Das Glutnest

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Glutnest' von Margaret Laurence
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Glutnest"

Als Stacey MacAindra ihre Heimatstadt Manawaka in der Erwartung auf ein neues Leben vor vielen Jahren verließ, rechnete sie nicht damit, einmal so zu enden: als Hausfrau mit einem abwesenden, einsilbigen Ehemann, vier Kindern und einer existenziellen Krise. Sie kann nicht glauben, dass ihr Leben nicht mehr zu bieten hat – und brennt darauf, aus der nervtötenden Routine ihrer Tage auszubrechen und die Leidenschaft ihrer Jugend wieder zu entfachen, die nur noch eine dunkle Erinnerung zu sein scheint. Auch im dritten ihrer Manawaka-Romane schenkt uns Margaret Laurence eine unvergessliche Heldin – menschlich, voller Ironie und Humor. In der Erzählung von Staceys Leben steckt der ganze Reichtum, der Schmerz und die Schönheit des Alltäglichen, und die vergessene Lebensfreude, die jeder von uns in sich trägt.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:368
Verlag: Eisele Verlag
EAN:9783961611744

Rezensionen zu "Das Glutnest"

  1. Desperate Housewife?

    Stacy, Hausfrau und Mutter von vier Kindern, fühlt sich in ihrer Ehe mit Mac nicht mehr wohl. Zauber und Glanz früherer Zeiten sind verflogen. Der gestresste Gatte tritt einen neuen Job an. Diese Firma vertreibt nicht nur Nahrungsergänzungsmittel sondern gleich ein ganz neues Lebenskonzept an ihre Kunden. Allerdings werden die Mitarbeiter samt ihrer Familien dazu gleich mit einbezogen und so kommt es dann auch beim ersten Kennenlernen mit dem Chef zu gegenseitigem Misstrauen, bei der ersten Feier zu einem regelrechten Eklat.
    Mac hat wenig Zeit und Verständnis für die Unsicherheiten seiner Frau. Diese flüchtet sich in Alkohol und kleinen Ausflügen, bei denen sie ihre jüngste Tochter, die gerade mal 2 Jahre ist, der Nachbarin überlässt. Einer dieser Ausflüge endet mit einer Flucht aus dem Appartment eines ehemaligen Kriegskameraden ihres Mannes und dem Vorwurf eines Ehebruchs, ein weiterer Ausflug endet dann tatsächlich in Untreue. Allerdings weckt letzteres Ereignis Stacys Lebensgeister erneut, sie fängt an, ihr Schicksal zu akzeptieren und nicht mehr ihrer vergangenen Jugend hinterherzutrauen.
    Schwuppdiwupp lösen sich auch Macs Probleme in der Firma, der alte Chef geht, er steigt auf und alles wird gut. Die komische Nachbarin kommt ins Heim, der übergriffe Schwiegervater wird sogar aufgenommen, die pubertierende Tochter wird beste Freundin mit ihrer Mutter.

    Nun spielt dieses Desperate-Housewife-Stück in den 1960ern Jahren, als Ehefrauen wirtschaftlich und moralisch ganz dem Patriarchat unterworfen waren, Innen- und Außenansichten dieser Zeit wurden sehr fein augearbeitet, doch liegt mir das Fazit dieses Romans schwer im Magen: Füg dich (Frau!) und alles wird gut!

    Die Darstellung der Rollenverteilung innerhalb der Familie, die üblichen Beschäftigungen in der Freizeit, mit Kosmetik- und Plastikschüssel-Verkaufsveranstaltungen, die gängigen Probleme bei der Kinder"aufzucht", das alles erinnerte mich an meine eigene Kindheit und die eigenen Eltern, doch hatte ich mir wohl aus vorauseilenden Vorschusslorbeeren mehr Emanzipation und Kämpfergeist erwartet. Stacys zwei "außerhäuslichen" Erfahrungen wirkten da wie nachträglich reingeschustert, oder aus einem schlechten Erotikmagazin entlehnt. Mir fehlte da Stacys Entscheidungsebene, oder eben das Zugeben der absoluten Gedankenlosigkeit, die so gar nicht in die Reihe ihrer Ängste und Sorgen passen wollte.

    Es ist ein erzählender Roman, ohne Hilfs-, oder Lösungsanspruch. Es ist ein durchaus lesbare Geschichte aus der Zeit unserer Eltern, oder Großeltern.

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  1. Ein moderner Klassiker

    „Was sieht sie gerade? Hausfrau, vierfache Mutter, diese etwas zu kleine und fettgepolsterte Frau mit dem Mantel von anno dazumal, der falschen Rocklänge, wie ich mir ständig von Katie sagen lassen muss, dem falschen Lippenstift und zur Krönung des Ganzen der schreiend komische Hut.“ (Zitat Pos. 193)

    Inhalt
    Als Stacey Cameron neunzehn Jahre alt ist, verlässt sie die Enge ihrer Geburtsstadt Manawaka und geht nach Vancouver. Dort lebt sie auch heute noch, inzwischen neununddreißig Jahre alt, seit sechzehn Jahren mit Clifford „Mac“ MacAindra verheiratet, Mutter von vier Kindern. Ihr Mann ist als Vertreter viel unterwegs, sie kümmert sich um den Haushalt und die Kinder. Sie hatte von einem aufregenden Leben in der Großstadt geträumt und fragt sich immer öfter, ob das wirklich alles war, der turbulente, anstrengende Familienalltag in dem Haus am Bluejay Crescent und ihre Ehe, in der es mit den Jahren schweigsam geworden ist. Es geht ihr gut, sagt sie, wenn sie gefragt wird, doch wie geht es ihr wirklich, genügt es, wenn sie sich bemüht zu funktionieren, wie es von ihr erwartet wird?

    Thema und Genre
    Dieser Roman der kanadischen Schriftstellerin ist 1969 erschienen und zeigt eine kurze Zeitspanne im alltäglichen Familien- und Gefühlschaos einer bald vierzigjährigen Hausfrau in einer damals noch von Männern dominierten Gesellschaft.

    Charaktere
    In dieser Geschichte geht es um die chaotische Stacey, bald vierzig Jahre alt, Hausfrau, Mutter, sie liebt ihre Kinder und ist dennoch enttäuscht und frustriert darüber, dass ihr Leben völlig anders verläuft, als sie es erhofft hatte.

    Erzählform und Sprache
    Der Schwerpunkt dieses personal erzählten Romans liegt weniger im Tagesablauf mit den alltäglichen Ereignissen der Hauptfigur Stacey, sondern in der intensiven Darstellung ihres Charakters, ihrer Gedanken und Gefühle. Sie liest Zeitungsmeldungen und blickt in einzelnen Situationen dann gleichsam als Beobachterin auf ihr Verhalten. Gerade aus dieser abwechslungsreichen Erzählform ergibt sich die Spannung der Handlung, denn bei Stacey, einer etwas chaotischen Durchschnittsfrau in der damals üblichen Hausfrauenrolle, liegt meistens ein großer Unterschied zwischen dem, was sie sagt und den ausführlichen Gedanken, die sie dazu hat, die sie jedoch für sich behält. So erhalten wir Einblick in die Konflikte der einzelnen Figuren. Aus der inneren Befindlichkeit, wenn sie über ihr Aussehen nachdenkt, haben wir beim Lesen rasch ein Bild von ihr, die sie umgebenden Personen beschreibt Stacey durch ihre eigenen Wahrnehmungen und Gedanken. Durch ihre Erinnerungen erfahren wir ergänzende Details aus ihrem bisherigen Leben und das ihres Mannes. Auch die Sprache, besonders in den Gedankenphasen, fügt sich nachvollziehbar in das Charakterbild von Stacey ein.

    Fazit
    Ein interessant zu lesender Roman über das Leben einer unangepassten, eigenwilligen Frau in einer Zeit, als von Ehefrauen noch das Gegenteil erwartet wurde.

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