Das Kaufhaus der Träume

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Kaufhaus der Träume' von Lee Mi-ye
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Kaufhaus der Träume"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:280
EAN:9783965090538

Rezensionen zu "Das Kaufhaus der Träume"

  1. 3
    24. Jul 2022 

    Traumwelten...

    Penny wohnt in einem ganz besonderen Dorf. Betreten kann man es nur, wenn man eingeschlafen ist. Dann gibt es viel zu sehen: An einem Food-Truck kann man schlaffördernde Naschereien kaufen. In einer dunklen Gasse hat Maxim, der Produzent der Albträume, seine Werkstatt. Ein geheimnisvoller Mann wohnt in einer Hütte in einem Schneegebirge, und Elfen entwerfen Träume, in denen man fliegen kann. Viele weitere Attraktionen erwarten die Schlafenden, der Kundenmagnet aber ist das Kaufhaus von Dollargut, in dem Penny hoch motiviert arbeitet. In dem fünfgeschossigen Holzbau wimmelt es von Kunden. Das Kaufhaus erfreut sich aber nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren höchster Beliebtheit. In jeder Etage kann man eine bestimmte Sorte von Träumen finden: teure und beliebte Träume, limited editions und Vorbestellungen, allgemeinere Träume mit kleinen alltäglichen Ereignissen wie Kurzreisen, einer Feier mit Freunden oder ein leckeres Essen, aber auch innovative Träume mit viel Action. Sogar für Kurzweiliges ist gesorgt: In der dritten Etage gibt es spezielle Träume für den Mittagsschlaf. Die Bezahlung erfolgt über die Gefühle, die die Kunden nach dem Traum haben. (Klappentext)

    Eine interessante Welt präsentiert die südkoreanische Autorin Lee Mi-ye in diesem Buch. Ein Kaufhaus, in dem es Träume zu kaufen gibt - besucht von Schlafenden, die im Anschluss an den Traum mit ihren Emotionen zahlen. Es gibt die Produzent:innen, die die Träume mit ihrem individuellen Schwerpunkt kreieren, die Verkäufer:innen, die auf der jeweiligen Etage des Kaufhauses ihre Talente einsetzen, und die Kund:innen, die abhängig von ihrer jeweiligen emotionalen Lage bestimmte Träume kaufen. Und es gibt Dallergut, den Chef des Kaufhauses, der irgendwie immer zu wissen scheint, welcher Traum für wen geeignet ist und welche neuen Geschäftsideen noch funktionieren könnten.

    Penny ist eine junge Frau, die das Glück hat, von Dallergut eingestellt zu werden. Unerfahren wie sie ist, wird sie nach und nach vertraut gemacht mit den Abläufen im Kaufhaus, dem Wesen und den Bedeutungen der Träume und der durchaus kapitalistischen Abwicklung von der Traumproduktion über Werbung, Verkauf, Reklamation, Bezahlung, Börsengang, Merchandising bis hin zur Preisverleihung für diverse Qualitäten der Träume. Durch die Einführung Pennys in ihren Arbeitsalltag wird gleichzeitig auch der/die Leser:in mit der Traumwelt Dallerguts vertraut gemacht.

    Es ist keine uninteressante Erzählung, aber es gibt tatsächlich keinen (für mich erkennbaren) roten Faden, keine Spannungskurve, keine kontinuierliche Handlung und auch keine klare Charakterzeichnung. Hier werden viele Personen, die mit der "Traumfabrik" zu tun haben, vorgestellt, ob nun als Produzent:in, Verkäufer:in oder Konsument:in, aber niemand sticht hier heraus. Selbst Penny bleibt als Hauptcharakter blass - außer ihrer Arbeit scheint sie keinen wesentlichen Lebensinhalt zu haben. Sie fungiert hier als stille Begleiterin des Geschehens, wirft gelegentlich Fragen und eigene Gedanken ein, ist dabei stets die Lernende mit einer gewissen Empathie.

    Episodenhaft werden einzelne Szenen beleuchtet und verschwinden dann wieder im Nichts. Dadurch ergibt sich zwar nach und nach ein klareres Bild von der Traumwelt, aber außer einigen nachdenkenswerten Überlegungen zu den Träumen und ihren Funktionen konnte ich hier nichts Zusammenhängendes entdecken. In der Leserunde habe ich erfahren, dass der Roman ursprünglich als Jugendbuch gedacht war - und tatsächlich wirkte es auf mich eher noch wie ein Buch für ältere Kinder. Ein einfacher Schreibstil, der flüssig zu lesen ist, ein wenig Lehrreiches, und in gut verdaubaren Mengen Philosophisches über das Wesen der Träume, verpackt in eine harmlose Erzählung.

    Letztlich weiß ich nicht genau, was ich von dem Roman halten soll. Ich habe ihn nicht ungern gelesen, er ließ sich durchaus flüssig lesen und ich fühlte mich auch nicht unwohl dabei. Aber ein richtiges Wohlfühlbuch war es für mich ebenso wenig wie ein Buch mit einer spannenden Handlung. Ob ein Buch jemanden erreichen kann, liegt ja an verschiedenen Faktoren. Ich habe hier zum einen ein anderes Buch erwartet - jedenfalls keine lose Aneinanderreihung von Episoden zur Erläuterung der Traumwelt und zur Einführung von Gedankengängen, die menschliche (und teilweis auch eher auf die südkoreanische Gesellschaft bezogene) Probleme beleuchten und hinterfragen. Und zum anderen haben mir die Botschaften, die hier vermittelt werden sollen, leider nichts Neues geboten - da geht es jüngeren Leser:innen womöglich anders.

    Ratlosigkeit ist letztendlich der bleibende Eindruck. Einerseits eine schöne Idee mit der Traumwelt - andererseits eine Ausführung, mit der ich persönlich leider nicht so viel anfangen konnte. Aber der Roman wird seine Fans finden, da bin ich mir sicher. In Südkorea ist bereits ein zweiter Band erschienen - sollte dieser ebenfalls ins Deutsche übersetzt werden, werde ich aber wohl verzichten.

    © Parden

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