Das Café ohne Namen

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Café ohne Namen' von Robert Seethaler
4.7
4.7 von 5 (10 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Café ohne Namen"

Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach Ende des Krieges hat sich die Stadt aus ihren Trümmern erhoben. Überall wächst das Neue, und auch Simon lässt sich mitreißen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, und genau genommen ist es gar kein richtiges Café, doch die Menschen aus dem Viertel kommen, und sie bringen ihre Geschichten mit – von der Sehnsucht, vom Verlust, vom unverhofften Glück. Sie kommen auf der Suche nach Gesellschaft, manche hoffen sogar auf die Liebe, und während die Stadt um sie herum erwacht, verwandelt sich auch Simons eigenes Leben. Das Café ohne Namen ist ein Roman über den menschlichen Drang zum Aufbruch. Mit einem Reigen unvergesslicher Figuren und seiner besonderen Aufmerksamkeit für die Details des Lebens erzählt Robert Seethaler davon, wie eine neue Welt entsteht, die wie alles Neue ihr Ende schon in sich trägt.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:288
Verlag: Claassen
EAN:9783546100328

Rezensionen zu "Das Café ohne Namen"

  1. "Am besten sucht man sich ein schattiges Platzerl im Leben..."

    Mein Hör-Eindruck:

    Seethalers Vorliebe gehört offensichtlich den einfachen, kleinen Leuten, deren Leben er erzählt. Hier ist es die Geschichte des Gelegenheitsarbeiters Robert Simon, der Ende der 60er Jahre ein Cafè am Karmelitermarkt übernimmt, einem noch vom Krieg gezeichneten ärmlichen Viertel Wiens. Sein Leben ist unspektakulär und von täglicher harter Arbeit geprägt. Er wohnt bescheiden in einem möblierten Zimmer bei einer Kriegerwitwe, mit der ihn im Lauf der Jahre das Gefühl einer gegenseitigen Verantwortung füreinander verbindet.

    Der wirtschaftliche Aufschwung, von dem er in der Zeitung liest, geht an ihm vorbei, und er zeigt auch kein Interesse daran. Der Einsturz der Reichsbrücke (1976) wird zwar von ihm und seinen Gästen als Signal für eine Zeitenwende gedeutet, aber worin diese Zeitenwende besteht, bleibt offen und zeigt sich auch nicht in dem kleinbürgerlichen Mikrokosmos des Cafès.

    Seine Gäste stammen aus seinem Umkreis und seiner Schicht. Es sind Schicht-Arbeiter, junge Frauen aus der Garnfabrik, kleine Beamte, Gelegenheitsarbeiter, Taugenichtse, Marktleute, verkrachte Existenzen und andere skurrile Gestalten, die sich hier treffen. Simon hat Verständnis für alle: „Die Welt dreht sich immer schneller, und da kann es schon passieren, dass es einige von denen, deren Leben nicht schwer genug wiegt, aus der Bahn wirft.“ Simons Cafè ist für diese Leute eine zweite Heimat, wo sie Ansprache und Zuhörer finden. Einige dieser Schicksale greift Seethaler heraus und betrachtet sie kurz wie mit einem Vergrößerungsglas, z. B. das Leben des benachbarten Metzgermeisters, der seine ständig wachsende Familie ernähren muss und dessen Geschäft unter den neuen Supermärkten leidet, oder das Leben des ständig alkoholisierten Schau-Ringers, der ausgerechnet „Wurm“ heißt. Alle diese Figuren stehen dem Leben und den sich ändernden Zeiten hilflos und ratlos gegenüber. Alle sind kleinbürgerliche Existenzen, die versuchen mit dem Leben klarzukommen und die ihr bescheidenes Auskommen finden müssen.

    Wie seine Gäste erleidet auch Robert Simon Schicksalsschläge, die er jedoch ergeben hinnimmt und mit deren Folgen er weiterlebt. Und das ist eines der wiederkehrenden starken Themen in Seethalers Romanen: die Ergebenheit dem Leben gegenüber, die Einsamkeit des Einzelnen, sein Scheitern und zugleich die Beobachtung, dass jeder seinem Mitmenschen das Leben etwas erleichtern kann.

    So unspektakulär wie Seethalers Figuren ist auch seine Sprache. Wenn man einen Seethaler-Roman aufschlägt, weiß man, was einen erwartet: eine reduzierte Sprache, passend zur Wortkargheit seiner Figuren sowie leise und undramatische Töne.

    Das Hörbuch wurde eingelesen von Matthias Brandt: perfekt, ein Hörgenuss, besser geht es nicht.

    Mein Lieblingssatz:
    "Am besten man sucht sich ein schattiges Platzerl im Leben und hält still."

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  1. Menschen im Café am Karmelitermarkt

    „Die Donau hat es schließlich auch schon gegeben, bevor jemand sie Donau genannt hat. Dann bleibt dein Café eben ohne Namen und das ist richtig so.“ (Zitat Seite 25)

    Inhalt
    Robert Simon ist einunddreißig Jahre alt und arbeitet seit sechs Jahren als Gelegenheitsarbeiter auf dem Wiener Karmelitermarkt. Doch heute ist sein letzter Tag. Immer wieder war er an dem alten Marktcafé vorbeigegangen, das schon länger leer stand, jetzt ist er der neue Pächter. Schon am Tag der Eröffnung füllt sich das Café rasch mit Gästen. Es sind Leute aus dem Viertel, Schichtarbeiter, Angestellte in Hemdsärmeln, die Mädchen aus der Schottenauer Garnfabrik und die Händler vom Markt. Eines Tages bringt der Fleischermeister Berg die arbeitslose Hilfsnäherin Mila in das Café. Mila braucht dringend Arbeit und Simon kann Hilfe brauchen, das Café läuft gut. Es ist ein Treffpunkt der Menschen aus dem Viertel, mit ihren Sorgen, Geschichten aus einem gelebten Leben und mit ihren Träumen. „Simon musste lächeln, wenn er an all die verlorenen Seelen, dachte, die sich jeden Tag in seinem Café zusammenfanden.“ (Zitat Seite 71) So vergehen die Jahre, die Zukunft kommt mit neuen Bauten und einer U-Bahn in Wien an, und irgendwann, nach zehn Jahren, auch im Karmeliterviertel.

    Thema und Genre
    In diesem Roman geht es um das Leben der Menschen in einem typischen Wiener Grätzel. Es ist nicht die große Bühne, auf die wir in diesem Café blicken, und doch nehmen wir Lesenden durch die Gespräche, wenn die Politik und die Neuigkeiten im Café diskutiert werden, auch an der Entwicklung Wiens als aufstrebende, moderne Großstadt teil. Themen sind Einsamkeit, Alter, Verlust, aber auch Freundschaft, Liebe und die Suche nach Geborgenheit und dem kleinen Glück.

    Charaktere
    Robert Seethaler nimmt seine Figuren direkt aus dem Leben und berichtet einfühlsam über ihre unterschiedlichen Geschichten.

    Handlung und Schreibstil
    Die Geschichte wird fortlaufend in einzelnen Episoden erzählt, Kapitel, in denen wechselweise eine oder mehrere der Figuren im Mittelpunkt stehen. Wir nehmen Teil an den Veränderungen in ihrem Leben, denn sie alle verändern sich in diesen zehn Jahren, bemerkt, oder beinahe unbemerkt. Der Schriftsteller ist ein leiser, poetischer Erzähler, sein Blick auf die Dinge des Lebens ist genau beobachtend, er achtet auf die Nuancen des menschlichen Verhaltens und der Gefühle. Mit derselben Genauigkeit schildert er auch eindrücklich das Viertel um den Karmelitermarkt, die Tagesabläufe im Café im Wechsel der Jahreszeiten.

    Fazit
    Eine wunderbar leise und eindrückliche Geschichte, in deren Mittelpunkt ein Café in einem typischen Wiener Viertel in der Leopoldstadt steht, und die Menschen, für die es Zuflucht und Heimat ist.

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  1. Einfach nur großartig!

    !ein Lesehighlight 2023!

    Klappentext:

    „Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach Ende des Krieges hat sich die Stadt aus ihren Trümmern erhoben. Überall wächst das Neue, und auch Simon lässt sich mitreißen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, und genau genommen ist es gar kein richtiges Café, doch die Menschen aus dem Viertel kommen, und sie bringen ihre Geschichten mit – von der Sehnsucht, vom Verlust, vom unverhofften Glück. Sie kommen auf der Suche nach Gesellschaft, manche hoffen sogar auf die Liebe, und während die Stadt um sie herum erwacht, verwandelt sich auch Simons eigenes Leben.“

    Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Robert Seethaler hat auch mit seinem aktuellen Werk „Das Café ohne Namen“ wieder ein beeindruckendes und erhellendes Werk verfasst, welches im Gedächtnis bleiben wird und zudem ein zeitloses Literaturwerk darstellt. Seine Geschichte mit Protagonist Robert Simon lässt einen einerseits durch die bildhafte Sprache in eine Art Zeitenwechsel abtauchen aber dennoch zeigt es so viel mehr was auch heute noch wichtig wäre, wäre unsere (Konsum)Welt einfach nur ein kleines bisschen ruhiger und unaufgeregter. Robert baut also seine Existenz von Null auf. Er hat Visionen und die stärken ihn für sein Vorhaben. Er kämpft für seinen Traum und pachtet eben jene Gastwirtschaft. Es ist Seins und genau das macht ihn stolz - völlig zurecht. Einen Namen? Den braucht es nicht. Warum auch? Allein die Tatsache, dass dieser Ort einfach nur da ist um ein wenig heiße Melange zu genießen oder einfach nur aus den Fängen der Zeit kurz abzutauchen, das soll eben laut Robert genau so sein. Das Angebot ist überschaubar, ja, aber es ist genau das was die Menschen wollen. Nach allem was war, ist Überforderung und Größenwahn das Letzte was die Menschen brauchen, auch wenn es schon über zwanzig Jahre her ist. Oder erst? Kriege hinterlassen sichtbare und unsichtbare Wunden… Im Café selbst erleben wir Leser jede Menge Geschichten aus dem Viertel selbst. Man wird fast selbst gedanklich zum Stammgast und ja, die Tasse Kaffee bei diesem Buch ist Pflicht. Alle Geschichten sind so besonders, alle Geschichten zeigen Menschen auf die dahinter stehen, Schicksale, Namen und da haben wir wieder den wahren Seethaler entdeckt! „Zwischen den Zeilen lesen“ macht hier wieder größte Freude! Durch die zurückhaltende Art und Weise des Cafés selbst, erleben wir die Geschichten vollumfänglich. Es wird eine Art Begegnungsstätte und da zählen die Begegnungen und nicht der Name des Cafés. Der Schwerpunkt liegt auf den Menschen selbst und genau dafür braucht es eben diese besondere Stimmung. Seethalers Schreibstil ist wieder rein und ungeschnörkelt. Er schwurbelt nicht herum, sondern bringt alles gekonnt auf den Punkt. Er ist detailliert ohne sich darin zu verlieren, er legt seine Aufmerksamkeit mit dem Leser zusammen auf die jeweilige Geschichte im Café und bietet somit Platz für das Leben. Die Emotionen erhalten ihre Entfaltung und auch die bildhaften Beschreibungen passen hervorragend! Seethaler zeigt uns Lesern auf, wie viel nötig ist um sich wohlzufühlen - nämlich nicht viel und Namen braucht es schon gar nicht für Orte. Die Bescheidenheit ist in der heutigen Zeit verloren gegangen, Konsum und Größenwahn mit Marken und Co. dominieren diese Zeit aber ist das Alles? Namen sind Schall und Rauch aber das Leben hinter den Namen ist auf jeden Fall seine volle Beachtung wert!

    Robert Seethalers Buch hier lässt jedenfalls tief blicken, ist gar philosophisch und verdient dadurch eine absolute Leseempfehlung mit 5 Sternen!

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  1. Aufbaujahre in Wien.

    Kurzmeinung: Robert Seethaler - der Name steht für literarische Qualität. Egal, welchen Seethaler man greift, man wird immer gut unterhalten und das auf hohem Niveau.

    Kurz nach Kriegsende hilft der ungelernte junge Bursche Robert Simon auf dem Wiener Mark aus als Mädchen für alles. Er ist handwerklich geschickt und sucht eine Perspektive. Schließlich findet er ein paar kleine Räume, die schon früher einmal für eine Kneipe genutzt wurden und er legt seine sämtlichen mühevollst zusammengekratzten Spargroschen auf den Tisch für deren Anmietung, ein paar Möbel dazu und eine Schanklizenz: und voilà, das Café ohne Namen, direkt am Marktplatz, ist geboren. Als später Mila als energische Kellnerin dazukommt, läufts. Ich lese das Hörbuch - und Matthias Brandt als Sprecher mit seinem unnachahmlichen Timbre tut das Seinige, das heißt, ich bin sehr angetan.

    Robert Seethaler erzählt in ruhiger, aber eindringlicher Weise vom Nachkriegsleben, von den Depressionen der Menschen, vom Weitermachen, vom Scheitern und Wiederaufstehen. Aber auch vom Liegenbleiben. Und Nichtwiederaufstehen. Und von Erinnerungen an bessere Zeiten. Ohne dass es expressis verbis gesagt wird, ist klar, der verlorene Krieg hat seine Spuren in den Seelen der Menschen hinterlassen, sie geknickt, gebrochen, verbogen. Im Café, das eigentlich keins ist, sondern eine Kneipe, treffen sich die mehr oder weniger gescheiterten Existenzen des Viertels, Die Stammkunden sind die stadtbekannten Alkoholiker. Wie Seethaler gerade diesen Menschen ein Gesicht und eine Geschichte gibt, das ist bemerkenswert. Auch andere, gebrochene Lebensläufe werden von Seethaler aufgegriffen und ins Bild gesetzt. Das macht er tiefgründig und sensibel, doch ohne etwas zu verschweigen. Arbeiter kommen ins Café, Marktbesucher, bald ist das Café eine Anlaufstelle für viele.

    Die Nachkriegszeit ist eine Zeit des Aufbaus und der Chancen, jeder, der vordergründig einigermassen gesund ist oder gesund geblieben ist und mitanpacken kann, bekommt eine Arbeit. Freilich, man darf auch nicht wählerisch sein. „Das Café ohne Namen“ ist eine Erzählung über den Mann und die Frau von der Straße, eine Hommage an den Mut einfacher Leute, denen nichts anderes übrig bleibt, als auf die Zähne zu beißen und weiterzumachen. Irgendwie. Manchmal klappts und manchmal klappt es auch nicht. Unaufdringlich fließt die Atmosphäre der Zeit und der Stadt Wien ins Geschehen. Die Lektüre: ein Genuß.

    Fazit: Eine oft melancholische, einfühlsame Erzählung in wunderschöner Sprache über gebrochene Existenzen, die ein Plätzchen zum Abhängen suchen und in Seethalers Markt-Café auch finden. Freilich der Wirt ist er nicht, das ist Robert Simon. Aber ist es nicht auffällig, dass beide den selben Vornamen haben? „Das Café ohne Namen“ gehört ein bisschen eben auch Seethaler.

    Kategorie: Anspruchsvolle Literatur. Wien.
    Hörbuch Verlag Hamburg, 2023 /sonst: Claassen

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  1. Das Wien der 60er Jahre...

    Auf diesen neuen Seethaler wartete ich sehnsüchtig und ich habe ohne Kenntnis über den Inhalt direkt meine Nase ins Buch gesteckt und ich wurde nicht enttäuscht.

    In der Geschichte geht es um Robert Simon, der keine Lust mehr auf Gelegenheitsjobs hat, sondern seinen Traum vom eigenen Café leben möchte und so pachtet er eine Wirtschaft, die die besten Zeiten bereits hinter sich hat. Wird sein Traum das wahre Glück oder zum Albtraum?

    Die große Kunst des Autors ist hier das Alltägliche der 60er in Wien zu beschreiben. Angelegt in der Nähe des Karmelitermarktes, wo bereits "der Trafikant" spielt, sieht der Leser die Armut der Menschen, die dennoch genügsam und zufrieden mit ihrem Schicksal sind, wissen sie doch genau, dass es nicht viel Veränderung geben wird. So wird das Café zu ihrem Rückzugsort, wo sie sich austauschen und einfach mal den Alltag für einige Minuten oder Stunden vergessen können.

    Man merkt, dass die Arbeit im Café schon derbe Plackerei ist. Will Robert über die Runden kommen, so muss er jeden Tag offen haben. Ganz nebenbei erfahren wir als Leser wie er aufgewachsen ist und durch welche dunklen Pfade er schon gehen musste. Da hatte ich teils Gänsehaut, vor allem was das Schicksal seiner Eltern betraf. Man hat ihn einfach gern, weil ihn bereits kleine Dinge erfreuen, wie eine funktionierende Zapfanlage oder dass seine Gäste sich einmal nicht prügeln.

    Doch nicht nur Robert fordert das Leben, sondern auch die Menschen um ihn herum. Da ist der Fleischermeister Johannes Berg, dessen Frau ein Kind nach dem anderen bekommt und er dennoch die Zeit findet sich um seinen alten Vater zu kümmern. Da ist Bedienung Mila, die einfach nur endlich ankommen möchte und so viele mehr.

    Interessant fand ich, dass zum Einen durch einen beobachtenden Erzähler über die Akteure berichtet wird und zwischendrin ist der Leser ab und zu Zuhörer bei den Gesprächen zweier älterer Damen, die sich im Café aufhalten. So erhält man einen zusätzlichen Blickwinkel.

    Die Botschaft des Romans ist eindeutig. Lass dich vom Leben nicht unterkriegen. Wenn du fällst, dann steh wieder auf, denn nur dann findest du deinen Platz im Leben.

    Fazit: Seethaler ist ein Garant für gute Lektüre, die unterhält und den Leser fordert. Von mir eine klare Leseempfehlung.

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  1. Traum im Alltag

    Da mir so oft von Seethaler vorgeschwärmt wurde, musste ich meine Neugier dann auch mal befriedigen und begann interessiert zu lesen und ich wurde wirklich überzeugt.

    Robert Simon ist Gelegenheitsarbeiter und hat diesen einen Traum: sein eigenes Café. Dieser Traum erfüllt sich, doch ist dies harte Arbeit und aus Leidenschaft könnte schnell Frust werden, doch nicht so bei Robert, der seine Aufgabe ernst nimmt und in seinem Viertel zu einer Institution wird. Kann das ewig so gut gehen?

    Mir hat gefallen, dass es nicht so sehr ums Café geht, sondern um den Alltag der Wiener in den 60ern und wie sie sich auch nach langen Jahren nach dem Krieg immer noch abmühen. Für mich fühlte es sich eher wie 50er an, aber vielleicht erscheint einem heute auch generell viel sehr rückständig. Das Café ist Treffpunkt, quasi der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, mehr jedoch nicht.

    Ich kann gar nicht in Worte fassen wie hier Tragik und Positives Hand in Hand durch die Geschichte ziehen. Genauso ist das echte Leben und das hat mir sehr gefallen.

    Zudem mochte ich, dass uns Seethaler nicht mit einer Liebesgeschichte quält. Natürlich kann man sich nach Liebe sehnen so wie Robert, aber oft geht sie eben nicht in Erfüllung oder ist eben nicht so wie erträumt.

    Mir hat der Roman Lust auf Wien gemacht und einfach nur mal durch Cafés zu streifen ohne sonstigem Ziel und vielleicht mal Leute zu beobachten.

    Fazit: Berührt und bewegt mit leisen Tönen. Wer das mag, bekommt hier alles was er liebt.

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  1. 4
    07. Mai 2023 

    Ein Neuanfang

    In den 1960er Jahren sind die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs noch zu spüren, aber dennoch ist eine Aufbruchstimmung zu erkennen. Mit seiner Stellung als Gelegenheitsarbeiter ist Robert Simon nicht mehr zufrieden. Im Jahr 1966 ergreift er die Gelegenheit, am Großmarkt mietet er Räume, um ein Café zu eröffnen. Das Angebot wählt er etwas umfangreicher als bei einem Café und nach ein paar Anlaufschwierigkeiten kommen die Gäste, die Marktbetreiber, die Zufallskunden, Bekannte und Fremde, die zu Bekannten werden. Robert Simon hat etwas Eigenes geschaffen, er hat gewienert und geputzt, um es den Gästen freundlich und einladend herzurichten.

    Robert Simon ist ein sympathischer Typ, zurückhaltend zwar, gar manchmal verschlossen, aber zuverlässig und beständig. Wer ihn zum Freund hat, kann sich wohl auf ihn verlassen. So hilft er einem Freund mit Mila, die im Café eine Anstellung gefunden hat, zusammenzukommen. Und auch seiner Vermieterin, einer älteren Dame, greift er unterstützend unter die Arme als es nötig ist. Manchmal liegen Glück und Pech nahe beieinander und an manchen Wendepunkten fragt man sich, was gewesen wäre, wenn Entscheidungen anders getroffen würden. Roberts Café hat keinen richtigen Namen, es ist einfach im Viertel da und es ist für das Viertel da.

    Der Name des Autors ist bekannt und wenn man noch keines seiner Werke gelesen hat, so ist man mit der Zeit neugierig geworden. Das Thema des recht unbedarften und im Zuge der Zeit durchaus erfolgreichen und sympathischen Gründers ist dabei ansprechend. Allerdings wirkt die Erzählung episodenhaft, was vielleicht mit dem Zeitraum zu erklären ist, über den sich die Handlung erstreckt. Vielleicht ist es auch eine Abbildung der Gäste, die häufiger erscheinen oder seltener oder auch nur ein Mal. Wenn es ein Konzept ist, ist es eine tolle Idee, wenn einem dieses Bruchstückhafte liegt. Doch auch eine gewisse Traurigkeit liegt über den Roman, als sei es Robert Simon beinahe von Anfang an gewiss gewesen, dass er sein Café nicht ewig betreiben wird. Die freudige Dynamik des Beginns verfliegt recht bald. Die angemessene und getragene Vortragsweise des Vorlesers Matthias Brandt bringt die Stimmung des Werkes hervorragend zur Geltung. Nach Abschluss des Hörerlebnisses darf man konstatieren, dass einem dieser Roman vielleicht nicht hundertprozentig liegt, es sich aber um eine Erzählung handelt, die ausgesprochen lesens- oder hörenswert ist.

    Im Übrigen ist die Abbildung eines möglichen Robert Simon auf dem Cover ziemlich gut getroffen.

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  1. All die einsamen Seelen

    Im Mittelpunkt des neuen Romans von Robert Seethaler stehen die einfachen Menschen im Wien der Jahre 1966 bis 1976. Protagonist ist der anfangs 31-jährige Robert Simon, der bisher als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt arbeitete. Als Kriegswaise konnte er nicht lange zur Schule gehen. Nun erfüllt er sich seinen Traum, als er die Gasträume des ehemaligen Marktcafés am Karmelitermarkt anpachtet. Sie sind nicht nur abgestanden, sondern auch verdreckt, feucht und in die Jahre gekommen. Es gibt viel zu tun, doch Robert geht mit viel Tatkraft und Idealismus an die anstehenden Aufgaben.

    Die Arbeit lohnt sich. Das Café, in dem es neben verschiedenen Getränken nur eine kleine Auswahl an einfachen Gerichten gibt, wird von den Menschen der Umgebung und den Marktbesuchern gut angenommen. Bald schon kann der sympathische Robert mit der arbeitslosen Näherin Mila eine tatkräftige Kellnerin einstellen und sich später sogar einen Ruhetag gönnen. Dennoch bleibt kaum Freizeit. Robert wohnt bei einer älteren Kriegerwitwe zur Untermiete, die ihm immer wieder mit praktischen Ideen zur Seite steht. Im Gegenzug übernimmt er Einkäufe oder unterstützt die ältere Dame, wenn sie Hilfe braucht. Roberts bester Freund Johannes betreibt die dem Café gegenüberliegende Metzgerei. Seine Familie wächst schnell, oft hat er Angst, sie nicht satt zu bekommen, zumal seine Ehefrau psychisch belastet ist. Mila verliebt sich in René, den gutmütigen aber unzuverlässigen Ringer vom Heumarkt, der Sympathien für den Kommunismus hegt… Derlei Geschichten gibt es einige.

    Es gelingt dem Autor ganz hervorragend, das Leben der einfachen Menschen in schwierigen Zeiten zu portraitieren. Er fängt das Flair der Stadt wie der Zeit ein und zeichnet eine authentische Milieustudie, in der er die Sorgen, Nöte und Hoffnungen, aber auch die Solidarität der Arbeiterklasse an konkreten Beispielen veranschaulicht. Verschiedenste Charaktere kommen ins Café: Arbeiter mit teilweise ungewöhnlichen Berufen, Tagelöhner, Säufer, Händler, Künstler, auch ganz normale Leute. Jede Figur hat ihre Geschichte, die der Leser kennenlernen darf. Sei es durch die Handlung an sich, sei es durch „belauschte“ Gedankengänge oder Gespräche an den verschiedenen Tischen. Der Eine träumt von Amerika, der Andere von besseren Arbeitsbedingungen und mehr Gerechtigkeit, die Nächste sinnt über eine im Fluss gefundene Selbstmordleiche nach. Wirklich glücklich scheint niemand zu sein. Man ist bescheiden, zu sehr drücken Alltagsnöte und die Sorge um das tägliche Brot. Mit diesen wechselnden Erzählperspektiven gelingt es, Stimmungen und Flair der Zeit einzufangen, auch wenn sich für mein Empfinden nicht jede Sichtweise völlig organisch in die Handlung einfügt.

    Der Erzählton ist gleichmäßig ruhig und lakonisch, wie man ihn aus Seethalers Romanen kennt. Der Autor beschreibt seine Figuren sehr warmherzig und wendet sich ihren Schicksalen und kleinen Freuden intensiv zu. Der Text wird dabei von einer latenten Melancholie durchzogen, wodurch er ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit gewinnt. Seethaler erschafft schöne Bilder, so dass man sich die bescheidene, noch vom Krieg gezeichnete Umgebung visuell vorstellen kann, was Kennern der Stadt Wien sicherlich noch besser gelingen dürfte als mir. Man taucht von der ersten Zeile an ins Geschehen ein, nimmt regen Anteil am Leben der Café-Gesellschaft. Obwohl die Handlung relativ unspektakulär und unaufgeregt daherkommt, weiß sie zu fesseln. Man möchte stets wissen, wie es weitergeht. Bis zum Ende bleibt Seethaler Realist, er bringt seine Geschichte seriös zu Ende, ohne der Versuchung einer Romantisierung zu erliegen. Der Autor streut zudem immer wieder reale historische Begebenheiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein, mit deren Hilfe man den Roman zeitlich gut verorten kann.

    Ein sehr lesenswerter Roman, der an Seethalers große Erfolge anknüpfen kann. Große Lese-Empfehlung!

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  1. 4
    02. Mai 2023 

    Der typische Seethaler- Sound

    Robert Seethaler kehrt mit „ Das Café ohne Namen“ in seine Geburtsstadt Wien zurück. Hier hat er schon seinen erfolgreichen Roman „ Der Trafikant“ angesiedelt und hier steht das titelgebende Café.
    Im Viertel um den Karmelitermarkt, „ eines der ärmsten und schmutzigsten in Wien“ entdeckt Robert Simon im Spätsommer 1966 ein heruntergekommenes Lokal, das zur Pacht angeboten wird . Er will es wagen und nach sieben Jahren Gelegenheitsarbeit auf dem Markt was Eigenes aufbauen. Vom Fach ist er nicht, aber zupacken kann er und vor Herausforderungen ist er noch nie zurückgeschreckt.
    Leicht wurde ihm in seinen bisher einunddreißig Jahren nichts gemacht. Sein Vater kommt aus dem Krieg nicht mehr nach Hause und die Mutter stirbt drei Monate nach der Nachricht vom Heldentod an einer Blutvergiftung. Er kommt zu den Barmherzigen Schwestern in ein Haus für Kriegswaisen. Mit fünfzehn verlässt er die Schule, versehen mit den notwendigen Grundkenntnissen. Das und seine freundliche und entschlossene Wesensart müssen ausreichen für sein Vorhaben.
    Nach Wochen voller Plackerei ist es soweit. Simon kann sein Café am Markt eröffnen. Die Karte ist nicht groß: zum Trinken gibt es Kaffee und Limonade, Soda und Bier, sowie Wein, rot und weiß; zum Essen Schmalzbrot mit oder ohne Zwiebel, Gurken und Salzstangen. Und die Gäste lassen nicht lange auf sich warten. Im Verlaufe der Zeit gibt es ein treues Stammpublikum, Marktbetreiber und Schichtarbeiter, Fabrikmädchen und kleine Angestellte. Bald braucht Simon Hilfe. Da passt es gut, dass die nunmehr arbeitslose Näherin Mila vor dem Café ohnmächtig vor Hunger umfällt. Mit ihr hat Simon eine tüchtige und zuverlässige Mitarbeiterin gefunden. Auch nach ihrer Hochzeit mit einem der Stammgäste steht ihm Mila weiter bei.
    Es sind Jahre voller Arbeit, viele Stunden jeden Tag, sechs Tage die Woche, immer auch in Sorge um das wirtschaftliche Überleben. Doch Simon liebt seine Arbeit und seine Gäste. „ Simon musste lächeln, wenn er an all die verlorenen Seelen dachte, die sich jeden Tag in seinem Café zusammenfanden.“
    Diese Stammgäste portraitiert Robert Seethaler grandios. Er braucht nur wenige Sätze und Szenen, um die Figuren lebendig und unverwechselbar zu machen. Da gibt es z.B. Simons langjährigen Freund, den Fleischermeister Johannes Berg, der sich fürsorglich um seinen alten Vater kümmert und kaum mehr weiß, wie er seine immer größer werdende Familie unterhalten soll. Oder die üppige Käsehändlerin Heide Bartholome, die eine verrückte Liebe mit dem treulosen Maler Mischa verbindet. Auch Milas Ehe mit dem Ringer Renee vom Heumarkt hat seine Höhen und Tiefen.
    Dazwischen belauscht man immer wieder zwei ältere Frauen an ihrem Stammplatz im Café. Sie wissen den neuesten Klatsch und Tratsch und geben ihre im Laufe des Lebens gewonnenen Weisheiten zum Besten. „ Schmerzen sind bloß kleine Bosheiten des Lebens. Richtig schlimm wird es erst, wenn du sie nicht mehr spürst.“ und auf den Ratschlag, weniger auf das Äußere zu achten, kommt die Reaktion „ Bei den meisten gibt das Innere auch nicht viel her.“
    Am stärksten aber berührt die Hauptfigur Robert Simon. Er ist genügsam, freut sich an kleinen Dingen. Glück bei den Frauen ist ihm allerdings nicht vergönnt. Die Liebe zu der jungen Jascha aus Jugoslawien ist kurz und unklar. Beständig bleibt dagegen die Beziehung zu seiner Zimmerwirtin, einer Kriegerwitwe. Sie unterstützt und ermutigt ihn und als sie alt und verwirrt ist, besucht Simon sie wöchentlich im Heim.
    Simon ist ein Pragmatiker, der Rückschläge klaglos hinnimmt. Als ihm nach zehn Jahren der Pachtvertrag gekündigt wird, feiert er noch ein großes Fest mit seinen Stammgästen und schließt das Café.
    Es sind alltägliche, meist wenig spektakuläre Schicksale, die Robert Seethaler in seinem Roman ausbreitet, Portraits von den sog. „ kleinen Leuten“. Die Weltgeschichte und das Zeitgeschehen werden nur im Hintergrund angedeutet. Da heißt es von einem ehemaligen Nazi, er habe „ sein Hakenkreuz mit der Rohrzange zum Jesuskreuz umgebogen“. Einem anderen erscheint der Einsturz der Reichsbrücke 1976 als Zeichen für den endgültigen Untergang des alten Österreichs. Der Aufbau des kriegszerstörten Wien wird nur an einzelnen Details angedeutet.
    Denn dem Autor geht es weniger um ein Gesellschaftsportrait, sondern um eine Haltung dem Leben gegenüber. Scheitern und weitermachen, seinen Platz im Leben finden, anderen mit Liebe und Güte gegenübertreten.
    So ist „ Das Café ohne Namen“ trotz seiner melancholischen Grundstimmung ein positives Buch. Dies zu vermitteln gelingt Robert Seethaler mit seinem ganz eigenen Sound: eine ruhige Erzählstimme und eine schnörkellose und unsentimentale Sprache.
    Auch wenn sein neuester Roman nicht an mein absolutes Lieblingsbuch von Robert Seethaler „ Ein ganzes Leben“ heranreicht, so habe ich ihn doch sehr gerne gelesen.

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  1. Ein kleiner Ort der Hoffnung

    Es ist keineswegs Unzufriedenheit mit seinem Leben als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt in der Wiener Leopoldstadt, die den 31-jährigen Robert Simon im Spätsommer 1966 antreibt, vielmehr eine aufflammende Sehnsucht in einer von Aufbruchsstimmung durchdrungenen Stadt:

    "Eine Zeit lang arbeitete er als Abräumer und Fetzenbursch in den Pratergastgärten, und vielleicht war es hier, wo sich in ihm […] zum ersten Mal der Keim einer Sehnsucht regte: etwas zu tun, das seinem Leben eine entscheidende Bekräftigung gab. Einmal hinter der Schank seiner eigenen Wirtschaft zu stehen." (S. 18)

    Noch sind Spuren der kompletten Zerstörung des Markts im Zweiten Weltkrieg in diesem ehemals jüdischen Viertel zu sehen, das jetzt zu den schmutzigsten und ärmsten der Hauptstadt gehört, Wohnort kleiner Leute, Arbeiter, Handwerker, Ladenbesitzer, Tagelöhner. Trotz der Angst vor dem Unbekannten und Respekt vor dem unternehmerischen Risiko wagt Robert Simon, moralisch unterstützt von seiner Zimmerwirtin, der alten Kriegerwitwe Martha Pohl, und seinem Freund, dem Metzgermeister Johannes Berg, den Schritt in die Selbstständigkeit und pachtet das düstere, heruntergekommene Marktcafé. 15 Stunden schuftet er an jedem Tag der Woche, immer müde und erschöpft, oft in Sorge um das wirtschaftliche Überleben seines Herzensprojekts, anfangs allein, dann mit seiner Angestellten Mila. Doch erfüllt ihn eine bisher unbekannte Kraft, er liebt seine nie endende Arbeit und den bunten Haufen genügsamer Gäste, die sich bei Heißgetränken, Himbeersoda, Alkoholika, Schmalzbroten und Salzgurken bald regelmäßig bei ihm einfinden mit ihren Geschichten, Sorgen, Nöten, kleinen Freuden und Herzenswünschen:

    "Simon musste lächeln, wenn er an all die verlorenen Seelen dachte die sich jeden Tag in seinem Café zusammenfanden." (S. 71)

    Heimat der Abgehängten
    Der 1966 in Wien geborene Robert Seethaler erzählt in seinem Roman "Das Café ohne Namen" wie so oft von Menschen an den Rändern der Gesellschaft, in diesem Fall von denen, die nicht am großen Aufschwung der Wirtschaftswunderzeit partizipieren und sich mit Fatalismus durchs Leben schlagen:

    "Es kommt und geht sowieso alles, wie es will." (S. 162)

    Wie ein Hintergrundrauschen ziehen die Veränderungen zwischen 1966 und 1976 durch diese Milieustudie, Politikernamen, Bauprojekte, die Ankunft von Gastarbeitern, die Konkurrenz chinesischer Unternehmen und das Spekulantentum, dem das Café schließlich zum Opfer fällt. Parallel zum Einsturz der Reichsbrücke im Sommer 1976 wird ein rauschendes Abschiedsfest gefeiert. Angst um Robert Simon, der die Schließung wie alles andere hinnimmt, habe ich trotz allem nicht, eher schon um seine Gäste, für die das Café zur zweiten oder gar ersten Heimat geworden ist.

    Ein typischer Seethaler
    Im typisch melancholischen Seethaler-Sound, verhaftet in der Gegenwart der 1960er- und 1970er-Jahre, unsentimental, ohne Ausschmückungen oder Idealisierungen und mit wertschätzender Anteilnahme, geht es um einen Protagonisten, dem der Autor seinen Vornamen und seine Initialen gegeben hat, und Cafébesucher, die einem trotz Macken und Charaktermängel ans Herz wachsen. Man belauscht Gespräche, verfolgt Lebensläufe, freut sich an gelegentlichem kleinem Glück oder leidet mit bei den weit häufigeren Schicksalsschlägen, fast so, als wäre man selbst unter den Gästen.

    Obwohl "Ein ganzes Leben" aus dem Jahr 2014 für mich der unerreicht beste Roman von Robert Seethaler bleibt, gehört "Das Café ohne Namen" zu meinen Lese-Highlights 2023.

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