Das Feuerzeichen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Feuerzeichen: Roman' von Francesca Haig
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Feuerzeichen: Roman"

Als Zwillinge geboren, zu Feinden erzogen


Vierhundert Jahre in der Zukunft: Durch eine nukleare Katastrophe wurde die Menschheit zurück ins Mittelalter katapultiert. Es ist eine Welt, in der nur noch Zwillinge geboren werden. Zwillinge, die so eng miteinander verbunden sind, dass sie ohne einander nicht überleben können. Allerdings hat immer einer von beiden einen Makel. Diese sogenannten Omegas werden gebrandmarkt und verstoßen.


Es ist die Welt der jungen Cass, die selbst eine Omega ist, weil sie das zweite Gesicht besitzt. Während sie Verbannung, Armut und Demütigung erdulden muss, macht ihr Zwillingsbruder Zach Karriere in der Politik. Cass kann und will diese Ungerechtigkeit nicht länger ertragen und beschließt zu kämpfen. Für Freiheit. Für Gerechtigkeit. Für eine Welt, in der niemand mehr ausgegrenzt wird. Doch die Rebellion hat ihren Preis, denn sollte Zach dabei sterben, kostet das auch Cass das Leben …


Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:480
Verlag: Heyne Verlag
EAN:9783453270138

Rezensionen zu "Das Feuerzeichen: Roman"

  1. Eine GEschichte in der es nicht nur um Gegensätze geht...

    Inhalt:
    Zach und Cass sind Geschwister, Zwillinge, die ohne den anderen nicht überleben können.
    Seit der großen Explosion von vor 400 Jahren gibt es nur noch Zwillingsgeburten, die in besonderer Verbindung stehen. Eingeteilt in Alphas und Omegas. Während die Alphas makellos und gern gesehen sind, sind die Omegas in irgend einer Weise beeinträchtigt. Sie werden voneinander getrennt, damit der schlechtere Omega den besseren Alpha nicht vergiften kann.
    Anders bei Zach und Cass. Lange Zeit ist nicht ersichtlich wer Omega und wer Alpha ist. Doch auch jetzt wo sie es wissen, können sie ohne den anderen nicht wirklich sein. Denn will Cass Leben muss auch ihr Bruder am Leben bleiben, der ihr und den anderen Omegas selbiges gerade zur Hölle macht.

    Meine Meinung:
    Das Feuerzeichen klingt schon sehr interessant. Es gibt ja Studien die besagen das sich Zwillinge ein wenig näher sind als andere Geschwisterpaare, doch hier sind sie so Nahe das sie ohne den anderen nicht sein können. Dazu noch in einer grausigen Zukunft, die man sich so gar nicht vorstellen möchte.

    Es geht um Gegensätze. Alpha und Omega, gut und böse, makellos und beeinträchtigt, Bruder und Schwester. Immer wieder fällt das in dieser Geschichte auf, die auf mich auch sehr gegensätzlich gewirkt hat. Super spannend und doch stellenweise sehr langweilig. Gott sei Dank überwog das Spannende und vor allem auch das Interessante dieser Geschichte.

    Der Schreibstil ist einfach gehalten und lässt sich gut lesen, nur die Zeitsprünge und Rückblenden zu Beginn der Geschichte störten ein wenig meinen lesefluss. Auch fand ich zwar wichtig zu erfahren wie Cass und Zach groß wurden und wie sie an den Punkt ankamen in dem die Geschichte spielt, doch waren mir diese Geschichten aus der Vergangenheit doch recht langatmig und hätten für mich auch besser in die Geschichte eingebaut werden können.
    Zudem hatte ich nie das Gefühl von einer Erwachsenen Cass. irgendwie blieb sie für mich eine Jugendliche und nie die junge Frau, die sie im Hauptteil der Geschichte war. Allerdings sind das wirklich die einzigen Kritikpunkte, denn der Rest war einfach nur sehr fesselnd uns Super geschrieben.

    Die Figuren waren mit viel Tiefe gezeichnet und auch die Geschichte selber ließ mich eintauchen in eine andere Welt in der ich nie Leben wollen würde. Wie grausam muss es sein eins seiner Kinder weggeben zu müssen einfach weil es so ist. Ich kann mir nicht vorstellen das es jedem so leicht fiel wie es beschrieben wird, oder es ist wirklich das Aufwachsen mit dieser Selbstverständlichkeit, die Eltern nicht weiter darüber nachdenken lassen.
    Cass ist eine Seherin und deswegen auch nicht in irgendeiner Weise gezeichnet. Diese Gabe ist zufällig und man merkt das jedes Mal wieder in der Geschichte. Sie hat ihre eigene Art zu denken, die mir sehr gut gefiel, denn sie unterteilt nicht. Für sie ist ihr Bruder, eben ihr Bruder, da ist es egal ob er ein Alpha ist. Es sind Menschen die sterben und das direkt im Doppelpack, somit vergisst sie auch nie, dass wenn sie einen töten würde, jemand unschuldiges mit stirbt. Sie hat eine ungewöhnliche Sicht der Dinge für diese Welt und macht es sich damit nicht leichter.
    Zach ist da ein wenig anders. Ihm ist seine Schwester zwar nicht egal, aber er ist mehr auf sein eigenes Wohl bedacht. Er kann Link sein und doch überraschte er mich immer mal wieder.
    Sympathisch war mir auch Kip, ein geretteter junger Mann, der Cass begleitet. Er gibt ihr Halt und ist uneingeschränkt für sie da. Viel mehr erfährt man über ihn aber auch nicht, denn er kennt seine Vergangenheit selber nicht.

    Das Ende ist kein wirkliches Ende. Schließlich ist es eine Trilogie und hier merkt man das es einfach keinen wirklich Abschluss gibt, auch wenn ein Abschnitt beendet ist. Der zweite Band erscheint bereits im Mai 2016

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  1. Frischer Wind im Genre Dystopie!

    Francesca Haig hat etwas geschafft, was inzwischen gar nicht mehr so einfach ist: sie hat eine Dystopie geschrieben, die sich liest wie etwas völlig Neues. Die Grundidee fand ich dermaßen faszinierend, dass das Buch bei mir schon halb gewonnen hatte:

    In einer post-nuklearen Zukunft werden ausschließlich Zwillinge geboren, immer ein Junge und ein Mädchen. Aber während das eine Kind grundsätzlich gesund, kräftig und makellos ist, hat das andere irgendeine Form von Deformierung. Fehlende oder doppelte Gliedmaßen, Blindheit, Taubheit, Zwergwuchs... Die Überreste der Strahlung, die aus irgendeinem Grund immer nur den einen Zwilling betreffen.

    Nach vielen Generationen der Zwillingsgeburten hat sich die Gesellschaft in zwei Gruppen gespalten: die gesunden Alphas, die privilegiert in wohlhabenden, sauberen Städten leben, und die "defekten" Omegas, die schon als Kleinkinder gebrandmarkt und in reine Omega-Siedlungen abgeschoben werden, wo sie nicht halb so viele Rechte genießen wie ihre Zwillinge. Die Omegas werden gefürchtet, da sie als Inbegriff alles Schlechten gesehen werden, und womöglich würde diese Furcht sich in einem Genozid entladen - wäre da nicht die simple Tatsache, dass kein Alpha ohne sein Omega leben kann. Stirbt der eine Zwilling, stirbt auch der andere.

    Cass ist eine Omega, weil sie seherische Fähigkeiten besitzt - was von Alphas und Omegas gehasst und gefürchtet wird. Am Anfang hatte ich das Gefühl, keinen rechten Zugang zu ihr zu finden, denn die Geschichte durchläuft in den ersten Kapiteln sozusagen im Zeitraffer mehrere Jahre, wodurch ich Cass' Emotionen einfach nicht unmittelbar spüren konnte. Aber ab dem Punkt, ab dem wir die Geschichte wieder langsamer aus Cass' Sicht miterleben, wuchs sie mir immer mehr ans Herz!

    Sie hat eine Schwäche, die eigentlich eine Stärke ist: sie sieht das Gute im Menschen und vertraut lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig. Obwohl sie selber allen Grund dazu hätte, die Alphas zu hassen, empfindet sie eine zutiefst verwurzelte Überzeugung, dass nicht Krieg die Lösung für die Unterdrückung der Omegas ist, sondern nur ein friedliches Zusammenleben von Alphas und Omegas.

    »Der wahre Grund, warum es keinen Sinn macht zu kämpfen, ist, weil es keinen Gewinner geben kann. Jeder Alpha, den ihr umbringt, bedeutet, dass irgendwo einer von uns tot umfällt.«
    (Cass)

    Ihren Zwillingsbruder Zack, der seine eigene Karriere über Cass' Wohlergehen stellt, konnte ich bis zu einem gewissen Punkt sogar verstehen; in seinen Augen hat seine Schwester ihn um die Kindheit betrogen, die ihm zustand. Vieles von dem, was er tut, wird von einer ganz instinktiven Angst davor motiviert, nicht dazu zu gehören oder gut genug zu sein. Womit ich sein Verhalten nicht entschuldigen will! Aber ich fand es gut, dass die Autorin ihn als Menschen mit nachvollziehbaren Motiven zeigt.

    Dann gibt es da noch Kip, den Cass vor einem schrecklichen Schicksal rettet. Er war mir direkt sehr sympathisch! Obwohl er sein Gedächtnis verloren hat und deswegen quasi nochmal ganz von vorne anfangen muss, hat er eine starke Persönlichkeit, die einem im Gedächtnis bleibt. In den unmöglichsten Situationen zeigt er immer wieder einen flapsigen Humor, was das düstere und hochspannende Buch manchmal etwas auflockert.

    »Wird das jetzt zur Gewohnheit, dass du allen, die versuchen, dich zu töten, vor ihrem Tod noch Versprechungen machst? Ich frage nur, weil es sein kann, dass dabei in Zukunft einige Verpflichtungen zusammenkommen.«
    (Kip)

    Über ein paar andere Charaktere hätte ich gerne noch mehr erfahren, wie zum Beispiel Piper, den Anführer des Widerstands, oder die gefürchtete Seherin, die als "Beichtmutter" bekannt ist. Sie tut wirklich schreckliche Dinge und ich hätte gerne besser verstanden, was sie dazu gebracht hat!

    Die Liebesgeschichte ist hat mir gut gefallen, obwohl (oder vielleicht gerade weil) sie sich langsam aufbaut und nicht im Mittelpunkt der Handlung steht. Ich fand sie rührend und gut geschrieben! Es gibt zwischendurch die Andeutung einer Dreiecksgeschichte, die mir etwas bemüht und konstruiert vorkam, aber sie spielt (noch?) keine allzu große Rolle.

    Obwohl die Handlung manchmal eher bedächtig voranschreitet, fand ich das Buch trotzdem nie langweilig. Die Grundidee wird schlüssig ausgebaut, und auch die Welt erschien mir stets gut durchdacht und komplex. Auch in den ruhigeren Passagen passiert in meinen Augen immer genug, um das Interesse wach zu halten!

    Der Schreibstil gefiel mir an sich sehr gut, aber mit der Übersetzung haderte ich ein bisschen... Nach einer Stelle, die mir merkwürdig vorkam, lud ich mir erstmal die Leseprobe des englischen Originals runter und verglich.

    Ich muss sagen, der Schreibstil verliert in der Übersetzung viel seiner Dringlichkeit und seiner interessanten Sprachmelodie! Manche Stellen sind meines Erachtens auch ein wenig verfälscht übersetzt. So flieht Cass zum Beispiel in einer Szene vor einem berittenen Verfolger, und dann wird gesagt:

    "Einer von ihnen packte meine Füße und riss mich auf sein Pferd."
    Wie kann man vom Pferd aus jemanden an den Füßen fassen?!

    Im Original:
    "One simply scooped me up as I ran, snatching the earth from under my feet."
    Grob übersetzt: "Einer sammelte mich einfach auf während ich rannte und riss mir die Erde unter den Füßen weg."

    Zum Teil werden Wörter auch als Fremdwort stehen gelassen, obwohl das im Deutschen dann etwas gestelzt oder unsinnig klingt. Ein Schreckgefühl ist zum Beispiel "insistent" (eindringlich) und Wangenknochen sind "prominent" (hervorstehend).

    Aber im Laufe des Buches las ich mich dennoch auch in die deutsche Übersetzung gut ein, und im Großen und Ganzen liest sie sich flüssig und ansprechend.

    Das Ende des Buches ist ein ziemlicher Hammer - ich glaube, meine Worte waren: »...was? Was?? WAAAaaaas?!!« Der Autorin ist es gelungen, mich eiskalt zu überraschen. Ein sehr mutiges Ende, an dem sich sicher die Geister scheiden werden, aber ich hoffe sehr, dass es im nächsten Band nicht irgendwie rückgängig gemacht wird!

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