Blutmond

Buchseite und Rezensionen zu 'Blutmond' von Jo Nesbø
3.35
3.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Blutmond"

Harry Hole hat alle Brücken hinter sich abgebrochen. In Los Angeles trinkt er sich als einer der zahllosen Obdachlosen fast zu Tode. Hin und wieder hilft er Lucille, einer älteren Filmdiva, die einem Drogenkartell eine Million Dollar schuldet. Zur gleichen Zeit werden in Oslo zwei Mädchen ermordet. Beide feierten auf der Yacht eines stadtbekannten Immobilienmaklers. Kommissarin Katrine Bratt fordert Harry Hole an, doch die Führungsetage der Polizei hat kein Interesse an dem Spezialisten für Mordserien. Der Makler hat weniger Skrupel und bietet Hole als privatem Ermittler ein Vermögen, um seinen Ruf zu schützen. Hole willigt ein, denn er sieht eine Chance, Lucille freizukaufen, und sucht sich ein Team, bestehend aus einem Kokain-dealendem Schulfreund, einem korrupten Polizisten und einem schwer an Krebs erkrankten Psychologen. Die Zeit läuft, während über Oslo ein Blutmond aufzieht.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:544
EAN:9783550201554

Rezensionen zu "Blutmond"

  1. 4
    25. Feb 2023 

    Lucille

    Nach seinem letzten nur schwer zu ertragenden Fall ist Harry Hole nach Amerika geflüchtet könnte man sagen. Es entsteht der Eindruck, er wolle sich dort den Rest geben. Manchmal allerdings hilft er der älteren Lucille, die ihn an seine Mutter erinnert. Als diese in finanzielle Not gerät, eine lebensbedrohende Not, übernimmt Harry Hole den Auftrag eines norwegischen Immobilienmaklers, der im Verdacht steht zwei Frauen ermordet zu haben. So kehrt Harry Hole zurück nach Norwegen und stellt sich ein Team zusammen, um nach dem Mörder zu suchen. Doch auch seiner Vergangenheit muss er sich stellen.

    Vielleicht hätte man gedacht, dass es keinen dreizehnten Fall für Harry Hole geben kann, doch der Autor ist seinem Protagonisten treu geblieben. Harry Hole ist eben niemand, der andere einfach im Stich lässt. Da ist Lucille, die er retten möchte. Auch der Verdächtige kann Harry überzeugen, dass er die Frauen nicht umgebracht hat. Wer ist der wahre Täter? Und was ist sein Motiv? Die Frauen haben eigentlich keine Gemeinsamkeit, außer einer Party, die sie besucht haben. Die Gästeliste ist jedoch unauffällig. Und dass auf einer Feier Drogen konsumiert werden, ist auch nicht so ungewöhnlich. Immer wieder jedoch kommen Erinnerungen in Harry Hole hoch.

    Wegen der Zumutungen des letzten Falls gab es vielleicht eine Unsicherheit, ob man sich noch einmal mit Harry Hole beschäftigen möchte. Doch der Beginn des Romans, der hier als Hörbuch hervorragend vorgetragen wird von Uve Teschner, ist gleich so interessant, dass man nicht anders kann, als Harry Hole wieder eine Chance zu geben. Vielleicht hätte man sich auch zwischendurch mehr von der interessanten amerikanischen Schiene gewünscht, aber natürlich ist der Fall, den Harry und seine ehemaligen Kollegen in Norwegen zu lösen haben, so verzwickt, dass kaum Aufmerksamkeit für etwas anderes bleibt. Dem menschlichen Wesen scheint nichts zu abstrus zu sein, um es nicht zu nutzen. Auch die Ideen dieses Täters muss man erstmal kommen. Man fragt sich, wie der Autor darauf kommt. Jedenfalls bannt einen der Autor an das Buch, dass so allzu schnell gehört ist. Da kann gerne mehr kommen.

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  1. Harry Holes unendliche Geschichte

    In Jo Nesbøs 13. Roman aus der Serie um Harry Hole ist dieser nach dem grausamen Mord an seiner Frau Rakel als obdachloser Alkoholiker in Los Angeles gestrandet. Als in Norwegen zwei junge Frauen ermordet werden und ein schwerreicher Immobilienmakler unter Verdacht gerät, engagiert er Hole für eine knappe Million, um seine Unschuld zu beweisen. Hole braucht diese Summe, um seiner Bekannten Lucille zu helfen. Lucille, eine einst reiche und berühmte Schauspielerin, schuldet der Drogenmafia diesen Betrag und wird umgebracht, wenn sie nicht innerhalb kürzester Zeit zahlt. Hole stellt ein seltsames Ermittlungsteam zusammen, zu dem ein inzwischen zum Koksdealer gewordener ehemaliger Schulfreund, ein korrupter Polizist und ein totkranker Psychologe gehören.
    Schnell wird der Leser unerbittlich in eine wendungsreiche Geschichte hineingezogen, aus der es kein Entrinnen gibt und fällt auf falsche Fährten herein, um am Ende festzustellen, dass die Lösung ganz woanders liegt.
    Ich habe die Serie um Harry Hole geliebt und mit großer Begeisterung Jahr um Jahr auf einen neuen Roman von Jo Nesbø gewartet. Seine Bücher waren etwas Besonderes für mich. Zum einen, weil der Autor den Leser mit seinen ausgeklügelten Fällen lange Zeit auf die falsche Fährte schickt, zum anderen, weil er routiniert und spannungsgeladen schreibt. Doch jetzt finde ich, dass es der Autor in seinem letzten Roman gewaltig übertrieben hat. Die Täter, egal, aus welchem Grund sie sich rächen wollen, sind immer gestörter, die ausgeklügelten Mordmethoden immer widerlicher. Eine detaillierte Schilderung blutigen Gemetzels bereitet mir kein Lesevergnügen. Nach dem Ende zu urteilen, wird es auch noch einen 14. Band geben. Was der Autor auch mit seinem völlig kaputten Protagonisten weiter plant, ich werde es nicht erfahren. Leb wohl Harry Hole. Für mich ist die Serie zu Ende.

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  1. Ein Sugardaddy und viele Parasiten

    Wenn Harry Hole ermittelt, ist Spannung angesagt und Ungewöhnliches, so auch hier im neuen, dicken Thriller „Blutmond“.

    Schon der Prolog ist so spannend, dass der Leser unbedingt wissen will, wie es weitergeht und wie Harry mit dieser Herausforderung fertig wird. Es ist schon sein 13. Fall und zunächst muss Harry dafür die USA verlassen und zu seiner alten Truppe heimkehren, ins Königreich Norwegen. Zwar schafft es seine Mentorin Kommissarin Katrine Bratt nicht, ihn offiziell wieder in die Mordkommission zu integrieren, aber es wäre nicht Harry, wenn er nicht einen kreativen Weg fände, trotzdem zu ermitteln.

    So sucht er sich ein Team zusammen, auf das er sich verlassen kann, denn viel Zeit hat er nicht, sonst wird seine neue Freundin Lucille in USA umgebracht. Deren Kreditvermittler haben ein kurzes Zeitfenster gesetzt, also muss alles schnell gehen. Und ja, viel Geld soll natürlich auch fließen. Das ist die Ausgangsposition für alles.

    Harry braucht also jemanden, der polizei-internen Zugang hat, und das ist Truls, der immer Geld braucht. Truls, der korrupte Polizist, macht also schon mal mit. Harry braucht noch jemanden, der sich mit Drogen auskennt und da kommt ihm sein alter Schulfreund Oystein ins Visier und der macht auch mit. Diese ungewöhnliche Truppe tagt im Krankenhauszimmer von Aune, ein von Harry sehr geschätzter Freund und Psychologe, der leider nicht mehr lange zu leben hat. Aunes Bettnachbar, ein ebenfalls schwer kranker Tierarzt, steuert auch hin und wieder Nützliches zur Ermittlung des Serienmörders bei, den sie gemeinsam jagen.

    Zwei Frauen wurden zuvor ermordet und bald kommt noch eine dritte hinzu. Schade, die kluge Frau hätte mir in lebendig besser gefallen …. „Sie scannte den Raum. […] Wie oft denken wir, uns verstecken zu können, dabei dünsten wir in Wahrheit alle aus, was wir denken und fühlen, und wer eine Antenne dafür hat, bemerkt das auch.“ (S. 120)

    Alle getöteten Frauen sind im Dunstkreis des schwerreichen Sugardaddys und Immobilienmaklers Markus Roed zu finden und der bezahlt auch die utopischen Summen, die Harry zuallererst für Lucille braucht und dann noch für seine Ko-Ermittler.

    Nesbo führt uns hier auf 542 Seiten gekonnt an der Nase herum und auf so viele falsche Fährten, bis endlich, endlich beim gekonnten (und echt zu Tränen rührenden) Showdown der Täter zur Strecke gebracht werden kann. Es gibt unzählige Locations: Polizeibüros, das Krankenhaus, die Pathologie, ein abgebranntes Haus, Wälder, Bauernhöfe und natürlich private Wohnungen und Häuser.

    Fazit: Bislang sind mir die Stand-Alones von Nesbo lieber. Ich habe zwar diesen Krimi sehr gern gelesen, bin auch konstant am Ball geblieben, aber so ein richtiges Hochgefühl kam bei mir eher nicht auf. Denn Indoktrination kann ich nicht ausstehen, selbst wenn sie überaus zart und leise rüberkommt, deshalb wird ein Stern abgewertet. Und diese ausführlichsten Parasitenbeschreibungen fand ich denn doch äußerst unappetitlich.

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