Auf Basidis Dach

Buchseite und Rezensionen zu 'Auf Basidis Dach' von Mona Ameziane
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Auf Basidis Dach"

Zuhause ist für Mona Ameziane der Norden des Ruhrgebiets, aber auch der Norden Marokkos. In ihrem ersten Buch erzählt sie vom Aufwachsen zwischen zwei Kulturen, die mehr zu trennen scheint als drei Stunden Flugzeit, von abenteuerlichen Taxi-fahrten durchs Atlasgebirge und von einer leeren Dachterrasse voller Erinnerungen.

Format:Broschiert
Seiten:224
Verlag:
EAN:9783462000993

Rezensionen zu "Auf Basidis Dach"

  1. 5
    13. Dez 2021 

    Natürlicher Lebensraum

    Eine Tasse Pfefferminztee in einem Café in Fès, schwungvoll aus einem halben Meter eingegossen. Ein Handy voller Kontakte von Taxifahrern in ganz Marokko, die meisten von ihnen hören auf den Namen Mohammed. Eine Dachterrasse voller Erinnerungen, manche von ihnen sogar voller Blut. Eine ältere Frau, die sich nur noch mit einem einzigen Wort verständigen kann, „Allah“. Und mittendrin eine junge Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln und nach der Antwort auf die Frage, ob jeder von uns eigentlich einen natürlichen Lebensraum hat.

    In ihrem Buch „Auf Basidis Dach“ schreibt Mona Ameziane, Journalistin und Moderatorin (unter anderem der sehr hörenswerten Büchersendung „1Live Stories“), über ihre „halbe Heimat“ Marokko. Als Tochter einer Deutschen und eines Marokkaners beantwortet sie bereits mit vier Jahren die Frage nach ihrer Herkunft mit „Ich komme aus halb Marokko und halb Deutschland“. Auch im Erwachsenenalter setzt das sich fort, doch dieses Mal stellt Ameziane sich selbst die Fragen, u.a. „Bin ich eigentlich marokkanisch genug?“.

    In kurzen, aber inhaltsvollen Kapiteln berichtet die Autorin von ihrer letzten Reise nach Marokko, auf der sie ihr Vater begleitet, aber auch von Erfahrungen und Erlebnissen aus ihrer Kindheit und Jugend. Dabei macht sie, für mich persönlich, einfach alles richtig. Sie stellt die eigene Person in den Mittelpunkt, voller Ehrlichkeit und ohne Arroganz. Sie erzählt ebenso von schwierigen Momenten, wie von glücklichen, von traurigen, wie von lustigen – einfach eine perfekte Mischung. Und sie akzeptiert auch, dass es nicht auf alle Fragen eine eindeutige Antwort gibt, so zum Beispiel auf die nach der Rolle der Frau in Marokko.

    Aus Mona Amezianes Worten ist auf jeder Seite die Liebe zu ihrer Familie zu lesen, die ihr die Möglichkeit gegeben hat, mit dem besten aus zwei Welten aufzuwachsen – ihr Basidi (so nennt man den Großvater in Marokko) gab ihr neben der Liebe zur Literatur auch noch den Titel für ihr Buch mit auf den Weg. „Auf Basidis Dach“ ist aber auch eine Liebeserklärung an ein Land, das die Autorin fasziniert, das sich ihr aber vielleicht nie ganz erschließen wird. Und das ist in Ordnung.

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  1. 4
    30. Nov 2021 

    Vom Aufwachsen und Leben in und mit zwei Kulturen

    In ihrem autobiographischen Buch erzählt Mona Ameziane vom Aufwachsen und Leben in und mit zwei Kulturen – der deutschen und der marokkanischen. In sehr abwechslungsreichen und niemals langweiligen Episoden bekommt der Leser aber nicht nur einen Einblick in das Land Marokko, sondern auch einen sehr persönlichen Einblick in die Familie und damit verbundene Kindheitserinnerungen der Autorin.
    Dieses Buch habe ich unglaublich gerne gelesen – und da ich recht selten Sachbücher lese, will das auf jeden Fall etwas heißen. Es liest sich sehr kurzweilig, aber niemals oberflächlich, und ist insgesamt ein sehr persönliches und ehrliches Buch, so dass es einem sehr leichtfällt, mit der Autorin mitzufühlen. Mona Ameziane ist aber nicht nur eine sympathische Erzählerin, sie beherrscht auch ihr Handwerk: Obwohl die einzelnen Anekdoten nicht chronologisch angeordnet sind, fügt sich nahtlos eins ins andere – weswegen man das Buch zwischendurch kaum beiseitelegen möchte. Sie erzählt und beschreibt sehr reflektiert, drängt einem dabei aber nichts auf, so dass immer noch Platz für die eigenen Gedanken bleibt.
    Insgesamt hat mich das Buch positiv überrascht und ich würde definitiv gerne mehr von der Autorin lesen. Wer auch nur ein bisschen Lust verspürt, eine gedankliche Reise nach Marokko zu unternehmen, der sollte dieses Buch in die Hand nehmen.

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  1. Daheim in zwei Ländern

    Mona Ameziane lebt in Deutschland und möchte sich auf die Suche nach ihrer Herkunft und Wurzeln machen.Mitte September 2010 begibt sich Mona in ein Flugzeug ohne Rückflugticket nach Marokko und bleibt für zehn Monate in dem Land.

    Der Schreibstil ist leicht,bildhaft und eher ruhig.Die Autorin war mir von Anfang an sogleich sympathisch.Der Spannungsbogen umfasst dabei das ganze Buch.

    Fazit:Ich wurde praktisch nach dem ersten Kapitel sofort in das Flair Marokkos hineingezogen.Ich konnte die Farben und Gerüche aber auch zum Teil Geräusche sprichwörtlich"sehen".Die Autorin beschreibt sehr gut das alte,traditionelle und das neue aber auch arm und reich.Da wären zum Beispiel die Hanouts. Es sind kleine Tante Emma Läden die vom Aussterben bedroht sind.Mona erzählt viel von ihrer Familie wie sich ihre Eltern kennengelernt hatten und von ihrer eigenen Jugend in Deutschland.Dieser Roadtrip hat mich begeistert,zwischendurch schmunzeln und zuweilen auch staunen lassen.Ich fand es nur schade dass es keine Bilder dazu gab.So zwei bis drei Bilder zwischendurch hätten diese Biographie durchaus aufgelockert.Natürlich spielen auch die Religionen,die Politik,das Kulturelle und der Rassismus eine Rolle.Die Autorin setzt sich mit diesem Thema viel auseinander und lässt sie immer mal wieder mit einfließen.Der Schreibstil ist sehr ruhig da hat es dann doch die eine und andere Länge für mich gegeben.Sie hat sehr detailliert geschrieben und bei einigen Themen hätte ich mir ein oder zwei Sätze weniger gewünscht.Ich hatte dieses Buch gelesen weil ich von Marokko eigentlich noch gar nicht so viel gelesen habe und ich wurde nicht enttäuscht.Es ist kein Buch für zwischendurch denn ich musste mich öfters mit den Themen auseinandersetzen und hatte die eine oder andere Frage.Ich hatte beim lesen immer das Gefühl dass es eine sehr persönliche Biograpfie ist.
    Zum Schluss gibt es noch ein Quellenverzeichnis und ein Glossar.

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