Das Lied, das uns trägt: Roman (Unterhaltung)

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Lied, das uns trägt: Roman (Unterhaltung)' von Alison Love
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Lied, das uns trägt: Roman (Unterhaltung)"

Diskussionen zu "Das Lied, das uns trägt: Roman (Unterhaltung)"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:400
EAN:9783596031320

Rezensionen zu "Das Lied, das uns trägt: Roman (Unterhaltung)"

  1. Die 30er und 40er mal aus einer anderen Perspektive

    Die Geschichte erstreckt sich über ein turbulentes, von Faschismus und Krieg überschattetes Jahrzehnt: sie beginnt im Herbst 1937 und endet im Frühjahr 1947. Natürlich gibt es viele Romane, die in dieser Zeit spielen, aber Alison Love wählt für ihr Buch eine eher ungewöhnliche Perspektive: im Mittelpunkt stehen die in dieser Zeit in Großbritannien lebenden Italiener, die sich nach Mussolinis Machtergreifung zunehmendem Misstrauen ausgesetzt sahen.

    Ich fand es sehr interessant, die damalige Zeit mal aus einer anderen Perspektive zu sehen! Überhaupt hat mich die Geschichte nicht nur gut unterhalten, sondern mir auch neues Wissen über die 30er und 40er Jahre nahe gebracht.

    Die Charaktere fand ich an sich sehr interessant. Fast alle sind gefangen in gesellschaftlichen Konventionen und familiären Erwartungen, das hat die Autorin in meinen Augen sehr gut herausgearbeitet. Ich hatte allerdings große Schwierigkeiten, die Emotionen wirklich nachzuempfinden - dabei ist es eine Geschichte voller Dramatik, unerwarteter Wendungen, Leid, Verrat und leidenschaftlicher Liebe!

    Ich fand das Buch immer spannend und herausfordernd, aber berührt hat es mich nur selten.

    Hier einmal die wichtigsten Figuren:

    Olivia, eine junge Tänzerin aus armen Verhältnissen. Sie hat Vater, Mutter und Schwester viel zu früh verloren und schlägt sich seither alleine in London durch.

    Bernard, ein Journalist aus einer reichen, privilegierten Familie. Er engagiert sich sozial und sitzt in mehreren Ausschüssen, die sich um das Wohl von Flüchtlingen kümmern.

    Antonia, ein Sänger aus armen Verhältnissen, der in einer arrangierten Ehe lebt. Er und seine Frau Danila wurden einander schon mit 14 versprochen. Er ist ein aufrechter, anständiger Mann, der sich bemüht, seiner Frau Liebe entgegen zu bringen, auch wenn er sie sich nicht ausgesucht hat.

    Danila, seine Frau. Wirkt erst kindlich, unschuldig und unbeholfen, stellt sich aber schnell als berechnende Intrigantin heraus.

    Filomena, seine Schwester. Sie ist ebenfalls einem Mann versprochen, obwohl sie einem anderen vorsichtig zugetan ist - einem Engländer, was ihre Familie niemals gutheißen würde.

    Bruno, Filomenas Verlobter. Er kämpft als Freiwilliger in Mussolinis Armee, weswegen er als Kriegsheld gefeiert wird.

    Valentino, Antonios Bruder, der auch mit den Faschisten sympathisiert. Er ist selbstherrlich, überheblich und verwöhnt und kann als Liebling des Vaters nichts falsch machen. Zwar bringt er "Schande" über verheiratete Frauen, das ist aber selbstverständlich immer deren Schuld.

    Die erste Begegnung zwischen Antonio und Olivia ist alles andere als der typische Einstieg in eine Liebesgeschichte: Olivia krümmt sich nach einer Abtreibung unter Schmerzen in einer schmutzigen Seitengasse, und Antonio ist entsetzt und fühlt sich davon abgestoßen...

    Und dennoch können sich die beiden nicht vergessen. Aber Antonio ist verheiratet und ein Ehrenmann, und so sucht Olivia ihr Glück mit Bernard. Der ist entzückt, seiner unterkühlten Familie in einem Akt des Trotzes eine Ehefrau präsentieren zu können, die alles andere als standesgemäß ist - eine Tänzerin, ein verruchtes Weibsbild! Mehr und mehr hat sie den Verdacht, dass Bernard nicht sie liebt, sondern ein verzerrtes Wunschbild, die Projektion seiner Erwartungen...

    Wie schon gesagt: ich konnte mit den Charakteren einfach nicht mitfühlen. In vielen Szenen horchte ich in mich hinein und stellte fest, dass da wenig mehr war als kühles Interesse. Deswegen konnte mich auch das überraschende, mutige Ende nicht so sehr bewegen, wie es sonst wohl der Fall gewesen wäre!

    Der Schreibstil hat mir ganz gut gefallen. Er liest sich leicht und flüssig, ohne zu einfach oder platt zu wirken, und vermittelt dabei gut die Atmosphäre dieser turbulenten Zeit.

    Fazit:
    Die 30er und 40er Jahre, gesehen aus der Perspektive einer jungen Tänzerin und eines italienischen Sängers in London. Mussolinis Machtergreifung, Hitlers Aufstieg und die Situation der Italiener im England dieser Zeit - die Autorin verbindet historisches Wissen mit persönlichen Schicksalen und einer Liebesgeschichte, die völlig unmöglich erscheint und gegen alle gesellschaftlichen Konventionen der Zeit verstößt.

    Ich fand das alles sehr interessant, fühlte mich aber emotional selten tiefer gehend angesprochen. Die Charaktere blieben mir immer seltsam fremd, obwohl ich ihre Geschichten durchaus spannend fand!

    Dennoch habe ich mich von dem Buch gut unterhalten gefühlt und würde es auch weiter empfehlen.

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