Così fan tutte

Buchseite und Rezensionen zu 'Così fan tutte' von Alan Bennett
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Così fan tutte"

Mit knochentrockenem britischen Humor erzählt Bennett die Geschichte eines englischen Middleclass-Ehepaars, das vom Opernbesuch nach Hause kommt und seine Wohnung vollkommen leer vorfindet. Mit dem Verlust der Einrichtung aus zweiunddreißig Ehejahren tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf ... Mozart spielte in ihrer Ehe eine wichtige Rolle. Sie hatten keine Kinder, und ohne Mozart hätten sie sich wahrscheinlich schon vor Jahren getrennt. An jenem Abend waren die Ransomes in Cos fan tutte, und als sie nach Hause kommen, ist ihre Wohnung komplett ausgeräumt. Auf der Suche nach dem Nötigsten für den Alltag - Tassen, Teebeutel, Spülmittel, Sieb und eine ochsenblutfarbene Schuhcreme für ihren Mann - gerät Mrs. Ransome in Läden und Gegenden, die sie vorher nie aufgesucht hätte. Eine merkwürdige Abenteuerlust und Lebensfreude bemächtigt sich ihrer, und am Ende ist für die Ransomes nichts mehr so, wie es einmal war.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:120
Verlag: Wagenbach
EAN:9783803112132

Rezensionen zu "Così fan tutte"

  1. 4
    02. Jul 2021 

    Einbruch...

    Mozart spielte in ihrer Ehe eine wichtige Rolle. Sie hatten keine Kinder, und ohne Mozart hätten sie sich wahrscheinlich schon vor Jahren getrennt. An jenem Abend waren die Ransomes in Così fan tutte, und als sie nach Hause kommen, ist ihre Wohnung komplett ausgeräumt. Auf der Suche nach dem Nötigsten für den Alltag - Tassen, Teebeutel, Spülmittel, Sieb und eine ochsenblutfarbene Schuhcreme für ihren Mann - gerät Mrs. Ransome in Läden und Gegenden, die sie vorher nie aufgesucht hätte. Eine merkwürdige Abenteuerlust und Lebensfreude bemächtigt sich ihrer, und am Ende ist für die Ransomes nichts mehr so, wie es einmal war.

    Mit knochentrockenem britischen Humor erzählt Bennett hier die Geschichte eines biederen englischen Middleclass-Ehepaars, das vom Opernbesuch nach Hause kommt und seine Wohnung vollkommen leer vorfindet. Mit dem Verlust der Einrichtung aus zweiunddreißig Ehejahren tun sich ungeahnte Möglichkeiten auf...

    Erster Satz: „Bei den Ransomes war eingebrochen worden.“ (S. 5)

    So ein Einbruch bedeutet wohl für jeden eine Krise – erst recht, wenn so wie hier nicht ein einziges Teil der Wohnungseinrichtung übrig geblieben ist. Geschockt reagiert auch das konservativ-spießige Ehepaar Ransome, dessen wohlgeordnete und gepflegte Welt nun vollkommen auf den Kopf gestellt ist. Während Maurice Ransome sich als Anwalt in die Verhandlungen mit der Versicherung stürzt, muss Rosemary Ransome als Hausfrau nun versuchen, das Beste aus den Gegebenheiten zu machen...

    Nach 32 Jahren ist das Ehepaar an ihren kleinen Luxus und den ewig gleichen Alltagstrott gewöhnt – und daran, aneinander vorbei zu leben. Durch den Einbruch werden die festgefahrenen Strukturen jedoch aufgebrochen, und zumindest Mrs. Ransome wagt anfangs schüchterne, später selbstbewusstere Blicke über den Tellerrand. Sie kauft nicht nur plötzlich in anderen Läden ein, sondern hinterfragt auch ansonsten die ganzen festgefahrenen Strukturen.

    Doch plötzlich finden sich die gestohlenen Sachen wieder. Alle. Und nun?

    „Vor (…) der Rückgabe ihrer Sachen war sie davon überzeugt gewesen, daß der Einbruch eine Chance für sie war, und jeder einzelne Tag hatte eine kleine Ernte an Abenteuern mit sich gebracht (…) Nun (…) befürchtete Mrs. Ransome, daß es vorbei sei mit den Abwechslungen; das Leben war zur Normalität zurückgekehrt, doch zu einer Normalität, in der sie sich inzwischen nicht mehr wohl fühlte und mit der sie auch nicht mehr zufrieden war.“ (S. 71 f.)

    Alan Bennett präsentiert hier mit teilweise bitterbösem englischen Humor ein kleines Kammerspiel, das es in sich hat. Zwischen Loriot (knochentrocken) und Monty Python (absurd-skurril mit hintersinnigem schwarzen Humor) porträtiert er hier nicht nur ein typsich-englisches spießbürgerliches Ehepaar der Middleclass – zumindest wenn man den Klischees glauben will – sondern hält auch der Gesellschaft einen Spiegel vor. So z.B. wenn Mrs. Ransome plötzlich das Fernsehen für sich entdeckt und in den den Daily Talkshows meint das Leben kennenzulernen. Herrlich trockene Dialoge, vollkommen absurde Situationen und skurril-überzogene Charaktere bestimmen die Erzählung.

    Und das Ende? Nun, ein Happy End kann hier wohl niemand erwarten…

    Auch wenn das Büchlein schon älter ist (die englische Originalausgabe erschien 1996), ist die Erzählung selbst in meinen Augen zeitlos. Eine nette kleine Lektüre für zwischendurch, auch als Geschenk geeignet – eben für alle Liebhaber des englischen Humors…

    © Parden

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