DAS EULENTOR: Horrorthriller

Buchseite und Rezensionen zu 'DAS EULENTOR: Horrorthriller' von Andreas Gruber
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "DAS EULENTOR: Horrorthriller"

Im August 1911 segeln Alexander Berger, der Kartograph Hansen und eine Handvoll Norweger ans Ende der Welt. Inmitten zerklüfteter Gletscher und arktischer Temperaturen sterben die Teilnehmer an Erfrierungen, stürzen in Gletscherspalten oder verschwinden unter mysteriösen Umständen im Blizzard. Kurz vor Abbruch der Expedition entdecken die Überlebenden einen mysteriösen Schacht, der senkrecht und scheinbar endlos tief in die Erde führt. Sie wollen dieses Rätsel, das jedem physikalischen Gesetz widerspricht, lösen. Der gefährliche Abstieg in die Dunkelheit beginnt, wo Tod und Wahnsinn lauern

Format:Broschiert
Seiten:370
EAN:9783958356214

Rezensionen zu "DAS EULENTOR: Horrorthriller"

  1. packend und professionell geschrieben

    Mystery? Nie gelesen, kein Interesse. Ich stehe auf Politthriller und Esoterik, am liebsten als Kombination, wie beispielsweise Colin Cotterills Dr.-Siri-Reihe.

    Andreas Gruber? Nie gehört. Und wenn auf dem Cover "Bestseller-Autor" steht, bin ich generell misstrauisch, denn selbst große etablierte Verlage verticken heutzutage ungenießbaren Trash unter diesem Label.

    Luzifer-Verlag? Wohl einer dieser Kleinverlage, die unbegabten Schreiberlingen eine nutzlose Chance geben.

    Oder?

    Zugegeben, ich bin etwas old-fashioned. Vor einem Jahrzehnt bin ich noch Woche für Woche im Morgengrauen mit dem Rad an der Neiße entlanggefahren, den Gepäckträger voll mit dicken Thriller, Hörbüchern und Filmen, damals damals allesamt auf CD bzw. DVD, klopfte in Zittau meine Rezensionen ins Internet, samt Videopodcasts, zu jener Zeit völlig unbekannt, was der Firma letztendlich die Pleite brachte, und radelte nachmittags mit neuen Büchern, CDs und DVDs zurück, mit ziemlich plattem Hinterreifen ob der gewaltigen Last. All dies Woche für Woche über mehrere Jahre. Bei der Frankfurter Buchmesse staubte ich dann sogar eine dicke Ballatine's-Whiskeyflasche ab, im eleganten Buchschuber. Sich gleichzeitig betrinken und die Buchseiten umblättern, das war schon eine Meisterleistung. Good old times!

    Und jetzt dies:

    Eine 369 Seiten dicke Scharte, die mich gleich im Vorwort mit einer warmherzigen Schreibe empfängt, gänzlich uneitel, jedoch nicht kriecherisch devot, sondern neugierig macht wie wenn der Oberkellner einer Beisel in Wien die Tageskarte vorträgt und einem sein seiner Beschreibung des Palatschinkens das Wasser im Munde zusammenläuft.

    Der Mann macht einfach nichts falsch:

    Wenn schon Mystik, dann bitte die Klassiker H.P. Lovecraft (Cthulhu) oder Edgar Allen Poe (The Raven, vom Alan Parsons Project genial vertont. Andreas Gruber aus dem sumpfigen Grillenberger Becken in Niederösterreich auf halber Strecke zwischen Wien und Wiener Neustadt, wo das Herz von Kaiser Maximilians I., dem Weißkunig, unter dem Altar der St.-Georgs-Kapelle begraben liegt, erwähnt diese Autoren im Vorwort und tritt wahrlich in ihre Fußstapfen.

    Schon im Prolog wird die Hauptfigur Nele derart elegant eingeführt, dass sich der Leser unschwer mit ihr identifizieren kann. Nur zwei Seiten weiter eine überraschende Wendung und man ist mitten drin in der Handlung.

    Der Autor quält uns nicht mit langweiligem Info-Dumping, wie das Lesen der meisten filigran durchkonstruierten Verschwörungsthriller zur Qual macht, sondern streut sie ganz leicht ein, wie Zuckerstreusel oder eine kleine Erdbeere am Rande besagten Palatschinkens, ab Seite 23 im ersten Kapitel, das kurz und übersichtlich ist und wie alle 70 Kapitel mit einem Cliffhanger endet, sodass sich "Das Eulentor" in leicht verdaulichen Gabelbissen genießen lässt.

    Dort im ersten Kapitel kommt auch schon die nächste überraschende Wendung in Form eines Massakers. Da Andreas Gruber sein Schreibhandwerk versteht, vermeidet er plastische Schilderungen von sadistisch zerschnittenen Frauenleibern, was bei eingangs erwähnten Bestsellerautoren heutzutage anscheinend zum guten Ton gehört. Eine gute Story und dreidimensionale Charaktere können auf derartiges Beiwerk verzichten.

    Kurze Flashbacks wie auf Seite 32 im dritten Kapitel helfen dem Leser, geschehenes zu rekapitulieren. Und wenn dann im fünften udn sechsten Kapiel leichte Rückblenden eingebaut werden, stört das nicht den Erzählfluss, genauso wenig wie technische Begriffe in Kapitel sechs auf Seite 42, wenn von nachtsichttauglichem Cockpit, digitalem Moving-Map-System und taktischen Funkgeräte die Rede ist. Dieser Autor will nicht seine Eitelkeit befriedigen, sondern die werte Kundschaft bewirten - gleich jenen erfahrenen Oberkellnern in Beiseln der Wiener Josefstadt.

    Merken Sie etwas?

    In dieser Buchrezension fehlt eine Beschreibung des Inhalts. Darauf können Sie vergeblich warten. Ein Buch ist ein Buch, wenn man sich als Leser ernst genommen fühlt, wenn man allen Sorgen und Nöten des Alltags enthoben wird und sich ganz leicht in eine andere Welt hinein träumen kann. Nicht, dass Sie jetz schon wieder an die österreichische Gastronomie denken! Und wenn doch? Nun gut: Das Restaurant Wilder Mann in der Währinger Straße im 18. Bezirk, so in etwas zwischen Volksoper und der Grabstätte Ludwig van Beethovens, dort können Sie solide und schmackhaft speisen, und nebenbei gänzlich ungestört ein wenig der Literatur frönen. Ich spreche aus Erfahrung.

    Postscriptum:

    Die Widmung "Für Jürgen, Kritiker und Testleser der ersten Stunde" enthält zwar meinen Vornamen, doch schwöre ich beim Leben meiner Großmutter (die schon in den 60-ern starb), niemals nicht zuvor keinesfalls Kritiker oder gar Testleser dieses wirklich großartigen österreichischen Schauspielers gewesen zu sein!

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  1. Ein packender, vielschichtiger Pageturner

    „Denn bis auf einen verdammt tiefen, geometrisch exakten Schacht, ein paar Gesteinsproben, unheimliche Vogelgerippe und einer Menge vager Theorien haben wir nichts zu bieten.“ (Zitat Seite 177)

    Inhalt
    Im August 1911 bricht der junge Wiener Arzt und Schriftsteller Dr. Alexander Berger mit einer Gruppe von insgesamt sechs Personen in die Arktis auf. Mit im Team ist auch die Isländerin Marit Ragnarsdóttir, eine Kartografin. Ihr Ziel ist die Erkundung und Kartografierung von Spitzbergen. Am 11. August starten sie mit drei Hundeschlitten die Inselumrundung, dann schlägt das Wetter um. Sie müssen die Expedition abbrechen, zuvor jedoch entdecken sie einen geheimnisvollen Schacht. Schon im Frühjahr 1912 kehren sie zurück und errichten eine richtige Station auf dem Plateau, wo sie 1911 gescheitert waren. Ihr Ziel ist nicht mehr die Kartografierung, sondern die Erforschung dieses Schachts, dessen dunkle, noch rätselhafte Tiefe sie magisch anzieht und gleichzeitig in tiefe Angst versetzt. Im November 2021 kommt die Huskytrainerin Neele Tujunen in die inzwischen moderne, groß ausgebaute Forschungsstation. Sie hat das erste Tagebuch von Alexander Berger im Nachlass ihres Großvaters gefunden und will wissen, was damals passiert ist.

    Thema und Genre
    Vom Verlag als Horrorthriller eingestuft, ist dieses Buch gleichzeitig auch ein spannender Abenteuerroman. Es ist eine interessante Geschichte über naturwissenschaftliche Expeditionen und Entdeckungen. Sie spielt auf der arktischen Inselgruppe Spitzbergen.

    Charaktere
    Der Autor nimmt sich Zeit für seine unterschiedlichen Charaktere. Sie sind glaubhaft und ihre Handlunge nachvollziehbar, dadurch sind sie nahe an uns Lesenden und man fiebert gepackt mit. Alexander Berger und Marit Ragnarsdóttir sind eher skeptisch, während sein Freund, der Abenteurer Jan Hansen, und Ing. Gottfried Prehm wie Besessene sind, sie sehen diesen Schacht als persönliche Herausforderung, sich selbst als wissenschaftliche Pioniere. Hansen ist ungeduldig und emotional, Prehm der besonnene, rationale Wissenschaftler. Neele will 2021 unbedingt herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen ihrer Familie und dieser Geschichte gibt.

    Handlung und Schreibstil
    Die Handlung ist in zwölf Teile gegliedert und wird in zwei unterschiedlichen Erzählsträngen und Zeitebenen erzählt. Die erste Geschichte, in personaler Erzählform mit Neele im Mittelpunkt, findet im aktuellen Jahr 2021 statt. Sie bildet die Rahmenhandlung für die zweite Geschichte, die Erlebnisse von Alexander Berger ab 1911, erzählt als Aufzeichnungen in der ersten Person. Die Ereignisse werden jeweils chronologisch geschildert und beide Zeitebenen wechseln einander ab. Diese Art des Erzählens passt perfekt zum Genre. Das Handlungstempo ist rasant und umfasst einerseits die wissenschaftlichen Erkenntnisse, logisch nachvollziehbare physikalische Überlegungen, Erfahrungen, andererseits die rätselhaften Ereignisse im Zusammenhang mit dem Schacht. Auch die Gefahren der Natur mit tiefer Kälte und Eis zwischen Mitternachtssonne und Dunkelheit sind so gut und eindrücklich beschrieben, dass wir uns sofort mitten in den Schneestürmen fühlen und uns das dunkle, mystische Grauen, das Ahnen von etwas Übernatürlichem, beim Hinabgleiten in den Schacht erfasst.

    Fazit
    Eine packende, interessante, sehr spannende Mischung aus Entdeckergeschichte, Abenteuerroman und Horrorthriller, ein großartiges Lesevergnügen. Ein Pageturner, perfekt für kalte, dunkle Winterabende, aber nicht nur für diese.

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