Betongold: Kriminalroman

Buchseite und Rezensionen zu 'Betongold: Kriminalroman' von Tanja Weber
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Betongold: Kriminalroman"

Josef Frey, genannt Smokey, hat sein Leben als Mordermittler verbracht, doch seit fünf Jahren ist er raus. Morbus Bechterew, eine unheilbare Rückenkrankheit, zwingt ihn, den Blick auf den Boden zu richten, goldenen Münchener Boden. Mithilfe von Cannabis und endlosen Spaziergängen durch die Stadt will er seinen Schmerzen entkommen. Bis sein alter Freund Schani, der sich zuletzt als Immobilienhai einen unrühmlichen Namen gemacht hat, mit dem Gesicht nach unten in einer Baugrube liegt. Auf der Suche nach der Wahrheit über den Tod des Freundes muss Smokey weiter durch München laufen, denn er weiß: Die Antwort liegt irgendwo da draußen, in den Straßen seiner schönen und grausamen Stadt.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:240
EAN:9783455012149

Rezensionen zu "Betongold: Kriminalroman"

  1. Freunde fürs Leben

    Morbus Bechterew ist schuld, dass Smokey seinen Job als Mordermittler nicht mehr ausüben kann. Mit langen Spaziergängen und Cannabis versucht er der Schmerzen Herr zu werden. Doch als sein Freund aus Kindertagen, der Immobilienhai Schani, tot in einer Baugrube liegt, muss Smokey herausfinden, was passiert ist.
    Dieser Regionalkrimi, der in München spielt, hat mich nicht wirklich packen können. Mit dem ausführlichen Schreibstil wurde ich nicht richtig warm und so hielt sich auch die Spannung in Grenzen. Authentisch wurde die Atmosphäre durch den bayrischen Dialekt, der aber für Nichtbayern etwas schwierig ist. Einiges wurde auch öfters wiederholt, dabei hatte ich es auch beim ersten Mal gerafft.
    Es handelt sich um einen Krimi, aber viel mehr geht es um die Beziehung von drei Freunden. Die Charaktere sind sehr ausführlich beschrieben. Die Freunde sind nicht mehr die Jüngsten, aber sie stehen zusammen und kümmern sich umeinander und um die Familienangehörigen. Alle haben ihre Ecken und Kanten. Smokey leidet aufgrund seiner Krankheit und kriegt nicht wirklich etwas gebacken, macht sich aber an die Ermittlungen. Schani war ein skrupelloser Gauner, der mit seinen Geschäften die Leute über den Tisch gezogen hat. Dazu kommt noch der Moni, eigentlich Matthias, der eine Kneipe hat.
    Ein Kriminalroman, der mich nicht wirklich überzeugen konnte, denn mir fehlte die Spannung.

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  1. Mit dem Russen auf dem Rücken

    Der Sepp, der Hias und der Schani sind schon seit mehr als 50 Jahren Freunde. Freunde, wie man sie nur in der Jugend findet und dann hält die Bindung ein Leben lang, egal wie unterschiedlich die Lebenswege verlaufen.

    Der Hias wollte weg aus Giesing, die Welt erkunden und kam mit seiner Monique zurück um Monis Eck aufzumachen, und wurde zum Moni, der Sepp ging zur Polizei, bis ihn der „Russe auf seinem Rücken“, sprich Morbus Bechterew, in den Frühruhestand zwang. Und der Schani ist immer der gleiche geblieben, viel Muskeln, eine große Klappe und ein großes Herz, zumindest für die Seinen. Ansonsten hat er viel Geld verdient, hatte immer den richtigen Riecher und in Immobilien gemacht. Doch jetzt liegt der Schani in einer seinen Baugruben, die silbernen Schlangenlederstiefel sind unverkennbar.

    Sepp, der inzwischen Smokey genannt wird, weil er medizinisches Marihuana gegen seine Schmerzen raucht, will wissen, was da passiert ist.

    Giesing, das ist das heimliche Herz von München, aber die Gentrifizierung macht auch vor diesem alten Arbeiterviertel nicht halt. Den alten Mietern flattern Modernisierungsankündigungen ins Haus, wenn sie nicht gleich entmietet werden. Und der Schani war stets dabei.

    Ich schätze Tanja Weber als Autorin besonderer Kriminalromane schon lange, aber mit „Betongold“ hat sie ihr Meisterstück abgeliefert. Wie sie lakonisch und verdichtet erzählt ist große Klasse. Mir ist meine Münchner Zeit – in den 70iger Jahren habe ich dort gelebt – wieder sehr lebendig geworden. In Rückblenden lässt sie ihren Protagonisten Sepp auch an die vergangenen Jahrzehnte blicken und so entsteht eine sehr atmosphärische Geschichte Münchner Lebens.

    Freundschaft ist ein großes Thema in diesem Roman. Wie man sich ein Leben lang kennen kann und doch nicht immer alles weiß oder erfassen kann. Wie sich Menschen ändern, auch wenn man die Veränderungen nicht sehen will und lieber an eine große Familie glaubt. Die zu den 60gern halten, auch wenn das große Spiel jetzt an der Säbener Straße gespielt wird. Ein bisschen Wehmut ist dabei, wenn Tanja Weber vom leuchtenden München erzählt, das schon lange nicht mehr so glänzt und in Giesing eh nie so hell strahlte. Damit wird der Krimi auch gleichzeitig zum Gesellschaftsroman, der ganz aktuelle Bezüge zu Mietwucher und Immobiliendeals hat.

    Betongold ist kein Krimi für nebenher, seine Spannung bezieht er aus den hervorragend skizzierten Milieubeschreibung und den Figuren, die Tanja Weber sehr echt und sehr menschlich gelungen sind.

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