Das Buch der gestohlenen Träume
Gestaltung:
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Das Titelbild lädt schon zum Träumen ein, in wunderschönen, kräftigen Farben. Die Kinder laufen mitten im Buch und es scheint etwas Magisches davon auszugehen. Auch im Inneren sind kleinere, wunderschöne Schwarz-Weiß-Illustrationen enthalten. Sehr ansprechend und toll gestaltet!
Inhalt:
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Die 12-jährige Rachel und ihr zwei Jahre älterer Bruder Robert wachsen in Krasnia auf, einem Land, das von dem Kinderhasssenden Tyrannen Charles Malstain regiert wird, nachdem er den Kaiser gestürzt hat. Er hat Krasnia vollständig unter seiner Kontrolle. Alle Dinge, die Spaß machen, wie bspw. Spielen und Aufenthalt im Freien oder Lachen, sind nicht erlaubt. Auch die meisten Bücher sind verboten und der Zugang zu Bibliotheken stark eingeschränkt. Besonders fantasiereiche Bücher sollen auf einmal vernichtet werden, u. a. "Das Buch der gestohlenen Träume". Rachels Vater Felix ist Bibliothekar und muss dies verhindern. Leider wird er beim Diebstahl geschnappt und so obliegt es Rachel und Robert, das Buch in Sicherheit zu bringen und sich nicht von Charles Malstain und seinem Gefolge fangen zu lassen. Denn der Diktator hat seine eigenen, egoistischen Gründe, das Buch in seine Hände zu bekommen.
Mein Eindruck:
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"Die Buchseiten waren weich und vergilbt. Neunundvierzig Träume standen darauf, geschrieben in Altkrasnisch. Für jeden Traum gab es eine eigene Seite, genau wie ihr Vater gesagt hatte. Und jede Seite war ganz wunderbar illustriert. Die Farben der Tinte leuchteten – blauer Himmel, goldenes Licht, strahlend rote Blumen, grünes Gras. Und Vögel. Überall Vögel. Aber was hatte das alles zu bedeuten?" (S. 63)
Bereits in der Einleitung, in der Rachel bei ihrer Reise in ein anderes Land auf einen geheimnisvollen Mann trifft, hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Dann gibt es einen Zeitsprung, bei dem der Leser erfährt, wie das Leben von ihr und Robert bis zu diesem Moment verlaufen ist.
Hier werden viele Themen miteinander verwoben. Beim Lesen über den Diktator und seine Anordnungen hatte ich oft das Gefühl, dass der Autor hier auf die Zeit um den zweiten Weltkrieg herum anspielt. Auch Sachen wie Ausgangssperre, Nachrichtenverbot, Untergrund-Widerstandsgruppen sowie Verhaftungen von Personen, deren Meinung dem Regenten schaden könnten, ließen mich daran denken. Neben diesen realistischen und erschreckenden Themen spielt David Farr aber auch mit der Frage, was wäre, wenn wir unsterblich wären, die Grenze zwischen Tod und Leben überwinden könnten?
Und was wäre, wenn eine Tyrannei ewig dauern würde, weil der Tyrann nicht zu stoppen ist? Das sind viele interessante Fragen, die hier spannend in eine actionreiche Geschichte verwoben werden. Rachel und Robert wissen nie, wem sie vertrauen können, und dennoch finden sie schließlich Unterstützter bei ihrem Vorhaben und schaffen es immer wieder, den Geheimdienst von Krasnia auszutricksen.
Obwohl ich altersmäßig längst nicht mehr zur Zielgruppe gehöre, habe ich das Buch in wenigen Stunden verschlungen und blieb am Ende gerührt und nachdenklich zurück.
Fazit:
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Facettenreiches, spannendes und actionreiches Fantasie-Jugendbuch, das fesselt und einen nachdenklich zurücklässt
Düstere Zeiten...
Rachel und ihr Bruder Robert wachsen in Krasnia auf – einem Land, in dem Bücher und Geschichten verboten sind! Der böse Präsident Charles Malstain verbreitet Angst und Schrecken und besonders hasst er Kinder. Eines Tages bekommen die Geschwister ein geheimes magisches Buch geschenkt, das Buch der gestohlenen Träume. Sie müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, damit das Buch nicht in die falschen Hände fällt. Doch der grausame Charles Malstain ist Rachel und Robert bereits auf der Spur... (Klappentext)
Die zu Beginn 11jährige Rachel und ihr zwei Jahre älterer Bruder Robert wachsen in Krasnia zu düsteren Zeiten auf. Es ist Kindern bei Strafe verboten, sich draußen aufzuhalten außer für den Schulweg, es gibt strenge Regeln für alle und zahllose Augen und Ohren, die jeden Regelverstoß zu melden bereit sind. Doch ihr Vater liebt Bücher und Wörter und erzählt den Kindern nicht nur Geschichten, sondern spielt mit ihnen auch Abenteuer im Wohnzimmer, so dass ihre Fantasie nicht verkümmert.
Die Kinder staunen daher nicht schlecht, als ihr Vater sie eines Abends auffordert sich anzuziehen und mit ihm die Wohnung zu verlassen. Das sieht ihm gar nicht ähnlich, denn schließlich weiß er ebensogut wie alle anderen, dass dies eine Straftat ist und empfindlich bestraft werden kann. Die Diktatur unter Präsident Charles Malstain kennt da kein Pardon. Doch gemeinsam machen sie sich schließlich auf den Weg zur Leihbücherei, der Arbeitsstelle ihres Vaters. Dort führt er seine Kinder in eine geheime Abteilung, wo er aus einer Vitrine ein uraltes Buch entnimmt: Das Buch der gestohlenen Träume.
Dass das Ganze kein Spaß ist, wird Rachel und Robert plötzlich klar, als die Soldaten des Diktators die Bücherei stürmen. Der Vater drückt ihnen das sonderbare Buch in die Hand und teilt ihnen mit, wohin sie es bringen sollen. Die Kinder entkommen um Haaresbreite, doch der Vater wird verhaftet. Wer hat ihn verraten? Worum geht es hier überhaupt? Und weshalb hat sich ihr Vater entschlossen, ein offenbar wertvolles Buch zu stehlen? Rachel und Robert eilen verstört nach Hause, doch da ist es auch nicht mehr sicher für sie. Ein wildes Abenteuer beginnt...
Erwachsene sind unbegreiflich, dachte sie. Etwas geschieht mit ihnen. Vielleicht hat es mit dem zu tun, was Mama den 'moralischen Kompass' nannte. Einige verlieren ihn eine Zeit lang. Andere für immer.
Ein spannendes und unterhaltsames Jugend-Fantasy-Buch hat David Farr da geschrieben. Die Seiten fliegen nur so dahin, und neben der Frage, worum es hier überhaupt geht, stellt sich auch schnell heraus, dass man aufpassen muss, wem man wirklich vertrauen kann. Rachel und Robert werden in ihrer Mission früh voneinander getrennt, so dass es hier zwei Handlungsstränge gibt, die abwechselnd verfolgt werden, gerne auch einmal mit einem Cliffhanger am Ende, was die Spannung selbstredend erhöht. Kleinere Plot Twists sorgen für überraschende Wendungen, doch bis kurz vor Ende erscheint es nahezu aussichtslos, dass die Kinder ihre Mission beenden und Krasnia damit befreien können.
Die Leseempfehlung für Kinder ab 11 Jahren sehe ich allerdings etwas kritisch. Immerhin gibt es hier doch so einige heftige Gewaltszenen, die selbst manchen Erwachsenen zusammenzucken lassen dürften. Insofern sollten Eltern den Roman lieber zunächst selbst lesen, um zu entscheiden, ob sie ihn für ihr Kind für geeignet halten. Sehr schön dagegen fand ich die liebevollen Illustrationen von Kristina Kister, die sich in jedem Kapitel finden.
Actionlastig aber auch mit Denkanstößen gespickt lässt der Roman definitiv keine Langeweile aufkommen. Es soll noch ein zweiter Teil erscheinen, doch ist dieser Band in sich abgeschlossen und lässt keine Fragen mehr offen. Ich bin natürlich trotzdem gespannt, wie es weitergeht!
© Parden