Bonnie Propeller: Erzählung

Buchseite und Rezensionen zu 'Bonnie Propeller: Erzählung' von Monika Maron
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Bonnie Propeller: Erzählung"

„Ich saß verloren in meiner Wohnung und fragte mich, was ich hier eigentlich sollte. Mein Hund war gestorben und hatte mich in die Einsamkeit entlassen. Ich brauchte einen neuen Hund.“ Die unvergessliche Geschichte von Bonnie Propeller, dem Hund mit den zwei Namen, handelt von unerfüllbaren Erwartungen und unverhofftem Glück; von Freude, Liebe – und von der selbstverordneten Notwendigkeit, dreimal am Tag das Haus zu verlassen.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:64
Verlag:
EAN:9783455011616

Rezensionen zu "Bonnie Propeller: Erzählung"

  1. Intelligenz schlägt Schönheit

    Das äußerst schmale Büchlein "Bonnie Propeller" von Monika Maron ist kein Roman, sondern „nur“ eine Erzählung.

    Aber eine schöne! Als ihr Hund Momo stirbt, möchte die Autorin einen neuen Lebensgefährten. Eine Tieragentur, die Tiere aus Ungarn vermittelt, bringt ihr „Propeller“.

    In einer unkitschigen Erzählung lässt Monika Maron den Leser daran teilhaben, wie ihr „Propeller“ ans Herz wächst, obwohl er so gar nicht ihren Vorstellungen entspricht. Zu klein, zu hässlich, zu dick, zu weiblich.

    Die Erzählung über Bonnie Propeller weist drei Vorzüge auf:

    Erstens ist die Moral von der Geschichte, dass nicht das Aussehen den Wert eines Lebewesens ausmacht.

    Zweitens dass der Hund aus dem Ausland kam, wo Hunde mies behandelt werden

    und drittens, dass die Erzählung ans Herz geht, aber unkitischig ist.

    Seltsam ist, dass diese Agenturen aus dem Ausland immerzu zu nächtiger Zeit an seltsamen Treffpunkten ankommen. Sind sie legal und auf das Tierwohl ausgerichtet? Don't know. Zweifel dürften angebracht sein.

    Ist die Erzählung zu kurz? Na ja. Vielleicht. Aber dann auch wieder nicht. Wie gesagt, es ist eine Erzählung, kein Roman.

    Fazit: Der Mensch hat zu hohe Ansprüche. Meist an andere. Selten an sich selber. Denn was wäre gewesen, wenn Bonnie nicht so gescheit gewesen wäre? Leben an sich ist schützenswert. Diese Schutzwürdigkeit darf an keine Bedingungen geknüpft werden, zumal der Mensch alles tut, aber auch wirklich alles, um den Lebensraum von Tieren zu zerstören.

    Kategorie: Tiergeschichte. Erfahrungen.
    Verlag: Hoffmann und Campe, 2020

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  1. Frau mit Hund

    Nur wer selber Tiere hat, wird ermessen können, was es heißt, seinen jahrelangen, treuen Begleiter zu verlieren. Es ist ein herber Verlust, der mit großer Trauer einhergeht. Trotzdem schließt sich gerade bei alleinstehenden Menschen oft die Frage an, ob man sich sofort einen neuen Hund anschaffen soll, ob man den gerade Verschiedenen ersetzen will oder kann. Trotz ihres hohen Alters entscheidet sich die Erzählerin dafür, denn ohne Hund käme ihr ganzes Lebensgefüge durcheinander: „Mein Hund war gestorben und hatte mich in die Einsamkeit entlassen. Ich brauchte einen neuen Hund.“

    Im Internet wird sie fündig, Schnauzermischling Propeller siedelt von Ungarn ins neue, behütete Heim nach Berlin um. Doch die neue Besitzerin ist enttäuscht: Das Tier entspricht so gar nicht ihren Erwartungen, die Fotos aus dem Internet haben Propellers Erscheinung ganz anders dargestellt: Sie hat keinen Hals, ist zu klein, zu struppig, hat krumme Beine, ist einfach unansehnlich… Die Erzählerin beschließt, das Tier nicht zu behalten.
    Was danach einsetzt, ist eine wundervolle Annäherung zwischen Mensch und Hund. Nach und nach entwickelt sich das Tier durch gute Ernährung und Pflege zu einem ansehnlichen Hundeexemplar. Noch dazu stellt Bonnie, wie sie jetzt heißt, ihre überdurchschnittliche Intelligenz unter Beweis, was die Besitzerin fasziniert. Bonnie erarbeitet sich Stück für Stück eine eigene Identität und setzt sich von den emotionalen Erinnerungen an ihre Vorgänger ab.

    Die Erzählung ist schön zu lesen und lässt die Herzen von Tierliebhabern höher schlagen. Frau Maron kann formulieren und erzählen, sie beherrscht auch die kurze Form. Abgesehen von Bezügen zu den Corona-Einschränkungen ist der Text völlig unpolitisch und für mich eine Versinnbildlichung der Weisheit „Urteile nie nach dem äußeren Schein“. Ein jedes Individuum sollte nach seinem Charakter, seinem Wesen, seinen Handlungen und nicht nach bloßen Äußerlichkeiten bewertet werden.
    Eine herzerwärmende und doch unsentimentale Geschichte, die gut in die Weihnachtszeit passt.

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