Das Papierhaus: Roman

Eine Literatur-Dozentin stirbt, als sie - vertieft in die Lektüre eines soeben gekauften Gedichtbandes - von einem Auto überfahren wird.
Wenige Zeit später erhält ihr Vertreter am Lehrstuhl ein an die Verstorbene adressiertes Kuvert. Es beinhaltet ein seltsames Buch, alt und zerlesen, verklebt durch Zementreste, mit einer merkwürdigen Widmung.
Gebannt von diesem kuriosen Exemplar macht sich der Empfänger als Ich-Erzähler auf die Suche nach dem Versender dieses Buches. Die Reise führt ihn von London über Buenos Aires bis zu einem einsamen Strand an der Küste Uruguays. Dort erfährt er, wie weit einen Menschen die fanatische Liebe zu Büchern bringen kann...
Das Buch ist in vielen Dingen anders als andere. Es ist ein schmaler Band von 96 Seiten und ist mit seinem Design und einer kleinen Landkarte aus transparenten Papier sehr liebevoll gestaltet.
Und die Geschichte überrascht. Sie ist tragisch, humorvoll, unterhaltsam und bewegend zugleich. Poetisch erzählt in bildhafter Sprache und mit hintergründiger Symbolik.
"Das Papierhaus" ist eine hintersinnige Liebeserklärung an das Lesen und die Bücher, eine virtuose Hommage an eine der seltsamsten und beglückendsten menschlichen Leidenschaften.
Die Erzählung wurde 2001 in Uruguay mit dem Premio Lolita Rubial ausgezeichnet. Für mich ein zurecht preisgekröntes Buch, ein wahres Kleinod...
Empfehlenswert!
© Parden
Für besessene Bibliophile :-)
Ich hatte gerade den ersten Satz gelesen, als ich laut loslachen musste. Was für ein Beginn für ein Buch!!! Zum besseren Verständnis:
'Im Frühjahr 1998 kaufte Bluma Lennon in einer Buchhandlung von Soho eine alte Ausgabe der Gedichte von Emiliy Dickinson und wurde an der ersten Straßenecke, als sie gerade beim zweiten Gedicht angelangt war, von einem Auto überfahren.'
Welch ein Tod für Bücherwürmer ;-) Doch nicht jedes Buch führt zu solch radikalen Konsequenzen, aber in doch vielen Fällen zu durchaus markanten Einschnitten im Leben der Lesenden. Davon handelt diese Erzählung: welchen Einfluss Bücher haben, wie sie nach und nach das Leben eines Menschen in Besitz nehmen können bis kaum noch etwas anderes Raum einnimmt. Wie es auf unerklärliche Weise immer mehr werden, jedes Regal zu klein wird und über kurz oder lang keine freie Wand mehr vorhanden ist.
Das Ganze ist verpackt in eine stimmungsvolle, poetisch erzählte Geschichte über die Suche nach der Herkunft eines Buches, die nach Uruguay führt und in deren Verlauf man Personen kennenlernt, deren Bücherverrücktheit kaum Grenzen zu kennen scheint. Für die weniger Bücherbesessenen mag dies eher phantastisch klingen, alle anderen aber werden diese Erzählung vermutlich realistischer sehen und wahrscheinlich gewisse Ähnlichkeiten mit der eigenen Person feststellen. Mir ist es zumindest so ergangen ;-)