Ihr Begriff „Die Banalität des Bösen“ wurde zum geflügelten Wort. Die jüdische Philosophin und Journalistin Hannah Arendt prägte ihn, als sie 1961 für die Zeitschrift „The New Yorker“ am Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem teilnahm. "Eichmann war nicht Macbeth“, schrieb sie, "Außer einer ganz ungewöhnlichen Beflissenheit, alles zu tun, was seinem Fortkommen dienlich sein konnte, hatte er überhaupt keine Motive." Er sei nicht dumm gewesen, sondern „schier gedankenlos“.

Hannah Arendt wurde 1906 in Hannover-Linden als Tochter säkularer Juden geboren. Nach dem Abitur studierte sie ab 1924 Philosophie an der Universität Marburg. Dort lernt sie den deutlich älteren Philosophen Martin Heidegger kennen. Die beiden verlieben sich und beginnen eine Beziehung, die sie geheim halten. Erst ein halbes Jahrhundert später macht Arendts Biografin die Liaison publik. Als sich Heidegger Anfang der 1930er Jahre der NS-Ideologie zuwendet und der NSDAP beitritt, bricht sie den Kontakt ab. Erst 1950 treffen sie sich wieder.

Hannah Arendt ging früh von der Machtergreifung der Nazis aus, blieb zunächst aber in Berlin und gewährte Flüchtlingen Unterkunft. 1933 wurde sie von der Gestapo verhaftet, kam nach einer Woche aber wieder frei und emigrierte nach Paris. Nach Kriegsbeginn internieren sie die Franzosen als feindliche Ausländerin. Später schreibt sie sarkastisch darüber, dass die Zeitgeschichte eine neue Gattung von Menschen geschaffen hat, „...die von ihren Feinden ins Konzentrationslager und von ihren Freunden ins Internierungslager gesteckt werden“. 1941 emigriert Arendt mit ihrer Mutter und ihrem Ehemann in die USA.

Später wird sie sagen, dass nicht die Machtergreifung Hitlers der große Bruch in ihrem Leben gewesen ist. Der Tag, an dem sie und ihr Mann von Auschwitz erfuhren, habe alles verändert. Wie konnte es zu so einem Zivilisationsbruch kommen? Zu einer fabrikmäßigen Tötung? Das will sie begreifen. 1951 erscheint ihr Buch „The Origins of Totalitarianism“. Ihr Totalitarismus-Buch wird ein Erfolg. Weltweit lädt man sie zu Vorträgen ein. Sie erhält Lehraufträge amerikanischer Universitäten.

Die Ursprünge totalitärer Systeme und die Freiheit des Menschen beschäftigt sie ihr ganzes Leben lang.

„Unter freien Umständen sollte eigentlich jeder einzelne entscheiden dürfen, was er nun gerne sein möchte, Deutscher oder Jude oder was immer..“

Dabei beharrt sie selber für sich auf unbedingter Unabhängigkeit. Sie beugt sich keinen akademischen oder politischen Zwängen, folgt auch keiner bestimmten Theorie, wird nicht Mitglied einer Denkschule mit bestimmter Ausrichtung. „Denken ohne Geländer“ nannte sie das.

Heute gilt sie als eine der bedeutendsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Hannah Arendt starb am 4. Dezember 1975 in New York.

Quelle: wikipedia.de

Rezensionen zu Hannah Arendt

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Rezension zu Über das Böse Hannah Arendt
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von: parden - 26.06.2019
Hannah Arendt geht in dieser Vorlesung der Frage nach, wie - nach dem beispiellosen Zusammenbruch und Versagen von Moral im Sinne von Tugend und Sitte im Nationalsozialismus - eine Ethik oder gar Natur des Guten begründbar ist. In freier Bezugnahme auf Denker wie Kant, Sokrates, Jesus von Nazareth und Friedrich Nietzsche lässt sie sich von dem Empfinden leiten, dass das "Böse" ein "...
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