Capricho: Ein Sommer in meinem Garten

Buchseite und Rezensionen zu 'Capricho: Ein Sommer in meinem Garten' von Beat Sterchi
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Capricho: Ein Sommer in meinem Garten"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:272
EAN:9783257071177

Rezensionen zu "Capricho: Ein Sommer in meinem Garten"

  1. Leider nur eine Laune!

    Ein Schweizer Schriftsteller verbringt den Sommer in seinem Ferienhaus in einem kleinen, von Abwanderung betroffenen Dorf in Südspanien, um dort die Geschichte des Ortes zu schreiben. Allerdings will die Arbeit nicht so richtig vorangehen, eine Schreibblockade macht sich offenbar breit, die auch mit der zweiten Haupttätigkeit dieses Sommers zusammenhängt: der Pflege eines steinigen Gartens („huerto“). Dieses ehemalige landwirtschaftliche Fläche, heute bereits stark verwildert, zieht ihn in seinen Bann: 12 Reihen Kartoffeln will der Schriftsteller pflanzen, daneben auch anderes Gemüse, ebenso steht die Reparatur des Bewässerungssystems an.

    Der ungeschickte Gärtner notiert alles unentwegt, was seinen huerto betrifft: die Arbeitsprozesse, den Fortschritt und die Rückschläge in seinem Garten rücken in den Vordergrund anstatt die Arbeit an der Dorfgeschichte. Die Arbeit im huerto ist offenbar wichtiger: das rechtzeitige Pflanzen, das effiziente Bewässern, unentwegtes Jäten, die magere Ernte, katastrophale Gewitter und lästiger Tierfrass. Die Fresslust der Steinböcke ist eine ständige Gehahr, am Horizont kreisen die Geier. Ferne Gewitter verbreiten Schrecken. An der Steinmauer tauchen immer wieder DorfbewohnerInnen auf, die dem Fremden mit freundlicher Neugier begegnen. So verbringt er den Tag: abgebrochene Schreibversuche, Gärtnerarbeit, Anschaffungen in der nahegelegenen Stadt, Lektüre spanischer Autoren (darunter Orwells Buch über den Spanischen Bürgerkrieg) und die Begegnung mit den Dorfbewohnern, die dem intellektuellen Gärtner mit Neugier und leisem Spott begegnen. Auch Frau und Tochter besuchen ihn in seinem Ferienhaus. Ansonsten wenig Abwechslung! Zur Unterlegung des Lokalkolorits dürfen die DorfbewohnerInnen auch Spanisch sprechen, nur kurze Sätze allerdings, damit der Fluss des Lesens nicht allzusehr gestört wird.

    Alles wird zum bukolischen Spiel, weniger im existentialistischen Sinn, als aus Lust und Laune eines Literaten, der zu arbeiten vorgibt, aber doch nur Entspannung sucht: einen Sommer lang.

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  1. Aus einer Laune heraus...

    Klappentext:

    „Ein Autor fährt wie jedes Jahr in sein einfaches Sommerhaus in einem verfallenden spanischen Dorf, dem letzten am Ende der Landstraße. Die Geschichte genau dieses Dorfes will er niederschreiben, doch fehlen ihm die Worte. Stattdessen beginnt er, seinen ›Huerto‹, den Garten, zu bestellen, und kommt dabei mit den Nachbarn samt deren Geschichten und Tipps, vor allem aber mit sich selbst und der Natur ins Gespräch.“

    Beat Sterchi nimmt uns hier ganz unweigerlich in seine Gartenwelt mit. Wir reisen hier mit ihm durch das Dorf in dem sein Sommerhaus steht und eben in seinen Huerto, seinen Garten. Gleich zu Beginn taucht auch der Buchtitel auf: Capricho. „Capricho“ ist die Laune und genau aus dieser Laune heraus, bestellt Sterchi immer wieder seinen Garten aufs Neue. Er nimmt die wunderlichen Tipps der Einheimischen an, rätselt was der Mond mit dem setzen der Kartoffeln zu tun hat und generell erlebt er unheimlich viel um sich herum und schreibt dies wunderbar ruhig und besonnen auf. Und genau das ist der Tenor den er durch die Einheimischen hier mitnimmt: alles mit Ruhe und Bedacht ausführen, sich nicht kaputt arbeiten, der Garten soll Spaß machen und keine mühsame Arbeit sein, zu der man sich zwingen muss. Sterchi merkt erst beim gärtnern, wie gut ihm das tut, zu sehen wenn Pflänzchen aufgehen und wachsen, aber eben auch nicht kommen oder eingehen weil irgendwas sie gestört hat.

    Dieses Buch ist herrlich ruhig und besinnlich geschrieben. Als Hobbygärtner wird man hier viel wiederfinden und sich mit Sterchi irgendwie vereint fühlen. Sein Sprach- und Schreibstil ist wunderbar flüssig und entspannt....man merkt, er hat sich das Leben aus seinem spanischen Dorf zu Herzen genommen und ist dort zur Ruhe gekommen, was aber nur daran liegt, das er es zugelassen hat - 5 von 5 Sterne!

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