Codename

Rezensionen zu "Codename"

  1. 3
    21. Jan 2023 

    Letztlich anerkannt als "Gerechter unter den Völkern"

    1940 ist Chiune „Sempo“ Sugihara offiziell der japanische Vize-Konsul in Litauen. Tatsächlich aber spioniert er als Agent seines Außenministeriums deutsche und russische Truppenbewegungen aus. Seit seinen Lehrjahren in japanischen Kolonien ein entschiedener Gegner von Tyrannei und Unterdrückung, nimmt er sich der jüdischen Flüchtlinge an, die sein Konsulat belagern. Gemeinsam mit einem kreativen holländischen Konsul und einem profitorientierten russischen Kommunisten heckt er einen wahnwitzigen Plan aus, ihnen mit Visa zweifelhafter Gültigkeit die freie Passage nach Japan zu ermöglichen. Für die Juden beginnt eine aufreibende Odyssee durchs eiskalte Sibirien und über die raue japanische See in die Freiheit. Für Sugihara folgen Kriegsgefangenschaft, die unehrenhafte Entlassung aus dem Staatsdienst, Gelegenheitsjobs in Japan und Russland. Erst Jahrzehnte später erfährt er, dass sein Plan aufgegangen ist, und erst kurz vor seinem Tod wird er als Held des Holocaust anerkannt. Dieses Buch erzählt zum ersten Mal ausführlich in deutscher Sprache die Geschichte seines außergewöhnlichen Lebens, von der Kindheit als brillanter, aber eigensinniger Schüler über die Jahre als Student und angehender Spion in der Mandschurei und Korea bis zu seinem größten menschlichen Triumph im kriegsgebeutelten Europa. Es schildert den tiefen Fall danach sowie die späte, emotionale Wiedervereinigung mit denen, deren Leben er retten konnte. (Klappentext)

    Als Biografie angelegt hat Andreas Neuenkirchen die Schilderungen der Stationen des Lebens des Japaners Chiune Sugihara. Vor allem im ersten Drittel erschwerte mir die Darstellungsweise den Zugang zu dem Buch - eine schier erschlagende Informationsflut mit einer Ansammlung von gefühlt zahllosen Fakten, Namen, Ereignissen ließ die Person Chiune „Sempo“ Sugihara lange eher in den Hintergrund treten. Doch ganz allmählich gewann die Figur an Facetten, ebenso wie die einiger Mitglieder seiner Familie. Dennoch blieb die Darstellung stets distanziert.

    Die im Klappentext angedeutete Rettung von tausenden von Juden spielt in der Biografie selbstverständlich eine bedeutende Rolle, wird jedoch eingebettet in den gesamten Lebenslauf des Japaners. Schon als Kind zeigte sich seine Sprachbegabung ebenso wie seine Haltung, nicht immer den Erwartungen anderer entsprechen zu wollen, wenn dies gegen seine innerste Überzeugung war. Als Agent/Spion operierte Chiune Sugihara an verschiedenen Einsatzorten, und Andreas Neuenkirchen versäumt es nicht, den jeweiligen Auftrag in Zusammenhang mit der jeweiligen politischen Lage der Länder zu setzen.

    "Außerdem wurde ein Gesetz zur Bekämpfung von Gedankenkriminalität erlassen, welches das Motiv höher ahndete als die eigentliche Straftat und es schließlich sogar erlaubte, vermeintliche Gedankenverbrecher festzunehmen, bevor sie eine Straftat begehen konnten." (S. 84).

    So erhält man hier auch einen groben Überblick über das Gesamtgeschehen während des 2. Weltkriegs, schwerpunktmäßig im Osten Europas. Im Rahmen seiner offiziellen Arbeit als japanischer Vize-Konsul in Litauen rettet Siguhara schließlich einigen tausend Juden das Leben durch das eigenmächtige Ausstellen eines Visums - er handelt damit entgegen der Anordnung seiner Vorgesetzten. Die Rettung der jüdischen Flüchtlinge gerät ihm zur Herzensangelegenheit, was hier für mein Empfinden glaubwürdig dargestellt wird. Das Geschehen danach erscheint wieder unaufgeregt, "Sempo" fällt in Ungnade und verliert nach Abschiebung aus Litauen und Kriegsgefangenschaft auch noch seine Stelle im Staatsdienst. Erst im hohen Alter erfährt Suguhara vom Überleben einiger von ihm mit Visa versorgter Menschen und wird schließlich auch in Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" anerkannt und geehrt.

    Für ein Sachbuch passend war dann wohl die abschließende Auseinandersetzung mit den verschiedenen Interpretationsansätzen zur Handlungsweise Siguharas, auch um zu verdeutlichen, welchen davon sich der Autor anschloss und warum. Bei dürftiger Quellenlage bleibt so ein Spielraum wohl nicht aus. Ich hätte ehrlich gesagt lieber mehr vom Menschen Chiune Sugihara erfahren, aber dafür gab es vermutlich zu wenig offizielle Anhaltspunkte oder Zeugenaussagen. Ob nun "Schindler", "Samurai" oder "Menschenfreund" - die Tat an sich ist ja nicht zu bestreiten. Deshalb ist mir die metaphorische Beschreibung der Person "Sempos" vollkommen egal. Auch hätte ich mich über begleitende Fotos im Buch gefreut, ebenso wie über eine Landkarte, um die im Buch benannten Ortschaften auch geografisch einordnen zu können (Entfernungen, Lage usw.).

    Alles in allem eine sehr sachlich gehaltene Biografie, der ich jedoch mehr Einblicke in die Person Sempo gewünscht hätte. Interessant war es aber allemal...

    © Parden

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  1. Die Liebe zur Gefahr

    Im achten Teil der Reihe geht es um Ladd. Und Greer. Beide sind oder waren Agenten der CIA. Als Greer in Gefahr gerät, zögert Ladd nicht sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um Greer zu retten.
    Auch dieser Band hat mich wieder sehr begeistert. Ich liebe die Dynamik zwischen Romantik und Gefahr, die Sawyer Bennett so perfekt zu beschreiben weiß. Dieses Buch ist niemals kitschig, niemals langweilig und zeigt jedem Leser, dass man Fehler wieder berichtigen kann, wenn man nur genug daran arbeitet und sich selber hinterfragt. Außerdem zeigt es, dass es die große, echte wahre Liebe nur einmal im Leben gibt. Toll fand ich die ganz klare Abgrenzung der Protagonisten zur guten oder bösen Seite, so konnte man alle einfach lieben oder hassen. Schwarz oder weiß. Was in Gesetzen so einfach erscheint, ist in der Liebe recht schwierig zu erkennen, da es dafür kein Gesetzbuch gibt, allerdings hat man dafür Ratgeber, die einen auf den richtigen Weg schubsen können. Und natürlich Kynan McGrath. Den Chef! Der alles irgendwie immer richtig macht. So richtig richtig. Und der manchmal auch den richtigen Weg vorgeben muss. Es war sehr schön, die ganze Jameson Truppe bei diesem Einsatz wiederzutreffen und mitzufiebern.
    Der Schreibstil ist wie immer bei Sawyer Bennett routiniert, leicht lesbar, spannend, prickelnd und sie schafft es, mit wenigen Worten viel Spannung und Charakterstudien zu generieren.

    Fazit: Starke Männer verlieben sich in ebenso starke Frauen, und zeigen der Welt den Wert der wahren Liebe.

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