Das Netz: Ein Reykjavik-Krimi

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Netz: Ein Reykjavik-Krimi' von Lilja Sigurdardottir
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Netz: Ein Reykjavik-Krimi"

Bei einer schmutzigen Scheidung verliert die junge Mutter Sonja das Sorgerecht für ihren Sohn. Verzweifelt setzt sie alles daran, ihn zurückzubekommen, kann sich aber keinen teuren Anwalt leisten. Mit dem Rücken zur Wand lässt sie sich darauf ein, Kokain nach Island zu schmuggeln. Nur bis sie genug Geld hat, um für ihren Sohn zu sorgen, sagt sie sich. Doch schon bald merkt sie, dass es keinen einfachen Ausstieg aus dem rücksichtslosen Drogengeschäft gibt. Während sie dennoch verzweifelt nach einem Ausweg sucht, nimmt sie der Zollbeamte Bragi, den sie auf ihrer Schmuggelroute regelmäßig am Flughafen passiert, ins Visier. Denn er beginnt zu ahnen, dass Sonjas makelloses Auftreten eine allzu perfekte Fassade ist. Verkompliziert wird die ohnehin schon hochdramatische Situation durch die Tatsache, dass Sonja seit Neuestem in einer Beziehung mit Agla ist. Einst eine hochrangige Bankangestellte, findet sich Agla nach dem isländischen Finanzcrash in einen Skandal verwickelt und wird strafrechtlich verfolgt. Schon bald entspinnt sich zwischen Sonja, Bragi und Agla ein komplexes Netz der Kriminalität. Und viel zu spät erst bemerken sie, dass jeder Versuch, sich daraus zu befreien, sie nur noch tiefer darin verstrickt …

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:360
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "Das Netz: Ein Reykjavik-Krimi"

  1. Das Netz

    Klappentext:
    „Bei einer schmutzigen Scheidung verliert die junge Mutter Sonja das Sorgerecht für ihren Sohn. Verzweifelt setzt sie alles daran, ihn zurückzubekommen, kann sich aber keinen teuren Anwalt leisten. Mit dem Rücken zur Wand lässt sie sich darauf ein, Kokain nach Island zu schmuggeln. Nur bis sie genug Geld hat, um für ihren Sohn zu sorgen, sagt sie sich. Doch schon bald merkt sie, dass es keinen einfachen Ausstieg aus dem rücksichtslosen Drogengeschäft gibt. Während sie dennoch verzweifelt nach einem Ausweg sucht, nimmt sie der Zollbeamte Bragi, den sie auf ihrer Schmuggelroute regelmäßig am Flughafen passiert, ins Visier. Denn er beginnt zu ahnen, dass Sonjas makelloses Auftreten eine allzu perfekte Fassade ist. Verkompliziert wird die ohnehin schon hochdramatische Situation durch die Tatsache, dass Sonja seit Neuestem in einer Beziehung mit Agla ist. Einst eine hochrangige Bankangestellte, findet sich Agla nach dem isländischen Finanzcrash in einen Skandal verwickelt und wird strafrechtlich verfolgt. Schon bald entspinnt sich zwischen Sonja, Bragi und Agla ein komplexes Netz der Kriminalität. Und viel zu spät erst bemerken sie, dass jeder Versuch, sich daraus zu befreien, sie nur noch tiefer darin verstrickt …“

    Lilja Sigurðardóttir hat mit ihrem Roman „Das Netz“ einen richtigen spannenden und mal so ganz anderen Roman geschaffen als sonst. Es war für mich eine gekonnte Mischung aus Roman und Krimi zugleich, der uns durch viele unterschiedliche Perspektiven eine gewisse netzartige Struktur verleiht. Wir lesen schwimmen natürlich recht lange im trüben und die Vermutungen werden immer stärker, aber dennoch wird es manchmal auch kompliziert und undurchsichtig, durch das Netz hindurchzusehen. Die Geschichte um Sonja ist verzwickt und man stellt sich die Frage wie man selbst handeln würde, wenn man so mit dem Rücken zur Wand steht. Die Fünge des Drogengeschäfts sind wie ein Krake und wenn sie dich ein Mal in ihren Fängen hat, kommt man nicht wieder heraus oder nur, wenn man den Arm kappt. Sonja merkt dies schneller als ihr lieb ist und so geht das Mitfiebern in besondere Runden. Durch ihre Art bindet man sich schnell an sie und würde ihr gern eigentlich helfen, sie aus diesem Sumpf wieder rausholen aber das werden andere übernehmen, sie versuchen es zumindest. Es ist ein Kampf gegen ein riesiges Monster und Autorin Lilja Sigurðardóttir hat hier nicht nur durch die genialen Landschaftsbeschreibungen einen wirklich lesenswerten Krimi geschaffen, sondern auch durch die Figuren und den ausgeklügelten Plot der Story - 4 von 5 Sterne!

    Teilen
  1. Ein Thriller, so rau wie das Land

    Handlung:

    Alles fängt damit an, dass Sonja von ihrem Mann Adam in flagranti beim Ehebruch erwischt wird. Mit einer Frau – und noch dazu einer, die ihm beileibe keine Unbekannte ist.

    Sonja kann sich keinen Anwalt leisten, verliert das Sorgerecht. Darüber hinaus braucht sie Geld, um sich eine stabile Existenz einzurichten, bevor sie versucht, ihren Sohn zurückzubekommen. Da wirft ihr jemand einen finanziellen Rettungsring zu, und sie soll dafür nur etwas ausliefern – alles ganz harmlos, alles ganz normal. Bevor Sonja sich versieht, ist sie rettungslos in den Kokainschmuggel verstrickt.

    Der alte Zollbeamte Bragi hat Sonja schon im Visier, obwohl er noch nichts gegen sie in der Hand hat, und auch ihre Beziehung zu ihrer Geliebten Agla sorgt für zusätzlichen Stress. Denn erstens ist diese selber in zwielichtige Geschäfte involviert, zweitens reagiert sie mit explosiver Wut auf die leiseste Andeutung, sie sei vielleicht lesbisch, ist gleichzeitig aber obsessiv besitzergreifend.

    Meine Meinung:

    Die Handlung ist komplex, sehr geschickt und vielschichtig konstruiert. Eine düstere Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit durchzieht dass ganze Buch – es spielt kurz nach dem katastrophalen Finanzcrash in Island, und das führt dazu, dass Unschuldige in die Kriminalität abrutschen und bereits Kriminelle sich noch tiefer darin verstricken. Eine perfekte Grundlage für einen Krimi der Zwischentöne und Abgründe.

    Die Charaktere sind zwiespältig, wären auch in einem Film Noir nicht fehl am Platz. Nicht nur, dass jeder durchaus gravierende Probleme und Sorgen mit sich herumschleppt – nein, sie haben zusammengenommen auch eine erstaunliche kriminelle Energie. Mir ging es oft so, dass ich Sonja oder Agla die Daumen drückte, mit ihnen mitfieberte, nur um mir dann plötzlich zu denken: Moment mal, sie ist hier doch gar nicht die Gute...?

    Sonja ist vielleicht aus Naivität und Verzweiflung abgerutscht in den Kokainschmuggel, aber sie steckt dennoch viel Planung in ihre Touren, lässt Skrupel nicht zu, tut schreckliche Dinge, damit das Geld weiter fließt. Kaum ein Gedanke an die Menschen, denen die Sucht das Leben zerstört. Ja, sie will raus, sie will sich aus dem Netz befreien – aber das ist zu einem großen Teil Eigennutz, mit nur einem kleinen Anteil echter Reue. Eigentlich verspürt sie beim Schmuggeln sogar ein angenehmes Prickeln, einen echten Kick.

    Dennoch hat es mir erstaunlich viel Spaß gemacht, zu verfolgen, auf welche kreativen Ideen sie kommt, um kiloweise Kokain ins Land zu schmuggeln. Das grenzt schon an Genie! Ich habe mich zwischendurch unbehaglich gefragt, ob das Buch nicht sogar als Lehrbuch für angehende Schmuggler dienen könnte...

    Ex-Bankerin Agla ist bissig, aggressiv, launisch – und eine Meisterin der Selbstverleugnung. Sie ist bis über beide Ohren verliebt in Sonja, in fast schon krankhafter Intensität, aber sie besteht darauf, das sei nur eine Ausnahme, sie sei "keine von denen". Ich hätte sie oft schütteln können, denn ihre Beziehung zu Sonja ist toxisch, pures Gift für beide, und das eigentlich nur, weil Agla sich für ihre Sexualität selber verachtet. Außerdem entpuppt sie sich nach und nach als Mensch mit fragwürdigen Prinzipien, je weiter der Prozess voranschreitet, der kriminelle Deals der Bank aufdecken soll. Auch sie kennt keine Reue, bereut nur, dass jetzt wahrscheinlich alles auffliegt.

    Bei ihr gilt wirklich: Geld bewegt die Welt. Und sie säuft sich im Grunde langsam ins Grab, denn die Leber wächst nun mal nicht mit ihren Aufgaben...

    Der alte Zollbeamte Bragi ist fast schon ein Lichtblick, verglichen mit Sonja und Agla. Er scheint ein aufrechter Mensch zu sein, geht auf in seiner Arbeit, liebt seine demente Frau innig. Und dieser Teil der Geschichte ist unglaublich tragisch, denn er kann sich keine gute Betreuung leisten, muss hilflos mitansehen, wie sich seine geliebte Frau im Heim rätselhafte blaue Flecken zuzieht... Aber auch Bragi ist keineswegs eindimensional, zeigt im Laufe der Geschichte überraschende Seiten.

    Man muss der Spannung Zeit geben, sich aufzubauen. Selbst dann sorgt der langsame Abstieg in den gesellschaftlichen Morast eher für unterschwelliges Unbehagen als kribbelndes Adrenalin – der dumpfe Schmerz eines verrotteten Zahns, den die Autorin für einen Großteil des Buches nicht ziehen will.

    Es sind vor allem die Charaktere, die dafür sorgen, dass man weiterlesen will, obwohl sie keine typischen Sympathieträger sind. Agla mochte ich zum Beispiel nicht einmal, wollte aber dennoch wissen, wie es mit ihr weitergeht.

    Der Schluss enttäuschte mich zunächst – bis mir klar wurde, dass es sich hier um den ersten Band einer Trilogie handelt! Dinge, über die ich gerne mehr erfahren hätte, die noch nicht schlüssig aufgeklärt wurden, werden dann wohl im zweiten Band wieder aufgegriffen.

    Teilen
  1. Spannender Beginn einer Island-Serie

    „Wenn Sie Macht haben wollen, brauchen Sie Sicht nach oben.“ (Zitat Pos. 2873)

    Inhalt
    Sonja Gunnarsdóttir träumt davon, endlich ihren Sohn Tómas zu sich nehmen zu können, der bei der Scheidung dem Vater zugesprochen worden war. Doch dafür braucht sie genügend Geld für ein finanziell unabhängiges und abgesichertes Leben.
    Gegen die bisher sehr erfolgreiche Investmentbankerin Agla Margeirsdóttir, mit Sonja in einer Liebesbeziehung, laufen Ermittlungen im Zusammenhang mit dem isländischen Bankenskandal.
    Bragi ist ein erfahrener Zollbeamter kurz vor der Pensionierung. Sein Dienstort ist der Flughafen von Reykjavik. Schon mehrmals ist ihm eine gut aussehende, gepflegte Frau aufgefallen, wohl eine Geschäftsfrau. Doch dann sieht er zufällig in einer Zeitschrift Modevorschläge für die erfolgreiche Frau im Beruf und plötzlich fällt es ihm ein. Die fremde Frau war stets genau nach diesen Bildern gekleidet, perfekt bis ins kleinste Detail - zu perfekt. Was ist ihr Geheimnis?

    Thema und Genre
    Dieser Kriminalroman ist der erste Band einer Trilogie aus Island. Ein typischer Roman noir, der zur Gänze in der Grauzone zwischen Gut und Böse spielt. Es geht um kriminelle Handlungen und ihre Beweggründe, wobei die Schuldfrage aus unterschiedlichen Gesichtspunkten zu betrachten ist.

    Charaktere
    Die drei Hauptfiguren Sonja, Bragi und Agla sind gut beschrieben, ihre Situation ist glaubhaft und ihre Entscheidungen nachvollziehbar. Dennoch bleiben sie irgendwie auf Distanz, man verfolgt interessiert und mit Spannung was sie tun, wie sie sich verhalten, was passiert, ohne jedoch um das Schicksal der einzelnen Charaktere zu bangen. Sonja und Agla kämpfen um die Dinge, die ihnen wichtig sind, aber sie reagieren, statt zu agieren. Die Zeit, in Ruhe über mögliche Hintergründe nachzudenken, nehmen sie sich nicht, dadurch handeln sie für ihre Gegner vorhersehbar und sind leicht zu manipulieren.

    Handlung und Schreibstil
    Die Geschichte spielt kurz nach dem Bankencrash in Island, zwischen November 2010 und Februar 2011. In drei durchgehenden Erzählsträngen steht entweder Sonja, oder Agla, oder Bragi im Mittelpunkt. Abwechselnd geschildert, geschehen die Ereignisse manchmal gleichzeitig, überschneiden sich, verknüpfen sich. Der straffe Zeitrahmen sorgt für Spannung, obwohl wenn man manche Zusammenhänge bald vermutet. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und entspricht dem Genre.

    Fazit
    Ein nordischer Kriminalroman für Leser*innen, die in erster Linie an einer packenden, guten
    Geschichte interessiert sind und denen die einzelnen Figuren weniger wichtig sind, als das Gesamtbild. Ein Buch für spannende, unterhaltsame Lesestunden.

    Teilen