Auf Fett Sieben: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Auf Fett Sieben: Roman' von  Gabriele Kögl
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Auf Fett Sieben: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:192
Verlag:
EAN:9783835312104

Rezensionen zu "Auf Fett Sieben: Roman"

  1. Kratzenliebe

    Iphigenie Elektra Persephone – was für ein Name für eine 15-jährige, die sich dann doch lieber Phigie nennt. Die Eltern sind geschieden. Das Mädchen pendelt zwischen Mutter und Vater, wohnt dort, wo es gerade aushaltbarer ist. Zwischen Schule und Party ist sich Phigie größtenteils selbst überlassen, während die Eltern hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt sind. Der Mutter, einer Literatur- und Theaterkritikerin, ist Phigies schlechte Deutschnote zuwider. Sonst hat man nicht den Eindruck, dass es sie viel kümmert, was die Tochter den ganzen Tag treibt. Der Vater, ehemals Unternehmensberater, jetzt arbeitslos, verkommt immer mehr. Phigie freundet sich mit Merve an, von deren Hijab und präzisen Vorstellungen Phigie fasziniert ist. Mit dem täglichen Scheitern der Erwachsenen konfrontiert, probiert Phigie aus was geht.

    „Das Leben ist trial and error, Phigie, sagte…nun ganz cool, und bei uns ist es momentan error.“

    Gabriele Kögl hat mit ihrem Roman „auf fett sieben“ auch viel ausprobiert. Der gesamte Text besteht aus einer Kunstsprache, einer übersteigerten Jugendsprache, mit fantastischen Wortkreationen unter größtmöglicher Ignoranz von Hilfsverben. Jugendliche werden sich in dieser Sprache wahrscheinlich gar nicht wiedererkennen. Doch für die erwachsenen Lesenden ist es eine Reise wie in ein fremdes Land und Phigie ist unser Guide. Dabei braucht Phigie in vielen Dingen noch selbst eine Anleitung. Das Internet hat immer für sie Zeit: Chatrouelett, Facebook, Pornoseiten.

    „Zum Glück hatt ich eine Kratze. Heidi. Meine Mam, dachte, voll süß, die habe ich bestimmt nach der Schweizerheidi…“

    Mit dem Kratzennamen setzt Phigie einen Kontrapunkt zu ihrem eigenen Namen, Bohemian Bourgeois versus TV-Trash. Die Kratzenliebe wird zum Spielball der Beziehung zwischen Phigie und der Mutter. Wohlstandsverwahrlost, das Taschengeld kommt vom Schottergott, dem man mit vierstelligem Gebet huldigt. Die inszenierte Sprache ist oft schreiend komisch. Doch unter dem rotzigen Monolog verbirgt sich eine junge Frau, die im Erwachsenwerden nicht alles für gegeben hält, viel hinterfragt und auch einen ganz klaren Blick auf ihre Lebensumstände hat.

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