Blind: Kriminalroman

Buchseite und Rezensionen zu 'Blind: Kriminalroman' von Christine Brand
4.2
4.2 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Blind: Kriminalroman"

Nathaniel hört einen Schrei, dann bricht die Verbindung ab. Gerade noch telefonierte er mit einer Frau. Eine anonyme App verband die beiden, die Frau half Nathaniel dabei, das richtige Hemd zu wählen. Denn Nathaniel ist blind, doch der Schrei klang eindeutig. Was, wenn der Frau etwas angetan wurde? Er ist sich sicher: Es muss ein Verbrechen sein. Doch keiner glaubt ihm, es gibt keine Beweise, keine Spur. Gemeinsam mit einer Freundin, der Journalistin Milla, macht sich Nathaniel selbst auf die Suche nach der Wahrheit. Er ahnt nicht, dass er für die fremde Frau die einzige Chance sein könnte – oder ihr Untergang ...

Format:Broschiert
Seiten:448
EAN:9783764506452

Rezensionen zu "Blind: Kriminalroman"

  1. 5
    29. Apr 2019 

    Absolut überzeugend und spanennd

    Nathanael ist seit seinem 11. Lebensjahr blind und hat gelernt mit seiner Blindheit zu leben und umzugehen. Hilfe erhält er dabei von seiner Hündin Alisha, die oftmals sehr eigen ist, aber letztlich fast immer auf ihr hört und ihn unterstützt.

    Ein großes Hilfsmittel bei Blinden ist die App "be my eyes" bei der Blinde per Handy mit Sehenden verbunden werden und sich quasi deren Augen leihen können, z.B. bei der Auswahl der Farbe des Hemdes. Und genau diese App ist es, die ihn mit Carole verbindet - einer netten jungen Frau, die sich sogar an ihn erinnern konnte und dass sie bereits miteinander zu tun hatten. Jedoch bricht das sehr nette Gespräch abrupt ab. Nathanael hört einen Schrei und einen Sturz und dann ist nur noch Stille. Was ist mit Carole passiert? Ist sie gestürzt? Braucht sie Hilfe? Nur kann er sie leider nicht erreichen, da über die App die Teilnehmer immer nur zufällig ausgewählt werden.
    Nathanael ist sich sicher, Carole ist etwas passiert und meldet das bei der Polizei, die ihn jedoch nicht ernst nimmt. Erst Milla, eine Journalistin - die ihn als Blinden mal interviewt hatte - scheint geneigt ihm zu glauben. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche. Parallel ist Milla aber auch noch an einer anderen Story dran. Es soll jemanden geben, der Leute bewusst mit HIV infiziert. Mittlerweile gibt es bereits mehrere Verdachtsfälle und es sieht aus, als werden es immer mehr.

    Diese beiden Kriminalfälle, die scheinbar nichts miteinander gemein haben, tragen einem durch das Buch. In sehr kurzen, angenehm zu lesenden Kapiteln werden wir von Carole, zu Nathanael, zu Milla getragen. Ein Gesamtbild kann sich lange nicht ergeben, aber genau das macht die große Spannung aus. Je weiter fortgeschritten die Story ist, umso kreisen die Gedanken im Kopf und läßt einen überlegen, was eigentlich passiert ist, wer hier der Schuldige ist?

    Christine Brand gelingt es mit ihrem Erzählstil einen wahnsinnigen Sog zu entwickeln, der einen beim Lesen förmlich mitriss. Die hohe Grundspannung des Geschehens wiederum sorgt dann dafür, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen mag und sich total gefesselt und gebannt wiederfindet.

    Dieses Buch hat mich absolut überzeugt und nur zu gerne empfehle ich dieses Buch weiter. Von mir gibt es auf jeden Fall verdiente fünf Lesesterne.

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  1. Ungesehen, aber nicht unbemerkt

    Der Klappentext sprach mich direkt stark an, denn er wirft eine sehr interessante Frage auf, über die ich mir noch nie zuvor Gedanken gemacht hatte: was würde eigentlich passieren, wenn ein Blinder Zeuge eines Verbrechens würde, und das auch noch aus großer Distanz und nur übers Telefon?

    Hätte er überhaupt eine Chance, von der Polizei ernst genommen zu werden; würde seinem Gehör die gleiche Bedeutung beigemessen wie der Sicht eines sehenden Zeugen?Da stieg schon die nächste Frage in mir auf: könnte der blinde Zeuge sich wirklich absolut sicher sein, dass er einem Verbrechen – möglicherweise sogar einem Mord! – gelauscht hat, trotz einer möglichen akustischen Verfremdung übers Telefon?

    Das Buch steigt schnell und spannend in diese Thematik ein.

    Mir fiel dabei positiv auf, dass Nathaniel, der blinde Protagonist, sehr authentisch beschrieben wird. Ich verfolge seit einigen Jahren den Youtube-Kanal einer jungen Frau, die im Alter von 14 Jahren erblindet ist, und Nathaniels alltägliche Erlebnisse und Herausforderungen (jedenfalls bevor er mitten in einen Kriminalfall katapultiert wird) lesen sich ungemein schlüssig und glaubhaft, verglichen mit dem, was sie so aus ihrem Leben erzählt.

    Der Leser gewinnt einen guten Einblick in seinen Alltag und die besonderen Schwierigkeiten, mit denen ein blinder Mensch in einer Welt der Sehenden zu kämpfen hat, ohne dass Nathaniel jemals zum Klischee verkommt oder auf seine Behinderung reduziert wird.

    Er ist entschlossen, intelligent, einfallsreich, mutig, mitfühlend und – ach ja! – nebenbei auch blind.

    Nathaniel zur Seite steht Journalistin Milla Nova, die mir ebenfalls gut gefiel. Ihr Freund Sandro ist Ermittler bei der Mordkommission, was ihr jedoch mehr Konflikte als Vorteile beschert. Er heißt es absolut nicht gut, wenn sie über die Fälle schreibt, an denen er gerade arbeitet, und erzählt ihr daher auch nichts darüber. Da sie allerdings eine schnelle Auffassungsgabe und ein gutes kriminalistisches Gespür hat, ist sie dennoch schnell auf der richtigen Spur – zu seinem Leidwesen.

    Sie ist eine Protagonistin, der ich gerne durch weitere Bücher folgen möchte.

    Allerdings schrieb die Neue Zürcher Zeitung, sie erinnere ‘leise an Lisbeth Salander aus der Bestsellertrilogie von Stieg Larson’, ich persönlich habe da jedoch keine Ähnlichkeit gesehen…

    An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass “Blind” zwar der erste Band der Reihe ist, der in Deutschland beim Blanvalet-Verlag erscheint, aber bereits der fünfte Band, den die Autorin mit der Protagonistin Milla Nova geschrieben hat! Die ersten vier Bände erschienen von 2009 bis 2015 beim Schweizer Landverlag. Man kann das Buch sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen, man spürt aber hier und dort, dass die Charaktere schon eine Vorgeschichte haben.

    Der zentrale Kriminalfall des Buches beruht auf einem tatsächlichen Fall – so unglaublich das auch scheint.

    Ich möchte hier noch nichts darüber verraten, aber der Fall ist vielschichtig und voller unerwarteter Wendungen, so dass ich nur so durch die Seiten flog. Ein kleiner Wermutstropfen war für mich jedoch, dass es einige Zufälle gibt – darunter auch solche, ohne die die Ermittlungen zum Stillstand kommen würden. Ich persönlich bin kein großer Freund von Kommissar Zufall…

    Hier und dort erschienen mir ein paar Dinge auch ein klein wenig unglaubwürdig, aber beides hält sich noch ausreichend in Grenzen, dass ich dennoch viel Spaß an diesem Krimi hatte.

    Der Schreibstil ist sehr flüssig, unterhaltsam und angenehm zu lesen.

    Die Kapitel enden meist in Cliffhangern, die so geschickt geschrieben wurden, so dass sie nicht penetrant oder unglaubwürdig wirken – was für mich oft ein Manko an Cliffhangern ist –, sondern die Spannung und das Tempo steigern.

    FAZIT

    Nathaniel ist sich absolut sicher, dass er gerade Zeuge eines Verbrechens wurde. Da führt der erste Weg natürlich zur Polizei, aber die Sache hat einen Haken: Nathaniel ist blind und hat die Tat daher nicht gesehen, sondern nur gehört. Die Informationen, die er der Polizei geben kann, sind dürftig, und er wird schnell nicht mehr ernstgenommen.

    Nathaniel lässt nicht locker, denn er befürchtet, dass irgendwo eine junge Frau um ihr Leben kämpft. In seiner Not wendet er sich mit der Bitte um Hilfe an die Journalistin Milla Nova, und das ungleiche Team macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.

    Der Fall ist sehr spannend, die Charaktere sind glaubhaft und gut geschrieben. Trotz kleiner Schwächen habe ich das Buch sehr gerne gelesen und werde ein Auge auf weitere Bücher der Reihe haben.

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  1. Der blinde Zeuge

    Nathaniel Brenner ist seit seinem 11. Lebensjahr blind. Er hat sich gut mit seinem Handicap eingerichtet und meistert seinen Alltag mit seiner Blindenführhündin Alisha und gelegentlich mit der App „Be my eyes“, bei der Sehende um Hilfe gebeten werden können. So wird er mit Carole verbunden und während des Gesprächs hört er plötzlich Gepolter und einen Schrei und das Gespräch bricht ab. Nathaniel ist sofort klar, dass er Ohrenzeuge eines Verbrechens geworden ist, doch bei der Polizei glaubt man ihm nicht. Er beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und bittet die TV-Journalistin Milla um Hilfe.

    Sehr kurze Kapitel bestimmen das Tempo des Kriminalromans und durch den ständigen Wechsel der Perspektiven von Nathaniel zu Milla, von der Polizei zu Carole wird dieses Tempo noch verstärkt. Die Blindheit des Spurensuchers wider Willen bringt noch einen besonderen Reiz, wenn Nathaniel zum Beispiel jemand verfolgen will und seine Hündin partout einen anderen Weg gehen möchte. Je mehr die Polizei von einem Hirngespinst ausgeht umso verbissener sucht Nathaniel, denn er ist überzeugt, dass Carole in großer Gefahr ist.

    Mir hat dieser Thriller sehr gut gefallen, zwei ganz unterschiedliche Handlungsstränge bestimmen das Buch und mir als Krimileserin war klar, dass sie miteinander verwoben sein müssen, auch wenn mir erst spät die Verbindung klar wurde.
    Milla, die investigative Fernsehjournalistin hat mir gut gefallen und ich könnte sie mir auch Leitfigur einer Krimiserie vorstellen. Blass dagegen blieben die handelnden Polizisten, allen voran Sandro. Er ist nicht nur von Berufs wegen involviert, er ist auch gleichzeitig Millas Freund, was immer wieder zu Reibungen führt, besonders wenn sich ihre Recherchen mit seinen Ermittlungen kreuzen. Er beharrt auf seiner Schweigepflicht, fühlt sich aber sofort angegriffen, wenn in Millas Berichten Polizeiarbeit thematisiert wird. Allein schon durch seine Blindheit ist Nathaniel der am besten charakterisierte Protagonist. Wie er mit seinen verbliebenen Sinnen das Handicap auszugleichen versucht, hat mir sehr gut gefallen.

    Lediglich das Ende hat mich nicht ganz überzeugen können, es bleiben nicht nur einige Fragen offen, es kam mir auch zu unvermittelt.

    Hervorheben möchte ich die Gestaltung des Buches. Die Klappenbroschur mit den aufgerauten Ecken erinnert ein wenig an die Punkte der Braille Schrift. Auch die grafische Gestaltung des Titelbild mit einer verloren wirkenden Figur zwischen den Buchstaben B L I N D passen sehr gut zum Inhalt. Im Klappentext erfahre ich auch, dass die Geschichte nach einem wahren Fall empfunden ist. Diesen Fall nachzulesen lohnt sich.

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  1. Be my Eyes!

    Als Kind ist Nathaniel erblindet. Seinen Alltag bewältigt der Mann gut mit Hilfe seines Blindenhundes. Manchmal hilft er sich mit der APP Be my Eyes, bei der sehende Helfer ihre Unterstützung anbieten. Bei einem dieser Telefonate wird er Ohrenzeuge einer Entführung. Einen Aufschrei hört er noch, dann ist die Verbindung zu Carole Stein weg. Von der Polizei nicht ernstgenommen, wendet er sich an Milla, eine Fernsehjournalistin, die ihm Glauben schenkt und in dem Fall aktiv wird. Was Nathaniel und Milla nicht wissen ist, dass Carole hochschwanger ist. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

    Christine Brand bietet in ihrem Thriller Blind ein eher ungewöhnliches Setting. Damit hebt sie sich wohltuend vom Einheitsbrei der Thriller Landschaft ab. Mit ihren beiden Protagonisten Nathaniel und Milla hat sie zwei sehr sympathische Charaktere geschaffen. Auch der Einblick, den sie in das alltägliche Leben einer blinden Person gewährt ist informativ. Die Konstruktion des Thrillers beruht auf mehreren Zufällen beruht, dennoch ist das Buch rasant spannend. Besonders gut gelungen ist ihr, die Ängste der schwangeren Carole um ihr ungeborenes Kind darzustellen. Da Carole in völliger Dunkelheit gefangen ist, schließt sich auch der Kreis zum blinden Nathaniel. Die Erzählstränge, deren Zusammenhang über lange Zeit völlig unklar ist, werden letztlich zusammengeführt. Mir mangelte es ein wenig an der Klärung sämtlicher Fragen. Trotzdem bleibt mir das Buch als mitreißende Unterhaltung in bester Erinnerung.

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  1. „Zu viele Verdächtige, kein Opfer und nichts ergibt einen Sinn.“

    Zum ersten und hoffentlich nicht letzten Mal ermittelt die Fernsehreporterin Milla Nova in „Blind“ in einem komplexen und spannenden Kriminalfall. Dieser Kriminalroman aus der Feder von Christine Brand ist im März 2019 bei blanvalet erschienen und umfasst 448 Seiten.
    Der blinde Nathaniel wird via der App „Be my eyes“ Zeuge eines Verbrechens. Da niemand ihm Glauben schenkt, wendet er sich an die Journalistin Milla, die ihrerseits gerade in einem Aids-Skandal recherchiert. Mit ihr gemeinsam macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit, und beide stoßen auf ungeahnte Zusammenhänge, die schließlich Nathaniel selbst in Gefahr bringen.
    Der Roman liest sich von der ersten bis zur letzten Seite ausgesprochen spannend, sodass man das Buch beim Lesen kaum aus der Hand legen mag. Nach und nach stoßen Ermittler/innen und Leser/innen auf neue Zusammenhänge, werden mit möglichen Täter/innen und Motiven konfrontiert, weshalb man sich beim Lesen immer wieder den Kopf darüber zerbricht, was wohl hinter dem vermeintlichen Verbrechen stecken mag – und ob nicht auch Nathaniel selbst etwas zu verbergen hat. Unterstützt wird diese Spannung durch den Perspektivwechsel, der die Leser/innen immer wieder in die Gedankenwelt des Entführungsopfers lenkt, und die Cliffhanger, mit denen die in der Regel recht kurzen Kapitel oftmals enden.
    Über weite Strecken des Kriminalromans sind Leserinnen und Leser den Ermittelnden an Wissen um mögliche Zusammenhänge voraus, was aber der Spannung keinen Abbruch tut – genau im Gegenteil, ist es doch interessant nachzuvollziehen, wie diese die Puzzleteilchen nach und nach zusammensetzen. Außerdem wird das Verbrechen als Ganzes an sich erst nach einem dramatischen Finale aufgeklärt, man darf also bis zum Ende mit den Charakteren mitgrübeln und –bangen. Ein wenig unbefriedigt hat das Ende mich dann doch zurückgelassen, da nicht alle Handlungsstränge zur Gänze aufgelöst werden.
    Brands Sprache ist flüssig und schnörkellos zu lesen, was Lesende schnell voranschreiten lässt und kurzeilige Lesestunden beschert.
    Die Charaktere sind realitätsnah und meist sympathisch gezeichnet, gerade die Perspektivwechsel laden zu einer Identifikation mit denselben ein, sodass man sowohl mit Täter als auch mit Opfer mitfühlen kann. Ganz im Nebenbei erfährt man als Leser/in durch die Begegnung mit Nathaniel auch Wissenswertes aus der Welt der Blinden, der Umgang der anderen Charaktere mit ihm hat mich immer wieder auf Aspekte gestoßen, an die ich im Alltag so nicht denke.
    Das düstere Cover, auf dem hell das Wort „Blind“ hervorsticht und ein einsamer junger Mann im Begriff ist, durch die aus dem großen L gebildete Tür hindurchzugehen, stimmt eindrücklich auf die Lektüre ein. Ein besonderes Highlight sind die angerauten Ecken des Covers, die das Buch auch zu einem haptischen Erlebnis werden lassen.
    Alles in allem präsentiert Christine Brand mit „Blind“ einen sehr lesenswerten und komplexen Kriminalroman, der Leserinnen und Leser von der ersten Seite an fesselt und so eben ein echter Pageturner ist. Lediglich das aus meiner Sicht nicht völlig befriedigende Ende hindert mich daran, dem Roman die volle Punktzahl zu geben. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier aber um einen Krimi, der auch allen anderen Liebhaber/innen dieses Genres ein paar kurzweilige, spannende und „rätselhafte“ Lesestunden bereiten dürfte und den ich deshalb gerne als Lektüre weiterempfehle.
    Sehr herzlich möchte ich mich beim Verlag für das Zurverfügungstellen dieses Rezensionsexemplar bedankten.

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