Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss

Buchseite und Rezensionen zu 'Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss' von Tara Westover
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss"

Wie Bildung mir die Welt erschloss
Gebundenes Buch
Von den Bergen Idahos nach Cambridge - der unwahrscheinliche "Bildungsweg" der Tara Westover.
Tara Westover ist 17 Jahre alt, als sie zum ersten Mal eine Schulklasse betritt. Zehn Jahre später kann sie eine beeindruckende akademische Laufbahn vorweisen. Aufgewachsen im ländlichen Amerika, befreit sie sich aus einer ärmlichen, archaischen und von Paranoia und Gewalt geprägten Welt durch - Bildung, durch die Aneignung von Wissen, das ihr so lange vorenthalten worden war. Die Berge Idahos sind Taras Heimat, sie lebt als Kind im Einklang mit der grandiosen Natur, mit dem Wechsel der Jahreszeiten - und mit den Gesetzen, die ihr Vater aufstellt. Er ist ein fundamentalistischer Mormone, vom baldigen Ende der Welt überzeugt und voller Misstrauen gegenüber dem Staat, von dem er sich verfolgt sieht. Tara und ihre Geschwister gehen nicht zur Schule, sie haben keine Geburtsurkunden, und ein Arzt wird selbst bei fürchterlichsten Verletzungen nicht gerufen. Und die kommen häufig vor, denn die Kinder müssen bei der schweren Arbeit auf Vaters Schrottplatz helfen, um über die Runden zu kommen. Taras Mutter, die einzige Hebamme in der Gegend, heilt die Wunden mit ihren Kräutern. Nichts ist dieser Welt ferner als Bildung. Und doch findet Tara die Kraft, sich auf die Aufnahmeprüfung fürs College vorzubereiten, auch wenn sie quasi bei null anfangen muss ... Wie Tara Westover sich aus dieser Welt befreit, überhaupt erst einmal ein Bewusstsein von sich selbst entwickelt, um den schmerzhaften Abnabelungsprozess von ihrer Familie bewältigen zu können, das beschreibt sie in diesem ergreifenden und wunderbar poetischen Buch.
" Befreit wirft ein Licht auf einen Teil unseres Landes, den wir zu oft übersehen. Tara Westovers eindringliche Erzählung - davon, einen Platz für sich selbst in der Welt zu finden, ohne die Verbindung zu ihrer Familie und ihrer geliebten Heimat zu verlieren - verdient es, weithin gelesen zu...

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:448
EAN:9783462050127

Rezensionen zu "Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss"

  1. Blick in eine Parallelwelt

    Schlimmer kann man es wohl nicht erwischen. Tara Westover ist im tiefsten Idaho in einer extrem gläubigen Mormonenfamilie aufgewachsen, die ihre Glaubensgrundsätze über jede Vernunft stellten und mit aller Brutalität durchsetzten. Sie durfte keine Schule und keine Ärzte besuchen und war den Launen ihres verrückten Vaters und Bruders hilflos ausgesetzt. Schlimme körperliche Verletzungen waren gottgegeben und wurden von ihrer Mutter mit Kräutern behandelt.

    Sehr nachvollziehbar erzählt sie, wie es sich in so einer Familie lebt und wie sie sich daraus befreit hat. Es dauert lange, bis sie überhaupt merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist und noch länger dauert es, bis sie daran etwas ändern kann. Diese Gehirnwäsche ist nachhaltig.

    Dieses Buch ist schonungslos, erklärt aber auch Unerklärliches, erzählt von einem bewegenden Schicksal und schafft es dabei, objektiv zu bleiben. Tara musste viel erleiden, liebte aber auch ihre Familie. Ein Zwiespalt, der es noch einmal schwerer machte, sich zu emanzipieren.

    Ein erschütterndes und erhellendes Buch, ein verstörender Blick in eine Parallelwelt und die Geschichte einer bewundernswerten Frau.

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  1. Erschreckend und unglaublich

    Tara wächst als jüngstes Kind von sieben in der Einöde Idahos auf. Ihr Leben ist geprägt vom religiösen Fanatismus und paranoiden Wahnvorstellungen des Vaters. Gene Westover lässt seine Kinder lieber auf seinem Schrottplatz schuften statt ihnen Schulbildung zu ermöglichen. Nicht einmal eine Geburtsurkunde existiert für Tara bis sie neun ist. Alles was der Familie zustößt ist von Gott gewollt, Frauen und Mädchen zählen nichts, schon eine entblößte Schulter ist unsittsam und macht Tara zur „Dirne“. Erst kurz vor dem Erwachsenwerden kann Tara durchsetzen, eine Schule zu besuchen. Bildung macht es der jungen Frau möglich, aus einem Leben voller Einschränkungen auszubrechen und ihren eigenen selbstbestimmten Weg zu gehen.
    Es ist eine unglaubliche Geschichte, dass so ein Leben in unserer Zeit, in einem entwickelten, voll industrialisierten Land überhaupt möglich ist. Zornig machte mich Taras Lebensgeschichte. Frauenleben, die nichts wert sind, ausgeliefert einem religiösen Spinner und was ich eigentlich noch viel gefährlicher hielt, dem vollkommen irren und aggressiven Bruder. Wo waren hier die existierenden Großeltern, der Priester aus der Kirchengemeinde, die Nachbarn.
    Manches an der Geschichte ließ mich allerdings auch zweifeln. Die Familienmitglieder überleben zum Teil bizarre Unfälle mit lebensgefährlichen Verletzungen. Ereignisse, die durchaus nach außen drangen und niemand, keine Einsatzkräfte, keine Unfallzeugen, bezieht Position. Schwerste Verbrennungen heilen mit Homöopathie und Kräuterölen – weil Gott es so will? Als Tara dann das kirchliche College besucht, weiß sie nicht, was der Holocaust ist oder dass Europa ein Kontinent ist, graduiert aber bald darauf in Philosophie? Nicht auf alles in dieser erschreckenden Biografie konnte ich mir einen Reim machen.

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