Pepsi lebt bei ihrer Großmutter. In den Sommerferien kommen ihre Eltern zu Besuch, sitzen mit ihr unter dem Mandelbaum und freuen sich über die Zeit, die sie in ihrer Heimat verbringen. In Deutschland, wo sie arbeiten, fliegen die Tage dahin. Die Mutter putzt in Schulen, Büros und überall, wo sie schneller ist als ihre Konkurrentinnen.
Pepsi vermisst ihre Geschwister, die schöne Herzmandel und den stillen Bruder. Als die muslimische Bevölkerung in Dalmatien nicht mehr gern gesehen ist, kommt sie zu einer Tante, nach deren Tod zu einer anderen. Dort bekommt sie wenig zu essen, weil die beiden Söhne der Tante gieriger sind als sie und weil Jungs wichtiger sind. Pepsi hält die Trennung von Eltern und Geschwistern kaum aus und deswegen schreibt sie ihren Eltern einen Brief.
Die Eltern holen alle Kinder in den Taunus, wo sie auf engstem Raum leben. Pepsi empfindet tiefe Zärtlichkeit für die Mutter, deren rissige Hände schmerzen. Die Mutter, immer in Bewegung, kann Pepsis Zuneigung nicht erwidern, im Gegenteil, sie ist ihr lästig. Schon bald schließt Pepsi ihre Liebe hinter ihrer Brust ein, spricht trotz ihres großen Sprachverständnisses nicht und vergräbt sich in Büchern.
Der Vater beginnt seinen Tag mit Schnaps und Zigaretten, die ihn grau im Gesicht und die Tapeten gelb machen. Der Umzug ins größere Fachwerkhaus bringt den Kindern keine Erleichterung. Der Vater lässt die Kinder auf Reiskörnern knien, wenn sie vorlaut waren. Die Körnchen graben sich tief in die Haut, die noch Tage danach sticht und prickelt.
Fazit: Marica Bodrozic hat eine Familiengeschichte geschaffen, die im ehemaligen Jugoslawien beginnt und in Deutschland endet, wo die Eltern unter sich bleiben. Das Leben, das sie gewählt haben, ist kein Vergnügen, der Vater unterdrückt seine Traurigkeit durch Betäubung, die Mutter kompensiert ihre Einsamkeit durch Wutausbrüche. Ihr Zorn trifft vor allem die Protagonistin und gründet auf Eifersucht, auf die Intelligenz und den Freiheitsdrang des Mädchens. Ich mag den Plot und finde das Thema Balkankrise und Flucht wichtig. Zuerst hat mir die märchenartige Sprache der Autorin gefallen, die Naturbeschreibungen in Pepsis Kindheit. Ab der Hälfte des Buches hat mich der Singsang Rhythmus genervt. Die zahlreichen Adjektive: der lange lange Weg, die tiefe tiefe Traurigkeit, schöne und nährende Gedanken. Ebenso die Wortwiederholungen: Der Abschied ist ein Abschied, weil er ein Abschied ist. Jetzt muss sie gehen, das Gehen lernen, Schritt für Schritt, hätte ich nicht gebraucht. Da die Autorin aber mehrfach ausgezeichnet und ihre Bücher mehrsprachig übersetzt wurden, mag ich das als meinen eigenen Geschmack werten, den sie nicht ganz getroffen hat. Ich kann verstehen, wenn andere Leser*innen diese Erzählung als etwas Besonderes feiern.
Eine jugoslawische Familientragik
Pepsi lebt bei ihrer Großmutter. In den Sommerferien kommen ihre Eltern zu Besuch, sitzen mit ihr unter dem Mandelbaum und freuen sich über die Zeit, die sie in ihrer Heimat verbringen. In Deutschland, wo sie arbeiten, fliegen die Tage dahin. Die Mutter putzt in Schulen, Büros und überall, wo sie schneller ist als ihre Konkurrentinnen.
Pepsi vermisst ihre Geschwister, die schöne Herzmandel und den stillen Bruder. Als die muslimische Bevölkerung in Dalmatien nicht mehr gern gesehen ist, kommt sie zu einer Tante, nach deren Tod zu einer anderen. Dort bekommt sie wenig zu essen, weil die beiden Söhne der Tante gieriger sind als sie und weil Jungs wichtiger sind. Pepsi hält die Trennung von Eltern und Geschwistern kaum aus und deswegen schreibt sie ihren Eltern einen Brief.
Die Eltern holen alle Kinder in den Taunus, wo sie auf engstem Raum leben. Pepsi empfindet tiefe Zärtlichkeit für die Mutter, deren rissige Hände schmerzen. Die Mutter, immer in Bewegung, kann Pepsis Zuneigung nicht erwidern, im Gegenteil, sie ist ihr lästig. Schon bald schließt Pepsi ihre Liebe hinter ihrer Brust ein, spricht trotz ihres großen Sprachverständnisses nicht und vergräbt sich in Büchern.
Der Vater beginnt seinen Tag mit Schnaps und Zigaretten, die ihn grau im Gesicht und die Tapeten gelb machen. Der Umzug ins größere Fachwerkhaus bringt den Kindern keine Erleichterung. Der Vater lässt die Kinder auf Reiskörnern knien, wenn sie vorlaut waren. Die Körnchen graben sich tief in die Haut, die noch Tage danach sticht und prickelt.
Fazit: Marica Bodrozic hat eine Familiengeschichte geschaffen, die im ehemaligen Jugoslawien beginnt und in Deutschland endet, wo die Eltern unter sich bleiben. Das Leben, das sie gewählt haben, ist kein Vergnügen, der Vater unterdrückt seine Traurigkeit durch Betäubung, die Mutter kompensiert ihre Einsamkeit durch Wutausbrüche. Ihr Zorn trifft vor allem die Protagonistin und gründet auf Eifersucht, auf die Intelligenz und den Freiheitsdrang des Mädchens. Ich mag den Plot und finde das Thema Balkankrise und Flucht wichtig. Zuerst hat mir die märchenartige Sprache der Autorin gefallen, die Naturbeschreibungen in Pepsis Kindheit. Ab der Hälfte des Buches hat mich der Singsang Rhythmus genervt. Die zahlreichen Adjektive: der lange lange Weg, die tiefe tiefe Traurigkeit, schöne und nährende Gedanken. Ebenso die Wortwiederholungen: Der Abschied ist ein Abschied, weil er ein Abschied ist. Jetzt muss sie gehen, das Gehen lernen, Schritt für Schritt, hätte ich nicht gebraucht. Da die Autorin aber mehrfach ausgezeichnet und ihre Bücher mehrsprachig übersetzt wurden, mag ich das als meinen eigenen Geschmack werten, den sie nicht ganz getroffen hat. Ich kann verstehen, wenn andere Leser*innen diese Erzählung als etwas Besonderes feiern.