auch was in der Gegenwart tatsächlich passiert. Mit der gleichen Hartnäckigkeit wie Marie sich an ihre Forschungen macht, macht sich auch der Leser an die Lektüre, um schließlich einige Überraschungen zu erleben, darüber wie gute Absichten mitunter zu Lebenslügen führen, die nicht zum Wohlbefinden aller beitragen. Eine eigenartige Geschichte, die dennoch ihren Reiz hat.
    3,5 Sterne

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  1. Psychologisches Drama

    "Das siebte Kind" hat viele Preise gewonnen, unter anderem den Skandinavischen Krimipreis; auch der Klappentext ließ mich einen Krimi oder Thriller erwarten. Auf dem Titelbild steht jedoch schlicht "Roman". Krimi, Thriller, Roman? Nachdem ich das Buch gelesen habe, würde ich sagen: es ist ein psychologisches Drama mit sozialen Themen, einem Hauch politischer Spannung und eher unterschwelligen Thriller-Elementen. Manchmal ist es skurril, manchmal eine exakte Beobachtung des Lebens...

    Auf jeden Fall ist es kein Buch, das man mal eben so nebenher lesen kann; man muss sich schon konzentrieren und aktiv mitdenken. Die Frage ist: lohnt sich das? Ja, meiner Meinung nach lohnt es sich sogar sehr - wenn man sich darauf einlassen kann.

    Ein Großteil des Buches ist aus Sicht von Marie geschrieben, einem der sieben Kinder, die in einem bestimmten Jahr dasselbe Zimmer im Waisenheim Kongslund bewohnten - die "sieben Zwerge". Marie wurde mit vielen körperlichen Gebrechen und Deformierungen geboren, und während die anderen sechs Kinder alle adoptiert wurden und hinaus in die Welt gingen, hat sie ihr ganzes Leben in Kongslund verbracht, so gut wie isoliert. Sie beschreibt die Geschehnisse mit einer Art Sehnsucht, aber auch einer Art Wut, und oft sogar einer Art Wahnsinn...

    Aber auch die anderen "Zwerge" sind traumatisiert und emotional geschädigt von ihrem unerwünschten Start ins Leben. Beinahe scheinen sie einem Fluch zu unterliegen - einem, der sie dazu zwingt, enorme Schuld auf sich zu laden. Der Leser lernt sie nach und nach durch Maries Augen kennen, mit all ihren Hoffnungen und Ängsten, Stärken und Schwächen, ihrer Schuld und gleichzeitig Unschuld. Sie beobachtet die anderen einerseits schonungslos, andererseits mitfühlend, und sie beweist in ihren Schilderungen ein feines Gespür für die menschliche Psyche.

    Und genau das ist für mich das Herz des Buches, dieses feine Gespinst psychologischer Betrachtungen, die persönlichen Schicksale. Die Frage, wer die direkt am Anfang des Buches erwähnte Tote am Strand ermordet hat, geriet dabei für mich völlig in den Hintergrund, und tatsächlich vergaß ich sie über weite Strecken des Buches und war überrascht, als das Thema wieder aufgegriffen wurde.

    Allerdings empfand ich bei aller Faszination und allem Interesse am Schicksal der sieben Kinder immer eine emotionale Distanz; ich fand es sehr schwer, tatsächlich mit ihnen mitzufühlen.

    Auch die Sprache erschien mir erst eher nüchtern, aber rasch entwickelte sie einen ganz eigenen Sog, mit einer einzigartigen Sprachmelodie und vielen kreativen Formulierungen und Metaphern. Manchmal hat sie fast schon etwas bedrückend, düster Poetisches.

    "Im zweiten Sommer saß sie auf der Terrasse und band die Buchstaben zu Worten zusammen. Im dritten schrieb sie Sätze. Und so entstand das Leben in dünnen, zierlichen Linien auf dem weißen Papier, das auf ihrem Schoß lag."

    Wie schon erwähnt: ein Thriller ist das Buch für mich nicht, deswegen habe ich auch keine Thriller-Spannung erwartet. Dennoch fand ich das Buch manchmal ein wenig langatmig, und ich fragte mich: wo will der Autor eigentlich hin? Was will er mir sagen? So gut mir das Buch auch gefallen hat, meiner Meinung nach hätte man manche Dinge etwas straffen können.

    Auch wenn ich die Themen und die Charaktere sehr interessant fand, brauchte ich manchmal eine Pause. Das Buch kann sehr deprimierend sein, und manchmal hatte ich das Gefühl, als würde es mir regelrecht die Lebensfreude aussaugen. Das Schicksal, als immer wiederkehrendes Thema, frisst sich durch die Leben der Charaktere wie ein Krebsgeschwür.

    Fazit:
    Entgegen meinen Erwartungen ist "Das siebte Kind" kein Krimi, sondern die verstörende Geschichte von sieben Adoptivkindern, deren Leben von Anfang an mit einem Fluch belegt zu sein scheint. Deren persönliches Drama wird verflochten mit sozialkritischen und politischen Themen, sowie den immer wiederkehrenden Themen Schuld und Schicksal.

    Das Buch liest sich oft etwas mühsam, gelegentlich bedrückend oder sogar deprimierend, aber meiner Meinung nach lohnt es sich wegen der interessanten Charaktere und der subtil-malerischen Sprache dennoch; man muss nur die nötige Zeit und Muße mitbringen.

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  1. Es kam leider keiner Spannung auf

    Sechs ehemalige Waisenkinder erhalten einen Brief, in dem, unter anderem, auch Babyschuhe stecken. Alle diese Leute, waren im Kinderheim Kongslund und dort im Elefantenzimmer untergebracht. Hat das etwas zu bedeuten? Einer der Empfänger, ein Reporter, versucht der Sache auf den Grund zu gehen und verfolgt die Spur der Briefe. Was geschah damals in Kongslund? Und warum soll es jetzt, nach so vielen Jahren, aufgedeckt werden?

    Der Klappentext zu diesem Buch las sich sehr spannend und ich freute mich sehr auf das Lesen. Doch die Freude ließ dann ziemlich schnell nach, denn der Autor hat ständig alles bis ins kleinste Detail beschrieben, so dass bei mir leider gar keine Spannung aufkam und ich irgendwann nur noch das Buch so schnell wie möglich beenden wollte.

    Die Charaktere sind alle bis ins Kleinste beschrieben und werden nacheinander vorgestellt. Das fand ich noch gut und die Personen wirkten dadurch auch etwas lebendiger. Aber unwichtige Details wurden genauso minutiös beschrieben und in ihre Einzelteile zerpflückt. Das war einfach zu viel des Guten.

    Ich muss gestehen, dass es mich irgendwann gar nicht mehr interessierte, wie das Buch endet und ich wollte nur noch schnellstmöglich damit fertig werden. Das hat diese Geschichte eigentlich gar nicht verdient, denn wenn sie ungefähr 300 Seiten kürzer gewesen wäre, hätte sie mich bestimmt richtig gefesselt.

    Besonders gut, haben mir die Rückblicke in die Heimzeit gefallen, die es echt in sich hatten. Das Mädchen Inger Marie, das damals mit den Kindern zusammenlebte und durch ihre Missbildungen als einzige im Heim zurück blieb, erzählt viele der schrecklichen Ereignisse. Sie blickt immer wieder zurück und ich fragte mich oft beim lesen, ob sie vielleicht die Briefe verschickt hat.

    Auch die vielen Ausflüge in die Politik waren nicht nach meinem Geschmack und ich hätte gut darauf verzichten können. Teilweise wirkt die Geschichte auch sehr verwirrend und hölzern und ich fragte mich mehr als einmal, ob der Autor eigentlich noch weiß, worauf er hinaus möchte.

    Ich schwanke zwischen 2 und 3 von 5 Punkten, denn ich war irgendwie nur noch genervt. Ich runde auf 3 auf, weil die Grundidee wirklich gut ist. Ich hatte mich so auf diese Story gefreut, aber die Langatmigkeit hat dem Buch wirklich die ganze Spannung genommen.

    © Beate Senft

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