Das Liebespaar des Jahrhunderts

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Liebespaar des Jahrhunderts' von Julia Schoch
2.65
2.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Liebespaar des Jahrhunderts"

Eine Frau will ihren Mann verlassen. Nach vielen Jahren Zusammenleben und Ehe ist sie entschlossen und bestürzt zugleich: Wie konnte es nur dazu kommen? Während sie ihr Fortgehen plant, begibt sie sich in ihren Gedanken weit zurück. Da waren die rauschhaften Jahre der Verliebtheit, an der Universität, zu zweit im Ausland und später mit den kleinen Kindern, aber da gab es auch die Kehrseite – Momente, die zu Wendepunkten wurden und das Scheitern schon vorausahnen ließen. Doch ist etwas überhaupt gescheitert, wenn es so lange dauert? Julia Schoch legt frei, was im Alltag eines Paares oft verborgen ist: die Liebesmuster, die Schönheit auch in der Ernüchterung. Ein Loblied auf die Liebe.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:192
EAN:9783423283335

Rezensionen zu "Das Liebespaar des Jahrhunderts"

  1. Naja...2 Sterne hierfür

    Klappentext:

    „Eine Frau will ihren Mann verlassen. Nach vielen Jahren Zusammenleben und Ehe ist sie entschlossen und bestürzt zugleich: Wie konnte es nur dazu kommen? Während sie ihr Fortgehen plant, begibt sie sich in ihren Gedanken weit zurück. Da waren die rauschhaften Jahre der Verliebtheit, an der Universität, zu zweit im Ausland und später mit den kleinen Kindern, aber da gab es auch die Kehrseite – Momente, die zu Wendepunkten wurden und das Scheitern schon vorausahnen ließen. Doch ist etwas überhaupt gescheitert, wenn es so lange dauert? Julia Schoch, literarische Archäologin ihres Lebens, legt frei, was im Alltag eines Paares oft verborgen ist: die Liebesmuster, die Schönheit auch in der Ernüchterung. Ein Loblied auf die Liebe.“

    Autorin Julia Schoch beleuchtet in ihrem Buch eine gescheiterte Ehe. Und dann dieser Buchtitel? Tja. Die Protagonistin hat vor ihren Mann zu verlassen und wir erleben sie, wie sie die Liebe zu ihrem Mann nochmal rekapituliert, reanimiert, versucht an den Gedanken und Erlebten von damals festzuhalten und dabei erleben wir Gedankengänge die bei jedem Leser anders ankommen werden. Fest steht hier nämlich: die eigene Einstellung zur Liebe, zur Partnerschaft ist hier ausschlaggebend. Hält unsere Protagonistin nur an den schönen Erinnerungen fest und verdrängt das Negative bzw. umgedreht? Das wird jeder anders interpretieren. Zumal sich die Frage stellt, wann jeder von uns und auch unsere Protagonistin eine Ehe für beendet erklärt! Ich muss gestehen, ich empfand die Story als sehr negativ und auch keineswegs als ein „Loblied auf die Liebe“ wie hier im Klappentext beschrieben. Sicher gibt es stürmische Zeiten in einer Partnerschaft aber eben auch. Ruhige Fahrwasser. Zu einer Beziehung gehören immer Zwei und die Frage der Schuld oder Ablehnung sollte offen besprochen werden. Ich kann klar sagen, wer der Liebe gegenüber positiv eingestimmt ist und diese auch so zelebrieren kann weil der Partner einfach das perfekte Gegenstück ist, wird hier einen langatmige und ermüdenden Roman erlesen. Schoch benutzt zwar eine wohl-bedachte Sprache, beleuchtet aber nur einen Part des Liebespaares (nämlich nur die Frau) und gibt dem zweiten und notwendigen Part keine Stimme. Unsere Protagonistin verliert sich in meinen Augen zu sehr in ihr Selbstmitleid und unternimmt rein gar nichts um aus diesem wieder aufzuerstehen. Sie passte sich ihrem Mann stets an und verlor ihr Eigen aus den Augen. Da fällt mir nur ein Spruch ein „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ und genau das hat unsere Protagonistin nicht ein mal probiert. Sie klammerte sich an ihren Mann bis die Liebe erlosch und nun? Wird mal alles auf den Tisch gebracht? Lesen und wundern Sie sich selbst! Von mir gibt es hierfür nur 2 Sterne.

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  1. Sezierung einer langjährigen Beziehung

    Julia Schoch, Jahrgang 1974, hat sich, noch mitten im Leben stehend, einer autofiktionalen Trilogie mit dem Untertitel „Biographie einer Frau“ verschrieben, deren erster Teil „Das Vorkommnis“ bereits Anfang 2022 erschienen ist. In diesem zweiten, im Februar 2023 veröffentlichten Teil steht ihre über 30 Jahre währende Beziehung zu ihrem Partner im Mittelpunkt. Der erste Satz des Buches wirkt wie ein Mantra: „Im Grunde ist es ganz einfach: Ich verlasse dich.“ Die Ich-Erzählerin lässt in Folge die komplette Paarbeziehung Revue passieren. Sie blickt zurück auf das Kennenlernen, den ersten Kuss, die Zeit der großen Leidenschaft. Im Laufe der Jahre kommen verschiedenen Auslandsaufenthalte und Lebensmittelpunkte dazu, man entscheidet sich für gemeinsame Kinder und teilt sich die Erziehungspflichten – wobei der Großteil davon von der Frau erledigt wird. Sie scheint sich überhaupt recht stark über ihren Partner zu definieren, vom anfänglichen Anhimmeln und Sich-seinen-Wünschen-Unterordnen ist etwas geblieben.

    Irgendwann schleicht sich der Alltag in die Liebe ein. Die Erzählerin beginnt zu zweifeln, entwirft Szenarien eines Lebens ohne ihren Partner. Trotz aller Unsicherheit wird sie zu der festen Überzeugung geführt, dass ihr nur eine Trennung Lebenszufriedenheit zurückgeben kann. Diese zerstörerischen Gedanken scheinen sie über Jahre zu begleiten. Ständig nimmt sie sich vor, dem Partner die Trennung zu verkünden, am Ende fehlt jedoch das letzte Quäntchen Mut oder Überzeugung, so dass der finale Satz ungesagt bleibt. Es ist eben nicht leicht, seine Vergangenheit zu verlassen (vgl. S. 25).

    Bereits am Anfang räumt die Erzählerin ein: „Diese Erzählung erscheint mir wie eine Zusammenfassung eines Films, den ich vor langer Zeit (…) gesehen habe. Ich kann nur einzelne Szenen wiedergeben, während mir die Gesamtdramaturgie entfallen ist.“ (S.12) Hierin sehe ich eine große Schwäche. Die einzelnen Szenen sind durchaus sauber herausgearbeitet. Die Autorin lässt uns tief ins Innere ihrer Figur blicken. Jedoch ergibt sich daraus kein stimmiges Gesamtbild, dem ich als Leserin ohne Schwierigkeiten hätte folgen können. Es geht zwar äußerlich um Liebe, geschildert werden aber überwiegend eine diffuse Fremdheit, sich einschleichendes Misstrauen und wachsende Distanz, für die es so recht keine konkreten Ursachen gibt. Es gibt kaum klärende Gespräche zwischen den Partnern, die über Alltäglichkeiten und Organisatorisches hinausgehen. Ebenso bleiben konkrete Konflikte und Auseinandersetzungen weitgehend außen vor (dass es gar keine gab, kann man sich kaum vorstellen). Vor dem Hintergrund der Autofiktion und dem damit einhergehenden Wunsch, die noch lebenden Angehörigen zu schützen (alle Figuren bleiben namenlos und anonym), mag das plausibel sein, doch hat das die wachsende geschilderte Entfremdung für mich schwer nachvollziehbar gemacht. „Das Unglück ist nicht auf uns herabgestürzt, nicht über uns hereingebrochen, es ist langsam in uns eingedrungen, beinahe sanft hat es sich eingeschlichen.“ (S. 151)

    Es liegt in der Natur der Sache, dass man nur eine Perspektive beschrieben bekommt. Die Erzählerin hinterfragt verschiedenste Begebenheiten, formuliert dabei sehr lebenskluge Gedanken und analysiert ihre Partnerschaft. Dabei haben die Grübeleien aus meiner Sicht eindeutig selbst- und liebeszerstörerische Tendenzen. Die Entscheidung scheint unumstößlich getroffen zu sein – wird aber trotzdem kontinuierlich überprüft und vertagt. Der Partner ist eher der Stoiker, einer, der an der einmal getroffenen Entscheidung festhält und nach eigener Aussage nichts vom Unglücklichsein hält. Auch der Familienalltag bildet nur einen Hintergrund. Herausforderungen aufwachsender Kinder werden nur gestreift, ebenso eine offenbar depressive Phase der Erzählerin.
    Die Erzählerin resümiert nicht nur über Trennendes sondern auch über Gemeinsamkeiten, zu denen insbesondere das Aufwachsen in der ehemaligen DDR gehört: „Auch wenn die Diktatur abgeschafft war, war sie noch immer zu spüren. So was bleibt länger, als man denkt. Es steckt in den Menschen drin…“ (S.51) Ebenso stellt sie die Verbundenheit durch gemeinsame Jahre heraus.

    Ich habe diese intensive Innenschau leider überwiegend als sehr kühl und distanziert empfunden. Das Lesen erforderte nicht nur Aufmerksamkeit, sondern große Mühe, weil meine Gedanken zum Abschweifen neigten. Ich kann diese komplizierten Beschreibungen und Schlussfolgerungen einfach nicht nachvollziehen. Vielleicht bin ich auch eher die Stoikerin, die mit der einmal getroffenen Lebensentscheidung nicht hadert? Insofern glaube ich, dass das Buch bei anderen Leser/innen auf größere Gegenliebe stoßen wird. Seine Stärke liegt zweifellos in der sprachlichen Ausgestaltung. Julia Schoch kann exzellent schreiben und ihre Gedanken in wunderbare Worte und Bilder kleiden, die mich beeindruckt haben. Hier eine Auswahl:

    „Sich dauernd zu trennen und wieder zu verlieben ist, als sähe man Hunderte Filmanfänge, aber keinen Film zu Ende.“ (S. 49)
    „Ich habe einen Wimpernschlag gebraucht, mich in dich zu verlieben, und dreißig Jahre, um Gründe dagegen zu sammeln.“ (S. 65)
    „Aber stimmt das Bild? Nimmt eine Beziehung Fahrt auf, je länger sie dauert? Ist sie nicht eher ein Schleppnetz, in dem mit den Jahren immer mehr hängen bleibt und das vor lauter Prallheit irgendwann zu reißen droht?“ (S. 112)

    Am Ende liest sich der Roman keinesfalls als Gebrauchsanweisung für eine Trennung - auch wenn so vieles darum kreist - sondern vielmehr als Ode an die lebenslange Partnerschaft, die nicht unbedingt einen Trauschein braucht. Für mich vielleicht das falsche Buch zur falschen Zeit. Es konnte mich einfach nicht erreichen, auch wenn es viele starke Passagen enthält. Wem „Das Vorkommnis“ gefallen hat, dem wird auch der zweite Teil der Trilogie zusagen. Davon bin ich nach einer Leseprobe überzeugt. Von mir an dieser Stelle leider nur eine eingeschränkte Lese-Empfehlung.

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