Darmstädter Nachtgesänge

Buchseite und Rezensionen zu 'Darmstädter Nachtgesänge' von Ella Theiss
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Inhaltsangabe zu "Darmstädter Nachtgesänge"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:400
EAN:9783958132320

Rezensionen zu "Darmstädter Nachtgesänge"

  1. Keine Spur von Gemütlichkeit

    „Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen.“ (Georg Büchner)

    Verehrte Damen, verehrte Herren: Ich lade Sie ein zu einem kleinen „Finden Sie den Fehler“-Rätsel: „Biedermeier = 100% Gemütlichkeit“. Na, wer hat die Auflösung gefunden? *g*

    Okay, kleiner Scherz. Aber sind wir mal ehrlich: denken wir bei Biedermeier nicht alle an Blumensträuße, Gemütlichkeit, gepflegte Langeweile, Tischsitten etc.? Das dem nicht nur so ist, zeigt Ella Theiss in ihrem äußerst gelungenen historischen Roman „Darmstädter Nachtgesänge“ (erschienen 2021 in der Edition Oberkassel).

    Darin verarbeitet sie einen historisch verbürgten Kriminalfall, der ob der Ungerechtigkeit und unsauberen (juristischen) Methoden gegenüber Jakob Trumpfheller nicht nur die Nackenhaare zum Sträuben bringt. Gleichzeitig erzählt sie den Leserinnen und Lesern von der Familie Büchner, die mir (wie ich gestehen muss) bis zum Zeitpunkt der Lektüre unbekannt war. Nun gut – lesen bildet ja bekanntermaßen und so wird mir neben dem gegen die Obrigkeit kämpfenden Georg auch seine Schwester Luise im Gedächtnis bleiben, die in den 1830er-Jahren anfing, Lyrik zu schreiben und sich später auch in der Frauenbewegung engagiert hat.

    Ella Theiss hat eingehende Recherchen für ihren Roman betrieben; das zeigt sie u. a. mit zahlreichen Originalzitaten und den entsprechenden Quellenhinweisen. Das verleiht dem Roman neben aller Fantasie der Autorin eine hohe Authentizität. Für mich als Archivar natürlich spannend zu sehen und zu lesen *g*.

    Die Grenzen zwischen Realität und der „Eigenkomposition“ der Autorin sind dabei fließend und so wirkt das Ganze wie aus einem Guss. Neben dem eigentlichen Kriminalfall, an dessen Ende trotz aller eigenen „Naivität“ von Jakob Trumpfheller, die ich aber eher als Unsicherheit und Nichtwissen werte (und entsprechend von der Justiz ausgenutzt wird) Opfer selbiger wird, kommt auch der Humor, die Liebe und die Beschreibung der (bescheidenen) Lebensumstände der „Arbeiterklasse“ zum Tragen.

    Die Autorin arbeitet bereits an einer Fortsetzung der „Darmstädter Nachtgesänge“, was mich persönlich sehr freut!

    Also, wer einen gut recherchierten historischen Roman mit Witz lesen will, sollte unbedingt zugreifen!

    Klare Leseempfehlung!

    ©kingofmusic

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