Das große Festmahl

Buchseite und Rezensionen zu 'Das große Festmahl' von Robert Farrar Capon
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das große Festmahl"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
Verlag: Adeo
EAN:9783863343422

Rezensionen zu "Das große Festmahl"

  1. Gott der Schöpfer ist ein Genießer

    Es fällt mir tatsächlich nicht leicht eine Rezension über " Das große Festmahl" von Robert Farrar Capon zu schreiben.

    Der Autor hinterlässt mich mit einer Fülle von Gedanken und Anregungen, kulinarischer wie auch sprirtueller Art.

    Das Buch wurde 1968 geschrieben und muss auch in diesem Kontext gesehen werden. Manche Betrachtungsweisen habe ich als veraltet empfunden, andere waren auch heute noch hoch aktuell.

    Zunächst einmal ist es kein gewöhnliches Kochbuch, mit Rezepten und so, obwohl durchaus das eine oder andere Rezept darin zu finden ist.

    Das Buch ist in 16 Kapitel aufgeteilt, deren Einteilung ich als mehr oder weniger zufällig empfand. Ich hatte den Eindruck der Autor hat einfach mal angefangen zu erzählen und erst während des Schreibens versucht so etwas wie eine Ordnung in seine Gedanken zu bringen.

    Anfangs hatte ich große Probleme mich mit dem Stil des Autors anzufreunden. Ich empfand seine Art zu erzählen als ausschweifend , schwafelnd, langatmig, typisch amerikanisch und übertreibend.

    Die Erklärungen , Beispiele und Erläuterungen empfand ich als anstrengend. Seltsame Sätze, die ich nicht verstand, Verzettelungen und eine umständliche Ausdrucksweise ließen bei mir kein flüssiges Leseerlebnis aufkommen.

    Jedoch zur Mitte des Buches hin wurde ich mit Herrn Farrar Capon warm. Vielleicht lag es daran, dass ich mittlerweile mit dem Schreibstil des Autors mehr vertraut war, oder aber auch daran, dass er nun etwas mehr bei der Sache blieb und so etwas wie einen roten Faden verfolgte.

    Das ganze Buch ist getragen von einer unglaublichen Leidenschaft und dem Versuch Robert Farrar Capons dem Leser Gottes Großartigkeit vor Augen zu führen, am Beispiel des Zubereitens von Speisen und des gemeinsamen Genusses dieser Speisen.

    Das zentrale Rezept "Lamm für acht Personen" wird immer wieder herangezogen um leidenschaftlich Anregungen und philosophische Gedanken rund um das Kochen, das Genießen, den Menschen und die Schöpfung darzustellen. Dabei stellt er sich entschieden gegen religiöse Kasteiung, die Trennung von göttlichem und weltlichem.

    Trotz meiner anfänglichen Schwierigkeiten habe ich die verschiedensten Anregungen aus der Lektüre mitnehmen können, wie zum Beispiel die Achtsamkeit gegenüber der Zutaten am Beispiel einer Zwiebel. Ich mag auch den Ansatz jedes Lebensmittel aufzubrauchen, nichts wegzuwerfen und auf mehrere Arten zuzubereiten. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist gut und insofern ist das Buch, obwohl 1968 geschrieben sehr aktuell , denn es wird viel zu viel weggeschmissen.

    Das Kapitel über den Wein fand ich ganz fantastisch. Es findet sich hier ein leidenschaftliches Plädoyer für Wein als Begleitung, ja als die einzig würdige Begleitung zu einem guten Essen. Er philosophiert über den schöpferischen Gott, warnt vor all zu fanatischer lustloser Religiosität und gleichzeitig auch vor Gottlosigkeit. Seine Leidenschaft für einen guten Tropfen bringt er wie folgt zum Ausdruck:
    " Wein konsumiert man nicht, um sich zu betrinken, sondern um trunken zu werden von all seinen natürlichen Köstlichkeiten: Geschmack, Farbe, Bouquet und all den anderen Segnungen und Talenten; der Art , wie er das Essen abrundet und ergänzt und die Konversation bereichert; und seiner souveränen Fähigkeit, Abende in Anlässe zu verwandeln, das Essen über die Nahrung hinaus zur Mahlgemeinschaft zu erheben und die menschliche Spezies zumindest für ein paar Stunden, in jenen glücklichen Zustand zu versetzen, in dem Männer weise und Frauen schön sind und sogar die eigenen Kinder anfangen , vielversprechend auszusehen."

    Am Ende war ich versöhnt mit dem Autor. Was ich anfangs als Geschwafel empfand, war für mich nun einfach nur Leidenschaft. Die ganze Geschichte war geprägt von Leidenschaft. Herr Farrar Capon wollte mir wirklich erzählen wie wunderbar das Zubereiten von Speisen, das gemeinsame Essen, das Genießen inmitten der wunderbaren Schöpfung Gottes ist. So habe ich das empfunden. Gott hat nichts gegen den Genuß im Gegenteil.

    Gott als Schöpfer ist ein Genießer!!

    Das war für mich seine Hauptbotschaft.

    Insgesamt vergebe ich 3 Sterne (4 Sterne ab der Mitte. Am Anfang hätte ich mir jedoch schwer getan auch nur 2 Sterne zu vergeben. )

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