Das Labyrinth des Fauns

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Labyrinth des Fauns' von Cornelia Funke
4.5
4.5 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Labyrinth des Fauns"

Gebundenes Buch
Der neue Roman von Cornelia Funke - poetisch, sprachgewaltig, monumental

Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer Mutter in die Berge, wo ihr neuer Stiefvater mit seiner Truppe stationiert ist. Der dichte Wald, der ihr neues Zuhause umgibt, wird für Ofelia zur Zufluchtsstätte vor ihrem unbarmherzigen Stiefvater: ein Königreich voller verzauberter Orte und magischer Wesen.
Ein geheimnisvoller Faun stellt dem Mädchen drei Aufgaben. Besteht sie diese, ist sie die lang gesuchte Prinzessin des Reiches. Immer tiefer wird Ofelia in eine phantastische Welt hineingezogen, die wundervoll ist und grausam zugleich. Kann Unschuld über das Böse siegen?
Inspiriert von Guillermo del Toros grandiosem oscarprämierten Meisterwerk "Pans Labyrinth" schafft Bestsellerautorin Cornelia Funke eine Welt, wie nur Literatur es kann.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:320
EAN:9783737356664

Rezensionen zu "Das Labyrinth des Fauns"

  1. 4
    21. Jun 2021 

    Dunkle Mühle

    Gemeinsam mit ihrer Mutter zieht Ofelia in die dunkle Mühle. Es ist gegen Ende des zweiten Weltkrieges in Spanien. Nachdem ihr Vater starb hat Ofelias Mutter wieder geheiratet und nun bekommt sie ein Kind von Capitán Vidal, der sich bisher nicht als freundlicher Mensch erwiesen hat. Mit der Gesundheit von Ofelias Mutter steht es zudem nicht zum Besten. Einen gewissen Trost findet Ofelia in einem Labyrinth, welches ihr eine andere Welt offenbart. Hier trifft sie auf einen Faun, der ihr erzählt, sie sei eine Prinzessin aus dem unterirdischen Königreich. Und nur wenn sie drei Aufgaben löse, könne sie dorthin zurückkehren.

    Nach dem Film „Pans Labyrinth“ wurde dieser phantasievolle Roman verfasst. Häufiger folgt ja der Film dem Buch und so ist allein die Tatsache der Umkehrung schon etwas, das neugierig macht. Auch stellt sich die Frage, welcher Adaption man sich zuerst widmen sollte. Als Vielleser bevorzugt man da vielleicht den Roman, um sich erstmal eigene Vorstellungen zu bilden. Doch auch anders herum kann es ein Genuss sein, wenn man beurteilen kann, wie sich die Autorin dem Film genähert hat. Egal wie, auf jeden Fall wird man gefangen genommen, von den düsteren Erzählungen um die alte Mühle und dem Labyrinth. Zwar gibt es viel Leid und Schwermut, doch auch immer wieder erlebt man Momente der Hoffnung, Zugewandheit und Liebe. Ofelia scheint so allein und doch hofft sie auf das unterirdische Königreich.

    Ein besonderes Highlight bietet zusätzlich die Vertonung des Romans insbesondere, falls man sie über Kopfhörer genießt. Wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt, erlebt man dann ein um die andere Überraschung. So manches Mal kann man dem Wind lauschen, dem Knarren und Knarzen der Bäume, dem Zirpen der Fee. Zudem kommen die Stimmen aus unterschiedlichen Richtungen. Das Ganze ist genau in der richtigen Mischung, so dass es bei einer vertonten Lesung mit besonderen Akzenten bleibt. Toll ist auch der Wechsel zwischen dem Erzähler Tom Vogt und den Passagen, die die Autorin selbst vorträgt.

    Zum Schluss bleibt die Überlegung, ob man nun auch den Film sehen möchte.

  1. Märchenspannung für Erwachsene

    Ein bisschen skeptisch war ich, als ich das Buch zu lesen (und aus Zeitgründen parallel das Hörbuch zu hören) begann. Ich kenne den großartigen Film „Pan’sLabyrinth“. Ich mag die Geschichten von Cornelia Funke. Aber passen Guillermo del Torro und Cornelia Funke zusammen?
    Ja, sie tun es, und zwar hervorragend! Herausgekommen ist ein Buch, das an der Schnittstelle zwischen Realität und Fantasy genau das Richtige Maß an realistischer Gewalt aus dem spanischen Bürgerkrieg in den 1940er Jahren und Fantasyelementen aufweist, die auf Märchen beruhen. Es ist sprachlich sehr angemessen für das Genre, auch für mich als anspruchsvoller Leserin, und es ist definitiv kein Kinderbuch.

    Die 13jährige Ophelia und ihre hochschwangere Mutter ziehen in die spanischen Berge, zum neuen Stiefvater, dem Hauptmann Vidal, der dort mit seinen Falangisten-Truppen stationiert ist. wie im Bürgerkrieg zwischen Republikanern, die sich im umliegenden Wald verstecken und teilweise aus Vidals eigenen Reihen unterstützt werden, und den Anhängern des General Franco herrscht im Haus von Vidal viel Grausamkeit. Ophelia flüchteten magische Welten, die in den Wäldern um Vidals alte Mühle zu finden sind, und stößt dabei auf einen Faun, der ihr drei Aufgaben zur Lösung stellt, als Beweis dafür, dass Ophelia die vor langer Zeit verschwundene Prinzessin seines unterirdischen Reiches ist.

    Das Fantasydrama „Pan‘s Labyrinth“ ist die Vorlage für den Roman von Cornelia Funke, die daraus ein magisches Märchen für Erwachsene gemacht hat. Das Buch überzeugt, wie schon die filmische Variante, durch den Realitätsbezug zum Spanischen Bürgerkrieg und ein Kind, das aus genau dieser grausamen Realität in eine ebenso grausame Märchenwelt flieht, dort jedoch mehr Chancen zum Überleben bekommt.

    Poetisch und bildhaft schreibt Cornelia Funke die Geschichte, und auch wenn es manchmal ein bisschen zu melodramatische Formulierungen gibt passt die Sprache für mich insgesamt sehr zum realen und zum magischen Geschehen. Ophelia, die mutige Heldin der Geschichte, die in zwei Welten versucht, das Böse zu bekämpfen, findet leicht Zugang zum Herzen der Leser.
    Wie im Märchen sind Gut und Böse natürlich klar getrennt, allerdings gelingen der Autorin ein paar Grauzonen, die die Geschichte spannender machen.

    Ein lesenswertes Buch, das nicht kindertauglich ist, als Hörbuch ganz wunderbar gelesen von Tom Voigt, den ich als Hörbuchsprecher bisher nicht kannte, empfehle ich das Buch gerne mit vier Sternen.

  1. 5
    03. Sep 2019 

    Definitiv kein Märchen für Kinder!

    Spanien, 1944: Die junge Ofelia reist mit ihrer schwangeren Mutter zu ihrem unbarmherzigen Stiefvater Capitán Vidal in eine verlassene Mühle, die seinen Truppen als Stützpunkt zur Bekämpfung der verbliebenen Rebellen dient. Auf der Flucht vor dieser grausamen Realität findet Ofelia ein verwittertes Labyrinth, das ihr ein Tor in eine fantastische Welt öffnet. Dort trifft sie auf einen Faun, der in ihr die verschollene Prinzessin des unterirdischen Königreichs erkennt und sie vor drei gefährliche Aufgaben stellt.

    Erzählt wird in diesem düsteren und bildgewaltigen Märchen die Geschichte der kleinen Ofélia, die mit ihrer Mutter zum Stiefvater, einem hochrangigen Militäroffizier, in eine ländliche Gegend Nordspaniens ziehen muss. Durch die Brutalität und Unberechenbarkeit des Stiefvaters zu Zeiten des Faschismus während des 2. Weltkriegs tief erschüttert, findet Ofélia Zuflucht in einer Fantasiewelt, die von wundersamen, schaurigen und mythischen Fabelwesen bevölkert ist.

    Was für ein Hörbuch! Cornelia Funke - sonst eine gefeierte Kinder- und Jugendbuchautorin - hat hier 13 Jahre nach Veröffentlichung des oscarprämierten Meisterwerks "Pans Labyrinth" zu diesem Film einen mindestens ebenso beeindruckenden Roman geschrieben. Die Inszenierung als Hörbuch ist in meinen Augen grandios und schafft ein lebendiges und düsteres Kopfkino. Eine überaus atmosphärische Geräuschkulisse und die Untermalung durch düstere und bedrohlich klingende Musikeinspielungen unterstreichen die Dunkelheit der Erzählung vortrefflich.

    Tom Vogt ist der Sprecher der ungekürzten Lesung (7 Stunden und 2 Minuten) und verleiht der Erzählung durch seinen getragenen Vortrag einen zusätzlich melancholischen Anstrich. Der Wechsel zwischen der Geschichte in der Realität, in der sich Ofélia mit der Tatsache des Bösen in der Welt, der Ohnmacht angesichts der Tatsache, sich und seine Lieben nicht beschützen zu können und der damit verbundenen Hoffnungslosigkeit arrangieren muss, sowie den märchenhaften Elementen, die der Erzählung eine zusätzliche und tiefere Ebene verleihen, ist auf sehr kunstvolle Art gelungen.

    Die düsteren Märchen-Passagen, die von der dunklen Vergangenheit des Labyrinths zeugen, werden eindrucksvoll vorgetragen von der Autorin selbst. Hier lauschte ich gebannt jedem Wort, gefesselt von der eindringlichen Lesung, die deutlich macht: Cornelia Funke kann nicht nur schreiben, sie ist tatsächlich auch eine talentierte Märchenerzählerin.

    Eine Erzählung, die viele Interpretationsebenen anbietet, die auf unterschiedlichen Ebenen Botschaften vermittelt, die mich in der dunklen Atmosphäre gefangen hielt. 'Es war einmal' in düsterer Form, in meinen Augen empfehlenswert für ältere Jugendliche und Erwachsene. Für mich sehr beeindruckend!

    © Parden

  1. Märchen mit ganz viel Gänsehautpotenzial...

    Da "Pans Labyrinth" zu meinen Lieblingsfilmen zählt und ich die Reckless- Reihe der Autorin sehr gern gelesen habe, musste ich dieses Buch unbedingt lesen und ich wurde sehr belohnt.

    In der Geschichte geht es um Ofelia, die mit ihrer Mutter zu ihrem grausamen Stiefvater in einen finsteren Wald in eine Mühle zieht. Der neue Mann an der Seite ihrer Mutter ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Als ein Faun in Ofelias Leben tritt, bekommt sie wieder Hoffnung. Wird sie die gestellten Aufgaben erfüllen können?

    Zunächst einmal kann ich Eltern nur raten sich an die Altersvorgabe ab 14 Jahren zu halten, denn der Jugendroman ist doch mächtig gruselig gehalten. Gänsehaut ist hier garantiert, aber ich könnte mir vorstellen, dass das für Kinder unter 14 Jahren zu gruselig werden könnte.

    Bereits die ersten Worte des Buches sind märchengleich und haben mich direkt in den Bann gezogen. Ich konnte es mir nicht verkneifen immer mal wieder laut zu lesen, weil es mich wirklich an meine Kindheit erinnert hat, die mit Märchen zum Schlafengehen gefüllt war.

    Das Buch wird nicht nur durch ein wunderschönes Cover geziert, sondern innen trifft man auf zahlreiche bildhübsche Zeichnungen zur Geschichte, die die Fantasie nur noch zusätzlich anheizen.

    Die Handlung ist so gegliedert, dass wir als Leser zum einen Ofelia zur Zeit des zweiten Weltkrieges in Spanien begleiten und zum anderen lesen wir Märchen und Sagen, die eng mit der eigentlichen Geschichte verwoben sind.

    Die vom Faun gestellten Aufgaben empfand ich als sehr spannend und aufregend. Ich hätte mich nicht getraut eine Tür ins Ungewisse zu zeichnen.

    Mir hat Ofelia als Figur gut gefallen, denn trotz der Umstände gibt sie nicht auf. Ich stelle es mir schon schwer vor, wenn man einen Elternteil verliert, aber dann mit einem so fiesen Stiefvater wie Vidal gestraft zu sein, das hat es in sich.

    Vidal ist wirklich einer der bösesten Charaktere, die mir je in meiner Lesehistorie untergekommen ist. Seine Taten haben sich nur schwer lesen lassen. Auch wenn es hart klingt, so habe ich sein Schicksal zum Ende hin doch sehr genossen.

    Die Magd Mercedes mochte ich sehr gern, weil sie sich liebevoll um Ofelia kümmert, während es die eigene Mutter nicht so recht konnte. Sie war für mich ein Bildnis der starken Frau, die viel zu sehr unterschätzt wird. Solche tollen Frauenfiguren sollte es weit häufiger in der Literatur geben.

    Ich habe mich beim Lesen des Buches einfach nur wohl gefühlt und alles um mich herum vergessen können. Für mich eine gelungene Umsetzung des Filmstoffs.

    Fazit: Wer Märchen mag, der wird dieses Buch lieben. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Ein Must- Read 2019!