Aus Verantwortung

Buchseite und Rezensionen zu 'Aus Verantwortung' von Karl Graf Stauffenberg
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Inhaltsangabe zu "Aus Verantwortung"

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Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:176
Verlag:
EAN:9783957682116

Rezensionen zu "Aus Verantwortung"

  1. Aus Verantwortung

    Aus Verantwortung
    Was der moderne Liberalismus mit dem 20. Juli 1944 zu tun hat

    Der Autor Karl Schenk Graf von Stauffenberg ist der Enkel des Hitler-Attentäters Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg – der Untertitel nimmt also Bezug auf dieses geschichtliche Ereignis.

    In dem vorliegenden Erstlingswerk geht es aber primär nicht um eine Darstellung der geschichtlichen Ereignisse, die in das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 durch Oberst Graf Stauffenberg mündeten, vielmehr versucht der Autor, aus der Handlung seines Großvater Claus Schenk Graf von Stauffenberg moralische Prämissen auch für sein eigenes politisches Denken und Handeln abzuleiten – dies ist ihm gelungen, denke ich!

    Wer sich für die historische Person Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg sowie den historischen Kontext interessiert, dem sei die Biographie des bekannten Historikers Peter Hoffmann empfohlen, die auch aktuell im Buchhandel erhältlich ist; das vorliegende Werk des Enkels, Karl Graf Stauffenberg, erfüllt dahingehende Erwartungen nicht, erhebt aber auch gar nicht diesen Anspruch.

    Das hier zur Diskussion stehende Buch von Karl Graf Stauffenberg kann als politisches Bekenntnis zum Liberalismus und zu unserem Rechtsstaat unter deutlichem Bezug auf die Erfahrungen des 20. Juli 1944 gewertet werden und stellt die persönlichen Schlußfolgerungen des Enkels des Hitler-Attentäters, Karl Graf Stauffenberg, für unsere Gegenwart dar.

    „Aus Verantwortung“ läßt sich sehr flüssig lesen, weil es in Form eines Interviews daherkommt: Der Gesprächspartner Stauffenbergs ist der bekannte Journalist Armin Fuhrer, der hier durch umfassende historische Kenntnisse überzeugen kann – das Buch ist daher auch ein wenig ein Streifzug durch die jüngere deutsche Geschichte.

    Im Teil 1, „Erbe und Verpflichtung“, schildert Karl Graf Stauffenberg sein eigenes Leben als Enkel des berühmten Hitler-Attentäters: Seine Kindheit war, wie Karl Graf Stauffenberg sehr freimütig und offen schildert, keineswegs nur eine Erfolgsgeschichte, er litt und leidet seit seiner späten Jugend aufgrund zweier sehr traumatischen persönlichen Erlebnisse unter Depressionen, die das fast zwangsläufige Resultat dieser Ereignisse waren und sind.
    Die Offenheit, mit der er über eines dieser Ereignissse berichtet, die wohl die meisten Menschen in einem solchen Buch, das ja auch ein wenig eine sehr politische Kampfschrift für den Liberalismus und gegen jede Form des Extremismus ist, nötigt mir persönlich höchsten Respekt ab: Ich hätte mir das nicht getraut!

    Aber diese Offenheit und Ehrlichkeit, manchmal an der Grenze zur Naivität, macht das Lesen dieses Erstlingswerkes von Karl Graf Stauffenberg so erfrischend spannend!

    Im Teil 2 schildert der Autor seinen Weg in die Politik – er ist früh der FDP beigetreten, aber erst vor einigen Jahren wirklich politisch aktiv geworden, dies mündete in eine Kandidatur für den bayerischen Landtag im Jahr 2018.
    Hier setzt der Autor sich, teilweise auch polemisch, aber immer argumentativ mit seinen Mitbewerbern anderer Parteien auseinander, dabei akzentuiert er seine politische Position sehr deutlich: da tritt der Politiker, der Karl Graf Stauffenberg auch ist, sehr deutlich hervor.

    Besonders das Kapitel „Jagd ist gelebter Naturschutz“ zeigt, daß Karl Graf Stauffenberg ein wenig auch in der Tradition und entsprechender Sozialisation seiner adeligen Grundbesitzer-Vorfahren lebt: Hier wird besonders deutlich, daß er seine Positionen mit Herzblut vertritt, auch wenn dies politisch gar nicht sehr opportun sein mag!
    In dieser Hinsicht teile ich persönlich seine Positionen zu Jagd und Naturschutz, sie sind argumentativ und nachvollziehbar und vor allem Erfahrungsbasiert – daran mangelt es leider bei vielen modernen Zeitgenossen aus dem grünen Spektrum gelegentlich…

    Alles in allem: Ein sehr flüssig zu lesendes Buch, daß klar politisch Stellung bezieht zu Fragen der Gegenwart aus der Sicht eines Liberalen und Kontroversen mit dem gegenwärtigen Mainstream nicht scheut, und das uns, auch dank der geschickten Fragestellung durch den Journalisten Armin Fuhrer, das Verständnis für die menschliche und politische Seite des Enkels des Hitler-Attentäters sehr erleichtert.

    Ein kleiner Wermuths-Tropfen ist der recht hohe Preis des Buches, eine Taschenbuch-Version wäre vielleicht sinnvoller gewesen, da der Autor sich sicher eine möglichst große Verbreitung wünschen müßte!
    Trotzdem: Klare Kaufempfehlung!

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