Aufmarsch der Republikfeinde

Buchseite und Rezensionen zu 'Aufmarsch der Republikfeinde' von Gunnar Kunz
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Aufmarsch der Republikfeinde"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:216
EAN:9783755779605

Rezensionen zu "Aufmarsch der Republikfeinde"

  1. 4
    02. Mär 2022 

    Kleiner Durchhänger

    Ich mag diese Reihe historischer Krimis aus der Zeit der Weimarer Republik um das Brüderpaar Gergor und Hendrik Lielientahl sowie Diana Lilienthal. Um so erfreuter war ich, dass innerhalb kurzer Zeit mit "Dolchstoss" (kürzlich rezensiert) und "Aufmarsch der Republikfeinde" zwei Bände erschienen. Doch der letzte markiert leider einen kleinen Durchhänger in der Serie. Leopold Debus, Besitzer einer Textilfirma, wird erhängt von seiner Schwester und Putzfrau aufgefunden. Angesichts der Tatsache, dass sein Betrieb wegen der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise kurz vor dem Konkurs stand, liegt ein Selbstmord nahe, doch Kommissar Gregor Lileinthal gibt sich damit nicht zufrieden, zumal ein Abschiedsbrief fehlt. Und tatsächlich erweist sich der Selbstmord schnell als Mord, ein gefälschtes Testament bringt die Schwester unter Verdacht, aber es gibt auch zahlreiche Entlassene unter den Arbeiten des Betriebs, die Grund genug hätten, den Unternehmer ins Grab zu bringen. Es dauert relativ lange, bis es Gregor unter tatkräfiger Hilfe seines Bruders gelingt, die tatsächlichen Hintergründe der Mordtat offenzulegen. Das allas liest sich sehr flüssig, allerdings finde ich, dass es Gunnar Kunz dieses Mal mit den zeitgeschichlichen Hintergründen etwas übertreibt. Sicher gelingt es ihm, die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise und die dadurch bedingte Verzweiflung der davon betroffenen Menschen anschaulich zu schildern, trotzdem kommt man sich als Leser manchmal vor wie in einem Proseminar zur Endphase der Weimarer Republik, wenn der Autor die zahlreichen Notverordnungen Brünings ausführt oder gar die Affäre um die Boxheimer Dokumente oder die interne Berliner SA-Revolte ins Spiel bringt, die mit dem Fall nun so gar nichts zu tun haben. Nimmt man den Umfang des Buches(incl. Nachwort 214) Seiten, so bleiben nach Abzug der historischen Exkurse und der Darstellung einer Nebenhandlung (ein aus dem Zuchthaus geflohener Häftling bedroht Gregor und seine Familie), gefühlte 70 Seiten für den eigentlichen Fall übrig.

    Zudem heißt es wohl Abschied von dem Trio zu nehmen, denn angesichts der immer näher kommenden Machtübernahme durch die Nationalsozialisten scheint es fragwürdig, dass der demokratisch gesinnte Kommissar und sein Bruder, der Universitätsdozent, dessen Vorlesungen bereit jetzt schon massiv von NSB gestört werden, eine berufliche Zukunft in Deutschland haben können. Ich bin mal gespannt, ob und ggf. wie sich Gunnar Kunz aus dieser Sackgasse herausmanövriert.

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