BOOTH: Longlisted for the Booker Prize 2022

Buchseite und Rezensionen zu 'BOOTH: Longlisted for the Booker Prize 2022' von Karen Joy Fowler
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Inhaltsangabe zu "BOOTH: Longlisted for the Booker Prize 2022"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:480
EAN:9781788168632

Rezensionen zu "BOOTH: Longlisted for the Booker Prize 2022"

  1. Lesehighlight 2024

    Kurzmeinung: Die Geschichte der Familie Booth!

    Karen Joy Fowler erzählt in ihrem Roman "Booth" in beeindruckender Weise die Geschichte der Familie Booth. Es ist die Geschichte eine Familie, die auf traurige und tragische Weise berühmt wurde. Im Nachspann geht die Autorin auf die natürliche Neugier des Lesers ein, der wissen möchte, was ist denn nun „echt“ an der Geschichte und was ist erfunden? Besonders die Figur der Rosemarie, der ältesten überlebenden Tochter der Boothens ist eine fiktive Rolle, das sage ich mal vorab. Denn über sie ist sehr wenig bekannt, doch gerade diese Figur war meinem Herzen besonders nahe. Ansonsten recherchierte die Autorin gründlichst. Das Material zu den Boothens und zur Geschichte der Vereinigten Staaten in der fraglichen Zeit ist allerdings umfangreich und sie muss auswählen.
    Aus Rosemarys Sicht werden die ersten Jahre der Geschwister Booth erzählt sowie die ersten Ehejahre der Eltern. Julius Booth (1796 –1852) ist ein begnadeter und begabter Shakespeare-Darsteller gewesen, der sehr gut verdiente und seine Familie trotzdem nicht gut genug versorgte, weil er ein gewalttätiger Alkoholiker war und das meiste davon versoff oder verspielte. Zudem war er ein Patriarch alter Schule, sein Wort war Gesetz. Neun Monate war er auf Tour, dann kam er zurück auf sein Gut in Baltimore und zeugte Kinder, zehn an der Zahl. Mutter war gefühlt 20 Jahre lang schwanger. Julian Booth war alles Mögliche, genial, seiner Zeit voraus, seiner Zeit hinterher, ein Liebhaber, ein liebender Vater, ein Tyrann, ein gewissenloser Schuft, überspannt, ein Schaumschläger, ein Womanizer, ein Bigamist, ein Tierschützer und Vegetarier, ein inkonsequenter Antirassist, ein brillanter Darsteller, ein von Shakespeare Besessener, kurz, von Depressionn geplagt, ein schillernde Figur, einer, der seine Familie zutiefst prägte und von allen unkritisch über alles geliebt wurde.

    Der Kommentar und der Leseeindruck:
    Ich bin vom ersten Moment an begeistert von diesem Roman! Die Autorin hat eine unnachahmliche Art einem die Menschen vor Augen zu malen, man vergisst komplett, dass es sich um die Familie des Lincoln-Attentäters handelt. Der Vater dominiert die Familie, doch eigentlich verachtet er Schauspieler, besonders aber weibliche! Sie stehen kaum über den Huren! Die Boothens sind zwar Schauspieler, aber keine klassische Schauspielerfamilie. Die männlichen Boothens treten zwangsläufig in die Fußstapfen des Vaters. Zunächst mehr aus Zwang denn aus Liebe zum Beruf.
    Ein Großteil des frühen Familienlebens spielt sich auf dem Land ab, in Baltimore, auf einem abgelegenen Gut, wo der große Julius seine Zweitfamilie versteckt hat. Man weiß nicht, warum er sich nicht hat scheiden lassen, er ist nämlich in England bereits mit einer Adelaide verheiratet, aber er liebt sie nicht und verlässt sie ohne ein Wort. Gerüchte besagen, er habe weitere außereheliche Kinder. Julius heiratete jung, er ist Brite, dann wanderte er aus und wurde Amerikaner. Sein Vater, der ihm folgt und die Familie, die Julius mit Mary Ann Holmes gründete und die er als seine eigentliche Familie betrachtet, unterstützen soll, bechert mit Julius, wenn dieser Zuhause ist und auch sonst spielt Alkohol eine große Rolle im Leben der Männer. Julius Vater wird nie richtig warm mit den Staaten.
    Sämtliche Protagonisten sind einem so nahe und man fühlt mit ihnen allen. Das Leben ist hart und spart nicht mit Leid. Damals ist die Kindersterblichkeit noch hoch und einige der Boothzöglinge schaffen es nicht. Die Familie ist untröstlich. Julius und seine Frau Mary sind am Boden zerstört. Und was macht das alles mit Rosalie? Der Roman macht die prägende Rolle des Elternhauses noch einmal besonders deutlich: wie leicht wird einem Kind die Kindheit geraubt.
    Karen Joy Fowler schreibt einen Südstaatenroman per excellence, sogar einen politischen Roman. Es ist etwas Besonderes, einen Südstaatenroman in moderner Sprache zu haben! Der Norden Amerikas will die Sklaverei abschaffen, der Süden will sich vom Norden trennen, langsam betritt Abe Lincoln die Bühne. Auch er hat den Tod eines Sohnes zu betrauern. Auch seine Ehe scheint schwierig zu sein. Seine Karriere, sein politisches Lavieren, die Widerstände, seine Erfolge. Fowler lässt uns seine Reden anhören, seine Beweggründe erläutern; auch Abe Lincoln ist ein Kind seiner Zeit und nicht so konsequent wie es scheint. Inzwischen sind die Booth in die Stadt gezogen. Julius baut Tudor Hall, Bel Air, Harford County, es wird freilich nicht das letzte Domizil der Boothens bleiben. Ihr Leben ist unstet.
    Diese wahre Familiengeschichte hat einfach alles, was ein Roman braucht. Historischer Hintergrund, wunderschön erzählt und gründlich recherchiert, spannende Themen: Sezessionskrieg, Familie, Rassismus, Sippenhaft, Patriarchat, Liebe und Hass. Karen Joy Fowler gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Im englischen Hörbuch liest January Lavoy einen ganz phantastischen Job, besonders die ShakespeareZitate zu hören, sind eine Freude!

    Fazit: Rundum gelungen! Ich gebe ein Leseempfehlung!

    Kategorie: Historischer Roman
    Verlag: Hachette Audio UK, 2022
    Als TB: Serpent's Tail, 2023

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